Erotische Geschichten

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Buchstaben der Lust

5 von 5 Sternen
Mein Wecker klingelt, um diese Jahreszeit, so kurz vor Weihnachten. Ich habe keine Lust aufzustehen, keine Lust den warmen Ort zu verlassen der mich stundenlang festgehalten hat. Ein kräftiger Wind peitscht Regentropfen gegen mein Fenster, ich höre wie er immer wieder am Giebel meines Hauses zerrt. Normalerweise springe ich beim ersten Klingeln aus dem Bett, gehe ins Bad und mache mich fertig für den Tag. Aus der Hose neben meinem Bett krame ich ein Feuerzeug heraus, ich habe Lust auf Gemütlichkeit.

Mit nackten Füßen Wandel ich durch meine Wohnung. Auf dem Weg zum Klo reift meine Unlust. Finsternis dringt von außen durch meine mit Tropfen behangene Scheibe. Einzelne Lichter brechen sich in den Tropfen, das Universum ist ganz Nah. Ich nehme mein Handy, schreibe meinem Chef eine kurze E-Mail und entschuldige mich für den heutigen Tag. Erleichterung macht sich in mir breit, das Gefühl frei zu sein, ist ganz nah. Auf dem Wohnzimmertisch liegt das Buch was ich mir gestern gekauft habe. Ein Abenteuer, eingeschweißt in Plastikfolie.

Vorsichtig entferne ich die Folie, der Duft des Buches ist angenehm. Mit dem Buch in der Hand gehe ich in die Küche. Ein kurzer Knopfdruck und mein Technischer Freund kocht mir mit Hingabe einen heißen Kaffee. Abends bereite ich alles vor für den Morgen, doch heute werde ich meinen Kaffee in Ruhe genießen. Mit dem kostbaren dampfenden Kaffee gehe ich wieder ins Schlafzimmer, der Duft von Kaffee breitet sich in der ganzen Wohnung aus.

Das Bett knarrt ein wenig als ich mich wieder hinein lege. Es scheint erschrocken zu sein, mich so schnell wieder zu sehen. Den Kaffee stelle ich auf den Nachttisch, wieso heißt das überhaupt Nachttisch? Der Sturm leckt mit breiter Zunge über das Dach, seine raue Zunge hinterlässt Spuren auf meiner Fensterscheibe. Normalerweise sitze ich um diese Uhrzeit im Auto, quäle mich auf schwarzen Pneus über schwarzes Erdpech. Gemütlich strecke ich mich auf meinem Bett aus. Die Heizung ist genauso warm wie das Licht meiner Nachttischlampe, ich zünde der Gemütlichkeit wegen eine Kerze an. Ich öffne das Buch, leise knarrt der Rücken des Buches, es duftet nach gekaufter Fantasie.

Seite für Seite gleitet durch meine Finger, die Augen wandern kaum spürbar von links nach rechts. Im Buch stürmt es, genauso wie vor meinem Haus. Ich sehe die Hauptperson, die Haare im Wind, durchnässt vom Regen. Mir ist, als könnte ich ihre nassen Haare riechen. Ihre Empfindungen nachempfinden, das, was sie antreibt, beflügelt mich und meine Fantasie. Will sie mich treffen, mich den Leser? Sie ruft nach Hilfe, schreit aus voller Kehle, mir rinnt die Angst über die warme Haut. Verformen sich die Buchstaben, treten sie hervor aus dem neuen Buch? Ich ergreife bemalte Hände, ziehe an ihnen und sehe, wie mehr und mehr aus dem Buch heraus kommt.

Feuchte beschriebene Haut liegt auf mir, der Duft ihrer nassen Angst ist überall. Ich schaue in ein beschriebenes Gesicht, sehe Lippen die sich öffnen "Danke ......." dringt an mein Ohr. Träume ich oder wache ich? Sie ist so schön, so wirklich, so beschrieben unbeschreiblich. Ihre Lippen nehmen eine andere Form an, ich spüre ihre Nähe. Ihr Kuss verformt mich, ich Atme anders, spüre ihren Atem in meinem Mund. Vorsichtig betaste ich das Gewicht auf mir, es ist so real, so herrlich anzufühlen. Sie schält sich aus den feuchten Sachen, zerrt an den meinen, bis ich nackt vor ihr liege.

Ihre bleiche beschriebene Haut ist wunderschön, sie hat viele Seiten an sich, wie ich, wie du. Die Angst ist fort, etwas Neues, Prickelndes macht sich zwischen den Zeilen breit. Ich gehöre zum beschriebenen Abenteuer, sie kommt über mich, ganz sanft wie ein Liebesroman. Der Sturm wird stärker, er greift draußen in blattlose Bäume, knickt Äste um und trägt sie ein Stückchen mit sich. Wie kann geschriebenes so zärtlich sein? Ich fühle sie, ich rieche sie, ich sehe sie. Habe ich doch einen Erotikthriller gegriffen, oder ein Buch mit Zauberkräften? Ihre Hände sind ein Abenteuer für mich, sie gleiten über meine warme Haut.

Stöhnen ist zwischen uns, tiefes Atmen, aufgesogen vom anderen. Lese ich auf ihrer Stirn "Lust"? steht es nicht schon in ihren Augen beschrieben? Werde ich Wahnsinnig, leicht bekloppt? Noch nie wurde ich so beschrieben verführt, von Lust überrannt. Ich werde zum Teil ihres Abenteuers, streichele ihre beschriebene Haut mit zittrigen Händen. Ich bin kein Held, kann kein Flugzeug fliegen oder Auto fahren wie ein Rennfahrer. Ich träume gerne, lasse mich verführen mit Fantasie und Buchstaben. Habe ich sie nicht aus dem Buch befreit? Bin ich nicht doch ein Held, ihr Held? Sanft zupfen ihre Lippen an meinen Lippen, dann berühren sich unsere Zungen.

Es ist unbeschreiblich, ihr beschriebener Körper bekommt rote Buchstaben. Auf jeder ihrer Pore steht etwas anderes >Lust< >Begierde<, ich streichele gerne ihre zarte Haut. Lese das, was sie mir zeigt und fühle mich wie ein Abenteurer auf einer wichtigen Mission. Der Sturm nimmt zu, auf ihrer Haut wirbeln die Buchstaben durcheinander, mir wird schwindelig. Ihre Lippen werden fordernder, ihre Zunge wild wie eine Schlange. Sie saugt an meiner Zunge, trinkt mich, meinen Speichel. Immer wieder öffne ich meine Augen, es ist kein Traum, nur wilde Buchstaben auf heißer Haut.

Sie bewegt ihr Becken nach ungeschriebenen Gesetzen, wie leicht es geht wenn feuchte Worte geschrieben werden. Der Autor hätte seinen Spaß wenn er uns jetzt sehen könnte, ob er sie auch so wild gesehen hat wie ich in diesem Moment? Wenn nackte Brüste vor dir hüpfen, bist du nicht zwangsläufig in einer Nackt Bar. Ich nehme ihre halbrund beschriebenen Brüste in meine Hände, nur ihr Becken bewegt sich noch, wir lächeln uns an. Eine Atempause, wir brauchen einen Moment für uns. Sind wir in der Wirklichkeit, im Leben, was man so leben nennt?

Tropfen rinnen an meiner Scheibe herunter, sie wackeln im Wind wie Wackelpeter. Der Sturm ist nichts gegen das, was wir wollen. Wir wollen ausbrechen, zum Orkan werden, zu einem Vulkan der unbeschreiblich ist. Ich erforsche ihr Inneres, betaste mich mit meiner harten Lust durch ihren feuchten Gang. Heiße Tropfen machen sie geschmeidig, die Reibung zwischen uns geschieht Reibungslos. Immer wilder küssen wir uns, dann legt sie ihre Wange an die meine. Zu heiß ist der Atem zwischen uns, der Vulkan fängt an zu brodeln.

Ganz fest nehme ich sie in meine Arme, im Moment des Ausbruchs schwellen wir enorm an. Ich stöhne, öffne meine Augen und sehe die Zimmerdecke. Im hohen Bogen entlädt sich meine aufgestaute Lust, die Hand fest geschlossen, in heftiger Bewegung. Im See meiner Lust badend schaue ich mich um, ich bin allein. Das neue Buch liegt neben mir, ich befühle es mit zittriger Hand. Noch leicht außer Atem nehme ich es hoch, drehe es vor meinen Augen. Die Autorin ist hübsch, ihre Lippen leicht süffisant lächelnd. Der Sturm lässt langsam nach, auf meinem Nachttisch steht kalter Kaffee. Warme Tropfen rinnen an mir herunter, ich nehme einen und ***** ihn ab. Lächelnd öffne ich das neue Buch, blättere die gelesenen Seiten vor und lese die Fantasie eines anderen. Im flackern des Kerzenscheins fangen die Buchstaben an zu Tanzen, ich liege nackt im Bett und wundere mich über gar nichts mehr.
  • Geschrieben von Herjemine
  • Veröffentlicht am 24.05.2018
  • Gelesen: 16654 mal
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Kommentare

  • doreen24.05.2018 19:48

    Wunderschön geschrieben :)
    *****

  • Herjemine24.05.2018 19:58

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    Danke fürs Lesen, ich hoffe ich habe nicht zu doll beschriebenes beschrieben;-)

  • doreen24.05.2018 21:39

    Du hast es perfekt beschrieben
    Ich hätte gern noch mehr davon gelesen ;-)

  • Herjemine24.05.2018 22:02

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    Oh danke, dann hätte ich mich nicht Bremsen müssen? Das wäre so eine Geschichte, wo ich endlos weiter schreiben könnte. Doch dann wäre sie nie fertig geworden:-)

  • traumschreiberling27.05.2018 14:22

    Dieses Buch möchte ich auch gerne lesen...

    VG traumschreiberling

  • nylonfreak27.05.2018 16:52

    Ja, Fantasie und Realität verschwimmen.....

  • Rea28.05.2018 14:57

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    Liebe Herjemine,

    es hat mir eine riesige Freude bereitet, Deine Geschichte zu lesen. Du hast einen so angenehmen Schreibstil!

    5 Sterne von mir.

  • Herjemine30.06.2018 00:17

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    Danke für eure Lieben Kommentare.

    Ist nicht jedes Buch, jede Geschichte, auf seine Weise ein Traumfänger und Fantasieanreger?

    Angenehmer Schreibstil? Danke für dein Lob, da kribbelt es im Kopf und fließt in die Finger:-)

  • Lebenslust14.08.2018 07:30

    Hallo Herjemine
    Mir scheint, wir teilen eine Leidenschaft für vorgestellte Körperlichkeit. Ich finde deine Geschichten wunderbar (am meisten berührt - und erregt, ich geb's zu - hat mich bisher die vom Nebelmoor) und lese mich gerade Stück für Stück hindurch. Immer wieder ein Genuss....ich freue mich, dass ich dieses Portal gefunden habe.

  • Herjemine14.08.2018 12:44

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    Danke heartbeat62, Träume sind doch etwa wunderbares. Danke für deinen netten Kommentar und die Sterne.

    Danke auch dir Lebenslust, erregt zu sein ist in diesem Portal wohl keine Seltenheit ;-)
    Schön wenn dir einige meiner Geschichten gefallen haben, lese dich Stück für Stück hindurch und du wirst bestimmt noch einiges finden was dir gefällt (das hoffe ich jedenfalls) Danke für deinen netten Kommentar.

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