Erotische Geschichten

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Therapeut wider Willen 1

5 von 5 Sternen
Die folgende Geschichte habe ich vor einiger Zeit geschrieben und möchte ich euch jetzt zum Lesen anbieten. Sie ist recht lang, weshalb ich sie geteilt habe.
Die Geschichte ist reine Fiktion und ist meiner Phantasie entsprungen. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind also rein zufällig.

Die Anzeige

Ich bin seit über 40 Jahren glücklich verheiratet. Wir haben zwei wohlgeratene Kinder und, unser größtes Glück, inzwischen drei Enkelkinder.

In den ersten 30 Jahren hatten wir sehr guten Sex. Das haben wir sehr genossen, haben uns gegenseitig in unserer sexuellen Selbstverwirklichung unterstützt und haben im Laufe der Zeit unsere Körper immer besser verstanden. Treue und Vertrauen war und ist immer für beide Seiten selbstverständlich gewesen. Es gab nie Zweifel an unserer Beziehung. Es hört sich vielleicht kitschig an, aber wir waren damals ein wirklich fast ideales Paar.

Dann, vor etwa 10 Jahren begannen die Probleme. Meine Frau bekam zunehmend Probleme mit dem Unterleib. Das hatte laut Ärzten hormonelle Ursachen, die durch die Umstellung des Körpers in den Wechseljahren begründet waren.

Trotzdem blieb unser Sex noch gut. Es waren längere Pausen notwendig, statt zwei Mal die Woche, reduzierten wir den Geschlechtsverkehrt zunächst auf ein Mal die Woche, dann auf ein Mal in zwei Wochen und schließlich auf einmal pro Monat.

Irgendwann kam dann der Augenblick der Erkenntnis. Meine Frau gestand mir unter Tränen, dass sie in Zukunft keinen Sex mit mir haben könnte. Sie hätte jedes Mal nach dem Sex extreme Schmerzen und Infektionen, die ihre Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen würden.

Was sagt man zu so einem Statement? Nach über 40 glücklichen Ehejahren mit unzähligen glücklichen Momenten, zwei Kindern und drei Enkelkindern, und nach wie vor zärtlichen Gefühlen zum Lebenspartner? Na dann tschüss, damit kann ich nicht leben, ohne Sex geht es bei mir nicht? Nein, das kam und kommt natürlich nicht in Frage. Ihre Entscheidung war ja keine Entscheidung gegen mich, sondern logische Konsequenz gesundheitlicher Probleme, die genauso gut mich hätten treffen können.

Also war klar, ich bleibe bei meiner Frau und akzeptiere das Schicksal, so wie es sich darstellt. Es stand ja keine existenzbedrohende Krankheit im Raum. Die alte Bindung blieb erhalten. Liebe ist ja nicht ausschließlich über Sex definiert, sondern ein Zustand gegenseitiger Zuneigung der sich körperlich, seelisch und intellektuell manifestiert.

Die nächsten zwei Jahre vergingen so ohne große Änderungen. Ich versuchte meine sexuellen Bedürfnisse überwiegend allein zu kanalisieren. Die Methode dazu muss ich nicht weiter erläutern. Ich habe das Problem buchstäblich in die eigene Hand genommen. Aber leider muss man in diesem Satz das Wort „eigene“ doppelt unterstreichen. Wir sind als soziale Wesen in Hinblick auf die Sexualität sehr stark auf soziale Kontakte fixiert. Das Lied „Lieber zweisam und gemeinsam, als einsam und alleinsam“ drückt es sehr gut aus. Sexualität alleinsam ist irgendwie doch sehr einsam.

Ganz alleinsam ließ mich meine Frau dann auch nicht, da sie ab und an, dann doch mal Hand anlegte. Das kam aber doch selten vor, was ich ihr auch nicht übelnahm. Wenn man Probleme mit der eigenen Sexualität hat, ist es mit Sicherheit nicht besonders leicht, anderen bei deren Problemen zu helfen.

Irgendwann thematisierten wir unsere Situation dann aber doch. Das Gespräch ging von ihr aus, woraus ich schloss, dass sie gemerkt haben muss, wie unzufrieden ich mit dem Status Quo war.
Sie umschrieb ihre Lösung des Problems ein wenig, aber die grundsätzliche Aussage war mir aber deutlich entnehmbar. „Wenn du einen Weg findest, wie du deine sexuellen Bedürfnisse wo anders lösen kannst, ohne dass ich es mitbekomme, kann ich damit leben.“ Ein Freibrief zur außerhäuslichen Bedürfnisbefriedigung also. Richtig glücklich war ich mit diesem Arrangement aber auch nicht. Ich liebte meine Frau immer noch sehr und alles in mir sträubte sich dagegen, sie, wenn auch geduldet, zu hintergehen.

Und eine zweite Hürde kam noch dazu: Wie sollte ich überhaupt jemanden finden, der sich auf ein rein „geschäftsmäßiges“ Arrangement einließ? Wenn ich in die Zeitung unter der Rubrik „Bekanntschaften“ schaute, fand ich eine ganze Menge Anzeigen, wo eine „sie“ einen „ihn“ suchte, um mit ihm das Leben zu teilen, und nicht, um ihn mit einer anderen Frau zu teilen.

Umgekehrt sah das schon anders aus. Immer wieder stieß ich auf Anzeigen, die etwa so lauteten: „Er sucht sie für gelegentliche Treffs, um die schönen Dinge des Lebens zu teilen.“
Die Urheber solcher Anzeigen waren offensichtlich Leidensgenossen, die zu Hause nicht mehr auf ihre Kosten kamen und auf diesem Wege Linderung suchten.

Vergleichbare seriöse Anzeigen, bei denen Frauen gelegentliche Treffs suchten, fand ich nicht ein einziges Mal. Einige Anzeigen erschienen auf den ersten Blick reizvoll, stellten sich bei näherem Hinsehen aber als mehr oder weniger geschickt verkleidete Prostitution heraus. „Sie sucht ihn für gelegentliche Treffs. Beteiligung an der Haushaltskasse erwünscht.“

So was kam für mich überhaupt nicht in Frage. Ich wollte beim Besuch einer Frau nicht dem Vorgänger im Treppenhaus begegnen, oder sein Duschgel noch in der Bettwäsche riechen können.
Also verging die Zeit weiter, ohne dass ich irgendwelche Möglichkeiten sah, der Lösung meiner sexuellen Nöte irgendwie näher zu kommen.

Eines Morgens las ich dann die Zeitung und kam auf die letzte Seite, auf der traditionell die Kleinanzeigen gedruckt waren. Unter den Kontaktanzeigen, die ich trotz der bisherigen Erfolglosigkeit jedes Mal las, fand ich dann folgendes: „Glücklich verheiratetes Paar (64/62) sucht alleinstehenden Herren passenden Alters als Hausfreund für sie. Sauberkeit, Gesundheit und Diskretion wird geboten und gefordert.“

Das konnte passen. Offensichtlich waren die Anzeigengeber in einer ähnlichen Situation wie ich. Allerdings hatten sie sich für eine gemeinsame Variante entschieden. Wie sie sich das genau dachten, blieb unausgesprochen, aber die Absicht war für mich eindeutig.

Wie bei solchen Anzeigen üblich, war keine Telefonnummer angegeben, sondern man konnte sich über eine Chiffrenummer bei der Zeitungsredaktion melden, die die Antworten dann weitergeben würde.

Ich überlegte nicht lange und schrieb einen Brief unter Angabe der Chiffrenummer an die Zeitung: „Ich (64) wäre sehr interessiert, Sie als Hausfreund besuchen zu dürfen. Ich bin finanziell völlig unabhängig und ebenfalls glücklich verheiratet. Aufgrund einer Krankheit kann meine Frau ihre Liebe zu mir nicht mehr in körperlicher Form ausleben. Wir wollen auf alle Fälle zusammenbleiben. Sie hat mir aber die Freiheit eingeräumt, ein Freundschaftsplus-Verhältnis einzugehen. Ich habe das Gefühl, wir würden gut zusammenpassen. Sauberkeit, Gesundheit und Diskretion sind auch für mich absolute Voraussetzung.
Antworten Sie mir bitte unter folgender E-Mail-Adresse. Bitte keine Emailadressen veröffentlichen.“

Es dauerte genau drei Tage, da bekam ich eine E-Mail, in der stand: „Hallo lieber Hausfreund, wir haben uns für dich entschieden, und würden dich für nächste Woche Dienstag, um 13.30 zu uns nach Hause einladen, damit wir uns kennenlernen können und gemeinsam entscheiden können, ob und wie es weitergeht. Die Adresse lautet ……………. .“

Alles klar dachte ich, das hat ja geklappt. Es blieb aber natürlich auch eine gewisse Restunsicherheit. War das Ganze eine „seriöse“ Angelegenheit, oder wurde ich hier in ein kriminelles Spiel gezogen, evtl. sogar Opfer einer Erpressung, oder noch schlimmer Opfer eines Gewaltverbrechens. Beispiele für solche Dinge gaben die Medien regelmäßig preis.

Das erste Treffen

An besagtem Dienstag fuhr ich mit sehr widersprüchlichen Gefühlen zu der angegebenen Adresse. Ich hatte vorher einem Freund, dem ich vertrauen konnte, die Adresse mitgeteilt und ihn gebeten, falls ich mich am nächsten Morgen nicht bei ihm melden würde, bei der Polizei zu melden und jemanden dorthin zu schicken, um mich evtl. aus den Fängen fieser Menschenhändler zu befreien. Aber halt stopp, ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was man mit einem 64-jährigen Rentner anfangen können sollte. Aber man konnte ja nie wissen. Mit dieser kleinen Zusatzversicherung fühlte ich mich auf jeden Fall etwas sicherer.

Als ich vor der angegebenen Adresse stand, lösten sich meine Bedenken allerdings schon fast vollständig auf. Ich stand vor einem Einfamilienhaus in einer sehr guten Wohngegend, das alles andere als einen Ort von Mord, Vergewaltigung oder Erpressung machte. Aber, so betete ich mir selbst vor, der äußere Eindruck konnte natürlich auch täuschen.

Die letzten Zweifel zerstreuten sich aber, nachdem ich geklingelt hatte und mir eine zierliche, sehr gepflegte Frau die Tür öffnete. Diese Frau sah nach allem aus, aber nicht nach einer wie auch immer gearteten Verbrecherin. Im Gegenteil, sie sah aus, wie aus einer Werbung für ein Produkt der sogenannten Silver Ager. Darunter verstehen die Werbekaufleute kaufkräftige Menschen aus der älteren Generation, die nach einem Leben voller Arbeit, ihren Lebensabend bzw. -herbst in vollen Zügen genießen. Diese Bevölkerungsgruppe, die aufgrund der demographischen Entwicklung in unserer Gesellschaft immer stärker wird, ist aufgrund ihrer hohen Kaufkraft ein willkommenes Ziel für vielfältige Werbemaßnahmen.
Auf jeden Fall wirkte diese Frau absolut seriös und sprach mich auch als Frau durchaus an. Sie hatte halblange sehr gut frisierte graue Haare, die bei ihr aber überhaupt nicht alt wirkten. Im Gegenteil diese Frau hatte es verstanden, ihr Alter zu einem positiven Gesichtspunkt ihrer Persönlichkeit zu machen. Dazu passte auch die Kleidung, die sauber und adrett daherkam und ihren zierlichen wohlproportionierten Körper gut zur Geltung brachte.

Ich hing meinen Gedanken noch ein wenig nach als sie mich ansprach: „Sind sie der Herr, der sich auf unsere Anzeige gemeldet hat. Wenn ja, dann kommen Sie doch herein, ich bin die Gabriele.“

„Ja, ich bin der, der sich auf die Anzeige gemeldet hat. Mein Name ist Klaus.“ Damit war zumindest das erste Eis schon gebrochen, denn sie lächelte mich sehr charmant an, trat zur Seite und winkte mich ins Haus.

„Herbert, unser Besuch ist da. Komm und begrüße ihn. Er macht auf mich einen sehr sympathischen Eindruck.“

Es dauerte keine drei Sekunden, da kam mir schon im Hausflur ein mittelgroßer Mann entgegen, der mich ähnlich offen lächelnd begrüßte und einladend ins Hausinnere winkte.

„Ich bin der Herbert und freue mich dich kennenzulernen. Es ist doch in Ordnung, wenn wir uns duzen. Es soll ja kein formelles Verhältnis werden zwischen uns.“

„Klar ist das in Ordnung, ich bin der Klaus und freue mich auch, euch beiden kennenlernen zu dürfen.“
Auch Herbert wirkte auf mich vom ersten Augenblick an positiv. Offen und freundlich kam er rüber, kein bisschen reserviert, was in der außerordentlichen Situation in der wir uns alle befanden, ansonsten völlig normal gewesen wäre.

Herbert ging vor, dann kam ich und Gabriele folgte mir ins Wohnzimmer des Hauses, das einen sehr wohnlichen und gemütlichen Eindruck machte. Offensichtlich hatten die Leute keine Geldschwierigkeiten, dafür waren die Möbel einfach qualitativ zu hochwertig, allerdings ohne dabei überkandidelt oder extravagant zu wirken. Ich war hier offensichtlich bei Leuten gelandet, die der gehobenen Mittelschicht angehörten und mit einiger Sicherheit keine bösen Absichten hegten.

Herbert wies mir einen alleinstehenden Sessel an und Gabriele fragte sehr höflich: „Dürfen wir dir einen Kaffee oder einen Tee anbieten. Es ist zwar noch nicht ganz Kaffeezeit, aber angesichts der Umstände dieses Treffens ist eine Stärkung für uns alle vielleicht nicht das Schlechteste.“

„Sehr gerne, würde ich einen schwarzen Tee trinken. Aber auch ein Kaffee wäre für mich völlig in Ordnung. Mach dir bitte keine Umstände. Ich trinke, was ihr auch trinkt.“

„Überhaupt kein Problem, Herbert ist auch passionierter Teetrinker, während ich es eher mit dem Kaffee halte. Ich hole mal her, was ich vorbereitet habe.“

Gabriele verließ den Raum, um aber bereits wenige Augenblicke später mit einem Tablett zurückzukommen auf dem eine Kaffekanne, eine Teekanne, ein Milchkännchen,eine Zuckerdose und drei Tassen standen. Ohne großes Aufsehen, goss sie in eine Tasse Tee und fragte mich: „Milch oder Zucker, was darf ich dir anbieten?“

„Alles gut, der Tee reicht völlig aus. Ich trinke meinen Tee immer schwarz. Meine Frau sagt immer, das läge an meiner schwarzen Seele.“

Gabriele lachte kurz auf und erwiderte: „Da geht es dir wie mir, ich trinke meinen Kaffee auch am liebsten schwarz. Dann kann ich das Kaffeearoma am besten genießen. Herbert ist dagegen der Mischer, er mag seinen Tee am liebsten mit einem Wölkchen Milch und einen bisschen Zucker. Aber, wie sagt man immer so schön, Geschmäcker sind verschieden und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.“
Gabriele verteilte die Tassen und setzte sich anschließend zu ihrem Mann auf einen Zweisitzer, der meinem Sessel genau gegenüberstand.

Es entstand nun eine kleine Pause in der wir alle drei an unseren Getränken nippten. Offensichtlich mussten wir alle drei erst einmal mit der neu geschaffenen Situation umgehen. Umso erstaunter war ich als Gabriele als erste das Schweigen brach und das Gespräch neu eröffnete: „Vielleicht fragst du dich gerade, was uns dazu gebracht hat, diese Anzeige aufzugeben. Du kannst mir glauben, wir haben seit Monaten eine nicht immer friedliche Diskussion um diese ganze Angelegenheit.

Die treibende Kraft für diese Anzeige war nicht ich, wie du vielleicht annehmen wirst, sondern Herbert. Herbert leider seit ca. drei Jahren an einer funktionellen Erektionsstörung. Die Ärzte sagen, das tritt bei gut einem Drittel aller Männer über 60 Jahren auf. Die Ursachen können vielfältig sein, Leistungsdruck, Zuckerkrankheit oder einfach nur eine organische Beeinträchtigung der Sexualorgane. Manchmal ist es nur ein kleines Detail, z.B. eine Krampfader an den Hoden, die eine normale Durchblutung beeinträchtigt, oder die Venenklappen, die den Rückfluss des gestauten Blutes im Penis nicht mehr im normalen Umfang verhindern können.

Bei Herbert hat man keine eindeutige Diagnose stellen können, fest steht aber, dass es nicht mehr so klappt wie in den vierzig Jahren in denen wir sehr glücklich miteinander waren.
Leider hat sich auch die bekannte blaue Pille nicht als Lösung des Problems ergeben. Bei Herbert waren die Nebenwirkungen dann aber so stark, dass es keinen Sinn hatte, dieses Medikament einzunehmen.

Ich könnte damit leben, mir ist die Liebe zu Herbert viel wichtiger als alles andere. Wir haben drei Töchter, fünf Enkel. Ob es im Bett noch klappt ist nicht ganz unwichtig, aber für mich gäbe es keine Alternative zu unserer Beziehung. Wir haben so viel gute Dinge in unserem Leben gehabt, da ist der Alterssex nur noch eine Randnotiz, die für mich, in Relation zu dem, was wir in den letzten gut vierzig Jahren hatten, keine größere Bedeutung hätte. Für ihn war unser Sex immer eine heilige Sache, etwas was man hegen und pflegen muss. Das hat mich immer sehr gebauchpinselt. Dieser tolle Mann, der mir offensichtlich verfallen war und unser Zusammenleben offensichtlich immer als die Erfüllung seines Lebenstraumes angesehen hat, war mir über all die gemeinsamen Jahre treu und redlich verbunden.
Wir hatten über all die Jahre gegenseitig keinerlei Zweifel an den Gefühlen des Partners. Und dann vor drei Jahren diese Probleme. Ich glaube, Herbert hatte und hat mit der Situation deutlich mehr Probleme als ich. Ich hätte das ziemlich problemlos wegstecken können. Frauen sind in der Regel deutlich weniger sexuell orientiert als Männer. Das soll nicht heißen, dass mir Sex nichts bedeutet. Aber die Beziehung an sich ist mir viel wichtiger als der Sex. Wir haben alle Höhen und Tiefen, insgesamt aber deutlich mehr Höhen als Tiefen in den vergangenen vierzig Jahren erlebt. Irgendwann ist mal Schluss, ich glaube das wissen wir alle. Irgendeinen erwischt es zuerst und dann bewahrheitet sich, oder eben nicht, der Eheschwur den wir bei der Trauung geleistet haben. „Bis der Tod uns scheidet“, haben wir uns damals geschworen. Ich stehe zu diesem Schwur und würde niemals dagegen verstoßen.
Ich habe dieser Sache nur zugestimmt, weil ich gemerkt habe, wie sehr Herbert unter der bestehenden Situation leidet. An dieser Stelle muss ich ein großes Lob für meinen Mann aussprechen.
In den fast 40 gemeinsamen Jahren, war Herbert immer sehr darauf bedacht, meine Bedürfnisse im Vordergrund zu sehen. Er hat das Motto „Ladys first“ sehr ernst genommen. Wenn ich beim Sex mal nicht zum Orgasmus gekommen bin, weil er im Eifer des Gefechts nicht mehr an sich halten konnte, war er anschließend immer total niedergeschlagen. Dann ließ er keine Ruhe, bis er diese Schlappe so schnell wie möglich wieder aus der Welt geschafft hatte.
Ich habe ihm damals schon immer gesagt, dass er sich da mal ein bisschen lockerer machen soll. War es dagegen mal anders herum, dass ich schon fertig war und nicht mehr konnte, war er total verständnisvoll. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass er diese Situationen wie einen kleinen Sieg feierte. Was soll ich sagen, typisches Machogehabe eben.

Wenn ich dem hier schließlich schweren Herzens zugestimmt habe, dann nur, damit unsere Ehe, unsere so lange so liebevolle Beziehung keinen Schaden nimmt.
Es gibt aber eine Sache, die du schon jetzt wissen musst, wenn es zwischen uns zum Sex kommt, muss Herbert dabei sein. Es wird keine Heimlichkeiten geben und ich werde dich nicht küssen. Ich werde seine Hand halten, werde ihn eventuell küssen, wenn es die Situation zulässt. Auch wenn du es sein wirst, der in mich eindringt, ich werde versuchen, es so zu sehen, dass es Herbert es ist, den ich da gerade körperlich liebe.
Kannst du damit leben?“

Zunächst einmal war ich sprachlos. Eine so lange Rede, die kaum Fragen offenließ, hatte ich so früh nicht erwartet. Vor allem hatte ich nicht erwartet, dass ich eine Frau sexuell befriedigen sollte, während ihr Mann dabei war und dem ganzen zusah. Das musste ich erst einmal verarbeiten.

„Tja, das kann ich euch noch gar nicht beantworten, das ist auch für mich völliges Neuland. Das mit dem nicht küssen geht für mich in Ordnung, wir sind ja kein Liebespaar.
Vielleicht schildere ich erst einmal meine Situation. Vielleicht ergibt sich daraus ein Weg, den wir gemeinsam beschreiten können.

Im Prinzip geht es mir ein bisschen wie dir Gabriele aber auch ein bisschen wie dir Herbert. Bei uns ist es meine Frau, die aufgrund gesundheitlicher Probleme keinen Sex mehr haben kann. Auch wir hatten über fast 40 Jahre tollen Sex, den wir beide sehr genossen haben. Als dann vor ca. 2 Jahren die Erkenntnis auf uns zu kam, dass wir dieses wunderbare Kapitel unseres Lebens ad acta legen mussten, haben wir beide sehr darunter gelitten. Wahrscheinlich war es auch bei uns so, dass meine Frau als die, deren körperliche Einschränkungen zu dieser Situation geführt hatte, mehr darunter gelitten hat, als ich. Andererseits ist mein Körper noch gesund, zumindest in dieser Hinsicht noch nicht eingeschränkt. Deshalb war die Situation auch für mich alles andere als einfach. Aber auch ich hätte, genau wie du Gabriele, ohne Sex weiterleben können. Unsere Ehe, unsere Beziehung ist für mich deutlich höher zu bewerten, als der Sex, den wir leider nicht mehr haben können.

Meine Frau hat natürlich auch gemerkt, dass es mir nicht leichtfiel, mit der Situation zurecht zu kommen. Schließlich hat sie mir dann ja auch die „Erlaubnis“ gegeben, meine Bedürfnisse diskret außer Haus zu befriedigen. Aber obwohl sie mir diesen Freibrief ausgestellt hat, habe ich ein ziemlich schlechtes Gewissen, dass ich jetzt hier sitze. Da finde ich euren Weg deutlich besser. Aber du hast es ja eben auch schon gesagt: Männer ticken anders als Frauen. Und Frauen sind wohl grundsätzlich weniger sexuell genordet als Männer.

Meine Frau hätte sich mit Sicherheit keine Situation wie diese hier vorstellen können. Mir beim Sex mit einer anderen Frau zuschauen, das wäre für sie wohl nicht in Frage gekommen. Andererseits finde ich euer Arrangement sehr mutig, weil nichts Heimliches zwischen euch steht.
Dass Herbert dabei sein muss, wenn wir Sex haben, macht mir zwar nicht direkt Angst, ist aber für mich aber doch zunächst einmal befremdlich. Ich verstehe aber deine Beweggründe, dass nichts Heimliches zwischen euch kommen soll.

Ich würde sagen, wir lassen das mal auf uns zukommen und entscheiden dann in der konkreten Situation, ob das für uns, und zwar für alle drei, so tragbar ist oder nicht.
Ich würde auch vorschlagen, dass wir das, was wir heute gemeinsam besprechen, unsere Eindrücke erst einmal sacken lassen und nicht gleich zur Tat schreiten. Ich möchte euch vor allem die Gelegenheit geben, über das alles, auch über mich zu sprechen, ohne Zeitdruck ohne meine Anwesenheit. Ich habe es etwas leichter, da ich nur mit mir selbst im Reinen sein muss.“

Gabriele fragte dazwischen: „Du könntest aber doch auch mit deiner Frau über die Situation sprechen?“

„Nein, das werde ich nicht tun. Meine Frau hat mich ausdrücklich gebeten, diskret vorzugehen. Ich glaube, sie wäre doch sehr verletzt, wenn ich sie mit dieser Situation konfrontieren würde. Und diese Situation ist für mich in Hinblick auf meine Frau sehr gut. Bei euch habe ich nicht das Gefühl, dass ihr irgendein Interesse haben könntet, unser Arrangement, wenn es denn zum Tragen kommt, nach außen zu tragen.

Aber bevor ich fahre, würde ich mich sehr dafür interessieren, wo eure sexuellen Vorlieben sind. Vielleicht fange ich mal an. Absolute No-gos sind für mich alles, was mit Gewalt, Fesseln oder sonstigen fetisch-mäßigen Spielarten zu tun hat. Außerdem ist analer Sex für mich außen vor. Auch wenn wir uns nicht küssen werden, Sex und gegenseitige Zuneigung und Respekt, auch wenn es keine Liebe ist, gehören für mich untrennbar zusammen.

Oralen Sex finde ich dagegen sehr erregend. Bei mir und meiner Frau gehörte er untrennbar dazu. Es gab so gut wie nie Sex zwischen uns, bei dem wir uns nicht gegenseitig geleckt und oral geküsst hätten. Ich vermeide ausdrücklich das Wort „blasen“. Das ist so ein technisches Wort und hat durch den allgemeinen Sprachgebrauch so einen versauten Beigeschmack bekommen. Aber oraler Sex ist alles andere als versaut. Er ist für mich Inbegriff von Nähe und Vertrauen.“

Als ich das Thema „oraler Sex“ ansprach, merkte ich, wie sowohl Gabriele als auch Herbert zurückgezuckt waren. Offensichtlich war dieses Thema für die beiden zumindest problembehaftet, wenn nicht sogar ein absolutes Tabu.

So wunderte es mich nicht, dass Herbert etwas gepresst antwortete: „Oralen Sex haben wir nie ausprobiert. Warum, weiß ich ehrlich gesagt nicht zu sagen. Ich glaube, es gibt nur wenige Männer, die nicht von der Vorstellung erregt wären, sich vorzustellen, dass eine Frau seinen Penis in den Mund nehmen würde. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass Gabriele nicht besonders angetan von dem Gedanken war, mich mit dem Mund zu verwöhnen.“

Ich sah Herbert in die Augen und erwiderte: „Du hättest ja auch den ersten Schritt tun können und Gabriele deinerseits mit dem Mund verwöhnen können?“

„Ja, das hätte ich vielleicht tun können, aber irgendwie habe ich es nie getan. Vielleicht auch deshalb, weil unser Sex auch ohne orale Zuwendungen sehr gut funktionierte.“

Ich schaute darauf hin zu Gabriele: „Und wie siehst du das? Ist oraler Sex für dich was Schmutziges?“
Gabriele schaute sichtlich verschämt zur Seite, mied meinen und auch Herberts Blick: „Das Thema ist mir etwas unangenehm. Warum, weiß ich eigentlich auch nicht, aber irgendwie passte das nicht in unser Weltbild von Hygiene und Gesundheit. Ob ich das letztlich vielleicht auch als sehr erregend empfinden könnte, darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Ausschließen möchte ich das nicht, aber so einfach die Einstellung ändern, geht auch wohl nicht.“

„Vielleicht an dieser Stelle ein kleiner Vortrag über Oralsex. Wie gesagt, wir haben unser gesamtes Sexleben lang, diese Spielart der körperlichen Liebe sehr genossen.

Also der Reihe nach. Erste absolute Voraussetzung ist natürlich Sauberkeit. Meine Frau und ich haben vor fast jedem Sex ausgiebig geduscht oder gebadet. Lediglich bei spontanem Sex, das war aber relativ selten, ging es auch mal ohne. Dann aber eigentlich auch ohne orale Bestandteile.

Zweitens muss man sich von der Vorstellung befreien, dass unsere Sexualorgane irgendwie was Dreckiges an sich haben. Weder der Penis des Mannes noch die Vagina der Frau ist irgendwie dreckig oder gesundheitlich bedenklich. Vorausgesetzt natürlich, man wäscht sich entsprechend und man ist gesund. Aber das gilt für einen „normalen“ Kuss genauso. Auch da werden Körperflüssigkeiten ausgetauscht. Das stört aber niemanden. Warum nicht? Weil es kulturell anerkannt und als völlig normal gilt. Oraler Sex hat dagegen immer noch so ein Schmuddelimage. Völlig zu Unrecht wie viele medizinischen Studien ergeben haben. Gesunde Menschen haben keinerlei gesundheitlichen Risiken zu erwarten, wenn sie oralen Sex praktizieren.

In unserer Beziehung war es so, dass wir schon nach den ersten paar Malen zum oralen Sex kamen. Und das ging von mir aus. Ich fand den weiblichen Sexualbereich von Anfang an als sehr schön. So schön, dass es mich überhaupt keine Überwindung kostete, ihn mit meinen Lippen, meiner Zunge zu berühren. Und ich merkte etwas, was man sonst nie so direkt spüren kann. Wenn man eine Frau oral verwöhnt, ist man mit den Sinnesorganen so nah am Geschehen, wie sonst nie. Man spürt mit allen Sinnen, wie die Berührungen ankommen. Zumindest bei meiner Frau war es so, dass sie sofort nach den ersten Kontakten die Beine weiter spreizte, den Rücken durchbog und ihre Vagina mir entgegenstreckte. Es war für mich jedes Mal der absolute Anmacher, wenn ich merkte, wie sie auf meine oralen Berührungen reagierte. Nicht selten haben wir beide den Höhepunkt erreicht, ohne dass es zur Vereinigung gekommen wäre. Und es hat uns beiden danach nichts gefehlt. Im Gegenteil, wir haben „normalen Rein-Raus-Sex“ immer als eine ziemliche Verkürzung der sexuellen Möglichkeiten angesehen.

Und noch etwas. Viele Männer haben die Vorstellung, der Intimbereich einer Frau würde nicht gut riechen und die Ausscheidungen hätten einen schlechten Geschmack. Alles Quatsch, eine gesunde Frau riecht im Vaginalbereich überhaupt nicht schlecht. Sicherlich riecht sie dort, aber nicht schlecht. Ich habe es z.B. immer sehr genossen meine Nase in die Achselhöhlen meiner Frau zu stecken. Das war für mich immer absolut erregend.

Ich kann euch nur das Angebot machen, das mal am eigenen Leib zu spüren. Bei Gabriele gibt es da von mir aus überhaupt keine Probleme. Ich würde mich freuen, wenn ich dich auch oral verwöhnen und befriedigen dürfte. Aber auch dir Herbert mache ich das gleiche Angebot. Ich bin nicht schwul, aber auch ein männlicher Körper, bzw. ein Penis ist für mich ein durchaus erregendes Körperteil. Ich hätte überhaupt keine Probleme damit, deinen Penis in den Mund zu nehmen, damit du auch mal spürst, wie sich das anfühlt.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir hier selbst das Wasser abgrabe. Oraler Sex wäre für euch eine Möglichkeit, insbesondere für dich Herbert, euer Sexleben wieder aufleben zu lassen. Zum oralen Sex ist eine Erektion überhaupt nicht notwendig. Du könntest deiner geliebten Gabriele auch ohne Erektion wunderbare Orgasmen schenken. Denkt beide mal darüber nach, ob das nicht ein Weg ist, den ihr gemeinsam beschreiten wollt.

Ich bin kein Sexualtherapeut, aber an dieser Stelle könnte ich euch sicherlich eine ganze Menge Hilfestellungen geben."

Herbert und Gabriele warfen sich einen Blick zu, den ich nicht so richtig deuten konnte. War es das jetzt gewesen, würden sie sich jetzt höflich aber bestimmt von mir verabschieden und den Kontakt zu mir abbrechen.

Aber die nächsten Sätze gaben mir sofort Hoffnung, dass es das noch nicht gewesen war, denn Herbert sagte: „Ja Klaus, das ist ein sehr interessantes Angebot. Darüber müssen wir beide aber sicherlich erst noch einmal sprechen. 40 Jahre eingefahrene sexuelle Orientierung lassen sich nicht mit einem Mal einfach so wegwischen.

Trotzdem finde ich es schon einmal gut, dass du uns eine Perspektive aufzeigst, wie wir unser Leben neugestalten, in gewisser Weise sogar neu definieren können.
Was du ansonsten eben zu deinen sexuellen Vorlieben gesagt hast, können wir beide wohl genauso unterschreiben. Gewalt gehört auch für uns absolut aus dem Miteinander verbannt. Und das nicht nur in Sachen Sex. Mir sind Männer, denn meist sind es ja Männer, von denen häusliche Gewalt ausgeht, absolut zuwider. Das sind Jammerlappen, die nicht in der Lage sind, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und Gewalt als letzte Möglichkeit sehen, ihren Standpunkt darzustellen. Ich habe meine Frau niemals gewalttätig angefasst oder gar geschlagen. Das hätte sich Gabriele mit Sicherheit auch nur einmal gefallen lassen. Damit wäre unsere Beziehung Geschichte gewesen. Und das zu Recht, niemand hat das Recht einen anderen mit Gewalt zu etwas zwingen.

Zum Thema „analer Sex“. Da sind wir glaube ich, auch vollkommen bei dir. Ich kann mit dem Gedanken daran überhaupt nichts anfangen. Wenn ich schon bei dem Gedanken an oralen Sex gewissen Vorbehalte habe, dann spüre ich beim Gedanken an Analverkehr sofort einen starken Widerwillen. Das ist mir überhaupt nicht zu vermitteln, da werden eindeutig rote Linien überschritten, die nicht verhandelbar sind. Ich glaube, da ist Gabriele auch bei mir, oder?

Gabriele schaute einen Augenblick etwas überrascht auf ihren Mann, da sie nicht damit gerechnet hatte, so unvermittelt um ihre Einstellung gefragt zu werden. Dann nickte sie aber sehr entschlossen und sagte: „Ja, analer Sex ist auch für mich ein absolutes No-go. Das ist absolut nichts für mich.
Das mit dem oralen Sex war bislang auch keine Option. Allerdings hast du schon Recht, wenn du sagst, dass das eventuell eine Möglichkeit wäre unser Zusammenleben auf eine neue Ebene zu ziehen. Es wäre für mich ein absolutes Glück, wenn wir wieder ein gemeinsames Sexleben hätten, bei dem wir beide auf unsere Kosten kommen könnten.
Wenn du uns dabei helfen könntest, wäre wir, glaube und hoffe ich zumindest, beide sehr froh, denn alleine schaffen wir das wohl nicht.“

Wir unterhielten uns dann noch eine Weile über mehr oder weniger belanglose Dinge. Gegen 14.30 Uhr verabschiedeten wir uns dann von einander, verabredeten uns aber für den Dienstag der nächsten Woche wieder zur gleichen Zeit. Bis dahin wollten Gabriele und Herbert noch einem untereinander klären, wie weit unser Arrangement in Zukunft gehen könnte. Ich wollte ebenfalls noch einmal in mich gehen und für mich selbst klären, was ich von der Verbindung zu diesem Paar erwartete und wie weit es von mir aus gehen sollte, bzw. durfte.
  • Geschrieben von Bluemchen
  • Veröffentlicht am 23.06.2022
  • Gelesen: 15754 mal

Kommentare

  • CSV28.07.2022 23:17

    In ähnlichen Konstellationen befinden sich, nach dem die Kinder das Elternhaus verlassen, sehr sehr viele Paare.

    Der erste Zwischensexeiszeit kommt schon bei der Aufzucht der Babies. Da herrscht dann noch Hoffnung auf die Zeit danach. Viele schaffen es, viele auch nicht.

    Dazu gibt es unzählige Fachbücher. Selbst ausgebildete Eheberater und Beraterinnen landen in dieser Falle und kämpfen dagegen, wollen es nicht akzeptieren. Manchmal mit Erfolg.

    Für die sachliche Schilderung dieses zentralen Problems
    gebe ich Bluemchen die volle Sternchenzahl

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