Ich jobbte mal wieder als Privatdetektiv im KaDeWe. Die Geschäftsleitung hatte mich angefordert, weil die Wäschediebstähle Überhand nahmen und mir, nicht ganz zu unrecht, der Ruf eines Dessous-Experten vorauseilte.
Ich lümmelte in der Überwachungszentrale und hatte die Monitore im Blick. Damit sich die Damen nicht heimlich Sprengstoffgürtel statt Hüfthalter umschnallten, waren jetzt sogar in den Umkleidekabinen Kameras installiert.
Eine reife Kundin betrat mit einem Stapel Unterwäsche eine Kabine. Nicht unattraktiv, von oben besehen. Sie zog sich nackt aus und streifte sich ein Wäscheteil nach dem anderen über. Zwischendurch posierte sie vor dem Spiegel. Das war doch keine Anprobe! Ich zählte mindestens drei Korseletts, vier Schlüpfer und fünf Paar Strümpfe. Sie warf einen herausfordernden Blick in die Kamera, dann fummelte sie weiter. Wusste sie, dass sie gefilmt wurde? Ich eilte zum Ausgang.
Dann kam sie an gestöckelt. Nun war sie nicht mehr schlank, und sie hatte es auch nicht eilig. Ahnte sie etwas? Ich hielt sie an.
»Meine Dame, vermeiden Sie Aufsehen und folgen Sie mir bitte ins Büro!«
Sie schien nicht überrascht. Schenkte mir ein unergründliches Lächeln und hauchte mir ins Ohr: »Sie tun nur ihre Pflicht, junger Mann, aber lassen Sie uns das doch auf meine Art regeln.«
»Das kann mich den Job kosten, Madame!«, hauchte ich zurück.
Es lag etwas in ihrem Blick, das mich zugleich alarmierte und faszinierte ...
Die Klunkern um ihren Hals funkelten mich an. »Okay.«, sagte ich schließlich und bugsierte sie am Scanner vorbei.
Sie winkte uns ein Taxi heran und wir fuhren zu ihrer Villa in Dahlem. Im Salon kam sie gleich zur Sache. Sie befahl mir, mich auszuziehen und drückte mich auf ein antikes Ledersofa. Dann schrieb sie die Zahl 29 mit Kreide auf eine Schiefertafel, die sie mir mit den Worten überreichte: »Jetzt sitz mal gerade und halt dir die Tafel vors Gesicht!«
Ich tat wie mir geheißen und hörte eine Kamera klackern. Was das sollte, war mir noch unklar, doch für Flucht war es zu spät. Endlich pellte sie sich aus ihrer geklauten Reizwäsche und behielt nur noch einen Strumpfhalter und ein Paar Strümpfe an. Dann fiel sie über mich her. Sie klemmte meinen Kopf zwischen ihre Schenkel und drückte mich in ihren Dschungel. Mir blieb die Luft weg, doch ich tat, was ein Mann tun muss: Ich leckte sie bis zur Genickstarre. Das war bühnenreif. Und die Dame hatte Stil: Ich musste sie im Takt von Ravels Bolero vögeln.
In einer Atempause machten wir uns miteinander bekannt. Sie hieß Hildegard und sammelte Detektive, wie andere Leute Briefmarken. Es war ihre Obsession. Gefahr gab ihr den Kick, den sie brauchte. Das war mir als gestandenem Fetischisten sofort klar. Wir funkten auf einer Wellenlänge. Auf ihrem Laptop hatte sie eine ganze Galerie meiner Berufskollegen versammelt. Ein Querschnitt der männlichen Fauna. Fellini hätte die Typen sofort als Komparsen engagiert. Sie hockten alle in der gleichen Pose nackt auf Hildegards Sofa und präsentierten ihre Nudel. Und hielten sich die Schiefertafel mit ihrer Nummer vor `s Gesicht - bis 28. Denn Hildegard stand auf Datenschutz. Auf unwichtige Details wie Gesichter legte sie keinen Wert.
Ich war fassungslos. »Wie sind Sie denn auf so ein schräges Hobby verfallen?«
»Schräg? Ich will einfach noch ein Bisschen Spaß haben, als vermögende Witwe. Als sie mich das erste mal schnappten, sagte das Arschloch zu mir: Ich muss Sie ja nicht anzeigen. Wir können das auch unter uns regeln ... Da hat es Klick gemacht. Ich dachte mir: Jetzt erst recht!«
Ich konnte Hildegard verstehen.
»Haben Sie keine Angst, sich doch mal `ne Anzeige einzuhandeln?«
»Pah! Denkst du, ich wickle die Bullen nicht um den Finger?«
»Und wenn Sie an eine Bullette geraten?«
»No risk, no fun, Bernie.« Ihr Blick durchbohrte mich ...
Eine Woche später rief Hildegard an und teilte mir mit, dass sie einer Bekannten von mir erzählt hatte. Einer Journalistin, die sich ihre Brötchen mit Reportagen für Männermagazine verdiente. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
»Wozu soll das denn gut sein, Hildegard?«
»Stell dich nicht so an, Bernie! Sie haben das Thema Fetischismus in der nächsten Nummer von „Men`s Health“ und da bist du mir sofort eingefallen.
Sie ist ganz heiß drauf, dich zu interviewen. Und sie ist eine Augenweide.« Ich fühlte mich gebauchpinselt.
»Okay, schick sie vorbei. Mir wird schon was einfallen ...«
Am nächsten Abend stand Tina vor der Tür. Sie schien einem Modemagazin der 50er Jahre entsprungen zu sein. Nicht mehr die Jüngste, aber Hildegard hatte nicht zu viel versprochen. Das enge Kostüm brachte ihre Kurven hervorragend zur Geltung. Ich fragte mich, ob es das Outfit auch in ihrer Größe gab. Ich lotste die Augenweide in die Sitzecke und servierte Tonic on the rocks.
Tina schlug ihre Beine übereinander, schaltete das Diktiergerät ein und nickte mir aufmunternd zu:
»Bernie, was macht eine Frau für Sie attraktiv?«
»Für mich beginnt das Verlockendste an einer Frau bei den Zehen und hört am Schamhügel auf. Ich bin ein Leg Man, ich stehe auf Beine in Nylons. Nicht meine. Die der Frauen natürlich. Obwohl meine auch nicht von schlechten Eltern sind. Aber wann trage ich schon mal Strapse und Strümpfe ...«
»Was haben Sie denn heute drunter?«
»Strumpfhosen mit offenem Schritt, wie jeden Tag. Ist einfach praktisch.«
»Da haben Sie Recht. Aber wann und wo fing das eigentlich an?«
»Angefangen hat es in der Badewanne und Schuld ist meine patente Tante Olga.«
»Sie meinen Ihre Patentante?«
»Nein, meine über sieben Ecken entfernte Verwandte aus Russland. Sehr patent und ziemlich drall. Sie ist an der Wolga aufgewachsen, dann nach Deutschland ausgewandert und jobbte als Burlesk-Tänzerin. Mit ihr fing es an.«
»Und die saß in der Badewanne?«
»Nein, in der Wanne saß ich. Ich hatte gerade die Pubertät überlebt, war Ende 17 und ziemlich unerfahren. Olga war doppelt so alt und hatte schon länger meine Fantasie beflügelt. Ich saß also in der Wanne, ließ den warmen Strahl auf meinen Lümmel prasseln und träumte von ihr. Plötzlich klopfte es. Sie kam rein und fragte, ob sie mal pinkeln dürfte. Natürlich durfte sie, doch ich musste meine Massage abbrechen. Mir war es furchtbar peinlich, aber ihr nicht. Sie scherzte mit mir, als wäre nichts gewesen. Schließlich erhob sie sich und spülte. Dann ist es passiert.«
»Was ist denn passiert, Bernie?«
»Sie stand da mit hoch gerafftem Kleid und ich sah ihre Beine. In braunen Nylons, an einem weißen Strumpfhaltergürtel. Sie bückte sich und zog ihren Schlüpfer hoch. Dann kam sie zu mir und setzte sich auf den Rand der Wanne. Ich durfte ihre Beine streicheln. Ich hatte noch nie ein solches Material gefühlt. Ich bekam wieder eine Erektion und sie half mir, sie zu beheben. Seit dem bin ich auf der Jagd nach Frauenbeinen in Nylons. Das hat mich schon in die verrücktesten Situationen gebracht ...«
»Sie spannern also auch?«
»Beruflich. Privatdetektiv füllt mich ganz aus. Es ist der spannerndste Job ...«
»Das kann ich mir vorstellen. Da erleben Sie bestimmt einiges ...«
»Und ob! Neulich fehlten im KaDeWe ständig Strumpfhosen. Doch ich habe den Fall gelöst. Es war ein Fetischist, als Dame verkleidet. Als ich ihn schnappte, trug er zehn Paar übereinander, nach Größen sortiert. Er hatte furchtbar dicke Beine und war in Schweiß gebadet. Er hatte meine Sympathie, doch Dienst ist Dienst. Ich musste ihn der Polizei übergeben.«
»Natürlich. Aber was reizt Sie eigentlich so an Nylons?«
»Es ist das Material. Das Tragegefühl ist mit nichts zu vergleichen. Außerdem schmeichelt der glänzende Stoff dem Teint, nicht nur dem Bein. Der Stoff wirft immer ein paar Fältchen, die ich besonders schätze. Unwiderstehlich wirken Nylons, wenn man dazu einen Petticoat im 50er Jahre Stil oder High-Heels kombiniert. Ich habe ein zärtliches Verhältnis zu Nylons. Ich liebe sie über alles ...«
»Fühlen Sie sich nicht diskriminiert? Wäschefetischismus steht ja nicht gerade hoch im Kurs ...«
»Ja sicher. Aber er ist weiter verbreitet, als Sie glauben. In den eigenwilligsten Varianten. Ein Kollege von mir ist praktizierender Autoerotiker ...«
»Er treibt es mit Autos?«
»Im Gegenteil. Er hat nicht mal einen Führerschein. Aber er hat ständig Sex mit getragenen Kleidungsstücken und bevorzugt seine eigenen. Und er schwört auf seine Socken. Er behauptet, wenn er sie eine Woche anhatte, könne kein Damenstrumpf mithalten ...«
»Bernie, das war sehr aufschlussreich. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, auch im Namen der Redaktion.«
»Bitte. Kein Grund zur Ursache.«
Wir fachsimpelten noch ein wenig und ich machte ihr Komplimente. Schließlich durfte ich ihr die Füße besamen. Den Erfahrungsaustausch wollten wir auf jeden Fall fortsetzen ...
Ein paar Tage herrschte Funkstille. Doch dann hatte ich eine Erleuchtung und Schuld daran war Hildegard. Sie rief mal wieder an. Leicht verspannt fragte ich:
»Hallo Hilde, was gibt `s Neues?«
»Bernie, ich geb` am Sonntag `n kleines Geburtstagskränzchen. Du bist auch eingeladen.« Ich stutzte.
»Äh, ... wer hat denn Geburtstag?«
»Na ich, Bernie! Ich werde 60.«
»Hm, na ja, ich weiß nicht ...«
»Sei kein Spielverderber! Meine zwei besten Freundinnen kommen. Du wirst sie lieben ...«
»Äh, ... bist du sicher?«
»Aber klar! Sie sind auch Witwen ...«
Ein schlagendes Argument. Und ich bin kein Spielverderber, also sagte ich zu. Doch was sollte ich Hildegard schenken? Ihre Unterwäsche klaute sie selbst und Blumen und Konfekt hatten keinen Pepp. Schließlich sagte ich mir, mit einem Sex-Toy sollte nichts schief gehen.
Am Sonntag schmiss ich mir eine Viagra ein und machte mich auf den Weg. Der Empfang war umwerfend. Ich wurde zwischen Hildegard, Elisabeth und Katjuscha hin und her gereicht, bis mir die Luft wegblieb. Die Damen hatten sich als schräge Vögel verkleidet, wozu nicht viel gehörte. Sie changierten zwischen Can Can- und Burlesk-Tanz- Ensemble. Eine Augenweide für jeden Ornithologen. Elisabeth war blass und ätherisch, die typische englische Lady. Katjuscha war das genaue Gegenteil. Sie hieß eigentlich Jekaterina und war russischer Landadel. Ihr Großvater hatte als Rittmeister gegen die Roten gekämpft, bis die ihn samt Pferd an die Wand stellten. Deshalb litt sie unter Blähungen, die sie jedoch geschickt zu bemänteln wusste ...
Wir stießen mit Champagner an, dann ergriff Hildegard die Initiative:
»Bernie, wirf doch endlich mal den Riemen auf die Orgel!« Ich checkte kurz die Vinyl-Sammlung ihres seligen Gatten und warf die Operette Wiener Blut auf den Plattenteller.
»Damenwahl!« verkündete Hildegard und sofort begannen die Grazien, mich zu dritt zu betanzen, bis ich splitternackt war. Ich hatte alle Hände voll zu tun und bedauerte, deren nur zwei zu besitzen. Aber ich war auf der Hut. Und ich fordere Präimplantationsdiagnostik! Die Chirurgen sollen sich ihre Klientinnen vorher anschauen und nicht wild drauflos implantieren, bloß damit der Rubel rollt. Das prangere ich an! Bei Elisabeth hing noch alles am rechten Fleck und bei Katjuscha passte nichts mehr rein. Doch letztes Mal hatte ich Hildegard im Rausch die Silikonkissen bis zum Rücken massiert.
Wir gingen zum gemütlichen Teil über und Hildegard packte mein Geschenk aus: Ein Umschnall-Dildo, von Insidern Strapon genannt. Nicht ganz uneigennützig, gebe ich zu, denn bei Not am Mann konnte ich ihn mir selbst anlegen. Begeisterung brandete auf. Hildegard schnallte sich das Ding gleich um und stürzte sich auf Elisabeth. Ich legte eine neue Platte auf, diesmal eine alte Doors-LP. Dann kümmerte sich Katjuscha um mich. Körperlich bin ich eher der leptosome Typ, deshalb war ich anfangs zurückhaltend. Doch ihre herzliche Art ließ mich ihr Gewicht ertragen. Vorsichtig platzierte sie ihren prallen Hintern auf meinem Gesicht und meine Zunge nahm sofort ihre Arbeit auf. Von weiteren Aktionen blieb ich ausgeschlossen. Ich vernahm lautes Kichern, dann wurde mein Bumsdings aufgeblasen, um sich schließlich in einer Vagina wiederzufinden, wie ich vermutete. Das Auf und Ab hielt eine Weile an.
Plötzlich spürte ich etwas Großes in mir: Das musste der Strapon sein. Ein Gefühl tiefer Erfüllung durchströmte mich und meine Prostata jubilierte. Das sparte mir den Weg zum Urologen. Jim Morrison sang „... this is the end...“, da entfuhr Katjuscha eine Blähung. Ich war völlig überrumpelt und nahm sie voll auf Lunge. »Jetzt erst recht!« war mein letzter Gedanke vor dem Koma. Als ich erwachte brannten sechzig Kerzen und drei reife Damen stimulierten mich. Und da wusste ich: Es gibt ein Leben nach dem Tod ...
Ich lümmelte in der Überwachungszentrale und hatte die Monitore im Blick. Damit sich die Damen nicht heimlich Sprengstoffgürtel statt Hüfthalter umschnallten, waren jetzt sogar in den Umkleidekabinen Kameras installiert.
Eine reife Kundin betrat mit einem Stapel Unterwäsche eine Kabine. Nicht unattraktiv, von oben besehen. Sie zog sich nackt aus und streifte sich ein Wäscheteil nach dem anderen über. Zwischendurch posierte sie vor dem Spiegel. Das war doch keine Anprobe! Ich zählte mindestens drei Korseletts, vier Schlüpfer und fünf Paar Strümpfe. Sie warf einen herausfordernden Blick in die Kamera, dann fummelte sie weiter. Wusste sie, dass sie gefilmt wurde? Ich eilte zum Ausgang.
Dann kam sie an gestöckelt. Nun war sie nicht mehr schlank, und sie hatte es auch nicht eilig. Ahnte sie etwas? Ich hielt sie an.
»Meine Dame, vermeiden Sie Aufsehen und folgen Sie mir bitte ins Büro!«
Sie schien nicht überrascht. Schenkte mir ein unergründliches Lächeln und hauchte mir ins Ohr: »Sie tun nur ihre Pflicht, junger Mann, aber lassen Sie uns das doch auf meine Art regeln.«
»Das kann mich den Job kosten, Madame!«, hauchte ich zurück.
Es lag etwas in ihrem Blick, das mich zugleich alarmierte und faszinierte ...
Die Klunkern um ihren Hals funkelten mich an. »Okay.«, sagte ich schließlich und bugsierte sie am Scanner vorbei.
Sie winkte uns ein Taxi heran und wir fuhren zu ihrer Villa in Dahlem. Im Salon kam sie gleich zur Sache. Sie befahl mir, mich auszuziehen und drückte mich auf ein antikes Ledersofa. Dann schrieb sie die Zahl 29 mit Kreide auf eine Schiefertafel, die sie mir mit den Worten überreichte: »Jetzt sitz mal gerade und halt dir die Tafel vors Gesicht!«
Ich tat wie mir geheißen und hörte eine Kamera klackern. Was das sollte, war mir noch unklar, doch für Flucht war es zu spät. Endlich pellte sie sich aus ihrer geklauten Reizwäsche und behielt nur noch einen Strumpfhalter und ein Paar Strümpfe an. Dann fiel sie über mich her. Sie klemmte meinen Kopf zwischen ihre Schenkel und drückte mich in ihren Dschungel. Mir blieb die Luft weg, doch ich tat, was ein Mann tun muss: Ich leckte sie bis zur Genickstarre. Das war bühnenreif. Und die Dame hatte Stil: Ich musste sie im Takt von Ravels Bolero vögeln.
In einer Atempause machten wir uns miteinander bekannt. Sie hieß Hildegard und sammelte Detektive, wie andere Leute Briefmarken. Es war ihre Obsession. Gefahr gab ihr den Kick, den sie brauchte. Das war mir als gestandenem Fetischisten sofort klar. Wir funkten auf einer Wellenlänge. Auf ihrem Laptop hatte sie eine ganze Galerie meiner Berufskollegen versammelt. Ein Querschnitt der männlichen Fauna. Fellini hätte die Typen sofort als Komparsen engagiert. Sie hockten alle in der gleichen Pose nackt auf Hildegards Sofa und präsentierten ihre Nudel. Und hielten sich die Schiefertafel mit ihrer Nummer vor `s Gesicht - bis 28. Denn Hildegard stand auf Datenschutz. Auf unwichtige Details wie Gesichter legte sie keinen Wert.
Ich war fassungslos. »Wie sind Sie denn auf so ein schräges Hobby verfallen?«
»Schräg? Ich will einfach noch ein Bisschen Spaß haben, als vermögende Witwe. Als sie mich das erste mal schnappten, sagte das Arschloch zu mir: Ich muss Sie ja nicht anzeigen. Wir können das auch unter uns regeln ... Da hat es Klick gemacht. Ich dachte mir: Jetzt erst recht!«
Ich konnte Hildegard verstehen.
»Haben Sie keine Angst, sich doch mal `ne Anzeige einzuhandeln?«
»Pah! Denkst du, ich wickle die Bullen nicht um den Finger?«
»Und wenn Sie an eine Bullette geraten?«
»No risk, no fun, Bernie.« Ihr Blick durchbohrte mich ...
Eine Woche später rief Hildegard an und teilte mir mit, dass sie einer Bekannten von mir erzählt hatte. Einer Journalistin, die sich ihre Brötchen mit Reportagen für Männermagazine verdiente. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
»Wozu soll das denn gut sein, Hildegard?«
»Stell dich nicht so an, Bernie! Sie haben das Thema Fetischismus in der nächsten Nummer von „Men`s Health“ und da bist du mir sofort eingefallen.
Sie ist ganz heiß drauf, dich zu interviewen. Und sie ist eine Augenweide.« Ich fühlte mich gebauchpinselt.
»Okay, schick sie vorbei. Mir wird schon was einfallen ...«
Am nächsten Abend stand Tina vor der Tür. Sie schien einem Modemagazin der 50er Jahre entsprungen zu sein. Nicht mehr die Jüngste, aber Hildegard hatte nicht zu viel versprochen. Das enge Kostüm brachte ihre Kurven hervorragend zur Geltung. Ich fragte mich, ob es das Outfit auch in ihrer Größe gab. Ich lotste die Augenweide in die Sitzecke und servierte Tonic on the rocks.
Tina schlug ihre Beine übereinander, schaltete das Diktiergerät ein und nickte mir aufmunternd zu:
»Bernie, was macht eine Frau für Sie attraktiv?«
»Für mich beginnt das Verlockendste an einer Frau bei den Zehen und hört am Schamhügel auf. Ich bin ein Leg Man, ich stehe auf Beine in Nylons. Nicht meine. Die der Frauen natürlich. Obwohl meine auch nicht von schlechten Eltern sind. Aber wann trage ich schon mal Strapse und Strümpfe ...«
»Was haben Sie denn heute drunter?«
»Strumpfhosen mit offenem Schritt, wie jeden Tag. Ist einfach praktisch.«
»Da haben Sie Recht. Aber wann und wo fing das eigentlich an?«
»Angefangen hat es in der Badewanne und Schuld ist meine patente Tante Olga.«
»Sie meinen Ihre Patentante?«
»Nein, meine über sieben Ecken entfernte Verwandte aus Russland. Sehr patent und ziemlich drall. Sie ist an der Wolga aufgewachsen, dann nach Deutschland ausgewandert und jobbte als Burlesk-Tänzerin. Mit ihr fing es an.«
»Und die saß in der Badewanne?«
»Nein, in der Wanne saß ich. Ich hatte gerade die Pubertät überlebt, war Ende 17 und ziemlich unerfahren. Olga war doppelt so alt und hatte schon länger meine Fantasie beflügelt. Ich saß also in der Wanne, ließ den warmen Strahl auf meinen Lümmel prasseln und träumte von ihr. Plötzlich klopfte es. Sie kam rein und fragte, ob sie mal pinkeln dürfte. Natürlich durfte sie, doch ich musste meine Massage abbrechen. Mir war es furchtbar peinlich, aber ihr nicht. Sie scherzte mit mir, als wäre nichts gewesen. Schließlich erhob sie sich und spülte. Dann ist es passiert.«
»Was ist denn passiert, Bernie?«
»Sie stand da mit hoch gerafftem Kleid und ich sah ihre Beine. In braunen Nylons, an einem weißen Strumpfhaltergürtel. Sie bückte sich und zog ihren Schlüpfer hoch. Dann kam sie zu mir und setzte sich auf den Rand der Wanne. Ich durfte ihre Beine streicheln. Ich hatte noch nie ein solches Material gefühlt. Ich bekam wieder eine Erektion und sie half mir, sie zu beheben. Seit dem bin ich auf der Jagd nach Frauenbeinen in Nylons. Das hat mich schon in die verrücktesten Situationen gebracht ...«
»Sie spannern also auch?«
»Beruflich. Privatdetektiv füllt mich ganz aus. Es ist der spannerndste Job ...«
»Das kann ich mir vorstellen. Da erleben Sie bestimmt einiges ...«
»Und ob! Neulich fehlten im KaDeWe ständig Strumpfhosen. Doch ich habe den Fall gelöst. Es war ein Fetischist, als Dame verkleidet. Als ich ihn schnappte, trug er zehn Paar übereinander, nach Größen sortiert. Er hatte furchtbar dicke Beine und war in Schweiß gebadet. Er hatte meine Sympathie, doch Dienst ist Dienst. Ich musste ihn der Polizei übergeben.«
»Natürlich. Aber was reizt Sie eigentlich so an Nylons?«
»Es ist das Material. Das Tragegefühl ist mit nichts zu vergleichen. Außerdem schmeichelt der glänzende Stoff dem Teint, nicht nur dem Bein. Der Stoff wirft immer ein paar Fältchen, die ich besonders schätze. Unwiderstehlich wirken Nylons, wenn man dazu einen Petticoat im 50er Jahre Stil oder High-Heels kombiniert. Ich habe ein zärtliches Verhältnis zu Nylons. Ich liebe sie über alles ...«
»Fühlen Sie sich nicht diskriminiert? Wäschefetischismus steht ja nicht gerade hoch im Kurs ...«
»Ja sicher. Aber er ist weiter verbreitet, als Sie glauben. In den eigenwilligsten Varianten. Ein Kollege von mir ist praktizierender Autoerotiker ...«
»Er treibt es mit Autos?«
»Im Gegenteil. Er hat nicht mal einen Führerschein. Aber er hat ständig Sex mit getragenen Kleidungsstücken und bevorzugt seine eigenen. Und er schwört auf seine Socken. Er behauptet, wenn er sie eine Woche anhatte, könne kein Damenstrumpf mithalten ...«
»Bernie, das war sehr aufschlussreich. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, auch im Namen der Redaktion.«
»Bitte. Kein Grund zur Ursache.«
Wir fachsimpelten noch ein wenig und ich machte ihr Komplimente. Schließlich durfte ich ihr die Füße besamen. Den Erfahrungsaustausch wollten wir auf jeden Fall fortsetzen ...
Ein paar Tage herrschte Funkstille. Doch dann hatte ich eine Erleuchtung und Schuld daran war Hildegard. Sie rief mal wieder an. Leicht verspannt fragte ich:
»Hallo Hilde, was gibt `s Neues?«
»Bernie, ich geb` am Sonntag `n kleines Geburtstagskränzchen. Du bist auch eingeladen.« Ich stutzte.
»Äh, ... wer hat denn Geburtstag?«
»Na ich, Bernie! Ich werde 60.«
»Hm, na ja, ich weiß nicht ...«
»Sei kein Spielverderber! Meine zwei besten Freundinnen kommen. Du wirst sie lieben ...«
»Äh, ... bist du sicher?«
»Aber klar! Sie sind auch Witwen ...«
Ein schlagendes Argument. Und ich bin kein Spielverderber, also sagte ich zu. Doch was sollte ich Hildegard schenken? Ihre Unterwäsche klaute sie selbst und Blumen und Konfekt hatten keinen Pepp. Schließlich sagte ich mir, mit einem Sex-Toy sollte nichts schief gehen.
Am Sonntag schmiss ich mir eine Viagra ein und machte mich auf den Weg. Der Empfang war umwerfend. Ich wurde zwischen Hildegard, Elisabeth und Katjuscha hin und her gereicht, bis mir die Luft wegblieb. Die Damen hatten sich als schräge Vögel verkleidet, wozu nicht viel gehörte. Sie changierten zwischen Can Can- und Burlesk-Tanz- Ensemble. Eine Augenweide für jeden Ornithologen. Elisabeth war blass und ätherisch, die typische englische Lady. Katjuscha war das genaue Gegenteil. Sie hieß eigentlich Jekaterina und war russischer Landadel. Ihr Großvater hatte als Rittmeister gegen die Roten gekämpft, bis die ihn samt Pferd an die Wand stellten. Deshalb litt sie unter Blähungen, die sie jedoch geschickt zu bemänteln wusste ...
Wir stießen mit Champagner an, dann ergriff Hildegard die Initiative:
»Bernie, wirf doch endlich mal den Riemen auf die Orgel!« Ich checkte kurz die Vinyl-Sammlung ihres seligen Gatten und warf die Operette Wiener Blut auf den Plattenteller.
»Damenwahl!« verkündete Hildegard und sofort begannen die Grazien, mich zu dritt zu betanzen, bis ich splitternackt war. Ich hatte alle Hände voll zu tun und bedauerte, deren nur zwei zu besitzen. Aber ich war auf der Hut. Und ich fordere Präimplantationsdiagnostik! Die Chirurgen sollen sich ihre Klientinnen vorher anschauen und nicht wild drauflos implantieren, bloß damit der Rubel rollt. Das prangere ich an! Bei Elisabeth hing noch alles am rechten Fleck und bei Katjuscha passte nichts mehr rein. Doch letztes Mal hatte ich Hildegard im Rausch die Silikonkissen bis zum Rücken massiert.
Wir gingen zum gemütlichen Teil über und Hildegard packte mein Geschenk aus: Ein Umschnall-Dildo, von Insidern Strapon genannt. Nicht ganz uneigennützig, gebe ich zu, denn bei Not am Mann konnte ich ihn mir selbst anlegen. Begeisterung brandete auf. Hildegard schnallte sich das Ding gleich um und stürzte sich auf Elisabeth. Ich legte eine neue Platte auf, diesmal eine alte Doors-LP. Dann kümmerte sich Katjuscha um mich. Körperlich bin ich eher der leptosome Typ, deshalb war ich anfangs zurückhaltend. Doch ihre herzliche Art ließ mich ihr Gewicht ertragen. Vorsichtig platzierte sie ihren prallen Hintern auf meinem Gesicht und meine Zunge nahm sofort ihre Arbeit auf. Von weiteren Aktionen blieb ich ausgeschlossen. Ich vernahm lautes Kichern, dann wurde mein Bumsdings aufgeblasen, um sich schließlich in einer Vagina wiederzufinden, wie ich vermutete. Das Auf und Ab hielt eine Weile an.
Plötzlich spürte ich etwas Großes in mir: Das musste der Strapon sein. Ein Gefühl tiefer Erfüllung durchströmte mich und meine Prostata jubilierte. Das sparte mir den Weg zum Urologen. Jim Morrison sang „... this is the end...“, da entfuhr Katjuscha eine Blähung. Ich war völlig überrumpelt und nahm sie voll auf Lunge. »Jetzt erst recht!« war mein letzter Gedanke vor dem Koma. Als ich erwachte brannten sechzig Kerzen und drei reife Damen stimulierten mich. Und da wusste ich: Es gibt ein Leben nach dem Tod ...
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