Erotische Geschichten

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Callboy

3,2 von 5 Sternen
Er sah gut aus, ein echter „Womanizer“ und er wusste das. So hatte er schon vor einiger Zeit beschlossen, daraus Kapital zu schlagen und sich zu „vermarkten“, wie er es nannte. „Wenn gut aussehende Frauen sich verkaufen, warum nicht auch ein gut aussehender Mann?“, war sein Credo geworden. Regelmäßig besuchte er das Fitness – Studio, die Sauna und das Solarium und sparte auch nicht am Outfit. Am Anfang hatte er noch inseriert, doch das hatte er nun nicht mehr nötig. Es hatte sich herum gesprochen, dass er ein „Mann für alle Fälle“ war und die Fähigkeit besaß, auf jede Frau und jeden ihrer Wünsche mehr als einfühlsam einzugehen, egal um welche es ging, egal, wie die Frau aussah und wie alt sie war. Aber die Älteren, die brauchten ihn sowieso bestenfalls als Begleiter zu Partys, ins Konzert oder Theater oder zum Besuch einer Vernissage. Es verstand sich von selbst, dass er auch all diesen Sätteln gerecht werden konnte, denn die viele freie Zeit, die ihm seine sonstige Arbeitslosigkeit verschaffte, hatte er genutzt, um sich weiterzubilden. Das aber war wirklich das einzige Defizit gewesen, das er hatte. Um seine Potenz brauchte er sich jedenfalls nicht zu sorgen, zumal er es sich leisten konnte, nicht mehr als eine Kundin am Tag zu haben. Und nicht jede dieser Frauen wollte „das eine“ von ihm. Bis ihn eines Tages eine gewisse Beate anrief. Das Gespräch begann, wie viele zuvor begonnen hatten: „Hallo Horst, hier ist Beate. Ich hab Deine Nummer von einer Freundin bekommen. Die war völlig begeistert von Dir.“ – „Freut mich zu hören, dass meine Kundinnen mit mir zufrieden sind.“, entgegnete Horst. „Womit kann ich Dir dienen?“ – „Äh… also…ja…“ – „Sprich es ruhig aus. Nichts Menschliches ist mir fremd und diskret bin ich auch, wie Du vielleicht weißt.“ – „Ja, ja… weiß ich. – Also gut! – Mein Mann, der ist dauernd so gestresst, dass er zu nichts mehr Lust hat. Bestenfalls ein Mal im Monat und dann auch immer nur Ruck – Zuck! – Weißt Du, das ist mir zu wenig. Aber verlassen oder betrügen möchte ich ihn auch nicht. Und darum habe ich gedacht…“ – „Du hast richtig gedacht. – Und wie und wann hättest Du’s denn gern?“ Er nannte ihr seinen Preis und sie pfiff hörbar durch die Zähne. „Billig bist Du ja nicht gerade.“ – „Dafür gehöre ich Dir aber auch die ganze Nacht, wenn Du es willst!“ – „Gut, wie wär’s morgen Abend? – Mein Mann ist auf Geschäftsreise.“ – „O.k. – Willst Du zu mir kommen? – Oder soll ich…“ – „Nein, um Gottes Willen! – Nein, ich komm zu Dir!“ – „Na, dann bis morgen – ich freu mich!“ – „Ich mich auch.“, hauchte die Frau namens Beate zurück. – Beate… Er hatte vor langen Jahren mal eine Beate gekannt. Da war er noch sehr jung gewesen… und sehr verliebt war er auch… Doch sie hatte sich anders entschieden. Für den Mann mit Geld…Aber es waren wirklich schon viele Jahre vergangen… Er schüttelte den Gedanken ab, packte seine Sporttasche und ging ins Studio.
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Wie verabredet klingelte es um halb neun an seiner Tür. Wie er es immer machte, so hatte er auch diesmal Champagner kalt gestellt und Kerzen angezündet. Gerade bei frustrierten Frauen wirkt Romantik Wunder, das wusste er. Und eine behagliche Atmosphäre baut Hemmschwellen ab…
So ging er zur Tür und öffnete: „Duuu…?“, entfuhr es ihnen fast gleichzeitig, denn sie hatten sich sofort erkannt. „Deine Stimme kam mir schon am Telefon bekannt vor, aber mit Horst konnte ich nichts anfangen.“ – „Ist mein Künstlername und eine lange Geschichte, dass ich nicht mehr Felix heiße. Aber komm doch rein…“ Nun war er es, der mit seiner Verlegenheit zu kämpfen hatte und nicht – wie gewöhnlich – seine Kundin und er wusste nicht warum. Die wichtigste Regel in seiner Zunft lautete: „Verliebe Dich nie in eine Kundin!“ – Doch was sollte er tun? Es war doch schon lange vor seiner Zeit als… als Callboy gewesen, dass er sich in sie verliebt hatte. – Er spürte sie nun wieder, diese alte Verliebtheit und konnte sich nicht dagegen wehren. Natürlich war sie älter geworden, wie er selbst auch älter geworden war. Aber sie war immer noch Beate, seine Beate, die er an einen… einen… einen Geldsack verloren hatte. Den Babyspeck der Jugendzeit, den hatte sie abgelegt. Doch es stand ihr gut, reifer, fraulicher geworden zu sein. „Gut siehst Du aus, Horst… oder Felix…“ – „Bleib ruhig bei Felix…“, meinte er gedankenverloren, nahm ihr den Mantel ab und führte sie ins Wohnzimmer. – Was sollte er nur tun? – Geschäftsmäßig weitermachen? Der „Programm“ abspulen? Aufmerksam, zärtlich, scheinbar einfühlsam seinen „Job“ machen? – Beate nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie sagte: „Störe Dich bitte nicht daran, dass wir zwei einmal etwas miteinander hatten. Es ist lange her. Ich für meinen Teil bleibe bei dem, was wir gestern miteinander vereinbart haben. – Wenn es Dich nicht stört?“ – Horst – Felix war völlig verwirrt, völlig verunsichert, wie er es an sich bislang noch nicht kannte. Damals hätte er alles dafür gegeben, um noch einmal mit ihr schlafen zu dürfen. Doch sie hatte sich ihm mit den Worten: „Lass, ich bin doch jetzt verlobt!“, verweigert und war gegangen. Und jetzt saß dieselbe Frau bei ihm und wollte ihn für das bezahlen, was er ihr aus vollstem Herzen gern und kostenlos gegeben hätte, wenn er gedurft hätte.
Nach den ersten Minuten des Erstaunens hatte Beate sich schon wieder gefangen und konnte der neuen Situation sogar Positives abgewinnen. Auch wenn Felix sich jetzt Horst nannte, so war doch die alte Vertrautheit sofort wieder da und ihre anfängliche Scheu vor einem Unbekannten verflogen. Und auch ihre Erinnerungen waren wieder da! Sie spürte seine Hände förmlich auf ihrem Körper und die Hingabe in seinen Zärtlichkeiten. Es war nur die reine Vernunft gewesen, dass sie sich damals von ihm getrennt hatte, hatte sie sich doch geschworen, nie wieder arm sein zu wollen. „Hast Du Probleme damit, dass ich es bin?“, fragte Beate ihn vorsichtig. „Hmm…“ – Der Ton, in dem er es sagte, hätte ebenso gut ein Ja wie ein Nein bedeuten können. Um das Schweigen zwischen ihnen zu überbrücken, schenkte sie ein und hielt ihm das Glas entgegen: „Auf uns!“ – „Äh… ja, auf uns!“, entgegnete Felix. Er hatte einen Entschluss gefasst. Er würde ihr das geben, wofür sie ihn bezahlte. Nicht mehr – aber auch nicht weniger! So rückte er nun näher an sie heran, zog sie an sich und bedeckte ihren Hals routiniert mit kleinen Küssen. Er roch ihr Parfüm. Es war noch das gleiche wie damals… Sie stellte ihr Glas ab, schmiegte sich in seine Arme und spürte seine Wärme, seine Nähe, seinen Körper und begann, sich nach noch größerer Nähe zu sehnen. „Ich sehne mich danach, von Dir berührt zu werden, Dich zu spüren, endlich wieder einmal einen Mann zu spüren. Ich bin so ausgehungert danach...“, raunte sie ihm ins Ohr. Beate wusste, sie machte sich etwas vor, wenn sie glaubte, es sei nur Sex, den sie brauchte und den sie sich kaufte. Aber umso besser, dass Felix kein Wildfremder war. Sie wusste, er würde in ihr lang nicht mehr gespielte Saiten zum Klingen bringen, würde ihr mehr geben können als nur Sex. Und dass sie ihn dafür bezahlen würde, das störte sie nicht. Sie war ja bereit gewesen, auch für weniger zu zahlen. Mit gewisser Bitterkeit dachte sie daran, dass das Einzige, was ihr Mann ihr geben konnte, materielle Sicherheit war. Nicht einmal das Gefühl von Geborgenheit. Für ihn war sie Prestigeobjekt. So wie man sich einen Wagen kauft oder eine Jacht, so hatte er sie gekauft und sie hatte sich von ihm kaufen lassen… So einfach war das! – Es hat eben alles seinen Preis…
„Was möchtest Du, dass ich es für Dich tue?“, fragte er geschäftsmäßig, wie er alle seine Kundinnen fragte. Wie ein Kellner, der im Restaurant die Bestellung aufnimmt: „Zuerst die Austern, dann die Kalbsröllchen…“ Doch sie antwortete nur: „Sei einfach so, wie Du damals warst. Soweit ich mich erinnere, hat mir das gut gefallen.“ Ja, er erinnerte sich genau, was sie damals ganz besonders gemocht hatte und was weniger oder gar nicht, und er hätte gar nicht zu fragen brauchen. Doch es gehörte eben zu seinem geschäftsmäßigen Ritual, das er auch nicht aufgeben wollte, um nicht… Felix dachte diesen Gedanken nicht zu Ende und verdrängte ihn besser. So lächelte er denn sein oberflächliches Lächeln, als er sagte: „Wenn ich mich recht erinnere, so hat es Dir im Bett schon mal immer am meisten Freude gemacht. Also lass uns rüber gehen.“ Er stand auf, reichte ihr seine Hand und zog sie mit ins Schlafzimmer, wo er auf das breite King – Size Bett deutete: „Und dann entsinne ich, dass Du damals ganz wild auf Satin Bettwäsche warst, die gerade aufkam. Schau: ich mag sie heute noch.“ Es war tatsächlich mit dunkelrotem, feucht glänzendem Satin und mit einem gleichfarbigen, frischen Laken bezogen. Er musste gar nicht lange nachdenken, um zu wissen, was sie besonders gern hatte. Es war plötzlich alles wieder so frisch, als hätte sie sich erst gestern von ihm getrennt. Wortlos umarmte er sie von hinten und massierte zärtlich die Wölbungen in der Bluse, während seine Zunge sanft den Haaransatz entlang strich. „Das weißt Du also auch noch?“ – Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage. Mit einer Hand zog er ihr die Bluse aus dem Rock und begann, langsam sich von unten nach oben arbeitend, die kleinen Knöpfe zu öffnen. Wie zufällig berührte er dabei immer wieder die Stelle, unter der sich unübersehbar ihre Brüste abzeichneten. Beate seufzte dabei leise und legte ihren Kopf nach hinten an seine Schulter. Felix mahnte sich ein ums andere Mal, sie sei eine Kundin und weiter nichts, doch diese Mahnungen fielen immer weniger auf fruchtbaren Boden, bis er es endlich aufgab und die Sinnlosigkeit seiner Bemühungen eingesehen hatte. Nein, sie war eben nicht eine gewöhnliche Kundin. Sie war Beate! – Seine Beate, seine erste große Liebe und er spürte deutlich, dass in ihm nicht nur die Begierde wuchs. Die wuchs auch bei seinen „normalen“ Kundinnen irgendwann. Es war mehr. – Viel mehr. Allein ihre Nähe hatte die in ihm verschüttete, doch immer noch vorhandene Glut wieder zu hellem Feuer entfacht. Die Trennung damals, sie hatte lange danach noch wehgetan und es hatte lange gebraucht, die Schmerzen zu vergessen. Er hatte seinerzeit beschlossen, es nie wieder soweit kommen zu lassen und stand nun im Begriff, diesem Vorsatz untreu zu werden. Abrupt hielt er inne und ließ die letzten vier Knöpfe geschlossen, griff an Beates Schultern und drückte sie von sich: „Ich… ich… ich kann es nicht, Beate.“ – „Was kannst Du nicht?“ – „Ich kann Dich nicht wie eine meiner sonstigen Kundinnen behandeln.“ – „Warum nicht?“, fragte sie verwundert. „Ich bezahle Dich und Du machst mir ein paar schöne Stunden und fertig! – Wo ist das Problem?“ – „So kühl kannst du das sehen?“ – Sie schwieg und blickte ihn nur an. „Ich kann das leider nicht, Beate. Ich kann das, was ich wieder für Dich fühle, nicht einfach verleugnen, verdrängen, vergessen. Ich kann’s nicht! – Und wenn ich es zulasse, dann fängt das ganze Elend von vorn an!“ – „Welches Elend?“ Beate ahnte, worauf er hinaus wollte, wollte es aber aus seinem Mund hören. Wollte hören, wie begehrenswert sie als Frau für einen Mann immer noch war. „Es war schon damals schwer genug, Dich wieder aus dem Kopf zu kriegen. Und ich befürchte, es würde mir diesmal nicht leichter fallen. Ich fürchte, dass ich dann auch meinen Job nicht mehr machen könnte. Schließlich lebe ich davon. – Du stellst Dir das so einfach vor! Eine nette Nacht mit mir und dann wieder zurück in Dein schönes, sicheres, luxuriöses Leben. Vielleicht im nächsten Monat wieder… und im übernächsten… vielleicht auch nicht! – Beate, das geht nicht. Das kann ich nicht und das will ich auch nicht!“ Er hatte sich in Rage geredet und war nach und nach lauter geworden. – „Was willst du dann?“ – „Ich… ich möchte, dass Du wieder gehst und vergisst, dass es mich gibt, dass weder Felix noch Horst existent sind, das möchte ich!“ – „Ist das Dein letztes Wort?“ – „Es ist besser so. - Besser für uns Beide…“ – „Du gibst mir keine Chance?“ – „Wie soll das gehen? – Ich kann Dir nicht das Leben bieten, das Du Dir wünschst. Ich bin noch immer ein armer Schlucker. Vielleicht nur auf einem etwas höheren Niveau. Und das habe ich ausschließlich dem zu verdanken, warum Du heute hier bist, verstehst Du? – Es wäre anders, hättest Du Dich von ihm getrennt. Aber so…?“ – „Hmm…ja…schade… Aber ich kann das verstehen… Dann wird‘ ich wohl mal gehen…“
  • Geschrieben von Kurt
  • Veröffentlicht am 14.12.2017
  • Gelesen: 9865 mal

Kommentare

  • MichaL16.12.2017 10:43

    Profilbild von MichaL

    Auch, wenn letzten Endes eigentlich überhaupt nichts "passiert" hat die Geschichte fünf Sterne absolut verdient. Sehr schön geschrieben!

  • Max16.12.2017 19:21

    Ein gutes Beispiel wohl dafür,
    nicht immer wird ein Mann zum „Tier“.
    Auch wenn die Frau lockt mit der Schnecke,
    bleibt der Sex hier auf der Strecke.
    Trotzdem ein Lob dem „Schreiberling“;
    5 Punkte gibt’s für dieses „Ding“.

  • michael471125.12.2017 01:51

    5* auch von mir, da es ehrlich, authentisch klingt!

  • CSV18.01.2018 19:32

    CS: Punkte zurecht!!! Eine ähnliche Geschichte aber umgekehrt (und schwächer) .. ER kommt zu ihr... Nr 219

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