Erotische Geschichten

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Der Schuldschein

3 von 5 Sternen
„Schön ist der“ sagte sie ganz hingerissen und liess den Seidenschal
durch ihre Hände gleiten. Das war er wirklich. In allen Herbstfarben,
die die fernöstliche Textilindustrie der europäischen Natur abgeschaut
hatte. Und so leicht, dass er sich in ihrer Hand anfühlte wie eine
Feder.
„Du musst ihn aber bezahlen“, meinte ihr Freund. Das ernüchterte
sie etwas. Wie kam er auf die Idee? Sie war sicher gewesen, dass er
ihr dieses Andenken von seiner Reise als Geschenk mitgebracht
hatte.

„Na was hat er denn gekostet?“ fragte sie und schluckte ihren Ärger
herunter. Sie war froh, ihren Freund nach all den Wochen endlich
wiederzusehen und wurde schon langsam ungeduldig. Sie roch den
Duft seiner Haut, und sie wollte jetzt endlich seine Hände spüren und
ihren nackten Körper an seinen drücken, und dann eins mit ihm
werden – ganz schnell. Und ganz lang. Und ganz wild.

„Fünfzehn Dollar“ sagte der schöne Mann an ihrer Seite. Wenn sie
nicht so verärgert gewesen wäre, hätte sie das Lachen in seiner
Stimme bemerkt. Aber sie war verärgert, und es entging ihr. „Aber
lass dein Geldtäschchen stecken. Ich habe mir etwas anderes
überlegt, wie du dich erkenntlich erweisen kannst. Ich dachte mir,
hmmm, nun ich dachte mir, du bist so nett und unterschreibst einen
Schuldschein, und sobald ich weiss, wie, dann arbeitest du den Schal
ab.“

„Seltsame Idee,“, dachte sie. Was war mit ihrem Freund passiert?
Es machte doch sonst nicht solche seltsamen Vorschläge. Aber da war
sein Duft, da war sein Körper gleich neben ihrem, und da waren die
Ungeduld und der Hunger in ihrem Leib, in ihrem Herzen. „Jetzt nur
keinen Streit“, beruhigte sie sich. Die Angelegenheit würde sich schon
klären.

Sie klärte sich aber vorerst keineswegs, sondern alles wurde nur
noch seltsamer. Ihr Freund drehte sich um, verschwand in seinem
Arbeitszimmer und liess sie im Flur stehen. Augenblicklich kam er mit
einem Blatt Papier zurück. SCHULDSCHEIN, stand darauf. Und dann
ging es weiter: „Hiermit verpflichtet sich“ – dann kam ihr Name – „den
am 27. September 2023 von“ – der Name ihres Freundes –
„überreichten Seidenschal innerhalb der nächsten sechs Monate
abzuarbeiten. Die Entgeltung ist abzuleisten durch eine Tätigkeit der
Wahl des Überbringers.“

So ein Juristendeutsch. Was war ihm da bloss eingefallen? Wenn sie
diese seltsame Situation nicht augenblicklich beendete, würde ihre
Lust sich in Nichts auflösen. Also griff sie wortlos nach dem
dargereichten Kugelschreiber und setzte ihre Unterschrift unter das
seltsamste Dokument, das sie jemals gesehen hatte.
Und dann dauerte es eine Weile, bis die alten Gefühle sich wieder
einstellten und ihre Gereiztheit verflog. Aber schliesslich gewann der
Hunger die Oberhand, der Hunger auf seine Haut, seine Hände, die
immer noch zaubern konnten und sie nur berühren mussten, um sie
vor Verlangen aufstöhnen zu lassen, und der Hunger darauf, ihn in
sich zu spüren, sein Gesicht zu sehen, wenn er sich in ihr verlor,
zuzusehen, wie er sich an ihr berauschte. Es war so, wie sie es
erwartet hatte nach der langen Zeit der Trennung, so wie es immer
gewesen war, wenn er von einer seiner Reisen zurück kehrte. Und als
sie schliesslich erschöpft einschlief, ihr Gesicht an seiner Schulter
geborgen, ihre Hand auf seiner Hüfte und seine Hand auf ihrer Brust,
hatte sie den Schuldschein vergessen – und den Schal auch.

Danach ging es mit ihnen weiter, wie es schon lange gegangen war
– sie trafen sich, liebten sich, schliefen miteinander ein und setzten
ihre Spiele am nächsten Morgen fort. So wie es eben war, so wie es
sein soll. Den Schal sah sie nicht wieder. Sie dachte auch nicht mehr
daran.

An einem regnerischen Abend im Dezember kam sie zu ihm,
verfroren, mit feuchtem Haar, und nahm sehr gern ein Glas Glühwein
entgegen, das er schon vorbereitet hatte. Es gab vieles, was sie an
ihm schätzte – seine Einfühlsamkeit gehörte dazu. Sie freute sich auf
die Nacht, auf ihn, und es fiel ihr nicht auf, dass er nichts trank.

Es fiel ihr auch nicht auf, dass sie sich nach dem Wein seltsam leicht
fühlte, beinahe als schwebe sie. Sie lachte, als er sie bei der Hand
nahm und in das Zimmer führte, in dem sie sich immer liebten. Es
war ein schönes Zimmer, ganz in Rot- und Orangetönen gehalten und
an diesem Abend von einem sinnlichen, aromatischen Duft erfüllt. Er
zog sie aus, langsam, steigerte ihre Erregung, und dann zog er sich
selbst aus, liess sie zusehen, neckte sie, indem er absichtlich Zeit
vertändelte. Dann, als sie nackt waren, griff er unter das Bett und
hielt den Schal in der Hand.

„Der gehört dir“, sagte er, und das Lachen in seiner Stimme war
nicht zu überhören. Das schalkhafte Funkeln in seinen Augen war
ebenso wenig zu übersehen. „Jedenfalls fast. Es gab doch da
irgendwas, erinnerst du dich, ein Dokument, das du unterschrieben
hast. Jetzt ist es Zeit, dass du den Vertrag erfüllst.“ Sie erschrak. War
das noch ein Spiel? Leises Unbehagen breitete sich in ihr aus, als er
den Schal nahm und um ihre Augen band. Die Seide fühlte sich
aufreizend heiss an, aber das Unbehagen war noch da. Es wuchs
sogar. Sie wollte die Arme heben und den Schal von ihren Augen
streifen, aber sie fühlte, wie er nach ihren Händen griff und sie hielt.
Der Griff war fest, und sie fühlte sich träge und kraftlos, obwohl das
Gefühl der Leichtigkeit noch da war. Ein Teil von ihr, irgendwo tief in
ihrem Verstand, wollte sich wehren, aber der weitaus grössere Teil
von ihr war schläfrig und willenlos. Hände drückten sie auf das Bett.
Sie blieb liegen, viel zu träge, um aufzustehen, sogar zu träge, um
irgendetwas zu denken. Sie spürte, wie er aufstand und hörte seine
nackten Füsse auf dem Teppich. Er ging hinaus und schloss die Tür.

Sie lag da, in der Wärme und dem Duft des Zimmers, ohne
Zeitgefühl, und sie befand sich schon an der Grenze des Schlafs, als
die Schritte plötzlich wiederkehrten. Sie fühlte, wie sich ein Körper
neben sie legte, sie hörte leise Atemzüge – sie waren rasch und tief,
beruhigten sich aber bald, so als sei er gelaufen und käme nun
langsam wieder zu Atem. Dann fühlte sie den Atem auch: ganz zart
hauchte er auf ihren Hals, liess seinen Atem dann tiefer gleiten, die
Mittellinie ihres Körpers hinab, verweilte ein wenig zwischen den
Brüsten und blies dann Spiralen und Kreise auf ihren Bauch. Mal war
der Atem kühl, mal warm. Sie wollte nach seinen Schultern greifen
und ihn an sich ziehen, aber sie war noch immer so träge, dass sie
sich statt dessen ganz dem verspielten Atem hingab.

Eine Fingerspitze löste den Atem bald ab – aber sie berührte ihre Haut
nicht wirklich, sie kam nur so nahe, dass sie die Wärme und das
schwache elektrische Prickeln spüren konnte, das zwischen Haut
und Haut floss,um sich dann wieder zu entziehen und sie verlangend
zurück zu lassen. Die Intensität der Empfindung überraschte sie; nun, da
sie nichts sah, schienen ihre anderen Sinne aufs Äusserste geschärft. Als
die Fingerspitze sie dann tatsächlich berührte, zuckte sie zusammen;
Kälte lief über ihre Haut und wurde gleich darauf von Wärme
abgelöst. Der Finger umkreiste mit leichten Druck ihre Brüste, und sie
spürte, wie die Knospen sich aufrichteten. Der Druck verstärkte sich,
und dann umkreisten drei oder vier Finger die eine Knospe und ein
saugender Mund legte sich auf die andere. Der Mund war heiss,
verlangend, und sie tat nichts dagegen, dass sich ihr Körper jenem
anderen Körper entgegen bog.

Sie begehrte ihn jetzt so sehr, dass es fast schmerzte. Ihre Haut
brannte, ihr Inneres ebenfalls. Sie wollte ihn, jetzt, ganz und gar,
wollte, dass er sie nahm, hart und gierig, wollte ein Leib mit ihm sein
und ein Atem. Aber er zog das Spiel in die Länge, küsste sie nun auf
den Bauch und glitt dann tiefer zwischen ihre Schenkel, seine Zunge
spielte lange an jenem Ort, der so ungeduldig auf mehr wartete, dass
sie es kaum ertrug.

Und dann lag er auf ihr, plötzlich und überraschend, und nun hatte
sie genug Kraft, ihre Arme um seine Schultern zu schlingen und ihre
Beine um seine Hüften. Sie wollte den Geruch seiner Haut tief
einatmen, sich ganz damit erfüllen, aber es war unmöglich, die
anderen Düfte im Zimmer überlagerten alles. Jedoch wurde sie
entschädigt: Mit einem harten, schnellen Stoss drang er in sie ein, so
schnell, dass sie keine Gelegenheit hatte, ihm entgegen zu kommen.
Dann bewegte er sich lange Zeit nicht, während ihre Erregung wuchs
und wuchs, und als er dann wieder zustiess, geschah es sanft. Auch
das war eine Überraschung.

So spielte er eine Weile mit ihr, und sie ergab sich dem Spiel und
dem Erstaunen, der neuen Erfahrung, nichts zu sehen und alle
anderen Sinne in übersteigerter Schärfe zu erfahren.
Sie fühlte Hände in ihrem Haar, Finger zogen sanft daran und
kreisten dann auf ihrer Stirn, fuhren ihre Augenbrauen nach und
folgten dem Schwung ihrer Wangenknochen, erkundeten dann ihre
Nase und ihren Mund. Und er war immer noch in ihr, spielte weiter,
überraschte sie, und es war eine wiederum neue, verwirrende
Erfahrung, nun an verschiedenen Stellen ihres Körpers berührt zu
werden.

Plötzliches Erschrecken durchfuhr sie eisig. Da waren Hände auf
ihrem Gesicht. Und da waren Hände unter ihren Schultern. Da war
ein verspielter Schwanz in ihrem Leib und da schob sich ein anderer
Schwanz in ihren Mund, langsam und tastend, als ob er ihr
Einverständnis einholen wolle. „Das kann nicht sein“, dachte sie, „es
muss am Wein liegen. Deshalb habe ich mich so leicht gefühlt, und so
träge.“ Und der Wein hatte noch eine andere Wirkung: er löste das
Erschrecken auf. Es wandelte sich in Neugier, und wenn da nichts in
ihrem Mund gewesen wäre, hätte sie gelacht. Aber da war etwas in
ihrem Mund, und sie schloss ihre Lippen darum und zog es tief in ihre
Kehle, gab ihr Einverständnis und spielte dasselbe Spiel, das ein
Mann unten mit ihr spielte, mit dem anderen oben. So wie sie unten
gestossen wurde, sog sie den anderen mit ihrem Mund ein, sich
langsam steigernd, bis drei Körper sich im selben Rhythmus
bewegten.

Plötzlich waren sie fort, ihr Körper war allein, unvorbereitet, nicht
einmal Hände berührten sie mehr. Sie fröstelte, erstaunt über die
unerwartete Leere, und dann erfreut über die ebenso unerwartete
neue Berührung. Nun waren es gleich zu Beginn zwei, und sie
spürte, dann sie ihre Plätze getauscht hatten. Sie fühlten sich
anders an: der, der sie unten gestossen hatte, war jetzt in ihrem
Mund. Und sie taten andere Dinge, sie spielten nicht mehr,
sondern sie fanden den Rhythmus und
steigerten ihn, wurden härter, drängender, vier Hände hielten sie mit
festem Griff, und als sie sich nun dem, der unten war, entgegen bog,
packte er ihre Hüften und zog sie an sich, war so tief in ihr wie es nur
irgend möglich war, und ihr Schrei liess den in ihrem Mund plötzlich
frei. Sie spürte, wie der in ihr sich dem Höhepunkt näherte, zugleich
mit ihr, und als sie kamen, sich aneinander klammernd, zu einem
Leib verschmelzend, fühlte sie etwas Heisses rhythmisch auf ihre
Brüste spr*tzen.

Dann waren sie still, alle, und sie hörte die Atemzüge, ihre eigenen
und die der anderen, sich langsam beruhigen. Vier Hände berührten
sie noch immer, und ihre Hände berührten zwei Körper. Sie fühlte
sich noch immer zugleich schlaff und leicht, aber das kam nun nicht
mehr vom Wein. Es war die Entspannung, die sich nach gutem und
ausgedehntem Sex einstellt.
Sanft näherte sie sich der Grenze des Schlafs, und kurz
bevor sie hinüberglitt, spürte sie, wie beide aufstanden und
hörte beider Schritte zur Tür gehen.

Sie war tatsächlich eingeschlafen und erwachte mit einem kleinen
Schreck, als sie wieder jemanden spürte, der sich neben sie legte.
Hände liebkosten zart ihr Gesicht, und ein vertrauter Duft liess sie tief
Atem holen. Jemand streifte ihr den Schal von den Augen, und sie
blickte in das lächelnde Gesicht ihres Freundes.
„Gute Arbeit“, flüsterte er, und sie lachte leise und schmiegte sich
an ihn. So schliefen sie ein.
„Sag mal“, meinte sie am nächsten Morgen, als sie ganz langsam
aufwachten und ihre zärtlichen, schlaftrunkenen Morgenspiele
spielten. „Warst du gestern eigentlich dabei?“

Er lächelte. „War ich dabei? Diese Frage, schöne Frau, wird für dich
auf immer unbeantwortet bleiben.“ - „Das stand aber nicht auf dem
Schuldschein“, sagte sie und glitt auf ihn. Sie griff nach dem Schal
und schlang ihn sich um den Hals. „Seide ist ja schön“, meinte sie,
„aber sie verschleisst sehr schnell. Bringst du mir nächsten Mal
wieder einen mit?“
  • Geschrieben von Feline
  • Veröffentlicht am 19.08.2024
  • Gelesen: 24325 mal
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Kommentare

  • CSV20.08.2024 20:44

    Danke für diese nach meiner Meinung hocherotische "Mindfuck"-Story. Eine gute Anregung für Paare für ein besonderes erinnerungswürdiges Erlebnis, von dem noch Jahrzehnte gezehrt werden kann.
    Das Grundszenario kann auch soft one on one gespielt...
    die dritte Person vorgetäuscht ... werden.

  • Argovicus20.08.2024 22:47

    Spannend der Aufsatz.
    Was mich stört ist, dass hier etwas beschrieben wird was unehrlich ist, und so verboten.
    Ohne das Einverständnis der Frau wird sie von zwei Männern vergewaltigt!

  • CSV22.08.2024 22:41

    Argovicus gebe ich auch recht....

    Das muß schon vorher mal positiv besprochen worden sein. So kenne ich auch ähnliche Stories, in denen der Zeitpunkt und das wer/wie dem Partner vertrauensvoll überlassen wurde.

  • Feline26.08.2024 16:39

    Profilbild von Feline

    Liebe Leser,
    danke für eure Kommentare, auch und gerade weil ihr meine Geschichte kontrovers diskutiert. So eine Geschichte wie ihr sie gelesen habt, hab ich selber mal erlebt. Das war ein absolut ober-super-sexuelles Erlebnis! Mein Einverständnis hatte ich schon lange im Vorfeld gegeben - mein Freund und ich haben damals viele Experimente gemacht und lange vorher vereinbart, was geht und was nicht. Und es gab und gibt immer ein Stopp-Wort. Wenn ich "Pflaumenkuchen" sage, ist sofort Schluss. Sage ich aber selten, bisher war niemand missbräuchlich...
    Aber das Leben ist das Leben und eine Geschichte ist eine Geschichte. Es würde doch die Spannung aus der Geschichte nehmen, wenn man das vorher des langen und breiten erklärt.
    Viel Spaß beim Lesen weiterer Gschichten - da kommen noch allerhand ;o)

  • alice99907.09.2024 12:23

    Ich finde, dass Du Deine Geschichte entweder umschreiben oder von der Plattform nehmen solltest. So wie sie jetzt da steht verherrlicht sie Vergewaltigung und legitimiert sogar Drugging. Weißt Du wie viele Frauen ohne ihres Wissen unter Drogen gesetzt werden? Das ist alles andere als lustig. Mag sein, dass Du persönlich vorher mit deinem Partner solch ein Szenario besprochen hattest - davon ist in der Geschichte aber nichts zu lesen. Deshalb finde ich das unverantwortlich so eine Bagatellisierung hier online zu stellen. Es gibt sicherlich ein Haufen Männer/Menschen, die diese roten Linien nur zu gerne übertreten und die fühlen sich von sowas noch angeheizt. Ganz im Sinne von: "Es gefällt der Frau ja."
    Grauenhaftes Legitimieren nur weil man selbst seine Fantasien über das Wohl anderer stellt.

    Bitte denke nochmal darüber nach, ob Du wirklich Teil dieses Narrativ sein möchtest, denn so wie es jetzt ist, trägst Du Deinen Teil dazu bei.

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