Erotische Geschichten

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Das Wiedersehen

4,1 von 5 Sternen
Es ist viele Jahre her, ich denke es müssten über 5 Jahre sein, die glücklichste Zeit in meinem Leben. Irgendwie brach sie abrupt ab, nein, abbrechen könnte man es nicht sagen, ein Abbruch ist immer gewollt und ich denke, niemand von uns wollte, dass es abbricht, wahrscheinlich war es einfach der Lauf der Dinge.

Sie, Julia, war Escort-Lady, aber für mich eine Besonderheit. Über fünfzig mal hatte ich sie in dieser glücklichen Zeit, die weit über zwei Jahre dauerte, gebucht. Was hatten wir zusammen erlebt, Casinos, Musicals zusammen besucht, die besten Hotels waren uns gerade gut genug.
Ich war sehr in sie verliebt, genoss jeden Augenblick mit ihr, jedes Treffen mit Julia war etwas Besonderes für mich, das ich aufsog, wie ein Verdurstender den letzten Tropfen Wasser in eder Wüste. Julia wusste von meiner Liebe, konnte damit sehr gut umgehen, da es keine begehrende, keine verlangende oder bedrängende Liebe war, kein Vor-die-Wahl-stellen oder ähnliches meinerseits.

Doch eines Tages war Schluss, plötzlich, abrupt. Ich erinnere mich noch, gerade so, als wäre es gestern gewesen. Es war der Tag unseres in meinen Augen schönsten Zusammentreffens. Lange hatte ich darauf gespart, wollte an meinem Geburtstag Julia und mir etwas Besonderes gönnen. Wellness-Hotel, Spielbank, ein Sterne-Dinner bei Kerzenschein. Nach diesem wundervollen Dinner wollten wir uns trennen – für eine kurze Zeit. Julia begann ihr Studium, sie hatte eines der besten Abiture ihres Jahrgangs geschrieben, war als Abendschülerin besser als fast jeder Vollzeitschüler, belohnte sich selbst mit ihrer Zulassung zum Medizinstudium. Ich wollte ihr Zeit geben, sich in ihr neues Leben als Studentin einzugewöhnen, Zeit, in der sie nicht auf mich oder meine Buchungswünsche Rücksicht nehmen müsste. Unsere Absprache war klar, das nächste Treffen würde in ihren Semesterferien stattfinden.

Die Semesterferien kamen, nur Julia meldete sich nicht. Ich wusste nicht, was geschehen war, wusste nicht, warum Julia sich nicht meldete. Ich beschloss zu warten, wollte sie, obwohl ich ihre Privatnummer hatte, nicht mit Anruf oder SMS belästigen, wartete, hoffte, blickte jeden Morgen nach dem Aufwachen auf das Display meines Handys, hoffend, eine Nachricht meiner Geliebten zu entdecken, wurde jeden Morgen bitter enttäuscht. Längst, so war für mich anzunehmen, würde sie Heidelberg, ihre Heimatstadt, in der ich sie so oft besucht hatte, verlassen haben, dorthin gezogen sein, wo sie einen Studienplatz erhalten hatte, ihre Nase in medizinische Bücher stecken, ganz aufzugehen in ihrem Traumstudium, längst würde sie mich vergessen haben, wie einen Nebel der Vergangenheit. Lange Zeit hatte ich gebraucht, um wieder einige Ladies im Escort zu buchen, zu groß war die Trauer um meine verflossene Liebe, zu groß aber auch die Hoffnung, sie würde irgendwann zun mir zurückkehren, ein Lebenszeichen, ein Gruß. Jahre vergingen, Jahre, in denen meine Escort-Buchungen nach und nach wieder zunahmen, Hauthunger, Sexlust trieben mich an, jede allerdings verglich ich mit Julia, der Unvergleichlichen, keine der gebuchten konnte mit Julia mithalten, bestehen vor ihrem Beispiel.

Der Tag kam, wieder einmal saß ich nach einem sexuell zwar befriedigenden Escort-Date zu Hause, wieder hing ich meinen Gedanken an mein verlorenes Glück nach, betrachtete ihr Bild auf meinem Handy, die gespeicherten Bilder ihres ehemaligen Agenturprofils, die ich mir heruntergeladen hatte, las die gespeicherten SMS, ihre e-mails. Der Champagner, den ich nach einem gelungenen Date immer trank, begann, bitter zu schmecken, die Tränen begannen, mir die Wangen herunterzufließen. Im Kühlschrank befand sich noch eine Flasche Wodka, eigentlich der einzige stärkere Alkohol, dem ich zusagte; er sollte es sein, der geeignet sein sollte, mich auf andere Gedanken zu bringen, doch er war es nicht. Noch mehr quälte mich die Erinnerung an Julia, die Trauer um meine verlorene, unerfüllte Liebe. So fasste ich, umnebelt von Alkohol und Trauer einen verhängnisvollen Entschluss. Nicht mehr Herr meiner Sinne stürmte ich nach unten, setzte mich ans Steuer meines Wagens, kannte nur noch ein Ziel: Heidelberg. Nicht Julia wollte ich suchen, nur nach einem stand mir der Sinn, die Stadt besuchen, in der wir glücklich waren, den Duft des Necktars wahrzunehmen, an dessen Strand wir so oft spazieren gingen in lauen Mondnächten, Hand in Hand, die Restaurants und Cafes sehen, in denen wir saßen, manchmal schwitzend von der Sonne, manchmal durchnässt von plötzlich aufkommenden Schauern, meist lachend, flirtend. Das Schloss wollte ich sehen, wie oft hatten wir das Feuerwerk gesehen, hinuntergeblickt auf die Windungen des Neckars. Ja, nach Heidelberg wollte ich, jetzt und sofort, Heidelberg, der Stadt meines Glücks.

Ich wusste nicht, wie ich es bis hierher geschafft hatte, schon lange lag Wiesloch hinter mir, nach Heidelberg waren es nur noch wenige Kilometer, ich wusste nicht, wieviele Schutzengel ich in meinem alkoholisierten Zustand gehabt hatte, es müssen Legionen gewesen sein. Aber sie müssen alle gerade zum gleichen Moment Pause gemacht haben, ich sah die Kurve zu spät, viel zu spät, um zu reagieren, sah nur den Baum vor mir, Bremsen quietschen, greifen, aber zu spät, im Geist spürte ich den Aufprall, schon lange ehe ich ihn körperlich wahrnahm, wollte noch das Lenkrad herumreisen, das Schlimmste verhindern, der Alkoholnebel war wie verschwunden, aber alles kam zu spät – ein Schmerz riss meinen Körper mit sich, ehe ich nichts mehr spürte, gar nichts mehr.

Irgend etwas Grelles quälte meine Augen, die ich langsam öffnete. Wo war ich? Was war geschehen? Es war ein Raum, den ich wahrnahm, langsam wahrnahm, mit einen Blick wie durch einen Schleier hindurch. Ich spürte Schmerzen in mir aufsteigen, aushaltbar wohl, aber doch Schmerzen. Die Kurve, der Unfall, Erinnerungen kamen hoch in mir, langsam wurde mir klar, dass ich, sollte ich noch leben, im Krankenhaus sein musste. Dass ich noch lebte, bewiesen mir die Schmerzen, die ich wahrnahm. Langsam, ganz langsam, um nicht von dem grellen Licht gequält zu werden, öffnete ich meine Augen, weiße Wände um mich, Krankenhaus. Noch etwas nahm ich wahr. Ich war nicht der einzige im Zimmer. Ein Schatten erst oder die verwaschenen Umrisse einer Person, die wohl an meinem Bett saß, ihre Hand auf meiner Stirn hatte. Eine Stimme, diev ich zu kennen glaubte, sprach leise zu mir, Sprachfetzen wurden zu Worten, zu Sätzen. Doch das konnte ich nicht glauben: „Sei jetzt bitte ganz still“, hörte ich die vertraute Stimme, „du bist hier im Uni-Klinikum in Heidelberg. Was mit dir genau geschehen ist, erzähle ich dir später. Erst einmal muss ich dir gehörig den Kopf waschen. Bist du eigentlich noch zu retten, sturzbesoffen im Auto hierherzufahren. Mit deiner Blutprobe könnte das gesamte Kollegium hier eine Party feiern. Du hattest keinen Alkohol im Blut, sondern Restblut im Alkohol. Brauchst du deinen Führerschein nicht mehr??“ Julia – tatsächlich, es war Julia, die hier an meinem Bett saß, mir den Kopf wusch – zurecht, die mir hier Vorwürfe machte, was für ein Idiot ich doch sei. „Die Blutprobe habe ich verschwinden lassen, habe dir eine abgenommen, die nur 0.4 Promille aufwies. Deinen Schein kannst du behalten. Ich habe mein Studium geschafft, bin hier Assistenzärztin.“ Endlich hatte es geschafft, die Augen völlig zu öffnen, versuchte, meinen Kopf trotz großer Schmerzen im Halswirbelbereich, in ihre Richtung zu drehen, sah sie an, wortlos, lächelnd. Ja, sie war es, Julia, meine Julia. Älter war sie geworden, aber strahlend schön, so schön wie damals. Das Blondhaar umrahmte ihr engelsgleiches Gesicht, ihr makelloser Körper zeichnete ich unter dem Arztkittel ab.
„Und nun zu dir“, fuhr Julia fort. „Du hattest Glück im Unglück. Dein Airbag hat dein Leben gerettet. Der Wagen ist Schrott. Deine Verletzungen sind vergleichsweise gering. Schädelverletzung, Schleudertrauma, linker Arm und linkes Bein haben wir in Gips gelegt, kein Bruch, nur zur Stabiklisierung. Etwa vier Wochen werden wir dich hier behalten. Ich bin übrigens deine behandelnde Ärztin“. Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Nicht nur, dass ich Julia wiedergefunden hatte, nein, sie hat ihr Studium geschafft und ist meine behandelnde Ärztin. Wie leicht wiegen da meine Verletzungen. „Sag mal“, ich merkte, dass Julia ihre Stimme im Zaum halten musste, „warum hast du eigentlich damals den Kontakt abgebrochen. So einfach still und leise? Ich habe lange auf eine Nachricht von dir gewartet, saß oft grübelnd zu Hause, ob ich mich bei dir melden sollte, wollte dich aber nicht belästigten“. Verwundert blickte ich sie an „Ich? Kontakt abgebrochen? Aber … du wolltest dich doch bei mir melden. In den Semesterferien. ICH habe auf eine Nachricht von DIR gewartet.“ In diesem Moment glaubte ich, eine Stecknadel fallen zu hören, Julia musste es genauso gehen. Keiner von uns beiden hatte also wissentlich den Kontakt abgebrochen. Es war nichts als ein dummes Missverständnis, das uns lange fünf Jahre trennte. Hatten wir beim Abschied am glücklichsten Tag unseres Lebens so sehr aneinander vorbeigeredet? Sie wartete auf meine Nachricht und ich auf ihre. Und jeder dachte, er würde den anderen mit seiner Nachricht stören, belästigen. Julia begann zu lachen. Auch ich wollte lachen, gab den Versuch aber angesichts der Schmerzen auf. „Ich würde dich gerne umarmen und küssen“, lächelte sie mich an, aber es würde dir noch zu große Schmerzen bereiten. Das verschieben wir um einige Tage, du kannst mir hier sowieso nicht entkommen“, grinste sie mich an. Sie hauchte einen Kuss auf ihren Zeigefinger, legte ihn mir auf de Lippen. Es begann zu kribbeln in meinem Bauch, wie früher. Julia, meine Julia, ich hatte sie wieder.

Die Tage vergingen, Julia besuchte mich sooft sie konnte in meinem Einzelzimmer. Nach einigen Tagen suchte sie mich wieder auf, setzte sich mit beschäftigtem Blick an mein Bett, hielt meine Hand, drückte sie an sich. „Du weisst“, begann sie, „dass ich deine behandelnde Ärztin bin. Es ist meine Pflicht, ständig zun überprüfen, ob an dir, meinem Patienten, noch alles dran ist und funktionstüchtig“. Ihre Hand begann, unter die Bettdeckezu wandern. „Und“, lächelte sie mich an, „ich nehme meine Pflichten sehr genau“. Ihre Hand wanderte weiter, hatte längst meinen Oberschenkel erreicht, der aber nicht ihr Ziel war. Dieses erwartete sie zwischen den beiden Oberschenkeln, stand schon vor ihrer ersten Berührung auf Halbmast. Es war wie eine Explosion, als Julia mir zwischen die Beine griff, sich meines Schaftes bemächtigte, begann, ihn zärtlich, liebevoll zu streicheln. Wie lange hatte ich dieses Gefühl vermisst. Sex, das hatte ich genügend, aber keine war wie sie, keine konnte je Julia erreichen. Ich lag da völlig überrascht, mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht hiermit, genoss, was sie, ihre zartgliedrigen Finger mit mir anstellten. Julias Lächeln sprach Bände, sie schien zu spüren, wie sehr ihr die Überraschung gelungen war. Ich legte meine Hand Hand auf ihre Oberschenkel, spürte ihre warme Haut durch die Nylons hindurch, ließ sie langsam nach oben gleiten. Irgendwie schaffte Julia es, an den Schalter für den Arztknopf zu kommen, stellte ihn auf rot-Arzt im Zimmer, Betreten verboten. Und verarztet, das sollte ich nun wirklich werden, nach allen Regeln der Kunst. Langsam wanderte meine Hand an ihren Beinen empor, war längst uner dem weißen Arztkittel, wo die nächste Überraschung auf mich wartete. Ich dachte, eine Strumpfhose zu streicheln, doch irgendwann berührte meine sich vortastende Hand einen Saum, kurz darauf ihre nackten Schenkel. Dieses Luder – sie trug unter ihrem züchtigen Arztkittel Halterlose, wen das ihr Arztkollegium wüsste, was Frau Assistenzärztin unter dem Kittel trug. Weiter glitt meine Hand, müsste eigentlich längst den Stoff des Höschens erreicht haben, doch egal, wie weit ich mich vortatete, es kam kein Höschen. Immer weiter streichelte sie mich, prüfte nach bestem Wissen der ärztlichen Kunst mein bestes Stück auf volle Funktionstüchtrigkeit, jagte Schauer der Erregung wie Blitze durch meinen Körper, auch meine Hand tastete sich vor, zwischen ihre Beine und erhielt die Gewissheit: Julia hatte heute auf das Höschen verzichtet, war nackt unter dem Kittel. Anscheinend war das, was hier in meinem Krankenzimmer gerade vor sich geht, kein Zufall, sondern von langer Hand geplant. Immer noch lächelte Julia mich an, zog schon fast provozierend langsam die Bettdecke zurück, ohne ihr Fingerspiel zu unterbrechen, beugte sie sich über mich, und ließ ihre Zunge über meinen Schaft gleiten. Mein einsatzbereiter Elitesoldat stand stramm, wie die Wachen vor dem Buckingham-Palast. An meinem Zucken merkte Julia, dass wir den Punkt, an dem es noch ein Zurück gegeben hätte, längst überschritten hatten. Ich wusste, es stellte sie zufrieden, zu bemerken, welchen Reiz sie nach all den Jahren noch auf mich ausübte, dass ihre erotische Ausstrahlung noch die gleiche ist, wie sie vor Jahren war. „Wir sollten keine Spuren hinterlassen, die zu Spekulationen oder Vermutungen Anlass geben könnten“, meinte sie lächelnd, „was machen wir da nur?“ Immer noch glitten ihre Finger geschäftig über meine tiefergelegenen Regionen, fast meinte ich, sie wolle mich in den Wahnsinn treiben. Wieder umschlossen ihre Lippen mein bestes Stück, spielten damit, bis ich es nicht mehr aushalten konnte und mich in ihren Mund entlud. „Keine Spuren“, grinste sie, zeigte mir ihre leere Mundhöhle, ein Zeichen dafür, dass sie sich höchstpersönlich um die Entsorgung gekümmert hatte.

Ich war Privatpatient, hatte Anspruch auf ein Einzelzimmer, was es meiner behandelnden Ärztin leicht machte, Privatvisiten bei mir vorzunehmen. Dennoch mussten wir auf der Hut sein, wenn trotz des roten „Arzt-im-Zimmer“-Lichtes eine Schwester oder ein anderer Arzt in mein Krankenzimmer platzen würde – unser Geheimnis wäre offenbar. Es wäre das Ende Julias medizinischer Karriere gewesen. Doch war unserv Geheimnis nicht schon lange gelüftet oder zumindet gerüchteweise auf der Station bekannt? Zu sehr kümmerte die Assistenzärztin sich um mein Wohlergehen, zu oft saß sie an meinem Bett, ohne Höschen unter dem Arztkittel, fingernd unter der Bettdecke.
Die Tage gingen ins Land, meine Gesundung machte große Fortschritte. Wohl versuchten wir alles menschenmögliche, meine Entlassung so weit wie möglich aufzuschieben, doch der Tag der Trennung rückte immer näher. Doch Julia bewies mir noch ein weiteres Mal ihren Ideenreichtum.

Wieder einmal hatte sie ihre Privatvisite bei mir beendet. Es sollte der Tag vor meiner Entlassung sein, bestenfalls der vorletzte hier in der Klinik. Winkend und lächelnd stand sie in der Tür, ihre makellose Schönheit raubte mir den Verstand. Noch lange, nachdem die Tür sich schloss, sah ich sie vor mir, die Lippen, die mich so sehr verwöhnten, die geschaffen waren, sie zu küssen, lange, zärtlich, intensiv, die mir zulächelten, mich die Welt um mich vergessen ließen. Die Hände, ihre feingliedrigen, langen Finger, ihren wundervoll geformten Körper. Würde dies alles nur wieder Vergangenheit sein für mich, würde es für uns eine Zukunft geben, außerhalb der Klinik? Oder würden wir wieder unsere Wege gehen, getrennt in verschiedene Richtungen, nach dieser heftigen aber kurzen Affäre? Ich versuchte, nicht daran zu denken, wollte diesen süßen Augenblick mit Julia mit in den Schlaf nehmen, wie so oft. Doch gerade, als ich mich mit dem Gesicht zur Wand drehen wollte, raschelte etwas unter meiner Decke. Ein Zettel. „Komme bitte um 24 Uhr in die kleine Hütte im Park. Julia“. Es war 22 Uhr. Noch zwei Stunden Zeit. Was hatte Julia vor?

Meine Kleider sahen grauenhaft aus, waren von dem Unfall mehr als mitgenommen. Dennoch zog ich sie an, wollte nicht in meinem Krankenhauskittel in den Park. Noch zehn Minuten. Ich wollte pünktlich sein, hatte aber das Problem, der Nachtschwester aus dem Weg gehen zu müssen Wie hätte ich ihr meinen mitternächtlichen, selbstgemnehmigten Ausgang erklären wollen. Aber ich schien Glück zu haben, gerade verlosch ein Lichtschein hinter einer sich schließenden Tür. Die Nachtschwester sah nach anderen Patienten, die Luft war rein. Nach mir schaute nachts schon längst niemand mehr, mein Heilungsprozess war nahezu abgeschlossen, man wollte mich durchschlafen lassen. Die Tür zum Park war offen, das leichte Quietschen konnte niemand wahrnehmen. Ich war draussen. Die laue Luft eines Spätsommertags empfing mich. Bis zur Hütte, offenbar der Gerateschuppen des Hausmeisters oder Gärtners lag nur wenige Meter entfernt. Es stellte im Dunkeln kein Problem dar, sie zu erreichen, wie ein Schatten, unsichtbar, nicht wahrnehmbar. Vorsichtig, nicht wissend, was mich erwarten würde, öffnete ich die Tür. Leise Musik empfing mich, Kerzenlicht erhellte den Raum. Lächelnd stand Julia vor mir, das Blondhaar hochgesteckt, ein langes Abendkleid, das mir die Sinne raubte, der fast hüfthohe Schlitz zog meine Augen magisch an, ihre Beine waren geziert von schwarzen Nylons und High Heels. Ich kam mir schäbig vor in meinen vom Unfall zerrissenen und verschmutzte Straßenkleidern, doch ich hatte nichts anderes anzuziehen.
Julia nahm mich bei der Hand, führte mich in einen Nebenraum, auch er war von Kerzen erhellt. Das augenfälligste Möbelstück war eine große, gedecktre Tafel, ein Festessen für zwei Personen. Immer wieder während des Essens flirteten unsere Augen miteinander, berührten unsere Hände sich. War dies unser Abschied, unser letztes Mal? Es fiel mir schwer, zu schlucken, der Klos in meinem Hals war zu groß. Fast wortlos saßen wir uns gegenüber, unsere Körpersprache aber schrieb wahre Bände. Die Situation war wunderschön, aber doch beklemmend. Es musste der Abschied sein, ein wundervoller, aber eben letzter Abend. Gedanken an eine Henkersmahlzeit machten sich in mir breit.
Julia schien meine Gedanken zu erraten, sie mussten vor ihr liegen, wie ein offenes Buch. Das Kinn auf die Hände gestüzt, lächelte sie mich an. „Wie geht es dir?“, fragte sie. „Fragst du mich das als Ärztin oder Geliebte?“, entgegnete ich. „Such es dir aus“. „Gemischte Gefühle. Das Glück des Augenblicks, Ungewissheit vor morgen“, entgegnete ich ihr. „Komm“, sie ergriff meine Hand, führte mich in ein drittes Zimmer, das ich der von außen unscheinbaren Hütte gar nicht zugetraut hätte. Auch dieses Zimmer war fast gänzlich eingenommen von einem einzigen Möbelstück. Einem großen, geräumigen Bett. Wieviel Anstrengungen musste es sie gekostet haben, es unbemerkt von allen während des normalen Klinikbetriebs anliefern zu lassen. Auch dieser Raum wurde von Kerzen erhellt, die, rund um das Bett herum, ein Herz bildeten. Im Bett lagen Rosenblätter, in Erinnerung an eines unserer Treffen, als sie noch meine Escort war. Wortlos sanken wr uns in die Arme, unsere Lippen verschmolzen zu einem nicht enden wollenden Kuss. Ohne unseren Kuss zu unterbrechen, fielen wir auf das Bett, zogen uns gegenseitig aus, küssten, streichelten uns.

Ich hatte oft Sex mit Julia. Doch heute war es irgendwie anders. Erstmals hatten wir Sex nicht aufgrund einer Buchung als Escort. Erstmals hatten wir Sex als Liebespaar. Es war eine Explosion, eine Eruption der Gefühle. Glücklich, Arm in Arm schliefen wir ein. Ein lauter Schrei weckte uns: Was ist denn hier los?“; wir hatten verschlafen, den Dienstbeginn des Hausmeisters verpasst. „Frau Doktor, Sie...?“ Es klang eher feststellend als fragend. „Ich habe nichts gesehen“, stotterte er. „Tun Sie ruhig Ihre Pflicht“, beruhigte Julia ihn. „Ich habe heute nacht mein Glück gefunden. Noch einmal werden wir uns nicht trennen. Es wird kein Missverständnis mehr geben“. Ein langer Kuss besiegelte, bestätigte ihre Worte.

Julia beendete ihre Tätigkeit in der Klinik noch am selben Tag, sie kam mit mir mit, übernahm eine kleine Praxis an meinem Heimatort. Wir haben uns nicht mehr getrennt. 5 Jahre – eine lange Zeit – hatten gereicht. Es würde eine Ewigkeit dauern, diese Jahre aufzuholen …

Ende
  • Geschrieben von nightrider
  • Veröffentlicht am 29.02.2012
  • Gelesen: 17037 mal
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Kommentare

  • Mone06.06.2011 20:16

    Profilbild von Mone

    Ist Sie Deine Frau geworden?, wenn ja , ist das Romantik pur, so schön und auch herrlich heiß.
    LG Mone

  • daxre230907.06.2011 09:27

    Wow, Herzschmerz Heiß geschrieben! Super gut!!!!!!

  • Marioot20.06.2011 14:45

    Nightrider,
    glücklich sind die, die trotz einer langen Durststrecke ihre Liebe wieder finden;-)

    Mario

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