Erotische Geschichten

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Casita Tolo und Giesela – die Entscheidung

4 von 5 Sternen
Ich brauchte mal wieder eine Auszeit. Es war nicht alles so gelaufen in der letzten Zeit. Nicht beruflich und erst recht nicht privat…
So war ich wieder einmal nach Mallorca geflogen und hatte mich im „Casita Tolo“ eingemietet. Ein kleines, altes Häuschen am Hang über dem Tal von Fornaluxx, irgendwo zwischen Port de Soller und Soller. Urig und gemütlich eingerichtet lag es inmitten von alten Oliven-, Orangen- und Zitronenbäumen, die in mehreren Terrassengärten am Hang angebaut waren. Die Strasse unten wurde nur wenig befahren. Am Haus direkt vorbei führte nur ein Wanderweg, auf den sich selten jemand verirrte und über den ich schwitzend all meine Vorräte und das Gepäck nach oben zu schaffen gehabt hatte. Doch ich kannte das ja schon! - Fern bimmelte eine Glocke, die ein weidender Esel um den Hals trug. Obwohl es noch April war, brannte die Sonne schon heiß vom mallorcinischen Himmel. Ich hatte mir die Fertigpizza ein wenig dicker mit Käse belegt, ein paar frische Champignons mehr hinzugefügt und sie in den Ofen geschoben, wider alle Vernunft dazu ein Glas Roten getrunken und es mir anschließend auf der Terrasse im Schatten eines Jahrhunderte alten Olivenbaumes bequem gemacht. Die Liegen waren breit und sehr bequem…
So döste ich also vor mich hin. Mit geschlossenen Augen genoss ich die Vogelstimmen, den Duft der blühenden Zitronen und Orangen und den eindringlichen Geruch von irgendwo in der Ferne blühendem wilden Jasmin. Keine Zeitung, kein TV und kein Handy. Keine Hotelanimation, kein Lärm, kein Trubel, keine Verpflichtungen… und keine Auseinandersetzungen…
Ja, das war Urlaub! - Genügend Lesestoff, den hatte ich mitgenommen. Doch im Moment war ich zu faul, zu satt und zu träge, um auch nur eine einzige Zeile zu lesen. –

Ich musste wohl eingedöst sein, als mich eine weibliche Stimme weckte: „Hallo? – Ist da jemand?“ – Wer konnte das sein? – Ich erwartete niemanden und weiblichen Besuch schon gleich gar nicht! – Davon war ich – bis auf weiteres – erst einmal kuriert! – „Nein, hier ist niemand!“, rief ich, was mit einem dunklen, aber immer noch weiblichen Lachen quittiert wurde. „Das ist der erste Niemand, der reden kann!“, kam es von der anderen Seite des Gartentores, das aus fest gefügten Brettern bestand und mehr als mannshoch, also von innen und außen unüberschaubar war.
Eigentlich hätte ich mich über zwei Dinge wundern müssen: erstens, warum mich hier jemand auf Deutsch ansprach und zweitens warum diese Stimme klang wie die von Giesela, meiner Kollegin. - Tat es aber nicht! – Vielleicht lag es an meiner Schläfrigkeit oder daran, dass ich alles Heimatliche, Alltägliche weit von mir weg geschoben hatte. Dass das, was folgte, alles andere als alltäglich werden sollte, das ahnte ich noch nicht! – „Haben Sie nicht vielleicht ein Glas Wasser für einen müden Wandersmann – äh… eine Wandersfrau?“, hörte ich sie wieder, erhob mich genervt von meiner Liege und stapfte zum Tor, um es zu öffnen.
Es war tatsächlich Giesela und meine Überraschung groß: „Du? – Hier? – Was machst Du denn hier?“ – „Urlaub… genau wie Du!“ – „Na, dann komm mal rein. Ein Glas Wasser wird wohl gerade noch übrig sein. Aber verrat’ mir eines: ist es Zufall oder hast Du mich gar gesucht?“ – „Hm… von beidem ein Bisschen.“, meinte sie und trat durch das Gartentor. Sogleich nahm sie ihren Rucksack ab, warf ihn auf den Boden, dann ließ sie sich auf einen der gemütlichen Gartenstühle fallen und seufzte: „Phaa… schön hast Du’s hier!“ Sie blickte sich um. Ihr Erscheinen kam mir denn doch etwas seltsam „zufällig“ vor: „Und Du? – Wie kommst Du hier her? Wie hast Du mich gefunden? – Oder war’s doch eher Zufall?“, fragte ich sie. – „Zu viele Fragen mit einem Mal. Kann ich erstmal einen Schluck Wasser bekommen? – Ich hab echt Durst!“ – Man sah es ihr an, denn ihr T-Shirt war schweißnass, so dass es ihr am Körper klebte. Ein – wie ich zugeben musste – nicht unerotischer Anblick, der sich mir darbot, doch schob ich derartige Gedanken schnell beiseite, schließlich war sie „nur“ eine Kollegin. So holte ich denn erstmal Wasser und tat noch ein paar Spritzer frischen Zitronensaft hinzu. – „Ahh… das tut gut!“, meinte sie, als sie das Glas mit einem Zug geleert hatte. „Noch eins?“ – „Im Moment nicht – danke. – Und nun zu Deinen Fragen: Ich hab ein Hotel in Soller, bin hierher mit dem Auto und dann den Rest gewandert. Ich wusste zwar, dass Du hier in der Gegend Urlaub machst, aber nicht genau wo. Insofern war es Zufall, gepaart mit meiner Neugier, dass ich Dich gefunden hab.“ Warum glaubte ich ihr das nicht? – Warum dachte ich plötzlich an die Blicke, die sie im Büro immer mal wieder mit mir gewechselt hatte? Und hatten sie, diese Blicke, nicht zugenommen, seitdem bekannt geworden war, dass ich „wieder frei“, wieder „solo“, wieder „auf dem Markt“ war? – Oder bin ich nur zu misstrauisch geworden?

Während ich diesen Gedanken nachhing, hörte ich sie plötzlich sagen: „Ach was! – Scheiße! – Alles Quatsch! – Was soll das Drumherumgerede? – Um bei der Wahrheit zu bleiben: Du scheinst eine ziemlich lange Leitung zu haben und da dachte ich mir, ich müsste dem vielleicht etwas nachhelfen. Tatsächlich, ja, ich bin in einem Hotel in Soller untergekommen. Dann bin ich zu „Fincas Mallorca“ gegangen, Deinem Vermieter, und hab nach Dir und Deinem Quartier gefragt.“ – „Du bist… Du hast…“ – „Ja, hab ich! - Hatte neulich den Prospekt bei Dir im Büro liegen sehen und kombiniert, dass Du darüber gebucht hast.“ – „Und wozu das Ganze? – Was sollte das?“ – „Damit Du mir nicht dauernd ausweichen kannst, wenn ich mit Dir reden möchte.“ – „Bin ich das?“ – „Ja, bist Du. Und ich möchte endlich wissen, woran ich bin. Gut, Du hast mir nie etwas versprochen, nie Avancen gemacht und wir hatten auch nie etwas miteinander… noch nicht. - Aber dass ich Dich mag, das habe ich Dir ja wohl oft genug und auch unmissverständlich genug gezeigt. So, nun weißt Du’s. - Mach was draus oder lass es bleiben.“, endete sie burschikoser und abrupter als sie wohl selber wollte. „Dann lass mich noch eines wissen: bist Du extra meinetwegen nach Mallorca gekommen?“ – „Ist es nicht egal, wo, warum und wie ich meinen Urlaub verbringen?“ – „Giesela, bist Du meinetwegen hier?“ – „Na ja, hier bin ich schon auch deinetwegen… klar.“ – „Und was versprichst Du Dir davon?“ – „Auf jeden Fall Klarheit für mich… vielleicht auch für Dich…
Zum Beispiel, ob ich bei Dir eine Chance habe oder nicht. Wenn nicht, dann müsste ich mich nämlich langsam mal nach einem anderen Typen und nach einem anderen Job umsehen. So halte ich es nämlich nicht mehr allzu lange aus, weißt Du? Ich hab doch gesehen, wie Du Dich die letzten Monate gequält hast, wie Du Dich abgeschottet hast und Dir offenbar von niemandem hast helfen lassen wollen. War ja nicht zum Ansehen mit Dir.“ – „Na ja, das ist ja nun vorbei. Bisschen Wunden *****n darf wohl noch sein.“ – „Für meinen Geschmack tust Du das schon lange genug… zu lange. Du kannst Dich doch nicht ewig vergraben und selbst bemitleiden!“ – „Mag sein Du hast Recht. Und trotzdem kann ich nicht fröhlich so tun, alles wäre nie etwas gewesen.“ Giesela kam näher und nahm meinen Kopf in beide Hände, ohne dass ich mich dagegen gewehrt hätte. „Das musst Du doch auch gar nicht. Aber lass Dir doch ein wenig helfen. Die Welt ist doch nicht nur grau!“, flüsterte sie heiser in mein Ohr, bevor sie mich küsste.

Schon lange hatte ich keine weiblichen Lippen mehr auf meinen gespürt, lange nicht mehr den Körper einer Frau so nah an meinem gespürt. Zwischen ihr und mir war nur noch ihr nasses T-Shirt, als ich sie an mich presste und meinte: „Wenn Du so weitermachst, dann garantiere ich für nichts mehr!“ – „Brauchst Du auch nicht. Aber ich garantiere! Nämlich dafür, dass Du’s nie vergessen wirst.“ – „Soll das eine Drohung sein oder ein Versprechen?“ – „Nimms wie Du willst, für mich ist es ein Versprechen!“ – „Und woher willst Du wissen, dass ich es nie vergessen werde? – Du kennst mich doch gar nicht? Weißt doch gar nichts von mir, weißt auch nicht, was mir gefällt und was nicht!“ – „Ach Du… Du …Mann, Du! – Nein, natürlich kenne ich Dich noch nicht genau. Aber es reizt mich, Dich genauer kennen zu lernen. Und in einem seid ihr Männer alle gleich.“ – „Wie bitte?“ – „Ja, und dafür könnt ihr noch nicht einmal. Das ist wohl genetisch.“ – „Was ist genetisch?“ – „Dass Ihr auf alles abfahrt, was einigermaßen rund ist.“ – „Rund?“ – „Ja, Fußbälle zum Beispiel.“ – „Und was hat das mit Dir, mit uns zu tun?“ – „Möchtest Du das herausfinden?“, war ihre provozierende Gegenfrage. – „Hmm…“

Das Geplänkel ging eine Weile hin und her und es hatte begonnen, mir Spaß zu machen. Seit Tagen hatte ich praktisch nur mit mir selbst reden können. Da war es zur Abwechslung mal ganz interessant, sich mit einem intelligenten und mehr als ansehnlichen Menschen zu unterhalten, beruhigte ich mich. Allzumal in einer solch anregenden Umgebung und ganz allein unter alten Olivenbäumen….

„Hast Du was dagegen, wenn ich’s mir ein wenig bequem mache?“, fragte sie mich. „Warum sollte ich?“. Daraufhin zog sich Giesela das T-Shirt vom Körper, drehte ihre nun nackten Brüste der Sonne entgegen, breitete die Arme aus und knurrte zufrieden: „Herrlich, diese Sonne auf nackter Haut.“, meinte sie, um dann fortzufahren: „Ich kenne nur ein Gefühl, das noch schöner ist.“ Zwar konnte ich ahnen, was sie meinte, tat aber ahnungslos und fragte: „Noch schöner als Sonne auf nackter Haut?“ – „Ja! – Noch schöner ist… Haut auf Haut.“ Sie schaute mich bei ihren Worten seltsam an, kam auf mich zu, blieb zwei, drei Schritte vor mir stehen, zog sich nun auch Wanderschuhe, Socken, Shorts und den winzigen Tanga vom Körper und stand schließlich unmittelbar vor mir, so wie Gott sie geschaffen hatte. Ich erhob mich, nahm sie in den Arm und drehte sie so, dass sie mir den Rücken zuwandte – was sie kommentarlos geschehen ließ. Ihr Rücken rieb sich an meiner nackten Brust. Ich ließ meine Hände nach vorn über ihren herrlich weiblichen Körper gleiten, griff von unten an die vollen Brüste, hob und streichelte sie, drückte sie zärtlich doch unmissverständlich verlangend. „So etwa?“, fragte ich sie. „Ja, genau so.“ gab sie zur Antwort. „Oder vielleicht so?“, fragte ich erneut, wobei ich meine Hände zuerst an ihren Seiten und dann die sanfte Wölbung ihres kleinen, runden Bauches streicheln ließ. – „Auch nicht schlecht… sehr gut sogar.“, antwortete Giesela und wand sich wohlig unter meinen Berührungen. Lachend meinte sie dann: „Sag mal, wer ist hier eigentlich gerade dabei wen zu verführen?“ – „Ist das nicht ziemlich egal?“ – „Gut, dann verführen wir uns eben gegenseitig!“ – „Gute Idee! – Hätte von mir sein können.“, flüsterte sie mir zu, drückte mich auf die weiche, breite Liege und meinte wie entschuldigend: „Falls uns die Knie zittern, fallen wir nicht so hart.“ Dabei griff sie nach meiner Badehose (mehr hatte ich nicht am Körper), zog sie mir aus und warf sie hinter sich. „Die brauchen wir im Moment nicht mehr!“, raunte sie mir ins Ohr, bevor sie sich auf mich legte. Als ich diesen herrlich runden, weichen, warmen und doch irgendwie kühlen weiblichen Körper auf mir spürte, brachen die letzten Dämme und Schranken, die mein Verstand errichtet hatte. Unsere Körper hatten nur noch einen Wunsch, nur noch ein Ziel und schrieen danach. Sie wollten die Grenzen des Individuums, die Schranken des „Ich“ überwinden und in einem einzigen Taumel aus überwältigenden Gefühlen zu einem einzigen „Wir“ verschmelzen, um ein paar Augenblicke in himmlische Ewigkeiten sehen zu können…

Wenn überhaupt, so war die Terrasse nur von oben, nur vom Berg her einsehbar. Doch selbst, wenn uns ein einsamer Wanderer von dort aus beobachtet hätte, es war uns egal. Schon nach wenigen Minuten war die Welt um uns unwichtig geworden. Wichtig waren die Gefühle, war die Hingabe, das Miteinander, das Einssein mit sich und der Natur um uns herum.
Noch lange lagen wir schweigend nebeneinander auf der breiten Liege, bis sich der Puls endlich wieder ein wenig beruhigt hatte. „Gibt’s hier eigentlich eine Dusche?“, fragte Giesela. „Klar!“ Ich stand auf, um sie ihr zu zeigen. Sie schnappte sich ihren Rucksack und folgte mir ins Haus, wo ich ihr zeigte, wie das Bad funktionierte. Auf dem Weg hinaus nahm ich die angebrochene Flasche Rotwein und zwei Gläser mit und zog mir Shorts an. Tief atmete ich durch und nahm jetzt auch wieder bewusst die Düfte um mich herum wahr. Bereichert um einen weiteren: Den von Giesela. Zwar kannte ich ihr Parfüm aus dem Büro zu Hause, doch da war noch mehr! – Der Geruch ihrer schweißnassen Haut, der Duft der Liebe. Er war es, der noch in meiner Nase hing, und ich genoss es. Bis der Kopf nach und nach immer klarer wurde und die Frage tief in mir auftauchte: „Und nun? – Wie soll es weitergehen?“ – Ich verdrängte sie. Zumindest vorerst… Sie würde noch früh genug wieder auftauchen, diese Frage. Sie taucht immer auf, …hinterher… diese Frage…
Dass das Ganze für sie mehr als nur ein Urlaubsabendteuer war, das war mir schon jetzt klar. Niemand fliegt nach Mallorca, reist einem Kollegen hinterher, wenn da nicht mehr wäre als nur Abenteuerlust. Hätte sie nur Sex mit mir haben wollen, da hätte es weniger umständliche und aufwändige Möglichkeiten gegeben…

Langsam war die Sonne hinter dem Berg, an dem die Finca lag, verschwunden und es wurde merklich kühler. Würde sie bleiben wollen? Würde sie auch die Nacht mit mir verbringen wollen?
Als sie aus dem Haus kam, war mir klar, dass sie ihre Wanderung nicht fortsetzen würde. Zumindest nicht heute. Ich würde diese Nacht einen Gast haben…

Statt ihrer Wanderklamotten trug sie ein leichtes, rotes Sommerkleid und dazu passende Schuhe, die nun so überhaupt nicht zum Wandern geeignet schienen. Eigentlich nicht mal für die mit Natursteinen gepflasterte Terrasse meines Feriendomizils, denn sie hatten ziemliche Absätze. „Müssen wir noch einkaufen fahren oder hast Du etwas zum Abendessen da?“ – Nein, sie fragte nicht, ob sie dableiben könnte. Für sie war es das Normalste, das Selbstverständlichste der Welt, hier zu bleiben. Zumindest noch die kommende Nacht…
Wieder kam sie in mir hoch, die Frage, was danach wäre. Als hätte sie meine Gedanken erraten meinte sie: „Zumindest heute Nacht möchte ich hier bei Dir bleiben und ich glaube, Du möchtest es auch. Und bitte, lass uns nicht an morgen oder gar übermorgen denken. Und erst recht nicht an zu Hause oder den Job. Ich möchte die Zeit genießen… mit Dir… bei Dir. Und ich will nicht daran denken, was wird oder was nicht wird. Dass ich mich schon vor langer Zeit in Dich verliebt habe, das brauche ich Dir wohl nicht noch zu sagen. Und es war auch keineswegs ein spontaner Entschluss, Dir hierher zu folgen. Ich habe lange darüber nachgedacht, bevor ich mich dazu durchgerungen habe. Du hast Dich zu Hause ja dermaßen abgekapselt, dass mir das hier die einzige Chance schien, Dir zu zeigen, was ich für Dich empfinde.“ – Sie lachte: „Und hier kannst Du mir ja schlecht ausweichen, nicht wahr?“ – „Ich muss wohl gespürt haben, dass Du mir gefährlich werden konntest. Darum wohl bin ich Dir aus dem Weg gegangen.“ „Gefährlich? – Ist es gefährlich, sich zu lieben?“ – „Ja, es ist gefährlich! – Jedenfalls, wenn es nicht nur Sex ist. Und ich denke, das wäre Dir zu wenig!?“ – „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“ – „Wie meinst Du das?“ – „Nun ja… dann hab’ ich wenigstens einmal eine Nacht mit Dir gehabt und hinterher eine schöne Erinnerung, denn es ist schön mit Dir. So schön und schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich werde mir nicht mein Leben lang vorwerfen müssen, es nicht wenigstens versucht zu haben. Und auf irgendwelche Aktivitäten Deinerseits hätte ich ja wohl noch Jahre warten können. – Du brauchst also keine Angst zu haben, dass ich Dich in irgendetwas hineindränge, was Du nicht selbst auch möchtest. Wenn Du am Schluss sagst, das war’s…. ich werde es akzeptieren und aus Deinem Leben wieder verschwinden. Aber Du sollst wissen, dass es mich gibt… für Dich gibt…“

Giesela war bei den letzten Worten leiser geworden.
Sie war mehr als nur eine überaus reizvolle und selbstbewusste Frau und äußerlich genau mein Typ. Aber konnte ich mich auf mehr mit ihr einlassen? Vor allem: konnte ich es jetzt schon tun? Würde ich sie nicht gewissermaßen betrügen, wenn ich innerlich noch nicht wieder völlig frei war? – Die Scheidung war eine Sache gewesen. Eine andere die Trauer um eine kaputt gegangene Beziehung. Ich konnte mir selbst die Frage nicht beantworten, ob mehr sein könnte, mehr sein würde. Ich wusste es einfach nicht. Wieder schien Giesela meine Gedanken erraten zu haben: „Sag jetzt bitte nichts. Ich bin weit davon entfernt, Dich um eine Entscheidung zu bitten. Das hat Zeit. Im Moment will ich einfach nur Dich und hoffe, dass das vorhin nicht das erste und letzte Mal war…“ – Das allerdings hoffte ich auch! … Trotz aller sonstiger Bedenken.
Langsam tat der Wein seine Wirkung und verscheuchte die grauen Gedankenwolken. Als es gänzlich dunkel geworden war, meinte ich: „Lass uns reingehen. Es wird langsam kühl. Ich werde uns den Kamin anschmeißen.“ – „Gute Idee.“
Das Feuerholz im Korb war trocken, der Kamin zog gut und schnell flackerten hellen Flammen in dem alten Feuerloch. Wir setzten uns eng aneinander gekuschelt auf die gemütliche Couch gegenüber, schwiegen und starrten in die Flammen. Die erste Flasche Rotwein war geleert, und ich entkorkte eine zweite. Es war inzwischen warm geworden im Zimmer… sehr warm…
Ob es nun am Alkohol lag oder am Kaminfeuer war gleichgültig. So zog ich mich bis auf den Slip aus, woraufhin Giesela meinte: „Na gibt’s das? Manchmal ergreifst sogar Du die Initiative?“ Ich verschwieg, dass es vorerst eigentlich mehr der Wärme wegen war und ich mir danach eigentlich meinen leichten Hausmantel umlegen wollte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie jetzt schon wieder Lust hatte, wenn auch bei mir die Zärtlichkeiten, die Küsse und leidenschaftlichen Umarmungen nicht gänzlich ohne Folgen geblieben waren. Da waren meine Erfahrungen mit meiner „Ex“ ganz andere gewesen…
Giesela war aufgestanden: „Mach’s Dir ruhig bequem, aber die Hände auf den Rücken… vorerst! – Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten!“, meinte sie scherzhaft und trat zwei Schritte zurück, so dass ihre Silhouette vom Feuerschein flackernd beleuchtet wurde. Im Hintergrund klang leise Musik, zu der sie sich nun zu bewegen begann, wobei ihre Hände das Haar über das Gesicht streiften, sich dann weiter nach unten tasteten und über ihre Brüste fuhr. Mit einem Ruck warf sie ihren Kopf in den Nacken. Dadurch straffte sich das Kleid über ihrem Busen, als wenn es gleich platzen wollte. Nun ergriff sie den Reißverschluss im Rücken, zog ihn nach unten und streifte sodann nacheinander die Puffärmel über die Arme, hielt das Kleid vor der Brust aber nach wie vor fest. Erst jetzt streifte sie es langsam nach unten ab, bis sie ihm entsteigen konnte. Dann kam sie auf mich zu. Außer einem grünen Satin Set mit reichlich Spitze trug sie nur noch ihre Schuhe. So beugte sie sich zu mir herab und sagte: „Du darfst jetzt alles, nur Deine Hände, die darfst Du nicht benutzen. Lass Dir was einfallen!“ – Um meine Nase strich der Duft nach ihr und ihrem Parfüm und direkt vor meinem Mund befand sich das Delta ihrer Brüste, die den BH zu sprengen schienen. Unter der dünnen Spitze des Randes zeichneten sich deutlich und hart ihre Brustwarzen ab. Ich beugte mich vor und vergrub meinen Kopf in dieser Pracht, wobei ich tief ihren Duft einzog. Gleichzeitig küsste ich sanft das, was meine Lippen spürten. Ihre Hände nahmen meinen Kopf und drückten ihn fest an sich. Dabei bewegte sie den Körper mal leicht nach links, mal nach rechts und stöhnte leise. Dann richtete sie sich langsam auf, so dass sich ihr Bauchnabel mir darbot mit den kleinen Diamanten, den ich heute Nachmittag schon bemerkt hatte. Sanft glitten meine Lippen über ihre Rippenbögen, verweilten hier und dort und suchten ihren Weg weiter abwärts, bis sie bei der kleinen Wölbung ihres Bauches erneut jeden Zentimeter erkundeten. Sanft streichelte meine Zunge ihre Haut. Gieselas Hände fuhren hinab in ihren Schritt und glitten über den glänzenden Slip, auf den das Kaminfeuer aufregende Reflexe zauberte…
-
Ich wachte davon auf, dass ich das Gefühl hatte, mich nicht mehr bewegen zu können. Ich hatte nicht nur das Gefühl, ich konnte mich tatsächlich nicht mehr bewegen! – Giesela! Diese engelsgleiche Teufelin! – Was hatte sie nun schon wieder vor? - Je ein dünner Seidenschal „zierte“ Hände und Füße und war mit den Enden am Bett festgebunden. Und neben mir saß Giesela und grinste: „Ich muss doch damit rechnen, dass es ein „Danach“ nicht mehr geben wird für uns – nicht wahr? – Und da dachte ich mir, mit Dir einmal auszuprobieren, was ich schon immer mit Dir ausprobieren wollte. – Übrigens kann ich mir vorstellen, dass es umgekehrt ebenso Spaß machen könnte! – Lass Dich überraschen!“ Sie kicherte nun leise in sich hinein und presste dann ihre Lippen auf meine. Ich öffnete meinen Mund ein wenig und empfing sofort ihre Zunge, die die meine liebevoll umspielte. So gern hätte ich sie jetzt angefasst, sie an mich gepresst, um ihren ganzen Körper zu streicheln, ihre Brüste in die Hände zu nehmen, um sie zu liebkosten, sie zu drücken und zu kneten. Fest – aber nicht zu fest…
Doch ich war gefesselt und zur Bewegungslosigkeit verdammt. Giesela löste sich aus dem Kuss und kam ein bisschen höher, so dass ihre großen, schweren, weichen Wonnehügel direkt über mir hingen. Dann bewegte sie ihren Oberkörper hin und her und streichelte mein Gesicht damit sanft wie ein Lufthauch. Deutlich spürte ich ihre Brustwarzen dabei hart werden. „Das möchtest Du wohl gern, wie? Jetzt an meinen Nippeln saugen, daran knabbern, wie?“ – „Woher weißt Du…?“ – „Ich weiß es eben! – Du wirst noch Gelegenheit dazu haben. – Aber nicht jetzt und nicht gleich!“ – Es war Qual und Wonne zugleich, wie sie mit mir umging, wie sie mich reizte, dass mir Hören und Sehen verging, wie sie meine Begierde bis ins schier Unendliche zu steigern verstand. Dabei hatten wir uns schon durch die Nacht geliebt und nur kurz Schlaf gefunden. Mittlerweile graute draußen der neue Tag…
Giesela krabbelte nun an das Fußende, beugte sich über meine Beine und begann sie mit ihren Brüsten zu streicheln. Stück für Stück arbeitete sie sich so nach oben und ließ sich viel, viel Zeit dabei, bis sie irgendwann dann doch dort angekommen war, wo sie ganz offensichtlich landen wollte. Mit ihren Händen drückte sie schließlich ihre beiden Halbkugeln gegeneinander. Dazwischen mein „kleiner Mann“, der so wieder einmal klein gar nicht mehr war. Langsam bewegte sie sich so auf und ab und mich durchfuhr ein Schauer nach dem anderen, wie ich es zuvor noch nicht erlebt hatte. – Welch eine Frau! – Mit welcher Selbstverständlichkeit, Natürlichkeit sie sich und mir alle Wünsche erfüllte, die ein Mann an eine Frau und eine Frau an ihren Mann haben konnte. Keine Scham, kein Zieren, keine moralischen Bedenken, kein Zögern, keine Angst. Nur Wonne und Wollust schienen sie zu beherrschen. Ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Es war so herrlich, dass es schon fast schmerzte. Sie hielt kurz inne: „Wenn Du wolltest, Du könntest es jeden Tag… nein: besser, jede Nacht könntest Du es haben… wenn Du wolltest.“ – „Ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer würde aushalten können.“, antwortete ich atemlos. „Na gut, vielleicht kannst Du das hier ja länger als nur eine Nacht aushalten.“, entgegnete sie und fuhr mit ihren Bewegungen fort, jetzt allerdings um eine Variante erweitert: jedes Mal, wenn mein „kleiner Mann“ oben herausschaute, schlossen sich ihre Lippen darum, ließen ihn bei der Rückwärtsbewegung aber gleich wieder los. – „Giesela! Ich platze gleich!“, konnte ich nur noch hervorpressen. – „Nee, nee! – Kommt nicht in Frage! – Ich will schließlich auch was davon haben!“ – Schon hörte sie auf und hatte just den gerade noch richtigen Moment abgepasst, bevor ich wirklich zu explodieren drohte. Wieder lachte sie: „Kommt nicht in die Tüte! – Ich möchte ihn schon da spüren, wo er hingehört. Aber vorher mal anders herum! – Ja?“ – Ich wusste zwar nicht so ganz genau was sie meinte, konnte es mir vorstellen und mir schwante etwas…
Sie war aufgestanden, kam auf das Kopfende zu und kniete nun über meinem Gesicht. „Küss mich da!“, bat sie und bewegte ihr Becken auf meinen Mund zu.
Es ist schon etwas Besonderes, eine Frau auf diese Art zu erleben und dabei selbst fast hilflos zu sein, denn gefesselt war ich noch immer. Meine Zunge vollführte einen wahren Wirbel, der sofort mit lustvollem Stöhnen quittiert wurde und damit, dass sie sich noch fester auf mein Gesicht drückte, so dass ich gerade noch Luft bekam, ohne umgehend einen – wenn auch absolut lustvollen - Erstickungstod zu sterben… Sie machte mich wahnsinnig, dieses Weib! – Schon jetzt hatte ich das Gefühl, süchtig nach ihr zu sein.
Nach wenigen Momenten bäumte sie sich über mir auf, während ihre Hände die Brüste umfasst hielten, sie drückten und an den Nippeln zogen
Ein Zittern ergriff ihren ganzen Körper…
Nach ein paar Sekunden erhob sie sich wieder, um sich jedoch gleich wieder auf mich zu setzen, diesmal aber in meiner Körpermitte, wo sie schon lange und sehnsüchtig erwartet wurde…

„Giesela, ich…“ Sie legte mir den Finger auf dem Mund: „Psst! – Sag jetzt nichts. Lass uns einfach nur diese Stunden noch genießen. Ohne Gedanken an morgen… Jetzt leben und lieben wir einander.“ – „Aber…“ – „Kein Aber! – Ich weiß, dass ich nichts bereuen werde. Schließlich war es ja ich, die dich verführt hat und nicht umgekehrt. Also brauchst Du auch überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es bei dieser einen Nacht bliebe. – Ich jedenfalls habe sie genossen! – Sehr sogar. Du bist der zärtliche aber auch leidenschaftliche, tabulose Mann, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich habe mich also nicht getäuscht. Du weißt doch: Besser den Spatz… - Und so bin ich es doch, die damit klarkommen müsste.“
Ich versuchte ihr noch ein paar Mal zu sagen, was sie in mir losgetreten hat und dass ich bereits jetzt das Gefühl hätte, ohne sie nicht mehr leben zu wollen. Aber sie ließ mich nicht zu Wort kommen. Immer wieder verschloss sie meinen Mund. Entweder mit Küssen oder mit dem Finger. So gab ich schließlich auf.

Wir beendeten unser gemeinsames Frühstück schweigend, und jeder hing seinen Gedanken nach…
Sie hatte wieder ein frisches T-Shirt, Jeans und Wanderschuhe angezogen, schwang sich ihren Rucksack auf den Rücken, drückte mir mit den Worten: „Ich bin mehr als nur verliebt. Das wenigstens sollst du wissen…“, noch einen Kuss auf die Nasenspitze, winkte mit einer Hand, öffnete das Gartentor, schloss es hinter sich wieder, rief noch: „Im bin noch eine Woche im „St. Georg.“, und war verschwunden.
-
Ich war hierher gekommen, um wieder Ruhe zu finden. Um über mich, über mein Leben nachzudenken und die letzten, hässlichen Wogen der vergangenen Monate in mir zu glätten. Und nun? –
Ich war aufgewühlter als zuvor und spürte etwas wie Feuer in mir brennen. Konnte das sein? – War sie gerade erst gegangen und ich hatte jetzt schon Sehnsucht nach ihr? – Was war mit mir geschehen? Verdammt noch mal, es war doch nicht die erste heiße Nacht meines Lebens gewesen! Und dennoch schien etwas anders zu sein. Was, das vermochte ich noch nicht zu sagen.

Ganz bewusst hatte sie mich mit meinem Gefühlschaos allein gelassen, hatte nicht versucht, mich zu irgendetwas zu bewegen. Im Gegenteil! - Immer wieder hatte sie es ja verhindert, dass ich Stellung bezog. Doch vielleicht wollte sie damit ja auch erreichen, dass ich nichts versprach, nichts zusagte, was ich später bereuen und nicht einhalten konnte. Zwar sollte ich mich entscheiden. Das hatte sie mir ja unmissverständlich zu verstehen gegeben. Und sie hatte mir ein Stück von sich gezeigt, wie es intimere Einblicke nicht geben konnte. Ohne Rückhalt, ohne Netz und doppelten Boden hatte sie sich in ihre Gefühle hineinfallen lassen und sie ausgekostet, ausgelebt. Und dann hatte sie mir nichts hinterlassen als den Namen ihres Hotels und die Angabe der Zeit, die sie noch hier sein würde. Wenn wir auch zu Hause wieder aufeinander treffen würden: Wollte sie mir hier damit zu verstehen geben, dass das die Zeit wäre, innerhalb derer ich mich würde entscheiden müssen? Würde danach der Alltag zu Hause eben wieder der gewohnte Alltag sein, genau wie zuvor? – Hatte ich jetzt eine 7 – Tages Option? – Ich war verwirrt, und diese Verwirrung legte sich auch den Tag über nicht. Ich versuchte mich abzulenken, konnte dabei aber nicht verhindern, dass sie sich immer wieder in meine Gedanken schlich, dass sich meine Gedanken permanent um sie drehten. Am schlimmsten war es, wenn ich abends wieder im Bett lag, das noch nach ihr duftete, obwohl sie es doch gelüftet hatte. Der ganze Raum roch noch nach ihr… fühlte sich nach ihr an… Giesela…
-
Ich schlief schlecht in diesen Nächten. Ich spürte deutlich, welche Faszination sie auf mich ausübte, obwohl wir „nur“ – wenn auch wundervollen und für mich vorher nie erlebten – Sex miteinander gehabt hatten. Dadurch, dass wir zu Hause im selben Laden schon eine ganze Zeit zusammengearbeitet hatten, waren wir uns natürlich nicht unbekannt geblieben. Doch über den Austausch von Banalitäten und Höflichkeiten waren unsere Unterhaltungen nie hinaus gekommen, geschweige denn, dass wir irgendwelche „tief schürfenden“ Gespräche geführt und einander so näher gekommen wären.
Natürlich war sie mir aufgefallen! - Wer könnte ein solches Vollweib schon übersehen, selbst wenn er es wollte? – Da ich lange Zeit auch viel zu sehr mit mir selbst und damit beschäftigt gewesen war, wie es denn nun mit meinem Leben weitergehen sollte, war ich niemals auf den Gedanken gekommen, es könne sich je etwas zwischen uns entwickeln. Und es hatte Tage gegeben, da hatte ich sie kaum registriert, kaum bewusst wahrgenommen. Sie war einfach da. So wie es im Büro den Aktenschrank gab, das Telefon oder den PC….
Von heute auf morgen hatte sich das nun grundlegend geändert. Meine Gedanken schienen nicht von ihr loszukommen. Unaufhörlich beschäftigte sie mich. Und das nun schon Tage lang! – Doch immer wieder kamen mir Zweifel. Auch meine „Verflossene“ hatte sich anfangs ähnlich offen gezeigt, ähnlich freigiebig, freizügig, als es galt, mich zu „erobern“. Das hatte sich schlagartig geändert, als sie meinen Ring am Finger hatte… Sind vielleicht alle Frauen so? Setzen vielleicht alle Frauen nur solange alles ein, bis der Mann, den sie wollen, „am Haken“ sitzt? –
Irgendwann drehte ich mich mit meinen Gedanken im Kreis und wusste nur eines mit Bestimmtheit: noch einmal würde ich solch eine Beziehungskatastrophe nicht erleben wollen und wohl auch nicht durchhalten können…

Um mich abzulenken und den Grübeleien Einhalt zu gebieten, beschloss ich, mit dem „Roten Blitz“, der alten Kleinbahn, von Soller nach Palma zu fahren und den Tag dort zu verbringen. Vielleicht einen Kaffee auf der Plaza Central, dann Mittagessen in einem der Fischrestaurants am Hafen, vielleicht endlich mal in die Kathedrale…

Und dort geschah es!
Ich betrat das riesige Gebäude, blickte hoch in das Ehrfurcht gebietende Gewölbe und begab mich in ein Seitenschiff. – Plötzlich spürte ich wieder dasselbe, heftig wie ein Blitz einschlagende Gefühl, das mich ergriffen hatte, als Giesela das Gartentor hinter sich geschlossen hatte. In mir wurde es weit und warm, und ich fühlte ein seltsames Ziehen in mir.
Es musste Sehnsucht sein…
Fast gleichzeitig aber ergriff mich ein anderes Gefühl, das mich vorher lange nahezu gelähmt hatte: Angst! – Angst, wieder die falsche Entscheidung zu treffen, wie auch immer sie ausfallen würde. Immer würde es sich erst im Nachhinein zeigen… Ich wusste, ich war nicht allzu gut im Wahrnehmen und Nutzen einer 50:50 – Chance.
Wie ungewollt und automatisch kniete ich mich in eine Bank, wie es Andere dort auch machten, faltete die Hände und tat etwas, was ich schon lange nicht mehr getan hatte: „Herr Gott, wenn es Dich denn gibt: Bitte verleihe mir die Kraft, eine Entscheidung zu treffen… die richtige! - Ich weiß nicht, ob ich meinem Gefühl für sie trauen kann, ob es von Bestand sein wird… ob es bei ihr von Bestand sein wird. Ich weiß aber auch, dass ich etwas Einmaliges vorbeigehen lassen würde, wenn ich meinem Verstand oder diesem Angstgefühl folgte… ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll…“

Ohne großen Glauben hatte ich dieses Gebet leise vor mich hin gesagt und dabei die mich segnende Marienfigur angeschaut. Dann, noch immer in der Bankreihe kniend, entdeckte ich auf einem geschwungenen, marmornen Band am Sockel der Statue einen lateinischen Text, der vor meinen Augen deutlicher und deutlicher zu werden schien. Mühsam kramte ich aus meinem Hirn die fast vergessenen Lateinstunden wieder hervor und entzifferte die Worte, die da zu lesen waren: „Glaube, Liebe, Hoffnung…. Doch die Liebe ist die Größte unter ihnen.“
Leise sprach ich den Text auf Deutsch noch einmal nach: „… doch die Liebe ist die Größte unter ihnen…“ – Wie Schuppen fiel es mir von den Augen: Konnte das sein, dass mein Gebet erhört worden war? Wollte der Schöpfer mir damit etwas sagen? War es Zufall? – Nein, an solche Zufälle mochte ich nicht glauben! – Es war ein Zeichen, dass ich just in diesem Moment den Spruch entdeckt hatte: „… die Liebe ist die Größte unter ihnen…“
Es schien mir wie eine Aufforderung, das zu tun, was mir mein Herz seit Tagen schon befahl. Größer als alles Andere, größer sogar als Glaube und Hoffnung ist die Liebe! – Was sind schon Angst und Verstand verglichen damit? – Nichts! – Nochmals faltete ich meine Hände, blickte abermals das Marienbild an und sprach leise: „Herr, ich danke Dir für das Zeichen. Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe!“, erhob mich und trat hinaus in das gleißende Sonnenlicht auf dem Vorplatz der Kirche. In mir wuchsen zunehmend Ruhe und Gewissheit. – Mit der nächsten Bahn fuhr ich zurück nach Soller, suchte dort das „St. Georg“ und fragte an der Rezeption nach Giesela. Nein, sie wollte wandern gehen und wäre wohl erst gegen Abend zurück. Wann? – Nein, das könne man nicht sagen – tut mir Leid…
Mich stundenlang – wer weiß wie lange – ins Foyer zu setzen, um auf sie zu warten, das schien mir denn doch zu albern. So kramte ich eine Visitenkarte hervor und schrieb auf ihre Rückseite nur ein Wort: „Ja!“ – „Bitte geben sie es ihr.“, bat ich den Mann an der Rezeption. – Mit einem knappen „Si“ verschwand mein Kärtchen im Postfach ihres Zimmers. – „Aber nicht vergessen!?“, mahnte ich noch einmal und schob dem Portier einen zehn Euro Schein rüber. Jetzt grinste er breit, als er nochmals „Si, nicht vergessen.“ antwortete. Ich weiß nicht, warum er grinste. Vielleicht wegen der zehn Euro, vielleicht aber auch, weil er zumindest ahnte, welche Stunde bei mir geschlagen hatte…

Enttäuscht holte ich mir meinen Leihwagen vom Parkplatz und fuhr zurück zum „Casita Tolo“. Bei allem was ich tat stellte ich eine gewisse Fahrigkeit und Unkonzentriertheit fest. Was würde wohl geschehen? Würde sie erwarten, dass ich vielleicht…
Der Tag zog sich wie ein Gummiband, bis es endlich zu dämmern begann und ich damit rechnen konnte, dass Giesela mein Kärtchen bekommen würde. Es wurde später und war schließlich völlig dunkel. Ich schaltete die Terrassenbeleuchtung an, machte eine Flasche Rotwein auf, schnappte mir ein Glas und setzte mich wieder nach draußen. Jedes Mal, wenn unten ein Wagen zu hören war, hoffte ich, er würde anhalten und Giesela an meiner Gartentür „Hallo, ist da wer?“ rufen. Schließlich war die erste Flasche leer und ich holte mir eine zweite aus der Kammer.
Als der Korken mit einem leisen „Plopp“ aus dem Flaschenhals glitt, hörte ich eine Stimme sagen: „Na, das trifft sich ja gut. Dann komm Ich ja genau rechtzeitig.“ – Sofort erkannte ich ihre Stimme, und mein Herz machte einen heftigen Hüpfer der Freude.
Eigentlich hatte sich in mir schon grenzenlose Enttäuschung breit gemacht, als sie nicht gekommen war. Schließlich war es mittlerweile elf Uhr nachts! – Doch all das fiel sofort von mir ab, als ich sie sagen hörte: „Kannst Du mal rauskommen und mir beim Entladen helfen?“ – Entladen? – Was hatte das zu bedeuten? –

Einen Entschluss zu fassen und ihn umzusetzen, das fiel Giesela leicht. Sobald sie wusste was sie wollte, verfolgte sie ihre Ziele unbeirrbar. Und schon lieferte sie die Begründung für ihre Bitte: „Hab meine Sachen gepackt und im Hotel ausgecheckt. Hier bei Dir ist es sowieso viel gemütlicher als im „St. George“. Ich würde mich gern für die letzten Tage bei Dir einmieten, wenn Du nichts dagegen hast. Sag jetzt nicht nein! Schließlich hast Du schon „Ja“ gesagt!“ Sie schwenkte mit meiner Karte und lachte dabei, stellte sich auf die Fußspitzen und gab mir einen flüchtigen Kuss. So wuchtete ich denn ihre beiden Koffer aus dem Wagen den Weg hinauf und ins Haus. „Die linke Schrankhälfte ist noch frei. Da kannst Du Dich ausbreiten.“, meinte ich zu ihr. – „Mach ich. Geht auch ganz schnell!“ – „Was bei einer Frau wohl schnell ist…“, dachte ich bei mir, während sie im Schlafzimmer verschwand, um ihre Koffer „schnell“ auszupacken.
Derweil begab ich mich wieder auf meinen Stammplatz auf der Terrasse und träumte mit offenen Augen vor mich hin.

Seltsam, wie anders jetzt plötzlich dieses Haus wieder war, seine Stimmung… meine Stimmung… Und nur, weil noch ein anderer Mensch da ist!
Der Wind hatte gedreht und Luft aus der Sahara herangeschaufelt. So war die Nacht angenehm warm und man konnte noch fast nackt draußen sitzen. Das musste auch Giesela nicht entgangen sein, als sie – für mich nach Stunden – wieder aus der Tür trat, denn das, was sie noch am Leibe trug, war weniger als nichts. Das schwarze, fast durchsichtige Neglige umschmeichelte seine Trägerin. Und im Gegenlicht, das durch die Einganstür fiel, in der sie lehnte, ließ ihren darunter nackten Körper nur noch nackter, noch reizvoller, noch begehrenswerter erscheinen. „Du sagst ja gar nichts? – Hast Du Dein „Ja“ schon bereut, weil ich gleich hier so einfach eingezogen bin?“, fragte sie. Ich schüttelte nur wortlos den Kopf. „Dann hätte ich doch wenigstens ein „herzlich Willkommen“ erwartet.“, meinte sie schelmisch. Ich erhob mich, breitete meine Arme aus und sagte zu ihr: „Liebes, ein ganz herzliches Willkommen!“ – Wie ein schwarzer Engel so schien sie mir entgegen und in meine Arme zu schweben. Endlich! – Die Tage der Trennung erschienen mir wie eine Ewigkeit. Endlich hielt ich sie wieder in den Armen, durfte sie wieder riechen und die Wärme, die weiblichen Rundungen und die glänzende Glätte ihrer Haut spüren… - „Willkommen in meinem Leben, Liebes…“, sagte ich zu ihr …und meinte es ernst…
  • Geschrieben von Kurt
  • Veröffentlicht am 11.12.2017
  • Gelesen: 6483 mal

Kommentare

  • Max12.12.2017 11:25

    Erotik ist nicht einfach nur,
    Begegnung der Geschlechter pur.
    Es sind das Herz und die Gefühle,
    Garanten auf dem Weg zum Ziele.
    Die Einheit zwischen Geist und Leib
    sind die wahrhafte Liebeszeit.

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