Erotische Geschichten

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Nr.452 Das Frauenhaus von Algier Teil 4 Diana

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Seite 169
.... Noch heute erinnere ich mich an Diana, wie zärtlich, süß und verspielt jenes junge Mädchen aus Salzburg war, das damals wenige Wochen nach der unerfreulichen Begegnung mit der weißhäutigen Holländerin - Gast im "Queue" war.

__________

Ich selber erlebte vorher einen anderen ungewöhnlichen Fall. Eine schüchterne Frau aus Hannover wurde mir gewissermaßen zugeteilt. Ich brachte sie auf mein Zimmer und bot ihr an im Sessel Platz zu nehmen. Ich begriff sofort, daß die Präliminarien eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen würden.
Aber was sie nach wenigen Minuten des tiefen Schweigens sagte, verblüffte mich dennoch:
"Kennen Sie die Stadt, den Basar, die Markthallen, die Museen - wären Sie so freundlich, mir die Stadt zu zeigen?"

Verdutzt fragte ich zurück: "Jetzt gleich? Wollen Sie nicht ...?"
Sie hob beschwörend die Hand: "Bitte lassen Sie mir Zeit, ich muß mich erst eingewöhnen, ich tu´ das zum ersten Mal!"

Natürlich - und letzten Endes war das meine Aufgabe - versuchte ich alle Überredungskünste, doch sie stammelte immer dringlicher: "Ich kann nicht, nein, bitte nicht, bitte führen Sie mich in die Stadt!
Nun, sie hatte 500 Mark für den Abend bezahlt - wenn sie nicht wollte, war das ihre Sache, ich meinerseits war bereit, ihr die Stadt zu zeigen. Unsereins im "Le Queue" litt ja gerade nicht an einem Samenkoller, wenn er eine Frau vor sich hatte.

Ich zeigte ihr die Stadt wie ein ehrbarer Kavalier. Einer der hohen Stadtbeamten hätte es nicht besser vermocht. Wir nahmen ein Taxi, fuhren zum Hafen, tranken im "Petit Gaulois" einer feudalen Bar, einen Aperitif, bummelten die Hauptstraße entlang, nahmen eine Droschke und fuhren zum Museum. Vier Stunden dauerte der Trip, bis nachts gegen elf. Ich versuchte, ihr zu zeigen und zu erklären, was ich wußte, es war freilich nicht viel.
Aber sie war beglückt und bedankte sich beim Abschied überschwänglich. Kein Wort wurde von dem nicht stattgehabten Abenteuer in der Pension Maxime gesprochen. Die Dame aus Hannover verlies mich unschuldiger als sie gekommen war.

- - - - -

Und noch eine Geschichte ist mir in Erinnerung. Eines Morgens tauchte ein Amerikaner im "Queue" auf, ein Mann. Er hatte eine Idee, die er unserem Chef auseinandersetzte:
Er wollte alle unsere Männer auf sein Boot haben, eine Hochseeyacht, die drei Meilen vor dem Hafen vor Anker lag. Wir sollten uns nackt aufs Deck legen, er wollte das Dutzend Damen an Bord schockieren. Musram Kafah lehnte ab. Als der Amerikaner einen nicht zu verachtenden vierstelligen Dollarbetrag bot, besprach Kafah mit uns den Plan. Uns lockte der Spaß. Drei Tage später, als keine Buchungen von Damen vorlagen, fuhren wir zehn auf einer Barkasse aus dem Hafen. Wir kleideten uns in einer Kabine der Yacht aus und legten uns splitterfasernackt auf das Oberdeck. Unserem englischen Kollegen passierte etwas Männliches, sein Penis erhob sich denkmalsgleich und strahlte Lebensfreude und Kraft aus.

Die Damen wurden an Deck geführt - eine bekam Schreikrämpfe, mehrere verzogen sich laut protestierend und vor Scham in ihre Kabinen. Es wurde ein verrücktes Fest, wir bekamen Sekt, Whisky und Riesenplatten voller *****rbissen. Bald war keiner mehr auf Deck zu sehen.

Nur der Gastgeber saß mutterseelenallein in einem Bordstuhl und soff sich voll. Morgens gegen sechs fuhren wir mit der Barkasse zurück. Als wir am Hafenkai anlegten, sahen wir, wie die Yacht die Anker lichtete. Sie verschwand im ersten Dunst des Tages. Unser Chef grinste, als wir heimkamen und erzählten. Wir bekamen jeder einen Bonus von 100 Dollar. Das Geschäft hatte sich für Musram gelohnt. Tja, "das Sexualleben reicher Leute" ... ich habe es noch lange Zeit studiert.

- - - - -

Dann tauchte Diana auf. Sie war und blieb für mich lange Zeit eine Attraktion. Ich kann mir heute noch nicht erklären, was dieses charmante, liebreizende, bildhübsche, von Männern sicherlich verwöhnte, zweiundzwanzigjährige Mädchen aus Salzburg dazu getrieben hat, das algerische Frauenhaus aufzusuchen. Sie hatte eine Figur, um die sie jeder Filmstar und jede Striptease-Tänzerin hätte beneiden müssen. Sie war gebildet, belesen und vielseitig interessiert. Die bedeutenden Namen der italiensichen Renaissancemalerei waren ihr genauso vertraut wie die Musik von Pergolesi und Schostakowitsch.

Unsere Begegnung war geradezu filmreif. Als wir mein Zimmer betraten, sah sie sich um, als sollte sie hier wie in einem Hotelzimmer wochenlang wohnen. Dann blickte sie mich an, ich sah sie an, bald eine Minute lang. Es fiel kein Wort. Sie trat mit zwei, drei kleinen Schritten auf mich zu.
Wir fielen einander in die Arme wie ein Liebespaar nach unendlich langer Trennung.
Als unser brennender, langwährender Kuß endete, streifte ich ihr in wildem Verlangen das Kleid ab, und ehe wir uns versahen, lagen wir in einer beinahe schmerzhaften Umschlingung auf dem Bett und liebten uns mit einer Hast, Gier und Inbrunst, als wäre es der der Gipfel einer alles verzehrenden Glückseligkeit.

Wir lösten uns schweigend und küßten uns, leise und ganz zart. Mein Herz klopfte, ich hörte ihr Herz klopfen. hätte sie in diesem Augenblick gesagt: "Komm, steh´auf, geh´mit mir!" Ich glaube, ich wäre besinnungslos und ohne zu zaudern mit ihr davongegangen.

Mit einem Male hatte ich das Gefühl - und das sage ich auf die Gefahr hin, verdächtigt zu werden, mein Gefühlsleben aus Marlittromanen (gest. 1887 in Arnstadt/google) zu bestreiten - als wäre Diana die erste Frau in meinem Dasein, für die sich´s lohnte, zu leben.

Die süße kleine Person reizte mich nicht nur mit ihrer Schönheit wegen. Ich war einfach verliebt. Und dieses Gefühl, diese Gewißheit steigerte sich von Stunde zu Stunde. Diana war keine ehrpusselige Jungfrau, sie war ein höchst wohlerzogenes Mädchen aus bestem Hause.
Zugleich war sie, und das schockierte mich seltsamerweise nicht einmal, bei aller Jugend und allem Liebreiz verdorben. Sie war nicht, wie eine beliebige Nutte, schmierig, dreist oder zeigte sonst deren gewohnheitsmäßige Allüren. Sie war erfahren wie ein Dutzend reifer Frauen,
und sie kostete Erfahrung, Wissen und natürliche Liebesbegabung aus.
Sie war nicht schamlos, ebensowenig prüde. Sie war durch begabte Liebeshände gegangen,
was man bei jedem Streicheln, jedem Kuß spürte, wohin er auch traf.

Sie genoß jede liebkosende Berührung, man merkte es, die Haut spannte sich, eine feine Gänsehaut überzog ihren Arm, sie bog und wand sich, wenn ich sie zwischen die Schulterblätter küßte oder mit den Fingern behutsam die Innenseiten der Schenkel streichelte.
Sie rekelte sich in ihrer herausfordernden Schlankheit und selbst ihre zuweilen recht saftigen Bemerkungen brachte sie mit jungmädchenhafter Unschuld heraus.

Wir verstanden uns ausgezeichnet, es war, als wären wir jahrelang miteinander bekannt.
Sie benahm sich wie eine Geliebte. "Gefall ich dir? Ist mein Busen hübsch, gefallen dir meine langen Schenkel, mein Po? Was magst du am meisten an mir?"

Sie richtete sich auf und blickte mich an. "Warum lernt man eigentlich manche Menschen immer zu spät kennen? Warum kennen wir uns nicht schon fünf oder zehn Jahre lang?
Du bist kein solcher Miniatur-Van-de-Velde (Ehebuch-Autor) wie meine Altersgenossen, die ein dickes Penis-Lob für ihr feudales B*msen erwarten. Du kannst mir die Flinte in den Schoß werfen - und ich werde glücklich dabei sein! Es gefällt mir einfach. Heiliger P*rno, hilf!
Das müßte ewig dauern, nicht nur heute Nacht und vielleicht morgen Nacht.
Oder magst du so ein blödes, albernes Häschen nicht im Bett?"

Sie plauderte und schwatzte, stieß mit den Fäusten nach mir, ergriff gewandt und geschickt mein Glied. "Was ist das, Schwanzili schlappili? Entschuldige diese Idiotensprache, aber unsere Sprache hat so blödsinnige Ausdrücke für das alles. Holla, dein Gebärvater regt sich, mein Lieber, mit dir möchte ich´s hundertmal hintereinander machen, aber das ist Quatsch, du würdest von meiner Rubensfülle bald genug haben!" Sie kicherte wie ein kleines Bürofräulein.
Rubensfülle - sie war schlank wie eine Gerte, ohne mager zu sein. War sie eine Erotomanin, eine Lolita, eine Nudistin? Aber weshalb eine Frau mit Worten analysieren, für die der Nabel kein Sittlichkeitsäquator ist? Sie war da, hinreißend, lebendig und gewitzt und genau genommen war sie die Frau, nach der sich Millionen junge Männer sehnen - hübsch, zärtlich, liebesgewandt und obendein sehenswert.

Wir brauchten uns nur anzusehen und schon verschlangen wir uns erneut ineinander. Diana war derart bezaubend, daß ich hätte Fetischist werden können, ich weiß nicht, was wohl reizvoller, begehrenswerter und vollkommener an ihr war, die Handvoll fester Busen, der glatte Bauch, die zarte, milchkaffeebraune Haut, die an keiner Stelle einen Fehl aufwies.
Ein Schlaraffenland erotischer Bereitschaft tat sich auf, und man konnte sich selbst
um das Glück beneiden, dieses Wesen in den Armen halten zu dürfen.

"Du hast mir das Äckerlein gut bestellt!" flüsterte sie, als ich von ihr abließ. "Colo duro und ein Cazzo, sagen die Italiener, machen das halbe Leben!" Was heißt das, ich kann kein Wort Italienisch? "Colo duro heißt harter Popo, und Cazzo sagen die Italiener für das, worauf ihr Männer so stolz seid, den Petschaft(google harter Stempel), den ihr anderen so gerne aufdrückt!"

"Erzähl´ein bißchen!" forderte ich sie auf und genoß es, daß sie wie eine Geliebte still
neben mir lag und ihren Kopf auf meinen Arm bettete.
"Erzählen? Was? Die Kuh ist eine Tankstelle für Kälbchen, wußtest du das? Und der Mond ist unsichtbar, wenn er im Dunklen steht. So, ich habe genug erzählt, du bist dran!"

"Was kann ich dir sagen, was du nicht schon weißt, wie süß du bist, wie kühl und glatt sich deine seidigen Haut anfühlt, am liebsten würde ich nur dich reden lassen. Du kommst aus Salzburg?"
… "Dort geboren, dort zu Hause."
"Tochter wohlhabender Eltern, verwöhnt, von Eltern, Freunden und Geliebten ..."
… "Und auf der Jagd nach dem Orgasmus, sag´ nur. Ein verderbtes Mädchen mit Lastern und ellenlangem Sündenregister. Manche werden durch Faulheit müde, ich ziehe es vor, durch phantastische Spiele auf der Bühne des Liebesgottes müde zu werden."

"Das Venusische Schauspiel, wie ein alter Onkel manchmal gestand, ist noch das beste am Dolce Vita. So Kleinigkeiten wie in einem *************en-Puff mag ich nicht - das war in Salzburg in gewissen Pensiontstöchterkreisen ein beliebtes Spiel, mein Lieber, die Mädels gingen nackt unter ihren kurzen Röckchen zum Turnunterricht und kannten die Vibrationseffekte eines elektrischen Gummitrösters besser als das große Einmaleins!"

Sie unterbrach sich: "Juckt ´s dich?" sie spürte, daß sich mein Seelentröster regte. Sie lächelte mich an. Ich begann ein Vorspiel nach klassischem Muster, ließ meine Zunge dort spielen, wo mir schien, daß es ihr gefiel, streichelte ihre Brüste und die kleinen hellbraunen Knospen, die wie Tempel auf himmlischen Hügeln standen. Diana war vollkommen.
Obwohl ich weiß, daß kenie Frau vollkommen ist. Meist haben die schönbusigen Frauen
unförmige Beine, die ausgesprochen Hübschen häßliche Füße, die mit einer kindlichen Pfirsichhaut fleischige Schenkel oder einen Quellarsch, so ein rundes wabbeliges Monstrum,
das die Formen verloren hat.

Bei Diana war nichts mißlungen, die Natur hatte sie hundertfach gesegnet. Ihr Haar war seidenweich und hatte den seltenen Goldton im blonden Glanz, ihre Fingernägel waren so ebenmäßig, als seien sie künstlich. Die Zehen waren lang und schmal, unverbogen und unverbildet, die Beine schlank und lang genug, um aufzufallen. Ihre Augen hatten ein intensives Braun, und wenn ihr Haar strubbelig war, leuchteten sie aus dem Gesicht und das schien wie eine Verheißung.

Während ich sie abermals in die Arme nahm, stöhnte ich auf - ich hätte mich selbst verfluchen können. Ich liebte, nach kaum zwei Stunde, dieses Mädchen, ich war nicht der berufsmäßige Aufhupfer und Rammler, ich war einfach ein Mann, der sich Hals über Kopf in ein Mädchen verliebt hatte.

Diana hatte gewiß keine Vergangenheit, über die ein normal empfindender Mann beglückt sein dürfte, aber das war mir gleichgültig. Mitten in der Umarmung herrschte ich sie an: "Warum tust du das, hast du das nötig, dich von wildfremden Männern lieben zu lassen?"
Sie seufzte und erwiderte nichts, lag mit geschlossenen Augen da, und ihr Leib verging in verzückten Windungen und bäumte sich auf; sie war nichts als ein Weib, das den Liebesakt
mit allen Fasern genoß und auskostete.

Lange Zeit später, als wir stumm nebeneinanderlagen, fragte ich leise: "Willst du nicht darüber sprechen? Ich frage nicht aus Neugier, ich habe heute vergessen, wozu ich hier bin und als was ich dir erscheinen muß, ein blöder Bengel für Huren, Spezialist für Berührungsreize, Knutschen, Trommeln, Begatten. Ich habe kein Recht, dich irgend etwas zu fragen - aber für mich bist du wie ein Wesen einer Welt, von der man nur träumt!"

Sie hielt mir die Hand vor den Mund. "Sprich nicht weiter. Für mich bist du ganz etwas anderes, als du ahnst! Ich rate dir, laß dich nicht mit mir ein! Ich bin eine kleine Hure, eine im goldenen Käfig großgewordene, von geilen Menschen aufgepäppelte, schon mit dreizehn Jahren zehnmal verführte Salonnutte. Du siehst mich falsch, aber reden wir nicht darüber, ich freue mich, dich zu haben, heute Nacht, und morgen komme ich wieder bestimmt, ich verspreche es dir, aber frag´ mich nichts, du enttäuscht nur dich selber!" sie küßte mich und wiederum war es ein langer, fordernder Kuß, wie nur einander sich in Liebe gierig verzehrende zu küssen verstehen.

Dieses Frauenrätsel löste ich niemals - sie war die ideale, eine unvergleichliche Geliebte. Und sie war hier, um nach Entrichtung von ein paar hundert Mark sich sich von einem Manne lieben zu lassen, den sie nie gesehen hatte, von dem sie nichts wußte, von dem sie annehmen durfte, daß er ihr des Geldes wegen ein bißchen Bordell-Liebe vorspielte.

Was sie vermutlich nicht ahnte, war, daß dieser Mann ihr nichts vorspielte, in ihr keine Kundin oder mannstolle Sexbestie oder beischlaflüsterne Jungfrau sah, sondern mehr, weit mehr - viel mehr. War ich verrückt geworden, war ich behext?

Ich ging für ein paar Minuten ins Bad, um mich zu erfrischen. Als ich zurückkam kniete sie im Bett und sah mich mit großen Augen starr an. Sie war schön wie die Sünde, sie war die letzte Vollendung. Schon vorher hatte sie mich aus der Fassung gebracht - jetzt erschrak ich. Sie hielt einen viertelmeterlangen Dolch in der Hand, eines jener scharfgeschliffenen Messer mit Ebenholzgriff, wie sie im Basar verkauft wurden. Ja, Diana hatte einen Dolch in der rechten Hand und sah mich ernst und entschlossen an, als wolle sie etwas Entscheidendes und Unwiderrufliches tun.

"Was soll das Messer?" fragte ich verdattert.
"Nichts soll das Messerchen, ich wollte dir`s nur zeigen. Hier sieh!"
Sie holte unter der Bettdecke die Scheide des Dolches hervor, die eigenartig rund war.
Ich mußte auflachen, sie hatte die Form eines mächtigen Phallus.

"Was machst du mit solchen angsteinflößenden Mordwaffen?"
"Erstens als Selbstwehr. Ich wußte doch nicht, als ich hier herkam, was mich erwartete. Möglicherweise wäre ich unter die Räuber gefallen. Aber eigentlich habe ich sie für die Lingam-Sammlung eines Onkels gekauft!" ... "Für was und wen?"

"Lingam heißt in Indien "der Penis", der dort die Erschaffung der Welt symbolisiert. Es gibt Lingam in allen Formen und Möglichkeiten, aus Ebenholz, Stein, Metall, und in jedem Andenkenladen findest du sie in jeder Größe!"

"Warst du in Indien?" .... "Nein, ich weiß bloß einiges darüber von meinem Onkel in Salzburg. Er besitzt dreihundert verschiedene Lingam, ein Sammlung, die museumsreif ist. Ja, ja, schau nicht so komisch drein, wir sind in sittlicher Hinsicht eine etwas extravagante Familie. Mein lieber Entjungferungsmeister ... ich sagte dir, dringe nicht in meine Geheimnisse.
Du kriegst das böse Grauen."

"Dieser Onkel hat in seiner Jugendzeit Sexualpathologie studiert. Ernsthaft. Er kann stundenlang über den "Freßtrieb nach dem Geschlechtsverkehr" reden, er weiß, daß die Männer in der Touraine Weinbäder zur Potenzsteigerung nehmen und kennt sämtliche Wörter der Alltagssprache der unteren Klasse, soweit sie das Sexuelle betreffen. Er hat ein siebensprachiges Lexikon darüber geschrieben. Er ist Wissenschaftler, kein Vaginastopfer. Außderdem hat er ein Buch über die oral-genitalen Praktiken verfaßt, tja, so eine pikfeine Familie sind wir."

"Dein Onkel ist sicher die Ausnahme - aber dein Vater?" "Meine Eltern sind an einer Infektion gestorben, als ich fünf Jahre alt war. Ein Vormund hat mich "le bijou" genannt, aber er meinte nur mein Kleinod, mein Döschen, und ich war dreizehn, als er mich verführte. Leider machte es mir Spaß und er tat es häufig. Mit vierzehn trug ich aufreizende schwarzseidene Unterwäsche, mit 15 war ich übermäßig sexuell reizbar und verführte kleine Knaben. Ich war jederzeit paarungsbereit, ich wuchs in einem Glutofen der Wollust auf. Ich reizte Männer in den fünzigern, und jeder Bordell-Salonlöwe stellte mir nach."

"Ich habe 100 Männer gehabt, ehe ich sechzen wurde. So nun weißt du es, jetzt kannst du sagen, daß du mich zum Kotzen findest. Ich finde mich selber manchmal abstoßend. Wenn ich nicht jeden Tag einen Mann im Bett habe - es kann auch auf einer Waldwiese sein oder in einer Düne am Meer -, dann werde ich krank. Ich bin süchtig! Und darum bin ich in dieser Huren-Bock-Herberge. Ich glaubte wenigstens, es sei eine. Und da muß ich auf dich stoßen, ich, für die ein Mann lediglich ein Gebrauchsgegenstand ist. Es ist kein Tick, für mich ist das keine Orgie, kein Bacchanal - weißt du, was die Geißel der Geschlechtsgier ist?

"Hast du eine Ahnung, wie ein Mädchen werden kann, dem ein als Aufpasser und Erzieher amtlich bestellter Vormund, so ein Puff-Don-Juan, beibringt, mit vergoldeten Brustwarzen wie Messalina herumzulaufen? Jawohl, mein Bester, am Bett der Dreizehnjährigen stand Lascivia, die Göttin der Ausschweifung und Zügellosigkeit.

Mit Siebzehn habe ich an Schlüsselparties teilgenommen, du kennst diese Ehepaar-Schweinigeleien, wo sich ein Dutzend Ehepaare irgendwo einfinden und die Hausschlüssel in einen Hut werfen. Beim Heimgehen nimmt jede Ehefrau einen beliebigen Hausschlüssel aus dem Hut, im dunkeln natürlich, damit sie nicht mogeln kann, und dann geht sie mit dem Manne fort, zu dessen Wohnung der Schlüssel gehört. Ein neckisches Spielchen. Daß ich nicht lache, Spielchen! Es ist vom Gefühl und von der Optik her etwas für verlebte Rittmeister. Ich geriet an einen, durch den Fotomodelle reich wurden. Die Mädchen mußen sich hüllelos mit geöffneten Beinen vor ihn setzen, während er in einem Sessel hockte und viertelstundenlang in ihr Paradies starrte, bis es ihm kam. Das sind die Lustgreise unserer Zeit.

Einmal griff ich einen Hausschlüssel, der brachte mich zu einer Frau, einem reifen, bildschönen Mannweib zusammen, einer Type, die jedem Hurenhaus zur Ehre gereicht hätte.
Du kannst dir nicht ausmalen, was sie von mir wollte. Sie war eine Fuß- und Beinfetischistin, sie hat zwei Stunden lang meine nackten Füße und Beine geküßt und war schier wahnsinnig vor Geilheit. Dann schlief sie ein.
So, jetzt kannst du noch einmal fragen, warum ich hierher gekommen bin. Und nun zieh ich mich an, und wenn dir der Appetit nicht vergangen ist, kannst du mir sagen, ob ich morgen wieder kommen soll. Ich würde gern wiederkommen!" fügte sie leise hinzu.

Begreiflicherweise war ich über diesen Geständnisausbruch erschrocken und alles andere als entzückt. Ich hatte manches erwartet - das aber nicht, diese Häufung von Mädchenschicksal, Verführung und Triebhaftigkeit. War sie schuld, daß sie so war und so empfand? Ich setzte mich neben sie aufs Bett und nahm sie in die Arme. "Bleib, Diana! Ich verstehe dich, und selbst wenn ich nichts verstünde - wer bin ich, daß ich dich jetzt scheel anblicken dürfte?
Ich spiele in diesem Hause für jede zahlungswillige Frau die Rolle eines erotischen Ersatzartikels. Nicht viel besser als ein mechanischer Witwentröster. Fuckadilla nennen es die Portugiesen und das ist ein hundsgemeines Schimpfwort. Du bist verführt worden, aber ich habe gewählt.
Dich kann man nicht schuldig sprechen, daß du bist wie du bist. Mich jedoch trifft jeder Vorwurf, jeder Hohn, jede Geringschätzung zu Recht! Bleib, wenn du willst, und komm morgen wieder.
Ich bitte dich, komm wieder! Wir können uns auch anderswo treffen, wenn du willst, nicht hier!"

Wir sprachen noch lange miteinander, doch als sie ging, war sie müde und niedergeschlagen.
"Ich habe bisher zu keinem Menschen darüber gesprochen. Zu Hause, in Salzburg, muß ich verbergen, wie ich bin, was ich bin!" Sie versprach am nächsten Abend wiederzukommen, und ich mußte ihr versprechen, eine heitere Geschichte zu erzählen, damit wir unsere Unbefangenheit wenigstens teilweise wiederfänden.

Was wußte ich überhaupt von ihr? Sie war 22 Jahre alt, elternlos, durch verwandschaftliches Erbe Mitinhaberin eines Antiqitätengeschäftes in Salzburg, finanziell einigermaßen gesichert, begeisterte Seglerin und Autofahrerin und mit Vergnügen in ihrem Beruf tätig. Ihre Beichte hatte mich auf eigenartig tief berührende Weise erschüttert. Sie war kein Flittchen, im Grunde war sie ein armes Hascherl mit unbeherrschbaren Leidenschaften, mit ungewöhnlicher sexuellen Spannkraft und einer enormen erotischen Ausstrahlung. Allem äußeren Anschein nach hatte sie unter den frühzeitigen Ausschweifungen nicht gelitten, man sah ihr nicht an, daß sie genüßlich-frivol ihr Leben auskostete.

Ich verbrachte den folgnden Tag in einer merkwürdig nervösen Spannung. Ich war außer Fassung gebracht. Der herausfordernde Bogen ihres Mundes stand mir vor Augen, ich fühlte in den Fingerspitzen das Seidensamtige ihrer Haut, ich glaubte, den Duft ihres Haares zu riechen.
Würde sie am Abend kommen?

Sie kam. Wortlos fielen wir einander in die Arme, sobald sich die Tür hinter uns geschlossen hatte. Sie seufzte. "Daß ich wieder hier bin - es ist ein Glück für mich. Heute ist es das letztemal. Morgen früh muß ich abreisen. Sehen wir uns wieder? Darf ich dir schreiben? Schreibst du mir?
Rick, schreib mir, vergiß mich nicht!" Sie umarmte mich mit ungestümer Wildheit. Sie klammerte sich an mich. Ich nahm ihren Kopf in meine Hände. "Soll ich mit dir gehen?
Ich habe nichts, und ich bin nichts und bin dennoch bereit, alles auf eine Karte zu setzen.
Wenn man schon der Mann ist, dessen Fiedel nach Wunsch geigen muß, wird man auch anderes tun können. So ein vermietbarer Junggeselle findet vielleicht irgendwo einen Posten als Aufpasser, Adressenschreiber oder Plakatankleber, was meinst du?"

"Nein, nein, nein!" flüsterte sie. "Hör auf! Es geht nicht. Du würdest es bereuen. Lassen wir das, es ist nicht zu ändern, es gibt keinen Einsatz mehr, das Spiel läuft Und jetzt verlange ich die Geschichte, die du mir versprochen hast!"

Während wir uns auszogen und einander betrachteten, als sähen wir zum erstenmal Menschen nackt, sagte ich: "Du hast bestimmt recht - man kommt nicht los von dem, was man tut, was hinter einem liegt. Es steckt im Blut. Meine Geschichte spielt in diesem Hause. "Le Queue" ist ein Stückchen meines Lebens, verstehst du?" Sie nickte. "Erzähl! Ich will mehr von dir wissen. Bisher has du mich ausgefragt!"

"Vor einiger Zeit kam eine Frau aus Hannover ins Haus, wir nannten sie Muttchen. Ich will dir die Pointe verraten … sie war eine brave Bürgersfrau, die sich verirrt hatte. Sie hatte etwas von einem "Frauenhaus" gehört und verwechselte es wohl mit einer Art Müttergenesungsheim.
Sie staunte zunächst über den hohen Preis und dachte, das ganze sei äußerst exklusiv.
Dann wollte sie die Räume sehen, und man fragte sie: "Warum, was erwarten Sie,
das ist nicht üblich!" Einer der anderen beiden deutschen Kollegen wurde ihr vorgestellt und er fragte sogleich: "Welchen Stil bevorzugen Sie?" Sie begriff noch immer nicht und wollte wissen, wie er das meine. Jakob, so hieß der Kollege, erwiderte daraufhin: "Nun, wir können die Dinge beim Namen nennen, die Titten und die Musch, wir können es auf die medizinische Tour versuchen, mit Vagina und Mamma, oder auf gutbürgerliche Weise, Brust und Schoß ... ich stelle mich ganz auf Sie ein!" Muttchen meinte, sie sei durchaus bürgerlich. Und fragte: " Gibt es hier auch Kinder oder nur Mütter?

Jakob verstand noch immer nicht, daß sie gar nicht wußte, wo sie überhaupt war, und fragte zurück: "Wieso denn Mütter? Wahrscheinlich sind manche unserer Frauen Mutter, wir fragen keine Damen, ob sie Mütter sind" Es wurde ihm jetzt aber ein wenig seltsam zumute und er glaubte, es würde Zeit die Initiative zu ergreifen und er ging aufs Ganze: "Bitte ziehen Sie sich aus - oder soll ich Ihnen helfen?" Sie schüttelte den Kopf: "Ist eine Untersuchung wirklich notwendig? Ich bin ganz gesund!" Jakob grinste: "Keine Untersuchung. Ich nehme nur an, Sie wollen, daß wir ans Werk gehen. Oder haben Sie noch Wünsche - ein Glas Wein einen Drink, Kaffee?"

"Ja, gern Kaffee!" Sie fügte hinzu: "Ich dachte, ich habe es hier zumeist mit älteren Frauen zu tun?" … "Wieso, hier sind wir nur Männer!"

"Seltsam, sehr seltsam, ich wollte einmal ein paar Tage im Kreise gleichgesinnter, gleichaltriger Frauen verbringen." … "Ruhige Tage, wie soll ich das verstehen?"
"Ich meine unterhalten, ausruhen, lesen ..."
"HIer?" Jakob war völlig aus dem Häuschen
"Warum nicht? In unserem Hotel ist soviel Betrieb, mein Mann hat keine Zeit für mich, er hat laufend Besprechungen …"
"Weiß ihr Mann denn, daß Sie hier sind?"
"Nein, ich wollte mich erstmal durch Augenschein davon überzeugen, wie es hier ist.
Ich gehe nachher ins Hotel, hole meine Sachen und sage ihm, daß ich ein paar Tage hierbleibe!"

Jakob begriff mit einem Schlage. Die Situation wurde brenzlig. Das ahnungslose Muttchen ahnte nicht, wo sie sich befand. Madame wurde gerufen und Jakob klärte sie auf. Madame bestellte ein Taxi, machte mit Muttchen eine Rundfahrt und brachte sie nach einem Abendessen in ihr Hotel. Madame kam erschöpft heim, sie hatte Muttchen erklärt, Pension Maxime sei ein Familienerholungsheim, aber im Augenblick sei alles besetzt. Muttchen weiß heute noch nicht, was für ein Haus sie betreten hatte!"

Diana lachte. Sie umarmte mich. "Lieber, ich bin nicht Muttchen!" Wir küßten uns.
Küsse, die das Mark erzittern ließen. Wir umarmten uns, die Liebesspiele wurden raffinierter - zwischen uns herrschte eine körperliche und seelische Vertrautheit, die uns befähigte, mit äußerstem Genuß alle jene kleinen Zudringlichkeiten von Zungen, Fingern und Händen auszukosten, die höchste Lust verhießen. Es war ein langwährendes Liebesspiel, dem wir uns schweigend hingaben.

Ich mußte ihr, als wir matt von der ersten, stärksten Lust ermüdet nebeneinander lagen, aus meinem Leben erzählen. Wie ich von der Schule geflogen war, weil ich den Lateinlehrer verprügelt hatte, wie ich in meinen Paß das Geburtsjahr korrigierte, um älter zu sein, Seemann wurde und als Vollmatrose zwischen Marseille und Algier plötzlich eine Blinddarmentzündung bekam und im Krankenhaus in Algier landete. Dort hatte mir ein junger Franzose, der mit mir im Zimmmer lag, von "Le Queue" erzählt und von den guten Verdienstmöglichkeiten. Dieses Abenteuer lockte mich, ich wollte Geld verdienen, und 3.000 DM sicheres Geld im Monat schien mir wie eine Verheißung. So war ich im "Queue" gelandet und hatte schon manchen Monat hinter mir."

"Und was willst du werden? Du kannst schließlich nicht dein Leben hier verbringen?" fragte sie anteilnehmend. "Hast du keinen Beruf erlernt?"... "Nein, keinen Beruf. Ich war vier Jahre lang Seemann, und das hat mir gefallen. Es war ein Provisorium, ich habe nicht den Ehrgeiz, Steuermann oder Kapitän zu werden." ... "Und was soll nun aus dir werden?"

"Ich weiß es nicht. Ich bin hier, habe schon einiges gespart und will mir noch einiges ersparen. Eines Tages habe ich so zehn-/zwanzigtausend Mark und kaufe oder pachte eine kleine Kneipe oder ein Hotelchen ... in Italien ... am Meer, wo es hübsch ist oder - ach, was weiß ich heute, wo das einmal sein wird. Irgendwo wird es mich schon hintreiben!"

"Hast du kein Ziel, keine Vorstellung? Menschenskind, du bist doch nicht dumm! Stehbierhalle - du bist ja völlig verrückt! Du hast doch Chancen, bei deinem Aussehen, bei deiner Kinderstube!"
… "Als Kellner, wie? Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht!

Sie zog eine Grimasse, als sei sie verzweifelt über so viel Gleichgültigkeit. "Noch zwei, drei Jahre, Rick, und du wirst müde und kaputt sein. Dann wirst Du mit Deinem Schrumpfzacharias und dem Wackelzebedäus keinen Groschen mehr verdienen. Was dann? Ein Wrack, eine welke Blume ..."

"Siehst du, Blumen ... Gärtner könnte ich werden, das hat mich schon immer gelockt!"
... "Mit 23 in die Gärtnerlehre, Junge, du hast Samenblasen im Hirn? Solange du noch für einen Dollar Hirn im Kopf hast, solltest du dir gut überlegen, was du tust. Hier in Algier gibt es in Hülle und Fülle Dinge, die in Mitteleuropa jedermann interessieren, Antiquitäten, Schnitzereien, Masken, Kunstgewerbe, Kamellederkissen - steig in dieses Geschäft ein! Es lohnt sich.
Ich habe in den letzten Tagen 40 alte Masken gekauft, in Salzburg verkaufe ich sie
für das 5 bis 7fache. Dazu braucht man nicht einmal Inttelligenz!"

Ich lenkte Diana ab. Das war nichts für mich, ich kannte mich zu gut, eines Tages würde sich eine Gelegenheit bieten, wie aus heiterem Himmel käme der Blitz eines Fingerzeigs - das sagte ich ihr.

Wir verbrachten eine erregende lange Nacht. Wir erzählten uns Geschichten aus unserem Leben wie ein Liebespaar. Ich war diesem Mädchen verfallen, das wußte ich, und ich sträubte mich gegen dieses Gefühl - es konnte ja zu nichts führen ...
Wir würden einander niemals wiedersehen und bald vergessen. Diana würde hundert andere Männer haben, während ich 100 neue Frauen in den Arm nehmen würde - und eines Tages würden diese zwei Nächte eine vage, doch schöne, vielleicht wehmütige Erinnerung sein.

Als wir uns am Morgen trennten, blieb von ihr viel, viel mehr zurück als ihre Visitenkarte mit Namen und Adresse. Ich würde ihr niemals schreiben, nahm ich mir vor.
Mein gegenwärtiger Job war die Beischläferei. Ich war ein ungelernter Arbeiter. Nichts sonst. Liebe? In Algiers Rotlicht-Distrikt gab es ebensowenig Liebe wie in "Le Queue". Ich war berufsmäßiger Altweiber-Piker, sonst gar nichts.

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Man mag über Kolonisation so modern denken, wie man will, fest steht, daß Algier zu einer blühenden Stadt geworden ist, seit 1831 die französischen Kolonialtruppen geschaffen worden waren. Sie bestanden aus Weißen aller Länder. Für sie gab es mehr als genug Aufgaben in dem Land, das den mittleren und östlichen Teil des Atlas mit dem Hochland zwischen Teil- und Sahara-Atlas und Teilen der Nord-Sahara umfaßt. Der Teil-Atlas bricht in Stufen zur Küste ab und bietet dort auf zwölf Millionen Hektar fruchtbarer Strandterrasse Raum für den Anbau von Wein, Feigen, Datteln, Getreide, Kartoffeln, Tabak, Baumwolle, Hülsenfrüchten und Tomaten.
Dazu kommt noch die Seidenzucht. Die Bergländer liefern Holz, Gerbstoff, Kork; und die Ausbeute von Eisen-, Zink-,Blei-, Kupfer-, und Quecksilber-Erzen sowie Antimon und Phosphaten ist nicht gering. Schafzucht und das dadurch anfallende Fleisch ergänzen die breite Palette von Erzeugnissen, an denen mehrere Generationen schwarzer und weißer Händler reichlich verdient haben.Der Reichtum der seßhaft gewordenen Franzosen hatte andere Europäer angelockt, die alle das gute Geschäft witterten.

Täglich starteten und landeten 50 Flugzeuge auf dem Flugplatz. Touristen kamen zum Baden im Meer und zu Wüstenfahrten. Geschäftsleute sahen sich nach interessanten Möglichkeiten um. Bis Marseille oder Rom waren es kaum 2 Flugstunden.

"Frau Osnabrück" verbrachte die Hälfte des Jahres an der Riviera. Jede Woche flog sie einmal nach Algier, kam gegen 3 Uhr in die Pension Maxime, verließ 2 Stunden später das Haus und erzählte am Abend in Nizza, sie sei bei Freunden zum Tee gewesen.
Wer Geld hatte, dem stand die Welt offen und ein Haus wie das unsere.

"Das Schöne an Algier ist, daß man für ein paar Stunden verschwinden kann, ohne daß es auffällt!" erklärte mir ein Einheimischer. "Wer Algier kennt, wird wiederkommen, die Stadt besitzt alle Vorzüge, das romantische Rätselhafte, moderne Touristik, verschwiegene Plätzchen. Man kann alles tun und lassen: Männer finden willige Knaben für die Liebe, Homosexualität ist Trumpf; Frauen begegnen Männern; man bespricht Geschäfte, schmuggelt ein bißchen oder verliert das letzte beim Spiel."

Einer dieser durch Spiel und mißlungene Handelsgeschäfte ruinierten Männer, ein Amerikaner, suchte eine Tages Musram Kafah, den Chef unseres Etablissements auf.
Er besaß keinen Cent mehr und wollte sich im Hause ein paar Tage das Nötigste verdienen, um nach Marseille zurückreisen zu können, wo er Freunde hatte.
Kafah hattte nicht das geringste Interesse an diesem Gelegenheitsliebhaber, obwohl ihm der Amerikaner versicherte: "Ich habe ein Stößel wie ein Kinderarm und ich tue es sechsmal hintereinander, wenn ich jedesmal eine halbe Stunde Pause habe. Ich beherrsche jede Stellung, rumore wie ein Stier, mach`s im Stehen und im Kopfstand, wenn eine das will ..."

Der Mann war zu ordinär. Er schwadronierte wie der billige Jakob auf dem Markte. Wahrscheinlich rülpste er zweimal vor lauter Begeisterung und hätte dreimal Wind abgelassen, ehe er sein Nümmerchen geschoben hätte. Es war ein Typ, den jede Frau bald sattkrigt, der Typ, aus dem sich Zuhälter rekrutieren. Kafah lehnte ab.
Der Fremde war wütend über diese Ablehnung und drohte, der Fremdenpolizei einen Wink zu geben. Da wurde unser Chef eiskalt. Er ließ den Burschen ausreden und erwiderte ihm:
"Noch ein Wort und ich lasse Sie wegen Erpressung verhaften. Ich garantiere Ihnen, daß Sie zunächst einmal ein halbes Jahr in Untersuchungshaft sitzen werden. Kennen sie nordafrikanische Gefängnisse, wollen Sie sie kennenlernen? Interessieren Sie sich für Wanzen, Läuse, Spinnen, kleine giftige Taranteln oder für madiges Brot - bei vierzig Grad im Schatten? Ich gebe Ihnen den guten Rat, verlassen sie unser Land in 24 Stunden!"
Der Amerikaner wurde kleinlut. "Ich habe kein Geld mehr, ich kann nicht einmal mein Hotelzimmer bezahlen!"

"Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen eine Fahrkarte für einen Frachtdampfer nach Marseille.
Sie schicken mir das Geld später zurück!"
Der Mann verschwand sehr schnell, sehr dankbar und allzu bereit, den guten Rat zu befolgen.
Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, daß der gute Stern, der über der Pension Maxime waltete, der Bruder unseres Chefs, einer der einflußreichsten Rechtsanwälte des Landes war.
Einer jener erfahrenen Juristen, deren Beziehungen bis in die Regierung und in die ausländischen Konsulate reichten

Das "Pulver" des Ezählers ist verschossen. Im letzten Teil folgen noch ein paar kleine nette
Episoden aus einer "fernen Zeit".
  • Geschrieben von CSV
  • Veröffentlicht am 26.07.2023
  • Gelesen: 4245 mal

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