Erotische Geschichten

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Beerenfalter (Papilio baccarum)

5 von 5 Sternen
Langsam erwachte Venia aus einem Dämmerzustand. Sie fühlte das warme Moos des Waldbodens unter ihrem Körper. Insekten umschwirrten sie und die Morgensonne schien in langen Strahlen zwischen den Bäumen durch. Eine chinesische Fabel fiel ihr ein: Bin ich nun ein Mensch, der träumte, er sei ein Schmetterling oder ein Schmetterling, der gerade träumt, er sei ein Mensch. Aber ich war ja gar kein Schmetterling in meinem Traum, dachte sie. Ein Mann mit Schmetterlingsflügel hatte sie besucht, umflattert, berührt und ihre Sinne verwirrt. Sie war abends im Wald Beeren sammeln gewesen, hatte auch einige davon genascht und eine unbekannte, besonders süße Sorte gefunden, die seltsam, fast wie eine Art kleine Falter geformt war. Nun schalt sie sich selber, dass sie so leichtsinnig gewesen war, Unerprobtes zu essen. Sie hätte davon sterben können, war aber zum Glück nur in einen tiefen, unruhigen Schlaf gefallen und hatte die Nacht im sommerwarmen Wald verbracht. Vermutlich waren die Giftbeeren auch für einen seltsamen Traum verantwortlich gewesen:

Der Schmetterlingsmann hatte sie zart umtanzt, ihren Körper liebkost und sie in eine schwindelerregende Drehung hineingezogen. Er sprach nicht zu ihr und doch fühlte sie Worte eines uralten Wissens in längst vergessenen Sprachen, die ihr plötzlich verständlich waren, ihren Geist durchströmen. Er verführte sie, schmeichelte ihr, verwirrte sie, nahm ihr die Angst, machte sie neugierig und brachte sie zum Lachen. Seine großen Flügel schillerten in allen Farben im Abendrot, seine Lippen waren voll und weich, seine glatte Haut fühlte und strich über ihren nackten Körper. Ja, sie war plötzlich ohne Gewand dagestanden und hatte nicht bemerkt, auf welche Weise sie entkleidet worden war. Sie sank auf das Moos, die Welt drehte sich um sie in atemberaubender Geschwindigkeit, sie fühlte seine Hände auf ihren Brüsten, sein Knabbern an ihren Brustwarzen, ein Saugen an ihrer Klitoris und viele kleine zarte Berührungen auf ihrem ganzen Körper, die sie erschauern ließen und fast schmerzvoll sehnsüchtiges Verlangen in ihr weckten. Als er einen langen, spitzen, dornähnlichen Penis tief in ihre feuchtnasse Grotte versenkte, schrie sie ihre Lust in den Nachtwald. Sein köstlicher Saft war überall in und auf ihrem Körper, sie leckte daran, betrachtete den nun neben ihr ruhenden seltsamen Fremden, bemerkte Blütenstaub in seinem Haar und war plötzlich in tiefe Schwärze gefallen.

Venia dankte den Göttinnen an diesem Morgen im Wald mit einem Blutopfer aus einem kleinen Stich in ihrem Finger, dass sie sie vor dem Gifttod durch die Beeren bewahrt und vor wilden Tieren beschützt hatten und versprach sich in Hinkunft vorsichtiger zu sein.

Epilog:

Sie sah den Schmetterlingsmann nie mehr, weder im Wachen noch in ihren Träumen, obwohl Venia immer wieder, von einer Sehnsucht getrieben, die sie sich selbst nicht eingestehen wollte, wie zufällig zu der Stelle im Wald gelangte an der sie die Nacht nach dem Genuss der Giftbeeren verbracht hatte. Schließlich vergaß sie diese Sache immer mehr und widmete sich wieder anderen Dingen.

Als sie drei Monate später, ohne je eine Veränderung an ihrem Körper gespürt zu haben, nach kurzen Schmerzen im Unterleib, einem raupenähnlichen Wesen mit menschlichen Gesichtszügen das Leben schenkte, hätte sie es anfangs aus Schreck fast versehentlich getötet. Ihre Sorge, wie sie es vor ihren Verwandten und der Dorfgemeinschaft verbergen sollte,
erwies sich als grundlos, da es vollkommen stumm war, immer freundlich und zufrieden wirkte und nur Unmengen an Wiesenblumen aß.

Gegen Ende des Herbstes hatte es fast die Größe seiner Mutter erreicht, begann probeweise Fäden um seinen Körper zu spinnen und war plötzlich fortgekrochen, als sie einmal nicht aufgepasst hatte. Venia war traurig, ihr seltsames Kind, das sie sehr liebgewonnen hatte, verloren zu haben und suchte anfangs verzweifelt nach ihm, wusste aber bald tief im Herzen, dass sie es eines Tages in seiner neuen Form wiedersehen würde.
  • Geschrieben von tamara_t
  • Veröffentlicht am 03.01.2013
  • Gelesen: 6002 mal

Kommentare

  • Eckenmann12.10.2013 13:51

    Gerade flattert ein Herbstfalter auf meiner Hand -

    wunderschöne anregende Geschichte

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