Erotische Geschichten

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Nr.155 ER: Entscheidung in Athen

4,3 von 5 Sternen
1990 eingesandt von G. W. und 1990 veröffentlicht in "66 Sexabenteuer " Seite 27


Gefährlicher Seitensprung

Ich hatte die Nase voll - komplett und von allem und allen. Mit anderen Worten: Mich hatte die vielbeschriebene und vielbelächelte Midlifecrisis voll erwischt. Zwanzig Jahe lang hatte ich geackert wie ein Wahnsinniger, um nach oben zu kommen - und als ich es endlich geschafft hatte, zweifelte ich am Sinn des Erreichten und des Lebens überhaupt.

Diese Krise kam schleichend und still; so leise, daß ich es selbst kaum bemerkte. Ein seltsames Unbehagen, das sich im Laufe von Monaten zu einem absoluten Überdruß steigerte. Ich überlegte, was ich machen könnte, um meine bisherige erfolgsorientierte Lebenseinstellung wiederzufinden, die mich so lange getragen hatte. Ich überlegte, ob ich fremdgehen sollte, mich besaufen oder mein Geld am Spieltisch durchbringen. Nichts davon tat ich, weil ich genau wußte, daß jenes nicht das war, was die Unruhe in mir besänftigen könnte.

Schließlich erwischte mich mitten in einer sehr wichtigen geschäftlichen Besprechung, von dem ein 100.000 DM -Auftrag abhängig war, ein totaler Kreislaufzusammenbruch. Mit Tati-Tata brachten sie mich ins Spital. Der Auftrag ging an die Konkurrenz. Mit einem schlappen, gesundheitlich angeknacksten Boß macht niemand Geschäfte in diesem knallharten Job.

Ich erholte mich recht schnell. Einem verständigen Arzt, der mir auf den Kopf zusagte, daß mein Zusammenbruch psychosomatisch bedingt war, erzählte ich von meinen Macken - wie ich sie selbst empfand. Er empfahl mir, zumindest kuzfristig aus meinem bisherigen Leben auszusteigen und etwas ganz Anderes zu machen, um mich neu orientieren zu können. "Gehen Sie allein auf eine einsame Insel", meinte er und schon sah ich mich umringt von blütenbekränzten Hulamädchen auf einer Südseeinsel. Allerdings wußte ich sofort, daß das nichts für mich sei.

Ich grinste den Arzt schief an: "Reif für die Insel, meinen Sie? Das ist nichts für mich. Ich kann mit Hulamädchen und der freien Liebe nichts anfangen!"

Da erzählte er mir von einer kleinen Hütte, die ein Freund von ihm auf einer winzigen, schwer zu erreichenden Insel in der Ägäis habe. Der einzige Komfort sei ein Wasseranschluß, der hin und wieder sogar funktioniere. Ansonsten sei es ein Leben dort, in dem sich ein zivilisationskranker Mann neu bewähren könne.

Touristen gäbe es nicht einmal im Hauptort der Insel, von einem Flugplatz ganz zu schweigen. Ein Schiff zu einigen Seemeilen entfernten größeren Nachbarinsel gehe nur alle paar Tage mal. Von dieser Nachbarinsel wiederum käme man auf die wiederum nächstgrößere Insel - dort gebe es regelmäßigen Fährverkehr zu einer Insel, die gar täglichen Fährverkehr mit Piräus/Athen pflege. Nun, in Athen gäbe es Flieger nach Deutschland, wenn man unbedingt wieder in die Zivilisation wolle. "Ich war mal dort", schwärmte der Arzt, "es ist ganz putzig. Man fängt sich die Fische, die man selbst ausnehmen und am Herd- oder Lagerfeuer braten muß. Ansonsten ist man irgendwie den ganzen Tag damit beschäftigt, sich am Leben zu erhalten und zu sonnen und zu baden. Soll ich meinen Freund mal fragen?"

Ich sprach zunächst mit Luisa, meiner Frau. Sie ist eine wirklich vernünftige Person, resolut und tatkräftig, dabei heiß und hungrig im Bett. Ich habe bei ihr niemals etwas entbehrt, so daß ich die ganzen fünfzehn Jahre unserer Ehe nicht einmal das Verlangen hatte, einen Seitensprung zu begehen. Sie wußte, daß sie mir in jeder Hinsicht vertrauen konnte.

Luisa war auch jetzt vernünftig.
"Fahr!" befahl sie. "Fahr mindestens vier Wochen, meinetwegen auch acht - solange, bis du dich besser fühlst.
"Die Klitsche" - womit sie meine Firma meinte - "kannst du doch ohne weiteres dem Heinze überlassen. Der wird sich freuen, daß er sich mal so richtig profilieren kann. Und den Kindern werde ich es erklären."

Und so geschah es. Von dem Freund des Arztes erhielt ich alle Instruktionen, von Luisa und den Kindern nahm ich auf dem Flugplatz Abschied. als sei `s fürs Leben und stieg in den Flieger nach Athen. Irgendwie freute ich mich plötzlich. Vielleicht hatte der Arzt recht. Ein Urlaub für den ganzen Mann. Ich fühlte mich wie ein kleiner Hemmingway. Irgendwie war`s mir sogar egal, ob Heinze die Firma in den Abgrund wirtschaftete. Zur Not konnte ich von den Immobilien leben, deren Besitzer ich war. Wie es mir der Arzt beschrieben hatte, stieg ich in Piräus auf die Fähre zur ersten Insel, dort mußte ich einen Tag warten, bis die unregelmäßige Fähre auf die nächste Insel abging und dort übernachtete ich in einem kleinen Gasthaus glatt drei Tage, bis ein altersschwacher Seelenverkäufer anlegte und mich auf die vergessene kleine Insel schaukelte, auf der die Hütte liegen sollte.

Die Fahrt dauerte 2 Stunden. Die Sonne glühte die Haut rot, obwohl es in Deutschland doch schon fast Herbst war. Der Himmel war strahlendblau und ich begann, das wahre Männerleben zu genießen. Der knorrige Fährmann wies mir den Weg zu "meiner" Hütte. Ein etwas komplizierter Weg, und ich mußte auf dem Marsch durch das Hauptdorf, das im wesentlichen aus einem verrottet aussehenden Krämerladen und einem ebensolchen Kafenion bestand, noch einmal nachfragen - mit Händen und Füßen natürlich, denn ich kann kein griechisch, den Dialekt der Insel schon gar nicht.
Doch die alten Männer, die vor dem Kafenion auf harten Blechstühlen saßen und träge zur Anlegestelle hinunterstarrten, winkten lebhaft mit den Händen und Füßen, als ich den Namen des Doktorfreundes nannte. Er schien im Dorf bekannt und wohlgelitten zu sein.

Als ich die Hütte endlich erreicht hatte, zitterten mir vor Anstrengung die Knie, und meine Füße schlugen Blasen. Mein Kopf war fieberhaft von der sengenden Sonne. Ich keuchte und fühlte mich wie einer, der drei Tage durch die Wüste Sahara gestolpert ist. So ein Fußmarsch ist eben nichts für einen verwöhnten Westeuropäer, der gewöhnt ist, auch den Weg zum Brötchenladen mit dem Wagen zurückzulegen.

Ich flüchtete mich in die durchaus vertrauenerweckend aussehende Hütte, die recht stabil und Kühle spendend aus Lehm unter den Schatten eines Olivenbaumes gesetzt war. Der versprochene Wasseranschluß, der von dem Brunnen des nächsten Bauern gespeist wurde, bestand aus einer Art Dusche, unter der jede Menge Schüsseln, Kessel und Töpfe zum Wasserabfüllen gelagert waren.

Ich drehte die Dusche probeweise an - und es kam Wasser! Zwar nicht sprudelnd wie zu Hause, aber doch tröpfelnd zuverlässig. Der Doktorfreund hatte mir versichert, das Wsser sei rein, klar, absolut trinkbar; ja köstlich. Ich zog mich rasch aus und taumelte unter die Wasserquelle - mit weit aufgerissenem Mund die kostbaren Tropfen auffangend..
Der Rest netzte meinen überhitzten Körper. Als ich mich ein wenig frischer fühlte, ließ ich eine große Schüssel Wasser volllaufen, hockte mich auf einen Stuhl unter das Vordach und stellte meine Füß in die gefüllte Schüssel. Den Kopf lehnte ich an die Wand und träumte zum tiefblauen Meer hinunter, das sich sanft kräuselnd bis zum Horizont erstreckte.

Ich atmete tief durch. Ich war allein. Der nächste Bauer wohnte drei Kilometer entfernt. Allein mit dem Meer, der Sonne, dem Olivenhain hinter mir und fremd zwitschernden Vögeln. Ich war nackt und erschöpft schlief ich ein, so wie ich da saß.

Ich wußte nicht, wie lange ich geschlafen hatte, als mich ein merkwürdiges Rascheln weckte. Ich blickte zum Meer. Die Sonne fiel als glutroter Ball am Horizont in die Agäis. Ein wundervoll kitschiger Anblick. Traumhaft schön. Es raschelte und rumpelte wieder.

Meine Nacktheit, in die ich mich in meiner unschuldsvollen Einsamkeit begeben hatte, wurde mir bewußt. Und meine Kleidung lag in der Hütte. Ich stand auf und trottete mit noch immer schmerzenden Füßen nach drinnen, tastete nach meinen Sachen, die ich einfach auf den Boden neben der Dusche geschmissen hatte. Da sah ich sie.

Im letzten Licht der untergehenden Sonne stand sie am altersschwachen Herd und stapelte geschickt Holz hinein.
Auf der Anrichte lag ein Haufen fremder Gemüsesorten. Offenbar wollte sie kochen.
Sie drehte sich zu mir um. Ich hielt die ertastete Hose vor meine Blöße.
Sie blieb ganz ruhig und selbstverständlich. Und sie lächelte. Der glühende Schein der Sonne fiel auf ihren üppigen Mund.

Sie lächelte und wirkte plötzlich sehr erwachsen mit dem roten Schein auf ihrem großen Frauenmund.
Sie zeigte auf sich. "Ich Vassiliki. Tochter von Fischer Pappathos." Ihre Hand gab eine ungefähre Wegweisung, wo der Fischer zu finden sei. "Mutter tot vor halb Jahr. Haben Haus saubergemacht für Doktor. Jetzt ich machen Essen. Doktor haben gelernt mir deutsch Worte. Du Freund?" ich nickte und stellte mich vor. Auch erklärte ich ihr, ich sei krank gewesen und solle mich hier erholen. Sie nickte verständig.

"Ich kochen gute Suppe und dann du machen gesund!" Sie sagte das im Imperativ. Es war ein Befehl und sie war einfach hinreißend in ihrem süßen rot-weiß gewürfelten Baumwollkleidchen, dem man mindestens 100 Wäschen ansah. Kräftiges blauschwarzes Haar wallte ihr um das feine, geradezu klassische Gesicht mit der bronzegetönten Haut. Ihr Körper war ganz Frau, geradezu herausfordernd - wie ihr Mund.

"Wie alt bist du Vassiliki?"
Während sie sich der Suppe zugewandt hatte, war ich hinter ihr in meine Hose geschlüpft. Das Feuer knisterte im Herd, und sie schnipselte das Gemüse in den Topf. Sie begann zu zählen: "Eins, zwei, drei, vier ...." Dann kam sie ins Stocken, und sie gab auf. Der Doktor war eben zu selten fürs perfekte Lernen da. Statt dessen zeigte sie mit den Fingern eine achtzehn..

Ich setzte mich auf einen Stuhl und sah ihr beim Kochen zu. Ein ungeheures Wohlgefühl erfaßte mich, als ich sie bei ihrem fraulichen Hantieren beobachtete. Ich empfand geradezu Frieden - Frieden, den ich so lange nicht mehr in mir selbst gefunden hatte.

Vassiliki schien das zu empfinden. Sie sprach nicht mehr, bis die Suppe fertig war. Mit einer Kelle häufte sie mir einen Teller voll und wandte sich zum Gehen.
"Aber bitte, willst du nicht mit mir essen?" flehte ich. Sie schüttelte din Kopf, daß die Haare flogen.
"Vater und Bruder warten. Vier Brüder. Haben Hunger. Ich müssen kochen. Kommen morgen wieder zu dir."

Und schon war sie verschwunden. Ganz kurz noch hörte ich ihre nackten Füße durch den Sand stapfen.
Wie verzaubert machte ich mich an ihre Gesundheitssuppe. Danach stieg ich ins Bett, hörte den Insekten beim Zirpen zu und träumte von Vassiliki und Sonne und Meer.

Tatsächlich kam sie nun jeden Abend, wenn die Sonne unterging. Sie brachte mir bei, wie man Fische fängt, ausnimmt und brät. Sie zeigte keinerlei Ekel, und so verlor ich ihn auch, und mein erster selbstgefangener Fisch war ein Festmahl, an dem sie ausnahmsweise auch teilnahm.

Am Tag sah ich sie nie. Offenbar muße sie im Haus und auf dem kleinen Feld arbeiten, das ihrem Vater gehörte. Ihn traf ich einmal, als ich im Dorf einkaufte und anschließend einen Kaffee im Kafenion nahm. Die Männer hatten mich akzeptiert, wie sie offenbar auch den Doktorfreund aktzeptierten. Sie nahmen mich in ihrer Runde auf und maßen mich mit freundlichen Blicken. Unterhalten konnten wir uns nicht. Ihr Vater begleitete mich, als ich nach Hause ging. Auf dem Weg kamen wir an seiner Hütte vorbei, und er wies auf Vassiliki, die den Vorhof mit dem Schrubber bearbeitete. So begriff ich, daß sie seine Tochter sei.

Abends sagte Vassiliki, ihr Vater habe gemeint, ich sei ein guter Mann, aber sehr einsam. Sie solle gut für mich sorgen, aber auf sich aupassen. "Was hat er damit gemeint?" frage ich. Zum ersten Mal errötete sie.
"Er sagen, ist nicht gut, wenn junges Mädchen arbeiten für Mann, der allein zu Hause wohnt. In Griechenland so was nicht gut. Nur für Deutsche ...Freunde...Du verstehen?"

Ich verstand. Sie durfte nur zu mir, weil man mir ein ganz besonderes Gastrecht einräumte und unbegrenztes Vertrauen hatte. Wirklich, dieses Vertrauen zu enttäuschen wäre mir nie in den Sinn gekommen - na, ich will ehrlich sein: in den Sinn schon und vor allem in die Lenden, denn Vassiliki war außerodentlich reizvoll, überhaupt ein außergewöhnlich schönes Mädchen. Ein Naturkind mit Klasse und Rasse. Aber man ist ja Verstandesmensch, und so hätte ich nie ...... Wenn nicht diese Nacht gekommen wäre.......

Ich war ungefähr drei Wochen auf der Insel und fühlte mich prächtig erholt. Daß ich mal am Sinn meines Lebens gezweifelt hatte, wollte mir nicht mehr in den Kopf. Abens kam wie üblich Vassiliki.

"Heute ich können mit dir essen. Vater und Brüder sind zum Fischefangen auf See - mindestens drei Tage."
Wir aßen zusammen und wuschen das Geschirr ab. Und dann lagen wir zusammen in der Abenddämmerung am Strand vor dem Haus.

Zugegeben, ich war hochgradig aufgeladen. Ich war an regelmäßigen Sex mit Luisa gewöhnt. Immer noch waren wir mindestens dreimal die Woche zusammen gewesen. Hier hatte ich nur meine Hand. Und jeden Abend Vassiliki um mich herum. Ich benutzte meine Hand jede Nacht und träumte von ihr und ihrem biegsamen Körper.

Aber trotzdem, hätte ich nie......
Es war Vassiliki, die anfing, als wir am Strand lagen.
Sie drehte sich zu mir herum, und ehe ich mich versah, spürte ich ihre heißen trockenen Lippen auf meinem Mund.
Ihre vollerblühten Brüste drückten gegen meinen nackten Oberkörper.

Immer haben Frauen mich verführt. Louisa, und auch die paar vor ihr.
Nach kurzem Wehren konnte ich auch Vassiliki nicht widerstehen. Ich bin nicht aus Stein.
Stark wie ich geworden war in meinem Robinson-Leben, hob ich sie aus dem Sand und trug sie ins Haus aufs schmale Bett. "Es ist Wahnsinn, Vassiliki", flüsterte ich noch, doch sie zog mich in ihre Umarmung, und es gab kein Entrinnen. Wir fielen ineinander wie Verhungernde. natürlich war sie Jungfrau, doch von einer ungeheuren aufgestauten Leidenschaft, die mich fast erstickte. Ich hatte Gewissensbisse, als ich in sie eindrang, doch meine seit Wochen angeheizte Lust ließ mir keine Wahl. Mein Verstand war ausgeschaltet, ich nahm sie besinnungslos wie ein Tier, und sie warf sich gerade zu in mich hinein. Wir sogen einander auf bis zum letzten Tropfen.
Gegen Morgengrauen schlich sie sich aus der Hütte und lief nach hause, während ich total erschöpft einschlief.

Drei Nächte lang erlebte ich den Himmerl aller Lüste mit Vassiliki, dem kaum geweckten Kind mit der saugenden Spalte einer reifen Frau. Niemals war es mit einer Frau so gewesen. Hier war nichts mehr wohltemperiert, nichts sorgfältig bedacht. Wir mußten es machen. Ein Tanz auf dem Vulkan.

Nach drei Tagen kamen die Angehörignen zurück.
Am darauf folgenden Abend kam Vassiliki nicht wie gewohnt. Ich überlegte mir, mit Vassiliks Vater zu reden.- von Mann zu Mann. Aber wie? In welcher Sprache? Und wie mit einem Südländer, den man die Tochter geschändet hat? Mit Vassiliki als Dolmetscher? Unmöglich.

Ich blieb zu Hause und spürte drohendes Unheil.
Mitten in der Nacht kam Vassiliki. ihr Gesicht war verweint, aber ihr Ton fest und entschlossen,
"Du müssen weg. Sofort. In einer Stunde kommen Freund von Nachbardorf, was schweigen kann mit Boot und bringen dich zur nächsten Insel. Nachbarin haben gesehen, wie ich kommen morgens von dir. Haben Vater das gesagt. Vater haben mich zum Arzt gebracht. Haben gesehen, kein Jungfrau mehr. Du müssen weg, ehe Vater und Bruder hier sind.

Ohne weiter zu fragen, packte sie meinen Koffer eilig und geschickt, während ich ungeschickt dabeistand und irgendwie gutmachen wollte, was nicht mehr gutzumachen war. Einen klaren, vernünftigen Gedanken konnte ich nicht mehr fassen, geschweige denn ausführen.
Vassiliki hingegen handelte. Als mein Koffer fertig war, nahm sie mich bei der Hand und zog mich durch tiefschwarze mondlose Nacht zu einer geheimen Anlegestelle. Dort wartete schon ein Motorboot. Es wurde kein Wort gesprochen. Vassiliki gab mir einen nachtkalten Kuß auf den Mund schubste mich ins Boot. Meinen Koffer hinterdrein. Der junge Mann ließ den Motor an, und schon tuckerte das Boot los. Bald war Vassiliki ein winziger schattenloser Strich am Ufer.

Nach eine Stunde kam heftiger Wind auf und nach einer weiteren Stunde war es ein kräftiger Sturm. Das kleine Boot, das natürlich mehr Zeit für die Überfahrt brauchte als der kleine reguläre Dampfer, schaukelte wie eine Nußschale auf dem wildbewegten, rabenschwarzen Meer. Mir war sterbensübel, und ich begann all meine Sünden abzubüßen.

Nach drei Stunden kamen wir heil auf der Nachbarinsel an. Dort wartete schon ein anderes Boot mit einem ebenso schweigsamen Schiffer auf mich. Vassiliki hatte meine ungewollte Flucht perfekt organisiert. Ich gab beiden Schiffern viel Geld. Sie riskierten viel für mein Leben.

Bis zur großen Insel dauerte die Fahrt noch einmal 2 Stunden. Der Sturm frischte immer heftiger auf. Kräftige
Regenschauer tobten sich über uns aus. Ich war so seekrank, daß mir das Sterben nichts mehr ausgemacht hätte.
Dem jungen Schiffer machte das Wetter nichts. Scheinbar unbeeindruckt legte er 2 Stunden später auf der großen Insel an, wo schon die Fähre nach Piräus wartete. Mittlerweile war es heller Morgen und wir waren völlig durchnäßt. Später erfuhr ich, daß das die letzte Fähre in dieser Woche gewesen war, die rausging in das tobende Meer. Ein außergewöhnlich starker herbstlicher Orkan. Auf der Fahrt hingen alle Passagiere an der Reeling und fütterten die Fische. Ich nicht mehr. Ich hatte nichts mehr in mir zum Füttern.

Völlig ausgelaugt erreichte ich in Athen meinen Flieger nach Hause. Wollte ich nach Hause.?
Schon im Warteraum kehrte ich um. Ich suchte mir ein kleines Hotel in der Athener City. Wenigstens ein wenig griechische Luft - wenn auch hier völlig versmogt - wollte ich einatmen und an Vassiliki denken.

Ich sitze noch immer - jetzt schon drei Wochen - in dem kleinen Hotel in Athen und überlege, wie ich Vassiliki aus den Klauen ihrer männlichen Verwandten befreien und mit ihr ein neues Leben anfangen könnte.

1990 eingesandt von G. W.
  • Geschrieben von CSV
  • Veröffentlicht am 25.12.2015
  • Gelesen: 9817 mal

Kommentare

  • Seniorlover13.01.2015 16:12

    Profilbild von Seniorlover

    Eine sehr schöne Geschichte mit Esprit und Gefühl. Nur vielleicht unglücklich überschrieben? Anders kann ich mir das maue Interesse nicht wirklich vorstellen. Und - natürlich auch Sternchen!

  • CSV24.04.2016 01:04

    Danke für die Punkte für den Autoren. So eine Geschichte kann man sich eigentlich nicht ausdenken, es sei denn man ist Karl May. Ohne das Happy End ist sie deshalb eher glaubwürdiger. Ich liebe Geschichten, von denen ich glauben kann, dass sie sich so in etwa abgespielt haben.

    Ja die Titelwahl, das zentrale Thema! Bei jedem Produkt!!!!!
    Agonie, seit dem ich mitentscheiden konnte,... so ab Anfang der 70er.
    Mein Gott, was haben wir daneben gehauen, immer wieder.

    Seit dem ich hier Geschichten reinstelle, werde ich immer bescheidener.
    Feadback innerhalb von 24 Std. !! Das macht wieder Mut

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