Marlene musste nicht lange warten. Ein muskulöser Mann im Anzug stieg aus der Limousine und kam auf sie zu. Er war nicht mehr jung; erstes Grau zeigte sich an seinen Schläfen.
„Marlene Fischer?“, fragte er höflich und nahm die Sonnenbrille ab. Sein Akzent war osteuropäisch, sein Bass markant, und sie bekam Gänsehaut von seiner Stimme.
Sie nickte.
„Sie sind der Chauffeur, nehme ich an?“
„Ja, der Chauffeur… unter anderem.“
„Wie meinen Sie das?“
Er verzog kaum merklich die Lippen. Sein Lächeln war nicht zu deuten.
„Sie werden es verstehen. Zu gegebener Zeit.“
Wortlos öffnete er die hintere Wagentür.
Ihr Herz hämmerte, ihr Nacken prickelte. Tat sie das Richtige? Sie wusste es nicht. Dennoch stieg sie ein.
Der Chauffeur nahm Platz hinter dem Steuer, die Zentralverriegelung klickte. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
„Setzen Sie das hier während der Fahrt auf“, sagte er und reichte ihr eine undurchsichtige Augenmaske aus schwarzer Seide. „Lange werden wir nicht unterwegs sein.“
Als sie nach der Maske griff, berührte sie seine Fingerspitzen. Sie fühlten sich warm an und ein klein wenig rau – ein aufregender Kontrast zur kühlen Glätte der Seide. Marlene schluckte.
Sie zögerte einen Moment, dann legte sie die Maske an. Darunter war sie blind. Seufzend sank sie zurück in den Sitz.
Der Motor sprang an, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Die sanften Vibrationen während der Fahrt wirkten ganz allmählich beruhigend auf sie. Bald schon wanderten ihre Gedanken zurück zu dem Tag, an dem sie zum ersten Mal von den Dornrosen gehört hatte.
Sie erinnerte sich: Sie war die letzte in der Kanzlei gewesen, als unerwartet Besuch eintraf.
„Sie sind uns aufgefallen“, hatte die Fremde gesagt, „weil Sie prominente Klienten vertreten. Als Anwältin sind Sie brillant und gehen aufs Ganze, wenn der Einsatz sich lohnt. Sie würden unser Netzwerk sehr bereichern.“
„Von welchem Netzwerk sprechen Sie?“
„Von der Schwesternschaft der Dornrosen. Sie werden von uns noch nicht gehört haben, denn wir meiden die Öffentlichkeit. Doch unser Einfluss reicht weit, denn zu uns gehören zahlreiche Frauen aus Wirtschaft und Medien. Wir können Türen öffnen – oder verschließen. Auch für Sie…“
„Sie wollen mich rekrutieren, oder?“
„Möglicherweise. Sofern Sie unsere Prüfung akzeptieren und bestehen.“
„Und… welche Art von ‚Prüfung‘ sollte das sein?“
„Lesen Sie dieses Schreiben. Dort finden Sie einige Hinweise. Sie werden ihnen nützlich sein.“
Damit war die Fremde gegangen und hatte einen versiegelten Umschlag auf dem Schreibtisch zurückgelassen. Marlene sah den Brief vor ihrem geistigen Auge noch immer. Erst abends hatte sie gewagt, ihn zu öffnen: eine Einladung, zu verlockend, um sie auszuschlagen. Ein Versprechen von Einfluss und Macht!
Bei ihrem Mann hatte sie eine Fortbildung vorgeschoben. Jens musste nichts wissen vom Zweck ihrer Reise. Es hätte ihre Ehe nur sinnlos belastet.
„Sie können das jetzt abnehmen“, sagte der Chauffeur und brachte den Wagen zum Stehen.
Sie streifte die Maske ab und stieg aus. Tief sog sie die kühle Nachtluft ein. Das Gebäude, vor dem sie stand, erinnerte sie an ein Märchenschloss – nicht groß, aber verwinkelt, mit Erkern, spitzem Turm und Bogenfenstern. Im obersten Turmfenster brannte noch Licht, flackernd, als bewegten sich Schatten darin.
Der Chauffeur trat zu ihr. Sein Eau de Toilet roch nach Geheimnis und Mann.
„Kommen Sie“, bat er mit gesenkter Stimme.
Er führte sie zu einer schmalen Pforte am Fuß des Turmes und schloss auf.
Drinnen war es still. Nur ihre Schritte hallten von den Wänden wieder, während sie die enge Wendeltreppe erklommen. Der Aufstieg zog sich, Stufe um Stufe, bis Marlene das Gefühl hatte, sich im Kreis zu drehen.
Oben hielt der Chauffeur vor einer hölzernen Tür. Dahinter murmelten Stimmen.
Er legte den Kopf leicht schräg und sah Marlene fragend an.
Ihr Herz raste.
„Bevor ich da reingehe… wie heißen Sie eigentlich?“, fragte sie, wie um Zeit zu gewinnen.
Er zögerte einen Moment, als erwäge er seine Worte.
„Sie können mich … ‚Jacek‘ nennen.“
Ein polnischer Name. Das erklärte den Akzent.
Sie atmete tief durch und straffte die Schultern.
„Ich bin soweit.“
Er schenkte ihr ein Verschwörer-Lächeln und klopfte laut an. Das Gemurmel erstarb. Sie warteten noch einen Moment, dann traten sie ein.
Die Wärme und das Licht unzähliger Kerzen empfingen sie. Der Raum, den sie betraten, hätte einem Ritterfilm entsprungen sein können. In einem offenen Kamin loderte ein Feuer, die holzvertäfelten Wände waren mit Gobelins behängt, das Parkett mit Teppichen belegt.
Etwa in der Mitte des Raumes war ein Dutzend geschnitzter Stühle aufgestellt. Frauen in roten Roben saßen darauf, die Gesichter hinter weißen Vollmasken verborgen. Nur eine trug eine goldene Maske. Die Meisterin offenbar. Sie stand auf und hob stolz den Kopf, als sie sprach.
„Wen bringst du zu uns, getreuer Diener?“, fragte sie Jacek.
Unter der Maske klang ihre Stimme merkwürdig hohl.
„Ich bringe Marlene Fischer“, antwortete er. „Sie begehrt Aufnahme in Eure Schwesternschaft.“
Die Meisterin drehte den Kopf.
„Ich frage dich, Marlene Fischer: Willst du ein Teil unserer Schwesternschaft werden?“
„Ja, das will ich“, erwiderte sie fest. In Wirklichkeit waren ihre Knie windelweich.
„Und was weckt diesen Wunsch in dir?“
„Ich will Anteil nehmen an Eurer Gemeinschaft und ebenso an Eurer Macht.“
„Deine Antwort ist ehrlich. Du weißt, was der Preis ist?“
„Ihr verlangt Gehorsam und Tapferkeit, Verschwiegenheit und Hingabe.“
So hatte es jedenfalls in dem Brief gestanden.
Die Antwort schien der Meisterin zu gefallen. Sie nickte bedächtig.
„Bist du bereit, dich unter den Augen der Schwestern der Dornenprüfung zu stellen?“
Marlenes Hände wurden feucht. Dass sie eine Prüfung ablegen musste, wusste sie zwar, nichts jedoch über die Art dieser Prüfung.
„Wie soll ich geprüft werden?“
„Durch Schmerz“, sprach die Meisterin in die entstandene Stille.
Marlene erschrak ein wenig, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Sie dachte fieberhaft nach: Ohne Einsatz gab es niemals Gewinn, und andere vor ihr mussten erfolgreich gewesen sein, denn sonst existierte die Schwesternschaft nicht.
Sie drückte das Kreuz durch und sah in die Runde. Atemlose Stille herrschte im Raum. Nur das Knacken der Holzscheite im Kamin war zu hören.
„Ich bin bereit“, sagte sie schließlich. „Unterzieht mich der Prüfung.“
Die Meisterin gab den rotgewandeten Schwestern ein Zeichen.
„Holt die Instrumente!“, befahl sie.
Ein mobiler Tattoostuhl wurde gebracht, dazu ein Hocker auf Rollen sowie ein Wagen mit Tätowierwerkzeug. Marlenes Augen weiteten sich, als sie begriff, was nun auf sie zukam.
„Du musst tapfer sein, Marlene Fischer!“, beschied ihr die Meisterin streng. „Unser Diener wird dich mit seinen Nadeln prüfen.“ Sie zeigte mit dem Finger auf Jacek.
Marlene drehte sich erstaunt zu dem Mann um, den sie bis eben für den Chauffeur gehalten hatte.
„Sie wussten es. Die ganze Zeit! Verstehen Sie überhaupt etwas vom Tätowieren?!“
„Durchaus“, gab er zur Antwort. „Ich werde Ihnen eine wundervolle Rose stechen. In Schwarz, auf den Hintern, mit Dornen am Stiel.“
„Das also war mit ‚unter anderem‘ gemeint?“
„Keine Angst: Sie sind in erfahrenen Händen.“
Wie zum Beweis legte er Sakko und Hemd ab. Sein Torso war großflächig mit Tattoos überzogen.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Was würde Jens zu einem Bild auf ihrem Hinterteil sagen? Welche Lüge würde sie ihm erzählen?
Jacek schmunzelte. Er hatte ihre Ängste erraten.
„Die Rose wird Ihrem Mann gefallen“, versprach er.
„Und was macht Sie in dieser Beziehung so sicher?“
„Das Tattoo steht für Ihre Bereitschaft, Tabus zu brechen, auch in erotischer Hinsicht. Es geht ein besonderer Reiz davon aus, der die meisten Männer erregt. Ihr Mann wird das Signal intuitiv verstehen. Glauben Sie mir!“
Marlene tippte sich kurz mit dem Zeigefinger ans Kinn. Jaceks Worte klangen zumindest plausibel, und ein kleines Tattoo war ein geringer Preis für ihren Anteil an der Macht der Schwesternschaft. Eine Erklärung für Jens ließe sich finden.
„Ich bin einverstanden“, stimmte sie zu. Sie hörte sich entschlossener an, als sie war.
„Gut, dann ziehen Sie sich aus“, forderte Jacek. „Komplett.“
Seine bestimmende Art erregte sie auf merkwürdige Weise. Ihr lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Ob er noch mehr Dominanz zeigen würde, wenn sie sich ihm widersetzte?
Den Versuch war es wert!
„Wozu muss ich nackt sein?“, fragte sie mit gespielter Empörung und stemmte eine Hand in die Hüfte.
Er lachte nur leise. Sie erkannte, dass sie durchschaut war – und selbst das gefiel ihr, denn das Gefühl war aufregend neu.
„Füge dich“, ermahnte die Meisterin sie, „oder ich breche die Prüfung ab!“
Marlene begriff: Ihr Gehorsam wurde auf die Probe gestellt.
Betont langsam zog sie sich aus. Sie begann bei den Schuhen. Es folgten Jacke und Hose, die Bluse, das enge Bustier – zuletzt auch das Höschen. Und dann stand sie nackt da. Sie setzte sich rittlings auf den Tattoostuhl und streckte ihren Hintern Jacek entgegen.
Der nahm Platz auf dem Hocker, legte Handschuhe an und desinfizierte die Rundung ihres verlängerten Rückens. Zuletzt übertrug er die Schablone auf die vorgesehene Stelle.
Marlene fröstelte. Jaceks Berührung war sanfter als erwartet, fast zärtlich. Die Härchen an ihren Armen stellten sich auf.
„Lassen Sie mich nicht zu sehr leiden“, sagte sie leise und presste die Hinterbacken ängstlich zusammen.
„Beißen Sie die Zähne zusammen“, erwiderte er. „Das Tattoo geht mir rasch von der Hand, doch ich steche kräftige Linien mit recht dicken Nadeln. Es wird Ihnen weh tun, und zwar nicht wenig.“
Marlene hörte das Surren der Tätowiermaschine. Sie schloss die Augen und hielt den Atem an. Dann kam der Schmerz.
Die erste Berührung der Nadeln war ein scharfes Stechen, gefolgt von einem anhaltenden Brennen. Marlene konzentrierte sich auf ihren Atem, um die Empfindung in Schach zu halten. Die Nadeln gruben sich in ihre Haut, hinterließen Spuren aus Feuer auf ihrem Gesäß. Sie spannte jeden Muskel in ihrem Körper an bis zur Grenze. Der Schweiß brach ihr aus, während Jacek mit ruhiger Hand weiter Linie um Linie auf ihr Hinterteil stach. Gelegentlich gewährte er ihr eine Pause, um sie Atem holen zu lassen, wenn sie es kaum noch ertrug. Doch die Abstände zwischen den Pausen wurden zusehends kürzer…
„Wie lange noch?“, keuchte sie nach einer gefühlten Ewigkeit voll brennender Stiche.
„Bald fertig“, versicherte er. „Nur noch 10 Minuten, dann ist es geschafft.“
Jede Sekunde dehnte sich endlos.
„Ich … ich kann nicht mehr …“
Der Schmerz überwältigte sie. Marlene bäumte sich auf, warf den Kopf in den Nacken und machte sich Luft mit einem langgezogenen, heiseren Laut ihrer Qual.
Jacek gab der Meisterin einen Wink. „Sie ist jetzt bereit für die Transformation “, sagte er nur.
Die Meisterin nickte, als habe sie auf dieses Zeichen gewartet. Sie begann mit hypnotischer Stimme zu singen, und die übrigen Frauen stimmten mit ein.
Was sangen sie? Marlene verstand ihre Worte nicht. Waren es Beschwörungsformeln oder ein gregorianischer Hymnus?
Was auch immer es war, sie spürte die Wirkung: Ihr Puls verlangsamte sich, ihr Atem floss ruhiger. Und da war noch etwas anderes, das die Musik in ihr wirkte: Jaceks Nadeln taten ihr noch immer weh – sehr weh sogar. Und doch war da jetzt etwas Neues, ganz tief in ihrer Seele, das wild nach dem Schmerz schrie und sich ihm hingeben wollte. Die Nadeln senkten sich weiter in ihre Haut, Stich um Stich, jeder davon ein Biss in ihr Fleisch. Qual und Lust verschmolzen in ihr, verwandelten sie in etwas, das sie vorher nicht war. Unter Jaceks Nadeln und dem Gesang der Schwestern wurde sie in eine Dornrose verwandelt.
Die Ewigkeit verstrich, der Gesang hörte auf und das Surren der Tätowiermaschine erstarb. Jacek wischte noch einmal mit einem Tupfer über die gepeinigte Stelle. Es brannte, fühlte sich höllisch und himmlisch zugleich an. Er trat zurück und betrachtete sein Werk. Mit dem Smartphone machte er ein Bild des Rosen-Tattoos und zeigte es der erschöpften Marlene. Sie bewunderte trotz ihrer Leiden die präzise geführten Linien – scharf gestochen prangten sie auf der prallen Wölbung ihrer rechten Hinterbacke, nachtschwarz, noch glänzend, umrandet von geröteter Haut.
Das Tattoo hatte etwas herrlich Verruchtes, das ihr wirklich gut gefiel. Auch Jens würde es lieben, da war sie sicher. Sie würde ihm einfach erzählen, sie habe es machen lassen, um ihn zu überraschen. Warum auch nicht?
Die Meisterin trat neben sie. Ihre Stimme war ruhig. „Gehorsam und Tapferkeit hast du bewiesen. Zeige uns nun, Marlene Fischer, wie tief deine Hingabe ist: Jacek verdient einen Lohn. Danke ihn angemessen für das Tattoo!“
Marlene sah zu Jacek auf. Er wartete, stumm. Ein Blick auf seine Hose ließ keinen Zweifel, welchen Dank er sich von ihr wünschte.
„Aber ich bin verheiratet“, stammelte sie. „Jens, mein Mann…“
„… wird niemals davon erfahren“, fiel ihr die Meisterin ins Wort. „Wir alle sind aufs Strengste verschwiegen, denn die Schwesternschaft verlangt es von uns. Jeder Verstoß würde hart bestraft.“
Marlene kämpfte noch mit sich. Ging das zu weit? Andererseits: War sie nicht ohnehin schon zu weit gegangen? Sie dachte an die frisch tätowierte Rose, die auf ihrem Hintern noch immer brannte: Das Tattoo war seinen Preis sicher wert, und auch der Tabubruch mit Jacek erschien ihr verlockend. Und doch: Schwanger werden wollte sie nicht. Sie dachte fieberhaft nach. Schließlich fiel ihr ein Weg ein, Jacek zu danken, ohne dieses Risiko eingehen zu müssen.
Sie kniete sich vor ihn hin und öffnete seine Hose. Sein Phallus sprang ihr federnd entgegen, ein klarer Tropfen trat vorn aus der Öffnung der Eichel.
Sie packte den aufgerichteten Penis fest an der Wurzel und verstrich den Tropfen genüsslich auf der geschwollenen Spitze. Ihre Zunge strich über die Unterseite, liebkoste dort das zarte Häutchen zwischen Eichel und Schaft. Jaceks Finger fuhren ihr wild durch die Haare, vergruben sich tief in ihrem Blond, zogen ihr Haupt noch näher heran.
Marlene nahm sein Gemächt tief in den Mund, umschloss es fest mit den Lippen und saugte gefühlvoll daran. Jacek keuchte, seine Oberschenkel begannen zu zittern. Als sie spürte, wie er anfing, sich zu verkrampfen, legte sie zwei Finger direkt hinter dem Hodensack an den Damm und massierte sanft die empfindsame Stelle. Sein Penis zuckte in ihrem Mund. Jacek stieß einen heiseren Schrei aus, dann musste sie schlucken. Dickflüssig und warm rann ihr sein Samen die Kehle hinunter.
Zweimal noch pumpte er nach. Sie nahm alles. Der Geschmack war leicht salzig mit einem Hauch von Süße, intensiv, doch nicht unangenehm. Sie leckte den Rest mit großem Genuß von seinem Penis. Es fühlte sich gut an, seinen Samen zu kosten, und sie verschwendete keinen Tropfen davon.
Dann war es vorbei. Jacek zog sich zurück, und Marlene erhob sich mit einem zufriedenen Lächeln. Sie fuhr sich mit der Zunge über die feucht glänzenden Lippen, während er seine Hose hochzog.
Die Meisterin kam zu ihr. Sie legte ihr eine Robe in Rot um die Schultern.
„Willkommen, Schwester Marlene“, sagte sie freundlich. Dann fielen die Masken.
Sie wurde von den anderen Frauen umringt und herzlich begrüßt. Ein paar der Gesichter erkannte sie wieder: Eine Klientin aus der Medienbranche, eine prominente Geschäftsfrau und die Meisterin selbst, die niemand anderes war als die Fremde aus der Kanzlei.
Sie stellte sich als Elke von Riemersberg vor und war die Erbin einer Privatbank. Auch das kleine Schloss, der Ort ihres Treffens, gehörte ihr.
Nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war, versorgte Jacek Marlenes Tattoo mit einem Verband, erklärte die notwendige Pflege und gab ihr dazu eine Creme für die nächsten Tage. Sein gerötetes Gesicht verriet ihr, dass er mit dem erhaltenen Dank mehr als zufrieden war.
Die Aufnahmefeier fand in einem anderen Saal statt. Die eigentliche Zeremonie war durchaus feierlich, aber kurz, denn das Essen war bereit und alle hatten Hunger. Es gab gebratenen Teriyaki-Lachs, dazu geschmortes Gemüse und einen trockenen Rheingauer Riesling. Während des Essens saß Marlene der Meisterin gegenüber.
„Was war das für ein Lied, das ihr gesungen habt, während ich tätowiert wurde?“, fragte sie vorsichtig.
Die Meisterin sah sie geheimnisvoll an.
„Das Lied der Transformation? Eine besondere Gabe der Schwesternschaft! Es hat deinen Schmerz in Lust umgewandelt, nicht wahr?“
„Ja, das ist richtig. Es tat mir merkwürdig gut, obwohl ich die Worte nicht verstehen konnte. Was war das für eine Sprache?“
„Was du gehört hast, waren nicht Worte aus einer Sprache, sondern nur Laute und Silben. Der Klang hat auf deine Psyche gewirkt, dich entspannt und zugleich dein sexuelles Verlangen gestärkt. Wir werden dich lehren, das Lied zu singen, wenn die Zeit dafür reif ist. Doch nun frage nicht weiter und genieße das Fest.“
Nach dem Essen kam Jacek noch einmal zu ihr, und sie gingen ein paar Schritte abseits der übrigen Frauen.
„Mein Dienst ist getan“, verabschiedete er sich. „Feiern Sie mit den anderen weiter. Die Nacht ist noch jung.“
„Sie bleiben nicht?“, fragte sie ein wenig enttäuscht, denn sie fühlte sich herrlich geborgen, solange er bei ihr war.
„Ich hatte heute ein ganz besonderes Fest – mit Ihnen, Marlene! Sie tragen meine bislang beste Arbeit auf Ihrer Haut, und Ihr Zungenspiel an meiner empfindsamsten Stelle war ganz unvergleichlich. Danke dafür! Doch nun muss ich gehen: Zur Schwesternschaft gehören nur Frauen, und ich bin ein Mann. Ich diene, genieße und schweige…“
„Werden Sie mich morgen nach Hause bringen?“
Er schüttelte traurig den Kopf. „Nein, das wird die Meisterin tun.“
Zum Abschied nahm sie seine Hände.
„Sehe ich dich wieder, Jacek?“, wollte sie wissen.
Er schaute ihr liebevoll in die Augen.
„Dein Mann ist ein Glückspilz!“, sagte er nur.
Sie küsste ihn auf die Stirn. Dann ging er.
Noch lange sah sie ihm nach.
„Marlene Fischer?“, fragte er höflich und nahm die Sonnenbrille ab. Sein Akzent war osteuropäisch, sein Bass markant, und sie bekam Gänsehaut von seiner Stimme.
Sie nickte.
„Sie sind der Chauffeur, nehme ich an?“
„Ja, der Chauffeur… unter anderem.“
„Wie meinen Sie das?“
Er verzog kaum merklich die Lippen. Sein Lächeln war nicht zu deuten.
„Sie werden es verstehen. Zu gegebener Zeit.“
Wortlos öffnete er die hintere Wagentür.
Ihr Herz hämmerte, ihr Nacken prickelte. Tat sie das Richtige? Sie wusste es nicht. Dennoch stieg sie ein.
Der Chauffeur nahm Platz hinter dem Steuer, die Zentralverriegelung klickte. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
„Setzen Sie das hier während der Fahrt auf“, sagte er und reichte ihr eine undurchsichtige Augenmaske aus schwarzer Seide. „Lange werden wir nicht unterwegs sein.“
Als sie nach der Maske griff, berührte sie seine Fingerspitzen. Sie fühlten sich warm an und ein klein wenig rau – ein aufregender Kontrast zur kühlen Glätte der Seide. Marlene schluckte.
Sie zögerte einen Moment, dann legte sie die Maske an. Darunter war sie blind. Seufzend sank sie zurück in den Sitz.
Der Motor sprang an, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Die sanften Vibrationen während der Fahrt wirkten ganz allmählich beruhigend auf sie. Bald schon wanderten ihre Gedanken zurück zu dem Tag, an dem sie zum ersten Mal von den Dornrosen gehört hatte.
Sie erinnerte sich: Sie war die letzte in der Kanzlei gewesen, als unerwartet Besuch eintraf.
„Sie sind uns aufgefallen“, hatte die Fremde gesagt, „weil Sie prominente Klienten vertreten. Als Anwältin sind Sie brillant und gehen aufs Ganze, wenn der Einsatz sich lohnt. Sie würden unser Netzwerk sehr bereichern.“
„Von welchem Netzwerk sprechen Sie?“
„Von der Schwesternschaft der Dornrosen. Sie werden von uns noch nicht gehört haben, denn wir meiden die Öffentlichkeit. Doch unser Einfluss reicht weit, denn zu uns gehören zahlreiche Frauen aus Wirtschaft und Medien. Wir können Türen öffnen – oder verschließen. Auch für Sie…“
„Sie wollen mich rekrutieren, oder?“
„Möglicherweise. Sofern Sie unsere Prüfung akzeptieren und bestehen.“
„Und… welche Art von ‚Prüfung‘ sollte das sein?“
„Lesen Sie dieses Schreiben. Dort finden Sie einige Hinweise. Sie werden ihnen nützlich sein.“
Damit war die Fremde gegangen und hatte einen versiegelten Umschlag auf dem Schreibtisch zurückgelassen. Marlene sah den Brief vor ihrem geistigen Auge noch immer. Erst abends hatte sie gewagt, ihn zu öffnen: eine Einladung, zu verlockend, um sie auszuschlagen. Ein Versprechen von Einfluss und Macht!
Bei ihrem Mann hatte sie eine Fortbildung vorgeschoben. Jens musste nichts wissen vom Zweck ihrer Reise. Es hätte ihre Ehe nur sinnlos belastet.
„Sie können das jetzt abnehmen“, sagte der Chauffeur und brachte den Wagen zum Stehen.
Sie streifte die Maske ab und stieg aus. Tief sog sie die kühle Nachtluft ein. Das Gebäude, vor dem sie stand, erinnerte sie an ein Märchenschloss – nicht groß, aber verwinkelt, mit Erkern, spitzem Turm und Bogenfenstern. Im obersten Turmfenster brannte noch Licht, flackernd, als bewegten sich Schatten darin.
Der Chauffeur trat zu ihr. Sein Eau de Toilet roch nach Geheimnis und Mann.
„Kommen Sie“, bat er mit gesenkter Stimme.
Er führte sie zu einer schmalen Pforte am Fuß des Turmes und schloss auf.
Drinnen war es still. Nur ihre Schritte hallten von den Wänden wieder, während sie die enge Wendeltreppe erklommen. Der Aufstieg zog sich, Stufe um Stufe, bis Marlene das Gefühl hatte, sich im Kreis zu drehen.
Oben hielt der Chauffeur vor einer hölzernen Tür. Dahinter murmelten Stimmen.
Er legte den Kopf leicht schräg und sah Marlene fragend an.
Ihr Herz raste.
„Bevor ich da reingehe… wie heißen Sie eigentlich?“, fragte sie, wie um Zeit zu gewinnen.
Er zögerte einen Moment, als erwäge er seine Worte.
„Sie können mich … ‚Jacek‘ nennen.“
Ein polnischer Name. Das erklärte den Akzent.
Sie atmete tief durch und straffte die Schultern.
„Ich bin soweit.“
Er schenkte ihr ein Verschwörer-Lächeln und klopfte laut an. Das Gemurmel erstarb. Sie warteten noch einen Moment, dann traten sie ein.
Die Wärme und das Licht unzähliger Kerzen empfingen sie. Der Raum, den sie betraten, hätte einem Ritterfilm entsprungen sein können. In einem offenen Kamin loderte ein Feuer, die holzvertäfelten Wände waren mit Gobelins behängt, das Parkett mit Teppichen belegt.
Etwa in der Mitte des Raumes war ein Dutzend geschnitzter Stühle aufgestellt. Frauen in roten Roben saßen darauf, die Gesichter hinter weißen Vollmasken verborgen. Nur eine trug eine goldene Maske. Die Meisterin offenbar. Sie stand auf und hob stolz den Kopf, als sie sprach.
„Wen bringst du zu uns, getreuer Diener?“, fragte sie Jacek.
Unter der Maske klang ihre Stimme merkwürdig hohl.
„Ich bringe Marlene Fischer“, antwortete er. „Sie begehrt Aufnahme in Eure Schwesternschaft.“
Die Meisterin drehte den Kopf.
„Ich frage dich, Marlene Fischer: Willst du ein Teil unserer Schwesternschaft werden?“
„Ja, das will ich“, erwiderte sie fest. In Wirklichkeit waren ihre Knie windelweich.
„Und was weckt diesen Wunsch in dir?“
„Ich will Anteil nehmen an Eurer Gemeinschaft und ebenso an Eurer Macht.“
„Deine Antwort ist ehrlich. Du weißt, was der Preis ist?“
„Ihr verlangt Gehorsam und Tapferkeit, Verschwiegenheit und Hingabe.“
So hatte es jedenfalls in dem Brief gestanden.
Die Antwort schien der Meisterin zu gefallen. Sie nickte bedächtig.
„Bist du bereit, dich unter den Augen der Schwestern der Dornenprüfung zu stellen?“
Marlenes Hände wurden feucht. Dass sie eine Prüfung ablegen musste, wusste sie zwar, nichts jedoch über die Art dieser Prüfung.
„Wie soll ich geprüft werden?“
„Durch Schmerz“, sprach die Meisterin in die entstandene Stille.
Marlene erschrak ein wenig, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Sie dachte fieberhaft nach: Ohne Einsatz gab es niemals Gewinn, und andere vor ihr mussten erfolgreich gewesen sein, denn sonst existierte die Schwesternschaft nicht.
Sie drückte das Kreuz durch und sah in die Runde. Atemlose Stille herrschte im Raum. Nur das Knacken der Holzscheite im Kamin war zu hören.
„Ich bin bereit“, sagte sie schließlich. „Unterzieht mich der Prüfung.“
Die Meisterin gab den rotgewandeten Schwestern ein Zeichen.
„Holt die Instrumente!“, befahl sie.
Ein mobiler Tattoostuhl wurde gebracht, dazu ein Hocker auf Rollen sowie ein Wagen mit Tätowierwerkzeug. Marlenes Augen weiteten sich, als sie begriff, was nun auf sie zukam.
„Du musst tapfer sein, Marlene Fischer!“, beschied ihr die Meisterin streng. „Unser Diener wird dich mit seinen Nadeln prüfen.“ Sie zeigte mit dem Finger auf Jacek.
Marlene drehte sich erstaunt zu dem Mann um, den sie bis eben für den Chauffeur gehalten hatte.
„Sie wussten es. Die ganze Zeit! Verstehen Sie überhaupt etwas vom Tätowieren?!“
„Durchaus“, gab er zur Antwort. „Ich werde Ihnen eine wundervolle Rose stechen. In Schwarz, auf den Hintern, mit Dornen am Stiel.“
„Das also war mit ‚unter anderem‘ gemeint?“
„Keine Angst: Sie sind in erfahrenen Händen.“
Wie zum Beweis legte er Sakko und Hemd ab. Sein Torso war großflächig mit Tattoos überzogen.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Was würde Jens zu einem Bild auf ihrem Hinterteil sagen? Welche Lüge würde sie ihm erzählen?
Jacek schmunzelte. Er hatte ihre Ängste erraten.
„Die Rose wird Ihrem Mann gefallen“, versprach er.
„Und was macht Sie in dieser Beziehung so sicher?“
„Das Tattoo steht für Ihre Bereitschaft, Tabus zu brechen, auch in erotischer Hinsicht. Es geht ein besonderer Reiz davon aus, der die meisten Männer erregt. Ihr Mann wird das Signal intuitiv verstehen. Glauben Sie mir!“
Marlene tippte sich kurz mit dem Zeigefinger ans Kinn. Jaceks Worte klangen zumindest plausibel, und ein kleines Tattoo war ein geringer Preis für ihren Anteil an der Macht der Schwesternschaft. Eine Erklärung für Jens ließe sich finden.
„Ich bin einverstanden“, stimmte sie zu. Sie hörte sich entschlossener an, als sie war.
„Gut, dann ziehen Sie sich aus“, forderte Jacek. „Komplett.“
Seine bestimmende Art erregte sie auf merkwürdige Weise. Ihr lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Ob er noch mehr Dominanz zeigen würde, wenn sie sich ihm widersetzte?
Den Versuch war es wert!
„Wozu muss ich nackt sein?“, fragte sie mit gespielter Empörung und stemmte eine Hand in die Hüfte.
Er lachte nur leise. Sie erkannte, dass sie durchschaut war – und selbst das gefiel ihr, denn das Gefühl war aufregend neu.
„Füge dich“, ermahnte die Meisterin sie, „oder ich breche die Prüfung ab!“
Marlene begriff: Ihr Gehorsam wurde auf die Probe gestellt.
Betont langsam zog sie sich aus. Sie begann bei den Schuhen. Es folgten Jacke und Hose, die Bluse, das enge Bustier – zuletzt auch das Höschen. Und dann stand sie nackt da. Sie setzte sich rittlings auf den Tattoostuhl und streckte ihren Hintern Jacek entgegen.
Der nahm Platz auf dem Hocker, legte Handschuhe an und desinfizierte die Rundung ihres verlängerten Rückens. Zuletzt übertrug er die Schablone auf die vorgesehene Stelle.
Marlene fröstelte. Jaceks Berührung war sanfter als erwartet, fast zärtlich. Die Härchen an ihren Armen stellten sich auf.
„Lassen Sie mich nicht zu sehr leiden“, sagte sie leise und presste die Hinterbacken ängstlich zusammen.
„Beißen Sie die Zähne zusammen“, erwiderte er. „Das Tattoo geht mir rasch von der Hand, doch ich steche kräftige Linien mit recht dicken Nadeln. Es wird Ihnen weh tun, und zwar nicht wenig.“
Marlene hörte das Surren der Tätowiermaschine. Sie schloss die Augen und hielt den Atem an. Dann kam der Schmerz.
Die erste Berührung der Nadeln war ein scharfes Stechen, gefolgt von einem anhaltenden Brennen. Marlene konzentrierte sich auf ihren Atem, um die Empfindung in Schach zu halten. Die Nadeln gruben sich in ihre Haut, hinterließen Spuren aus Feuer auf ihrem Gesäß. Sie spannte jeden Muskel in ihrem Körper an bis zur Grenze. Der Schweiß brach ihr aus, während Jacek mit ruhiger Hand weiter Linie um Linie auf ihr Hinterteil stach. Gelegentlich gewährte er ihr eine Pause, um sie Atem holen zu lassen, wenn sie es kaum noch ertrug. Doch die Abstände zwischen den Pausen wurden zusehends kürzer…
„Wie lange noch?“, keuchte sie nach einer gefühlten Ewigkeit voll brennender Stiche.
„Bald fertig“, versicherte er. „Nur noch 10 Minuten, dann ist es geschafft.“
Jede Sekunde dehnte sich endlos.
„Ich … ich kann nicht mehr …“
Der Schmerz überwältigte sie. Marlene bäumte sich auf, warf den Kopf in den Nacken und machte sich Luft mit einem langgezogenen, heiseren Laut ihrer Qual.
Jacek gab der Meisterin einen Wink. „Sie ist jetzt bereit für die Transformation “, sagte er nur.
Die Meisterin nickte, als habe sie auf dieses Zeichen gewartet. Sie begann mit hypnotischer Stimme zu singen, und die übrigen Frauen stimmten mit ein.
Was sangen sie? Marlene verstand ihre Worte nicht. Waren es Beschwörungsformeln oder ein gregorianischer Hymnus?
Was auch immer es war, sie spürte die Wirkung: Ihr Puls verlangsamte sich, ihr Atem floss ruhiger. Und da war noch etwas anderes, das die Musik in ihr wirkte: Jaceks Nadeln taten ihr noch immer weh – sehr weh sogar. Und doch war da jetzt etwas Neues, ganz tief in ihrer Seele, das wild nach dem Schmerz schrie und sich ihm hingeben wollte. Die Nadeln senkten sich weiter in ihre Haut, Stich um Stich, jeder davon ein Biss in ihr Fleisch. Qual und Lust verschmolzen in ihr, verwandelten sie in etwas, das sie vorher nicht war. Unter Jaceks Nadeln und dem Gesang der Schwestern wurde sie in eine Dornrose verwandelt.
Die Ewigkeit verstrich, der Gesang hörte auf und das Surren der Tätowiermaschine erstarb. Jacek wischte noch einmal mit einem Tupfer über die gepeinigte Stelle. Es brannte, fühlte sich höllisch und himmlisch zugleich an. Er trat zurück und betrachtete sein Werk. Mit dem Smartphone machte er ein Bild des Rosen-Tattoos und zeigte es der erschöpften Marlene. Sie bewunderte trotz ihrer Leiden die präzise geführten Linien – scharf gestochen prangten sie auf der prallen Wölbung ihrer rechten Hinterbacke, nachtschwarz, noch glänzend, umrandet von geröteter Haut.
Das Tattoo hatte etwas herrlich Verruchtes, das ihr wirklich gut gefiel. Auch Jens würde es lieben, da war sie sicher. Sie würde ihm einfach erzählen, sie habe es machen lassen, um ihn zu überraschen. Warum auch nicht?
Die Meisterin trat neben sie. Ihre Stimme war ruhig. „Gehorsam und Tapferkeit hast du bewiesen. Zeige uns nun, Marlene Fischer, wie tief deine Hingabe ist: Jacek verdient einen Lohn. Danke ihn angemessen für das Tattoo!“
Marlene sah zu Jacek auf. Er wartete, stumm. Ein Blick auf seine Hose ließ keinen Zweifel, welchen Dank er sich von ihr wünschte.
„Aber ich bin verheiratet“, stammelte sie. „Jens, mein Mann…“
„… wird niemals davon erfahren“, fiel ihr die Meisterin ins Wort. „Wir alle sind aufs Strengste verschwiegen, denn die Schwesternschaft verlangt es von uns. Jeder Verstoß würde hart bestraft.“
Marlene kämpfte noch mit sich. Ging das zu weit? Andererseits: War sie nicht ohnehin schon zu weit gegangen? Sie dachte an die frisch tätowierte Rose, die auf ihrem Hintern noch immer brannte: Das Tattoo war seinen Preis sicher wert, und auch der Tabubruch mit Jacek erschien ihr verlockend. Und doch: Schwanger werden wollte sie nicht. Sie dachte fieberhaft nach. Schließlich fiel ihr ein Weg ein, Jacek zu danken, ohne dieses Risiko eingehen zu müssen.
Sie kniete sich vor ihn hin und öffnete seine Hose. Sein Phallus sprang ihr federnd entgegen, ein klarer Tropfen trat vorn aus der Öffnung der Eichel.
Sie packte den aufgerichteten Penis fest an der Wurzel und verstrich den Tropfen genüsslich auf der geschwollenen Spitze. Ihre Zunge strich über die Unterseite, liebkoste dort das zarte Häutchen zwischen Eichel und Schaft. Jaceks Finger fuhren ihr wild durch die Haare, vergruben sich tief in ihrem Blond, zogen ihr Haupt noch näher heran.
Marlene nahm sein Gemächt tief in den Mund, umschloss es fest mit den Lippen und saugte gefühlvoll daran. Jacek keuchte, seine Oberschenkel begannen zu zittern. Als sie spürte, wie er anfing, sich zu verkrampfen, legte sie zwei Finger direkt hinter dem Hodensack an den Damm und massierte sanft die empfindsame Stelle. Sein Penis zuckte in ihrem Mund. Jacek stieß einen heiseren Schrei aus, dann musste sie schlucken. Dickflüssig und warm rann ihr sein Samen die Kehle hinunter.
Zweimal noch pumpte er nach. Sie nahm alles. Der Geschmack war leicht salzig mit einem Hauch von Süße, intensiv, doch nicht unangenehm. Sie leckte den Rest mit großem Genuß von seinem Penis. Es fühlte sich gut an, seinen Samen zu kosten, und sie verschwendete keinen Tropfen davon.
Dann war es vorbei. Jacek zog sich zurück, und Marlene erhob sich mit einem zufriedenen Lächeln. Sie fuhr sich mit der Zunge über die feucht glänzenden Lippen, während er seine Hose hochzog.
Die Meisterin kam zu ihr. Sie legte ihr eine Robe in Rot um die Schultern.
„Willkommen, Schwester Marlene“, sagte sie freundlich. Dann fielen die Masken.
Sie wurde von den anderen Frauen umringt und herzlich begrüßt. Ein paar der Gesichter erkannte sie wieder: Eine Klientin aus der Medienbranche, eine prominente Geschäftsfrau und die Meisterin selbst, die niemand anderes war als die Fremde aus der Kanzlei.
Sie stellte sich als Elke von Riemersberg vor und war die Erbin einer Privatbank. Auch das kleine Schloss, der Ort ihres Treffens, gehörte ihr.
Nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war, versorgte Jacek Marlenes Tattoo mit einem Verband, erklärte die notwendige Pflege und gab ihr dazu eine Creme für die nächsten Tage. Sein gerötetes Gesicht verriet ihr, dass er mit dem erhaltenen Dank mehr als zufrieden war.
Die Aufnahmefeier fand in einem anderen Saal statt. Die eigentliche Zeremonie war durchaus feierlich, aber kurz, denn das Essen war bereit und alle hatten Hunger. Es gab gebratenen Teriyaki-Lachs, dazu geschmortes Gemüse und einen trockenen Rheingauer Riesling. Während des Essens saß Marlene der Meisterin gegenüber.
„Was war das für ein Lied, das ihr gesungen habt, während ich tätowiert wurde?“, fragte sie vorsichtig.
Die Meisterin sah sie geheimnisvoll an.
„Das Lied der Transformation? Eine besondere Gabe der Schwesternschaft! Es hat deinen Schmerz in Lust umgewandelt, nicht wahr?“
„Ja, das ist richtig. Es tat mir merkwürdig gut, obwohl ich die Worte nicht verstehen konnte. Was war das für eine Sprache?“
„Was du gehört hast, waren nicht Worte aus einer Sprache, sondern nur Laute und Silben. Der Klang hat auf deine Psyche gewirkt, dich entspannt und zugleich dein sexuelles Verlangen gestärkt. Wir werden dich lehren, das Lied zu singen, wenn die Zeit dafür reif ist. Doch nun frage nicht weiter und genieße das Fest.“
Nach dem Essen kam Jacek noch einmal zu ihr, und sie gingen ein paar Schritte abseits der übrigen Frauen.
„Mein Dienst ist getan“, verabschiedete er sich. „Feiern Sie mit den anderen weiter. Die Nacht ist noch jung.“
„Sie bleiben nicht?“, fragte sie ein wenig enttäuscht, denn sie fühlte sich herrlich geborgen, solange er bei ihr war.
„Ich hatte heute ein ganz besonderes Fest – mit Ihnen, Marlene! Sie tragen meine bislang beste Arbeit auf Ihrer Haut, und Ihr Zungenspiel an meiner empfindsamsten Stelle war ganz unvergleichlich. Danke dafür! Doch nun muss ich gehen: Zur Schwesternschaft gehören nur Frauen, und ich bin ein Mann. Ich diene, genieße und schweige…“
„Werden Sie mich morgen nach Hause bringen?“
Er schüttelte traurig den Kopf. „Nein, das wird die Meisterin tun.“
Zum Abschied nahm sie seine Hände.
„Sehe ich dich wieder, Jacek?“, wollte sie wissen.
Er schaute ihr liebevoll in die Augen.
„Dein Mann ist ein Glückspilz!“, sagte er nur.
Sie küsste ihn auf die Stirn. Dann ging er.
Noch lange sah sie ihm nach.
Kommentare
Sündhaft (nicht registriert) 22.04.2025 14:18
Ich finde diese Geschichte hervorragend und sehr erregend. Ich habe aber eine Frage sind sie Jacek in der Geschichte? Und gibt es sowas wirklich
Danke für ihre eregende Geschichte
In Dank
Victoria
Jacek_Rogala (nicht registriert) 22.04.2025 14:53
Liebe Victoria,
der Jacek in der Geschichte ist mein literarisch-erotisches Alter Ego.
Er erlebt die Abenteuer, die ich selbst gerne erleben würde, und ich denke er wird noch ein paar davon erleben...
Sowas gibt es in Wirklichkeit nicht, jedenfalls nicht, dass ich davon wüsste, aber ich denke, wichtig ist nicht, dass es so etwas tatsächlich gibt, sondern, dass es das geben könnte. Ich schreibe sozusagen erotische Fantasy für ein BDSM-affines Publikum.
Übrigens wurde die Geschichte durch Musik inspiriert: "Mea Culpa" von Enigma. Das stammt aus den 80er Jahren und ist auf Youtube leicht zu finden.
Danke für Ihr Lob und viele Grüße
Jacek
Sündhaft (nicht registriert) 23.04.2025 12:30
Dankeschön Jacek für ihre ausführlich Antwort. Ich habe tatsächlich gedacht das es sowas in echt geben würde, schade eigentlich. Aber egal, ich würde mich freuen wenn sie noch viele Geschichten in dieser Art schreiben würden.
In dankbaren Gruß
Victoria
Skorpion-67 (nicht registriert) 27.04.2025 18:32
Für mich gilt es auch zu sagen: schade das es sowas für Männer nicht auch gibt.!! Aber eine tolle Geschichte, danke!!
CSV28.04.2025 23:26
Dank an Jacek für diese gelungene Fantasie.
Nach dem Lesen war mein spontaner Gedanke:
ein begnadeter Autor! Und gleich danach die Erinnerung an Autor Roman aus CZ: seine erste Episode beginnt hier mit Nr.253 Nacht-Express Berlin-München 22.Juni 1944,
Und mehrere (Nr. 254- 267) ähnlich genialer Erzählungen..eine Zeitreise in die männerlose Kriegsendzeit mit viel SEX
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