Erotische Geschichten

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Nr.142 Zwei Herzensfreunde

5 von 5 Sternen
eingesandt 1981 von Ernst W. und 1981 veröffentlicht im Stephenson Verlag in "Lust ohne Grenzen"
Seite 67

Zwei Herzensfreunde

Meine ersten Lebens- und Schuljahre verbrachte ich in einer stillen, ländlichen Gegend. Nachdem ich dreizehn Jahre alt war, durfte ich auf meinen Wunsch eine Internatschule besuchen.

Im Elternhaus wurden sehr selten sexuelle Fragen angeschnitten, und die Aufklärung fiel eher dürftig aus. Glücklich, sorglos und unbeschwert fand ich mich in meiner neuen Umgebung bald zurecht. In der Schule ging es flott voran. Das machte mir viel Spaß. Auch eine gewisse Geheimnistuerei, die einige Jungen miteinander unterhielten, interessierte mich damals nicht sonderlich, und so verging das erste Jahr ohne irgendeine Besonderheit. Jedenfalls, soweit ich mich erinnere.

Schon bald zu Beginn des zweiten Jahres im Internat wurde ich von einem Mitschüler umworben. In häufigen Briefen, allerdings ohne Absender, wurde ich auf meine Qualitäten und Vorzüge aufmerksam gemacht. Ich selber fand nichts Besonderes an mir. Das blonde Haar, die blauen Augen, das frische Rot meiner Wangen - für mich eine Selbstverständlichkeit, die mir nie auffiel. Das gute Auskommen mit den Lehrern machte mich glücklich, nur konnte ich schwer begreifen, daß einer mich deswegen beneidete. Stets auf derselben Stelle in meinem Schreibtisch fand ich die Briefe; Briefe, die man eigentlich nur einem Mädchen schreiben würde. Allmählich aber wurde ich neugierig und wollte gern wissen, von wem diese Briefe stammten. Aber nichts verriet mir den Verfasser.

Und wieder gab es diese anonyme Post für mich. "Wenn Du an meiner Freundschaft interessiert bist, so gehe morgen nach der Schule nicht zum Fußballspiel, sondern komme in das kleine Wäldchen. Etwa fünfzig Meter weiter unterhalb des Weges findest Du mich am Bachufer"
Nun konnte endlich das Geheimnis gelüftet werden. Eigenartigerweise hatte ich an diesem Tag Mühe, mich in der Schule zu konzentrieren.

Durch einen jungen Tann am Bach entlang mußte ich mich förmlich durchkämpfen, ehe ich eine kleine, verborgene Waldlichtung fand.

Und ich traute meinen Augen kaum!
Rolf - eine Klasse über mir - lag im Gras und schien sich von der Sonne bräunen zu lassen. Das Hemd hatte er ausgezogen und wie eine Rolle unter den Nacken gelegt. Einzig mit Shorts und Sandalen bekleidet, lag er mit gespreizten Beinen vor mir. Ein breites fast schelmisches Lächeln huschte über sein junges Gesicht.

"Ich wußte doch, daß du kommst. Begrüßt mein Freund mich nicht mit einem Küßchen?" war das erste, was Rolf sagte.
"Aber das tun doch nur Mädchen und nicht Jungen", konnte ich mit einiger Verlegenheit hervorbringen, "und ich bin doch nun wirklich nicht dein Mädchen."

"Vielleicht könntest du mir ein Mädchen ersetzen? Oder im schlimmsten Fall ich dir. Wenn du es so lieber magst?"
Auf diese Frage ging ich gar nicht ein, weil ich auch nicht recht begriff, worauf er anspielte.
Die Unterredung war ziemlich kurz. Rolf war mir wenig sympathisch. Mich störten seine Pickel im Gesicht und die Tatsache, daß er ein schwacher Schüler war, der, wie andere bereits gesagt hatten, jederzeit mit seiner Rückversetzung rechnen mußte.

Unumwunden gab ich ihm zu verstehen, daß er das Briefeschreiben ruhig einstellen könne, und ein Freundschaft mit ihm käme für mich gar nicht in Frage.

Am anderen Morgen fand ich bereits wieder einen Brief von Rolf in meinem Schreibtisch, erstmals unterschrieben.
"Wenn Du meine Freundschaft nicht annimmst, werde ich Selbstmord begehen. Du allein bist dann an allem schuld. Wenn Du aber mein Freund wirst, werde ich Dir alles geben. Du darfst dann über mich verfügen und mit mir tun, was Du willst. Herzlichst, Dein Dich innig liebender Freund Rolf."

Einen eigenen Freund hätte ich wohl ganz gerne gehabt, aber nicht Rolf. Und die Drohung mit Selbstmord? Das war einfach Erpressung. "Soll er es doch tun, dann habe ich endlich Ruhe vor ihm", dachte ich bei mir. Aber der Selbstmord wurde nicht begangen, auch zwei, auch fünf Tage später nicht, einzig ein Brief kam, der mich aber seltsam kalt ließ.

Ein regnerischer Sonntag kam mir zu Hilfe. Am Nachmittag waren wir in den verschiedenen Freizeiträumen verstreut. Im kleinen Club-Zimmer wurde Karten gespielt. Eine Dreiergruppe suchte noch einen vierten Mitspieler und stieß wie zufällig auf mich. Sie waren damals alle um die zwei Jahre älter als ich. Nicht ohne Stolz war ich der vierte in der Runde. Als wir schließlich des Spielens müde waren, kam das Gespräch auf Mädchen und so, Ferienerlebnisse wurden zum Besten gegeben, bestimmt nicht ohne maßlose Übertreibung, Auf jeden Fall Erlebnisse, wie ich sie noch nie hatte. Unvermittelt drehte sich Harry zu mir und fragte: "Würdest du auch einen Jungen küssen?"

Ich muß verlegen und rot geworden sein. Um mich irgendwie aus dieser Situation zu retten, gab ich zurück:
"Nur wenn ich den Jungen mag."

"Gut, uns magst du bestimmt alle, du hast doch nun mit uns spielen dürfen. Wir nehmen dich beim Wort. Gib jeden von uns einen Kuß, aber einen richtigen."
Nicht sonderlich begeistert machte ich die Runde. "Das war aber noch nicht richtig; muß wiederholt werden! Auf dem Mund gibt man einen rechten Kuß, und der dauert mindestens 10 Sekunden.

So begann ich wieder bei Harry, ohne ihn anzuschauen, und ging dann zu Rolf hinüber. Der dritte war Oliver, ein Typ, der mir sehr gut gefiel. Er hatte große, schön geschwungene Lippen, die er sofort öffnete, als ich sie berührte. Erst jetzt wagte ich, ihm in die dunklen, leuchtenden Augen zu blicken. Ein tiefes Strahlen ging von ihnen aus.

Als wir später zum Studiersaal gingen, legte Olivder kameradschaftlich seinen Arm um meine Schulter und sagte: " Ich mag dich." . "Möchtest du mein Freund werden?" fragte ich ihn. Ich verspürte einen leichten Druck seiner Hand auf meiner Schulter, und sein Kopfnicken verriet mir "ja".

Ein seeliges Gefühl erfüllte mich, weil ich nun einen richtigen Freund hatte. Oliver war fast einen Kopf größer als ich, hatte kastanienbraunes Haar, nicht zu breite Schultern und vor allem eine kecke Stubsnase. Im Gegensatz zu mir war er fast schon ein richtiger Mann. In der Freizeit sah man uns von nun an öfter zusammen, und es mag auch der Grund gewesen sein, daß Rolf - nicht zu vergleichen mit dem Rolf in der Kartenspielrunde - sein Briefeschreiben ganz einstellte.

Über die Pfingsttage ging ein großer Teil der Internatsschüler nach Hause. Einzig jene, die es sehr weit hatten, blieben zurück. Ich schlief in einem Drei-Mann-Zimmer. meine beiden Mitbewohner wurden bereits am Freitag von ihren Eltern abgeholt. Für drei Nächte hatte ich also ein Einzelzimmer; und das wußte auch Oliver.
Es war kurz vor Mitternacht. Ich lag in tiefem Schlaf, da wurde ich durch etwas geweckt. Schlaftrunken wollte ich mich aufrichten, erschrak aber, als ich einen Kopf dicht neben meinem Kopfkissen wahrnahm. Doch ehe ich schreien konnte, legte Oliver seinen Finger auf den Mund: "Psst, sei ganz still. Ich bin´s, Oliver." Neben meinem Bett kniete er am Boden.
"Weißt du, ich konnte einfach nicht schlafen, und deshalb bin ich zu dir gekommen."

"Bist du krank? Oder fehlt dir sonst etwas?"
"ich glaube nicht! Nur du fehlst mir. Und du bist auch ganz alleine heute Nacht."
"Das stört mich nicht.. Zu Hause schlafe ich immer allein."
"Winni, erinnerst du dich noch an jenen Sonntag, als wir Karten spielten? Da hast du mich so herrlich geküßt.
Aber schön wär´s doch, wenn niemand zuschaut." Olivers Hände strichen über mein Gesicht. Nun berührten mich seine Lippen, und ich fühlte seine Zunge, die Einlaß suchte. Mit seinen Fingern spielte ich in seinem duftenden Haar. Sein heißer Atem und seine beglückende Nähe ließen plötzlich mein Herz ganz heftig schlagen.

Oliver knöpfte die Jacke meines Schlafanzuges auf und strich zart mit seiner breiten Hand über meine Brust. In rhythmischen Bewegungen fuhr er immer tiefer. Mir brannte die Haut, und ich hätte gerne etwas gesagt, aber mein Mund war durch seine weichen Lippen versiegelt. Nun war es Oliver, der sich löste und mir ins Ohr flüsterte: "Du bist ja ganz schön steif. Kommt es dir rasch?"

Oliver richtete sich neben meinem Bett auf. Im blaß vom Mond erhellten Raum zeichneten sich schattenhaft seine Umrisse ab. Wie gebannt starrte ich auf seine Körpermitte, an der eine deutliche Ausbuchtung zu erkennen war. Wie von einem Magnet angezogen, tastete meine linke Hand seine starke Erektion ab. Nun war ich es, der den obersten Knopf
seiner Pyjamahose öffnete. Es war ein leichtes, sie nach unten zu ziehen. Und nun stand die ganze Pracht seiner Männlichkeit vor mir. Olivers Hand drückte meinen Kopf ganz sanft gegen seinen Schoß. An Wangen, Augen und Stirn konnte ich fühlen, was ich ganz plötzlich heiß begehrte. Tief atmete ich den herben Geruch ein. Mit der freien Hand führte Oliver die pralle Spitze seines Schaftes an meine Lippen, und ich umschloß ihn fast ehrfürchtig liebevoll.

Zärtlich umkosten Olivers Hände meinen Rücken. Und immer wieder flüsterte er: "Du bist lieb"
Ich hatte unterdessen entdeckt, wie ich mit meiner Zune am besten und zärtlichsten seinen Peniskopf umspielen konnte. Doch diese Stellung war schon bald für uns beide zu unbequem. Wir entledigten uns rasch unserer Textilien, und Oliver legte sich zu mir ins Bett. Er nahm mich in seine Arme. Am ganzen Körper fühlte ich ihn und verging fast vor berauschendem Glück.
.

"Du, jetzt sind wir ganz richtige Freunde. Nichts darf uns mehr trennen."
Ich war fast dem Weinen nahe. So viel Glück kann ein Mensch einem anderen geben. Und wieder begann das Spiel der Hände, der Lippen und Zunge, die den Körper des anderen erforschten.
Langsam kamen wir dem Höhepunkt nahe. Und Oliver ließ ihn zuerst mich erleben. Aber schon bald brach es auch aus ihm heraus. Erst als sein Atem wieder ruhiger wurde, fragte ich ihn: "Bis du glücklich?
"Ich habe dich sehr, sehr lieb, Winni. Unsinnig lieb sogar."

Gelöst und entspannt lagen wir dicht neben einander, und ich dachte überhaupt nicht daran, daß sonst Jungen dieses Spiel nur mit Mädchen trieben. Dieser Nacht folgten noch zwei glückliche Nächte, bis die anderen aus dem Pfingsturlaub wieder zurückkamen. Nachher war es etwas schwieriger, uns heimlich versteckt zu treffen; denn unser Geheimnis wollten wir um keinen Preis auch nur einem einzigen verraten.
Sooft wir konnten, trafen und liebten wir uns. Als dann Oliver die Schule beendet hatte und wegging, war für mich einer der glücklichsten Lebensabschnitte zu Ende. Von diesem Tage an sahen wir uns einfach zu wenig, um unsere tiefe und innige Verbindung aufrecht zu erhalten.

Später dann, viel später, erfuhr ich, daß Oliver einem Unfall mit dem Motorrrad zum Opfer gefallen war - .

1981 eingesandt von Ernst W. auf Grund eines Aufrufes im alten Versandhaus, das 1986 in Orion umfirmierte.


  • Geschrieben von CSV
  • Veröffentlicht am 27.07.2016
  • Gelesen: 9985 mal

Kommentare

  • CSV23.09.2016 23:01

    Ja, ein trauriger Ausgang! Motorradfahrer leben nicht lange, es sei denn sie fahren auf Nebenstraßen mit 50 Km und Fernlicht an. Die Querschnittsgelähmtenheime sind voll mit Motorradfahrern.

    Aber jeder Heranwachsende kennt Erlebnisse mit dem anderen Ufer.
    Ich, so 1964, Ramboulliet südlich Paris, Sprachinternat. Unser Stammlokal "Le Routier" preiswerte Fernfahrerkneipe. 2 nicht erkennbare männliche Gays, 1 weiblicher... Noch einmal ins Dorf.
    2CV, der "Weibliche" fährt, ich neben ihm. In der großen Kurve vor dem Chateaux greift er mir in den Schritt, vergißt das Lenkrad. Ich greife rein noch ohne Führerschein, beende die Kurve, hinten höchste Unruhe, und ziehe den Zündschlüssel. Damit hatte ich meine Aufnahmeprüfung in einen kulinarischen Kreis bestanden.. aus Madame Deberre, Mathematikprofessorin, dem männlichen Gay und dem Bahnhofsvorsteher in der Maiglöckchen-Straße = Rue de Muguet.
    4 Monate jobbte ich dann noch bei Monsiuer & Madame Lefevre, ein Hundezwinger an der Route Nationale nach Süden (lange vor den Autobahnen). Schäferhund Rex (deutsch, er liebte mich), hatte regelmäßig TV-Einsätze. Morgens um 8 löste ich das Ticket beim Bahnhofsvorsteher. Abends um 19h bekam ich "One for the Road" 1 großes Wasserglas Rotwein bei den Lefevres. Aber mittags ein 3 Gänge Menü wie Monsieur, nur draußen im Garten. Seit dem wußte ich, was gutes Essen ist. Ja, abends in Rambouillet, war ich in dem mir bestens bekannten Internat unterwegs, vor 4 Uhr morgens ins Bett.. keine Chance. ... Als es dann nach England ging, konnte ich mich endlich mal ausschlafen.

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