Erotische Geschichten

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Glück durch Betrug?

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Drrrrrring. Rrrrrrring. Ich blinzle vorsichtig durch meine halboffenen Augen. Hell. Also schon Zeit aufzustehen. Was für ein Tag? Gestern war Sonntag also ist heute leider wieder Montag. Zeit zu arbeiten. Wie jeden Tag… Wie schön wäre es jetzt einfach liegen zu bleiben! In mir wächst der Wunsch mich wieder in meine warme Decke zu kuscheln, aber mein Wecker hört nicht mit seinem nervenden Geklingel auf. Fünf Minuten noch sage ich mir und haue auf den Snooze-Knopf.

Natürlich genau in dem Moment, als ich Mark in meinem Traum eine Strähne seines dunkelbraunen Haares aus der Stirn gestrichen habe und in seine funkelnden kastanienbraunen Augen sehe. Zu unserem perfekten ersten Kuss hätte nicht viel gefehlt. Seufz. Da ist es wieder. Dieses nervige Drrrrrrring.Rrrrrring. Ich verdrehe die Augen und will noch ein zweites Mal auf den Wecker schlagen, als es an meiner Tür klingelt.

Was zur Hölle? Schiesst es mir durch den Kopf. Wer will denn um diese Uhrzeit schon etwas von mir? Ich purzele entnervt aus meinem weichen Bett und streife mir ein Shirt über. Meine Shorts habe ich noch an. Puuh, jetzt schnell ins Bad. Da klingelt es schon wieder. Ich schlurfe gähnend zur Tür und blicke durch den Spion. Eine Schicki-Micki Dame steht in Business Kostüm davor.
Frau Nakira? Höre ich eine bemüht freundliche Stimme. Ah stimmt. Das bin ich ja. Zumindest auf den Onlineformularen für alle möglichen Gewinnspiele, die ich ausfülle, wenn mein Geldbeutel mal wieder so leer wie der Kühlschrank ist.

Wer will das wissen brumme ich verschlafen zurück. Die schicke Tussi bleibt freundlich und nervt mich damit nur noch mehr. McLauren hier, von ihrem Reiseanbieter Superfly. Hmm antworte ich. So geistreich wie wahrscheinlich jeden Morgen, vor meinem Kaffee. Und was wollen sie so früh von mir?

Sie grinst in den Spion mit ihren perfekten aufgehellten weissen Zähnen. Als ob sie in einer Fernsehshow wäre. Ich rege mich alleine darüber schon wieder auf. Einfach nicht mein Tag. Am Besten ich gehe direkt wieder ins Bett. Da höre ich die magischen Worte: „Sie haben gewonnen.“
Wie bitte? Ich? Als ob ich jemals in meinem Leben solches Glück habe. Laut gebe ich zurück: "Werfen sie die Gewinnbestätigung doch einfach ein. Ich bin eben erst aufgestanden." Sie blickt erstaunt auf ihre Uhr. Hebt leicht die Augenbrauen und meint dann, dass sie so etwas nicht hat. Es ginge hier schließlich um einen exklusiven Preis, den ich persönlich in Empfang nehmen müsse. Verdammt, lange ausschlafen und etwas gewinnen wäre wohl zu viel des Guten gewesen.

Ich reisse die Tür also auf und stelle mich in den Rahmen, damit die Blondine mein Haus nicht aus Versehen betreten kann. Wortlos mustert sie mich von oben bis unten. Frau Nakira? Fragt sie wieder. Ohje… jetzt geht das wieder los. Mit meinen krausen Haaren und dem Mundgeruch, der nach dem Aufstehen da ist, vor allem, wenn man noch nicht mal in Ruhe Kaffee trinken kann herrsche ich sie an: Ja. Aber was soll ich denn gewonnen haben? Ich muss gleich zur Arbeit und bin weder geduscht noch hatte ich meinen Kaffee.

Klasse Simmy, denke ich mir. Schieß doch einfach ein Eigentor! Sie verzieht ihre prallen sicher aufge*******en Lippen gequält nochmal zu einem Lächeln. Kein Problem Frau Nakira. Das ist ja normal um diese Uhrzeit. Ausser mir fliegt wahrscheinlich keiner um drei Uhr nachts aus München los, um ihnen in diesem -dabei sieht sie sich bedeutungsvoll um- in dieser kleinen Gemeinde bei Köln Bescheid zu sagen.

Das hat sie ja freundlich ausgedrückt. Millertau ist eine tausend Seelen Gemeinde, die eigentlich ganz für sich allein im Westerwald liegt. Nahe ist weder Köln noch irgendeine andere größere Stadt. Aber genau das gefällt mir. Ich habe die lärmenden Studenten in den Großstädten und Rentertreffs beim Edeka in den Kleinstädten nämlich so satt, dass ich mir lieber mein eigenes Haus kaufen wollte. Und wo geht das besser als mitten im Nirgendwo. Wo man sich ein paar Quadratmeter Grund noch selbst kaufen kann, ohne sich sein Leben lang zu verschulden…

Die Tussi mit teurem Parfum hustete. Sagt man da jetzt auch Gesundheit? Ich lasse es lieber sein. Bei solchen Schnöseln macht man ja eh nur alles falsch. Gelernt in: Die Schule des Lebens. Mit großen Augen sah sie mich an. Ich versuchte länger als sie zurückzustarren, aber ohne Erfolg. Natürlich muss ich nach zwei Millisekunden blinzeln, weil sich meine Augen auf einmal so anfühlen als ob ich tagelang durch die Sahara gelaufen wäre. Eins zu null für sie. Ich warte darauf, dass sie etwas sagt. Sie wartet, dass ich es tue. Tja, wegen mir kann sie noch lange hier stehen. Kurz bevor ich mich umdrehte und meine Tür vor ihrer gepuderten Nase in die Angeln warf, setzt sie noch einmal zaghaft an: Also Frau Namira, wenn ihnen das Gespräch gerade ungelegen kommt, senden wir ihnen auch gerne ein Ticket zu. Dann besprechen wir alles weitere in unserer Hauptstelle in München.

Verlockend wäre das ja. Hmm sag ich ja? Aber dann extra nach München fahren. Stundenlang ohne überhaupt zu wissen, worum es geht… "Was habe ich denn überhaupt gewonnen?" Ich wiederhole meine Frage nochmal, nur für diese aufgetakelte Blondine. Die ihren IQ wohl wirklich ihrer Haarfarbe angepasst hat. "Ach sagte ich das nicht bereits?" Sie legt eine elendig lange Pause ein. Ich gähne und verfluche sie im Stillen dafür, dass ich Mark nicht küssen konnte. Wer weiss. Wenn sie nicht geklingelt hätte… "Sie haben eine Traumreise gewonnen. Einmal nach Ägypten für zwei Personen. All inclusive. Mit Transfer zum Flughafen, sieben Sterne Hotel mit Meerblick und einer Superior Suite für die Dauer von vierzehn Tagen. Was denken sie? Wollen sie sich heute noch Urlaub nehmen oder möchten sie die Reise lieber erst in einer Weile antreten?"

Ich schlucke. Das klingt ja alles traumhaft. Aber wo ist der Haken? Sie zeigt wieder ihr Lächeln aus der Zahnpasta-Werbung. Welcher Haken denn? Wir von Superfly sorgen dafür, dass sie vierzehn wundervolle Tage mit ihrem Liebsten verbringen können. Da gibt es keinen Haken. Haben sie mir gerade denn nicht zugehört? Wieder zählt sie auf: Weisser Sandstrand, *****re Cocktails, ihre Haut braungebrannt von der Sonne und ihr Liebster, der sie auf Händen trägt. Wie können Sie da nur so kritisch sein? Langsam begreife ich: Sie ist so. Sie meint das ernst. Jetzt lache auch ich über das ganze Gesicht. Wow! Dass ich einmal für zwei Wochen wegfliege ohne einen Cent zu bezahlen... Aber da gibt es ein Problem. Wie sage ich ihr das am Besten?

Schon entgleiten mir die Worte: Aber es gibt ein Problem. Ich habe keinen Liebsten. Sie zieht kaum merkbar die Augenbrauen in die Luft. "Hmm möchten sie lieber eine Freundin mitnehmen? Oder ihren Cousin? Ich bin mir sicher sie werden eine passende Begleitung finden, denn" und wieder legt sie diese nervige gekünstelte Pause ein "sie fliegen schließlich nach Ägypten. Inklusive Taschengeld, Shoppingtrip und Besichtigung der Pyramiden. Also Frau Nakira. Sind sie einverstanden?" Ich nicke zaghaft. Wieder strahlt sie mich an. "Dann unterzeichnen sie doch bitte hier." Ihre Gelnägel weisen auf die Ecke eines Din A4 Bogens, der voller kleingedruckter Worte ist. Ich habe keine Ahnung, was ich da unterschreibe, kritzle etwas, das nicht mal ich je wiedererkennen würde auf das Papier und atme dann auf, als sich die Blondie auf ihren High Heels endlich wieder von meinem Grundstück verzieht. Nicht ohne mir noch ein: "Wir melden uns bei ihnen!" zu zu rufen und mit der linken Hand wie eine Barbiepuppe zu winken.

Erstmal die Tür zu. Dann Kaffee versuche ich irgendwie Herr -also ich meine Dame der Lage- zu werden. Dieser Geruch von frisch gemahlenen Bohnen. Und schon nach den ersten Schlücken dieses göttlichen schwarzen Getränkes sieht die Welt viel besser aus! Moment. Langsam fällt mir ein, dass die Blondine geahnt haben könnte, das etwas nicht stimmt. An meiner Tür steht schließlich nicht Namira auf dem Schild, sondern Mayers.

Verflixt! Ich wusste es wäre zu schön gewesen! Wie soll ich denn bitte mit einem falschen Namen verreisen? Die schauen am Flughafen in meinen Pass und dann… wissen sie doch gleich, dass ich einen falschen Namen habe. Außer. Nein das kann ich doch nicht machen. Oder? Einen falschen Pass für zwei tolle gratis Wochen in Ägypten? Hmm das wäre ja nur einmal. Ich rede mir die Sache schön. Dabei habe ich keine Ahnung wie so etwas funktioniert. Wo soll ich denn überhaupt einen falschen Pass herbekommen? Und eine Begleitperson? Die aber mit mir, Sam Mayers nicht in Verbindung stehen darf. Mein Kopf raucht. Ich brauche noch eine Tasse Kaffee und erstmal eine Zigarette. Vorher ist es ja auch kein Wunder, dass ich nicht klar denken kann. Welcher normale Mensch kann das denn schon? Außer einparfümierten Superblondinen?

Während ich den kühlen Mentholrauch langsam inhaliere und dann wieder ausatme verlangsamen sich meine Gedanken. Als ob das Karussell auf einem Jahrmarkt langsamer wird und schließlich zum stehen kommt. Ich sollte wirklich eine Entscheidung treffen. Ägypten mit all den möglichen und unmöglichen Konsequenzen, die die Reise erfordern würde oder weiterhin mein alltägliches Leben in Millertau. Die acht Stunden an der Kasse des kleinen Dorfladens. Meine Langeweile. Das Regale Auffüllen. Die immer gleichen Gesprächsthemen. Oder Kamele, Pyramiden und Sonne. Wie sagten die alten Römer noch gleich? Alea iacta est. Die Würfel sind gefallen.

Also noch einmal zurück ins Bett. Einen Tag wird Julia im Laden ja wohl auch ohne mich auskommen können. Gedacht und unter die Decke gekuschelt. Hach so schön kann ein Montag Morgen sein. Ich fasse mir an die Stirn. Oder habe ich das alles nur geträumt? Meine Haut ist kühl. Also folgere ich daraus wie ein Meisterdetektiv bin ich gesund und das alles ist real. Krankmelden muss ich mich trotzdem noch. Julia schicke ich eine knappe Sms und heule ihr vor, wie weh mein Bauch heute doch tut. Dass es mit Wärmflasche schon etwas besser ist, aber ich im Dorfladen so ja nicht herumlaufen kann. Und dass es mir furchtbar leid tut, dass sie heute alles allein erledigen muss.

Ich schlafe, bis ich von den Glocken unseres Kirchturmes geweckt werde. Herrlich, dieses lockere Leben. Normalerweise wäre ich jetzt zum Bäcker gegangen und hätte mir mein allmorgendliches Croissant geholt. Etwas Marmelade auf die Stückchen et voila! Fertig ist mein perfektes Lieblingsfrühstück! Aber als ich mir durch meine zerzausten krausen Haare fahre und mein Blick über eine alte Colaflasche dann auf den umgefallenen Wecker wandert, merke ich, dass es ja schon Mitten am Tag ist. Kurz nach drei um genau zu sein. Mein Bauch grummelt unzufrieden. Hoffen wir mal, dass ich neulich mehr als normalerweise eingekauft habe.

Im Kühlschrank-wie zu erwarten war- gähnende Leere. Etwas Käse, der schon seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten meist einsam vor sich hinstinkt. Im Vorratskeller finde ich noch eine Dose Ananas, Wiener Würstchen und eine Flasche Sekt, die ich eigentlich mal für meine Einweihungsparty gekauft hatte. Als ich noch dachte, dass ich mit meinen Nachbarn hier auf dem Dorf feiern wollte. Bevor ich Gertrud mit ihren Speiseresten zwischen der Prothese und der feuchten Aussprache zu meiner rechten Seite. Hans und Ingrid auf meiner linken Seite traf. Beide reden immer nur von den guten alten Zeiten und so laut, weil sie immer schlechter hören, dass es schon nach zwei Sätzen in den Ohren klingelt. Zumindest wenn man noch jünger als fünfzig oder sechzig ist.

Was solls? Ich nehme die Ananas, Würstchen und Sekt mit nach oben und mache es mir auf meinem Sofa gemütlich. Ein Schlückchen Sekt direkt aus der Flasche, dazu ein paar Ananasstückchen. Es geht doch nichts über ein solch fruchtigen Genuss. Die Wienerle passen dazu ja leider nicht, aber ich habe wirklich Hunger und im Bauch kommt ja schließlich doch alles zusammen. ...
  • Geschrieben von miathebest
  • Veröffentlicht am 29.07.2016
  • Gelesen: 6466 mal

Kommentare

  • Danny (nicht registriert) 30.07.2016 23:50

    Ich bin total gespannt wie es weiter geht!:) Ist wirklich sehr schön geschrieben, du hast einen tollen Stil.

  • miathebest02.08.2016 21:36

    Danke Danny. Gleich kannst du meinen zweiten Teil lesen=)

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