Erotische Geschichten

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1 h: 18 gewebeschonend

4,5 von 5 Sternen
Das Rauschen des Wassers klingt nicht wie das Meer - eher wie eine in die Jahre gekommene Toilettenspülung. Oder wie das überfallartige Erbrechen nach einer durchsoffenen Nacht.
Die dunkle Brühe strömt durch die gelöcherte Trommel auf das versaute Stück aus Baumwolle. Kaum zu glauben, dass damit irgendetwas sauber zu kriegen ist. Dann beginnt von neuem die Rotation des Lavamaten. Ich sitze auf dem Klo in Anzughose und Unterhemd und starre auf die Waschmaschine vor mir. In dem gläsernen Auge wirbelt mein weißes Oberhemd in einer Lawine aus Seifenblasen. Die Digitalanzeige läuft rückwärts, quälend langsam: noch 47 Minuten.
Begonnen hat die Zeitrechnung bei 1 h: 18. Eine dumme Geschichte – ich habe wirklich keine Zeit für so was.
In unserer Ehe herrscht Arbeitsteilung. Für den Garten und den Einkauf auf dem Bio-Markt stehe ich in der Verantwortung. Textilpflege dagegen ist Mariannes Domäne. Sie hat sich nicht darum gerissen, doch wegen meiner mitunter aufreibenden Arbeitszeiten sowie der Tatsache, dass ich der Hauptverdiener bin, billigt sie mir gewisse Vorrechte zu. Nun fällt mir genau dieses Privileg auf die Füße, genauer gesagt die damit einhergehende Unwissenheit. Ich brauche dringend eine Lösung, stattdessen suche ich geschlagene zehn Minuten nach dem Waschmittel. Und das nur, weil ich so auf einen Karton mit Pulver fixiert bin, dass ich die grüne Kunststoffhülle mit dem Flüssigwaschmittel nicht wahrnehme, obwohl sie direkt vor mir im Regal steht. Das nächste Problem: die Programmwahl: darf ich dieses Hemd kochen oder kommt es dann hinterher in Kindergröße wieder raus? Ich entscheide mich für gewebeschonende 30 Grad, auch weil dieses Programm deutlich schneller zum Ende kommt als die heißeren Varianten. Dann gehe ich in die Küche und weil im Kühlschrank noch der Weißwein von gestern steht, gieße ich mir ein Glas ein.

Lippenstift auf dem Kragen, wie gesagt eine wirklich dumme Geschichte, schlimmer noch, eine richtig schlechte, die mir mein eigenes Spießertum in ekelhaft deutlicher Weise vor Augen führt, so alt und abgeschmackt, dass sich kein Autor trauen würde, so etwas anzubieten. Ich schreibe von Berufs wegen, deshalb glaube ich mir ein Urteil erlauben zu können. Kolumnen in verschiedenen Magazinen, teilweise mit Klarnamen, in manchen einschlägigen Blättern dagegen nur unter Pseudonym. Thema und Niveau der Texte variieren je nach Güte des Druckerzeugnisses. Schreiben im Internet lehne ich ab, zumindest solange ich es mir leisten kann, da bin ich strukturkonservativ. Und ähnlich gestaltet sich mein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht. Seit 14 Jahren mit derselben Frau verheiratet, beide erwerbstätig, zwei Kinder, fünfzehn und zwölf (nein, elf, pardon, Niklas hat ja erst im September Geburtstag), Eigentumswohnung mit 20jähriger Kredit-Laufzeit - eine bildungsbürgerliche Mittelstands-Ehe, beispielhaft für das bundesrepublikanische Wohlstandsmodell westdeutscher Prägung.

Der Countdown steht mittlerweile bei 26 – und das bereits seit mindestens vier Minuten.
Niklas und Emma sind noch in der Schule, danach fahren sie direkt zum Sport beziehungsweise Konfirmanden-Unterricht. Marianne arbeitet donnerstags bis halb sechs. Wir sind seit 14 Jahren verheiratet wie gesagt und ich bin es aus Überzeugung, fast durchgehend, doch eben auch strukturkonservativ, also von Zeit zu Zeit auf der Jagd, das ist nun einmal so. Nadine, die Sekretärin des Chefredakteurs, hatte es mir angetan. Angetan, ja, den eigentlich hat sie mir mit ihrer aufreizenden Weigerung, meine Überlegenheit als freischaffender Journalist anzuerkennen, fast körperlichen Schmerz zugefügt. Offenbar bewertete sie ihren Status als Chefsekretärin höher als meinen und das machte mich im wahrsten Sinne des Wortes wild, wie ein Juckreiz, den man nicht unterdrücken kann.
Es dauerte mehrere Wochen (und diverse Andeutungen von gefährlichen Situationen bei Auslands-Reportagen in Krisengebieten) bis ich sie so neugierig gemacht hatte, dass sie bereit war mit mir auszugehen. Nach weiteren vier Abenden, die ich Marianne gegenüber mit zusätzlichem Intensiv-Training rechtfertigte („ich will ja im Herbst den Halb-Marathon laufen“), kam es endlich zum Geschlechtsverkehr in einem kleinen Hotel am Stadtrand.
Natürlich ist es das Verbotene, Gefährliche, was die Sache so reizvoll, aber auch so anstrengend und albern macht. Immer wieder – erst recht seit ich die 50 überschritten habe – sage ich mir, ich bin zu alt für diesen Scheiß. Und dann fallen mir beim Schwitzen im Fitness-Studio die Augen raus, wenn eine Studentin in ihrem Sports Bra die Pobacken anspannt und ich weiß nicht mehr, wo mein Stolz und meine Selbstdisziplin abgeblieben sind. Diesen Zustand halte ich höchstens zwei Wochen durch, danach muss ich Abhilfe schaffen. Zum Glück bin ich noch ganz gut in Form, sodass ich auf kurz oder lang noch immer eine willige Beischläferin gefunden habe.
Mit Nadine hatte sich im Laufe des Frühjahrs ein Rhythmus von ungefähr ein bis zwei Treffen pro Woche eingespielt. Nachdem ich für unsere ersten Vögeleien noch ein Doppelzimmer für 180,00 € pro Nacht mieten musste (das wir nie länger als zwei Stunden in Anspruch nahmen), lud sie mich irgendwann in ihre Wohnung ein – angeblich, weil sie an dem Abend eigentlich müde war und keine Lust mehr hatte auszugehen. Von da an fand der Sex überwiegend in Ihrem Schlafzimmer statt (was sowohl bezüglich der Kosten wie auch der Diskretion deutliche Vorteile hatte: davor musste ich stets darauf achten, genug Bargeld dabei zu haben um das Zimmer cash zu bezahlen, die Hotelrechnung dürfte ja nicht auf unseren Bankauszügen auftauchen – der Fluch des gemeinsamen Kontos!).
Dann kam der Sommer und damit die Hitze und vielleicht war das der Grund, weshalb Nadine und ich auch während der Arbeitszeit nicht voneinander lassen wollten.
Einmal schon waren wir in der Mittagspause auf getrennten Wegen zu ihrer Wohnung gerast, hatten hektisch eine verschwitzte Nummer auf dem Wohnzimmerteppich geschoben und waren nach einer sinnlosen Dusche (wir waren nach dem Abtrocknen genauso nass wie vorher) erschöpft und eher gestresst als befriedigt wieder ins Büro zurückgekehrt. Die äußere wie auch die innere Glut blieb.
Heute nun trieben wir es, und zwar auf die Spitze, indem wir in der Pause der Redaktionssitzung für einen Quickie auf die Behindertentoilette in den 11. Stock hetzten (sie nahm den Fahrstuhl, ich die Treppe). Als ich die Tür der Kabine abschloss und mich umdrehte, lag ihr Rock bereits ausgezogen über der Haltestange (den Slip hatte sie wohl schon am Morgen vorsorglich im Schrank gelassen). Ich wollte ihre Haare berühren, doch sie nahm meine Hand und schob sie direkt zwischen ihre Beine. Dort spürte ich – war es Schweiß oder der Saft ihrer *****? -, dass sie so nass war wie nie. Während Nadine mir ihre Zunge zwischen die Lippen schob, öffnete sie meine Hose, streifte sie herunter und griff sich meinen Ständer. Ich riss keuchend die Packung des Kondoms (das ich schon bei meinem Sprint im Treppenhaus aus dem Portemonnaie geholt hatte) auf und rollte es über meine geschwollene Eichel. Derweil legte sie sich so gut es ging mit dem Rücken auf den Toilettendeckel und spreizte die Beine. Meine Knie schmerzten auf den kalten, harten Bodenfliesen als ich mich zwischen ihre Schenkel kauerte. Mit den Fingern teilte ich ihre dunkelroten Schamlippen und massierte mit dem Daumen ihren Hügel. Sie stöhnte laut auf, klammerte sich an meinen Nacken und zog mich zu sich herunter bis ich ihre Zähne in meinem Ohrläppchen spürte. Ich richtete mich wieder auf, brachte meinen Schwanz in die richtige Position und drang in sie ein. Wie auf einem Schmierfilm glitt mein Kolben zwischen ihren Muschelwänden hin und her. Schon nach wenigen Stößen wimmerte sie wie unter Schmerzen, dazwischen kamen kleine, spitze Schreie aus ihrer Kehle. Meine Hände hatte ich unter ihren BH geschoben und spürte ihre harten Nippel in meinen Handflächen. Schon wenige Augenblicke später sah sie mich mit weit aufgerissenen Augen an und warf dann mit einem Quieken den Kopf nach hinten, sodass er leicht gegen den Spülkasten schlug. Das musste wohl ihr Orgasmus gewesen sein. Mir rann der Schweiß über das Gesicht, während ich grunzend und schnaufend die kreisenden Schwünge meines Unterleibs beschleunigte und schließlich heftig zuckend in ihr kam.
Es war geil, klar, aber eben auch außer Kontrolle und so passierte das Malheur mit den roten F*****n am Kragen. Mir fiel nichts Besseres ein als das Hemd – ein Geschenk von Marianne zu unserem zwölften Hochzeitstag - auszuziehen und im Waschbecken unter fließend heißem Wasser mit Seife aus dem Spender zu bearbeiten, was die Farbe lediglich großflächiger verteilte. Nadine hatte sich da schon wieder angezogen, notdürftig frisch gemacht und eilte durchs Treppenhaus nach unten um keinen neugierigen Kolleginnen über den Weg zu laufen (was dann praktischerweise auch die Erklärung für ihren keuchenden Atem und die gerötete Gesichtsfarbe liefern würde). Was sollte ich mit dem Gummi machen? Das Ding hatte ich routinemäßig zugeknotet und in ein Stück Klopapier gewickelt. Jetzt steckte ich es in die Hosentasche und lugte durch den Türspalt. Der Flur war menschenleer. Ich ging bis zum Fenster, öffnete es einen Spalt und warf den Präser raus (zwischen all dem Müll im Blumenbeet würde er kaum auffallen).
Nach drei Minuten ging ich – das Sakko über das Unterhemd gezogen, das nasse Hemd zusammengefaltet über dem Arm – zurück in den Redaktionsraum, entschuldigte mich bei den Kollegen („...plötzlich übel...musste mich direkt übergeben...wahrscheinlich die Hitze...gehe besser nach Hause“), hastete in die Tiefgarage und fuhr los. Das Auto parkte ich unweit unserer Wohnung in einer Nebenstraße. Bevor ich das Haus betrat, versuchte ich unauffällig durch unsere Fenster zu spähen, so als plante ich einen Einbruch. Dann huschte ich durchs Treppenhaus in den ersten Stock und sah mich dabei um wie ein Verbrecher auf der Flucht. Als ich die Wohnungstür öffnete, lauschte ich vorsichtig – es war niemand zu Hause. Im Bad ließ ich mir kaltes Wasser aus der Duschbrause über den Kopf laufen, warf dann das Hemd in die Maschine und begann das Waschpulver zu suchen...

Noch 3 Minuten. Mein Unterhemd ist schweißnass, obwohl ich nichts anderes tue als auf dem Klo zu sitzen und auf den Schleudervorgang hinter der Scheibe zu starren. Gerade lassen die wilden Umdrehungen nach, das Hemd wird wieder erkennbar und fällt schließlich wie eine im Flug getroffene Ente auf den Boden der Trommel. Dann höre ich den Schlüssel. Ein Innehalten, bevor er sich im Schloss dreht. Ich weiß sofort, dass es Marianne ist. Sie zögert, bevor sie eintritt, offenbar überrascht, dass die Tür nicht verschlossen ist. „Emma? Niklas? Seid ihr da?“. Sie horcht und fragt dann mit schleppender Stimme: „Georg..?“
Die Maschine steht still. Mein Blick in das gläserne Fenster, hinter dem die Wäsche gerade nach einem wilden Schleudergang zum Stehen gekommen ist, zeigt mir, dass die rote Farbe immer noch auf dem Kragen leuchtet.
Ich halte mir die Hände vor die Augen. Tu einfach so, als ob du nicht da wärst.
„Georg?“, fragt Mariannes Stimme noch einmal. Vorsichtig drücke ich auf die Pause-Taste der Waschmaschine. Vielleicht holt sie nur kurz etwas aus dem Flur und geht wieder. Ich halte den Atem an. Es ist still bis auf das kratzende Geräusch der Wohnungstür, die langsam geöffnet wird. „Komm rein“ - es ist Mariannes Stimme, diesmal aber leiser und rauchig, geradezu intim. Ich linse durch den schmalen Spalt aus meinem Versteck. Hinter Marianne betritt ein Mann die Wohnung. Er schiebt mit dem Rücken die Tür zu und lässt seine Hände unter Mariannes Pullover gleiten, was ihr ein wohliges Schnurren entlockt. Dann vertiefen sich die beiden in einen innigen Kuss und verschwinden aus meinem Gesichtsfeld.
Leise schließe ich die Badezimmertür und drehe den Riegel. Mein Blick fällt auf die Anzeige: noch eine Minute. Ich sinke zurück auf den Toilettensitz und lege meine Hände wieder auf die Augen. So bin ich einfach nicht mehr da.





  • Geschrieben von Odis
  • Veröffentlicht am 03.05.2020
  • Gelesen: 8449 mal

Kommentare

  • CSV04.05.2020 23:05

    Eine spannende Story mit einem unerwarteten Ende.
    Nicht, wie es sein sollte! Aber so ist nun Mal und war schon immer das Leben.
    Die Eheberater: Die Frauen verlieren als erste die Lust an ihren Männern. Oft zu ihrem eigenen Leidwesen.Und wer wird der neue Partner dieser Frauen? Der "abgelegte" Partner einer anderen Ehefrau.

  • Odis05.05.2020 09:42

    Hallo CS,
    vielen Dank für Deinen Kommentar. Über die Frage, wer bei Ehepaaren zuerst die Lust verliert und bei wem sie oder er dann landet, habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht. Die Herausforderung/ Aufgabe bestand darin, eine Geschichte zu erzählen, die in einem genau definierten Zeitraum stattfindet. Grüße und gute Gesundheit.

  • Blackraven7813.05.2020 16:30

    Profilbild von Blackraven78

    Hallo Odis,

    ok, jetzt hab ich eine zweite Story von Dir gelesen und spiele die Frage zurück. Schreibst oder veröffentlichst Du noch woanders oder hast einen Blog?

    Du hast in deinen Werken einen so nüchternen Blick aufs Leben. Mir gefällt die Art wie Du schreibst, ich identifiziere meine Schreibweise ein wenig damit. Du schreibst nicht seifig, episch, sondern so normal und damit echt gut.

    Liebe Grüße

    Blackraven78

  • Odis13.05.2020 18:12

    Liebe Blackraven,
    einmal mehr "Danke für die Blumen" - es freut mich, dass unser Dialog weitergeht.
    Zu Deiner Frage: Im Abstand von etwa sechs Wochen schreibe ich mit zwei Freunden. Wir treffen uns (in Corona-Zeiten per Video), entscheiden über ein Thema und geben uns dann ca. zwei Stunden Zeit. Danach lesen wir uns die Werke vor, geben ein Feedback und das war´s. Da wir das schon seit 2016 machen, sind inzwischen einige Texte zusammen gekommen. In Zeiten des Lockdowns habe ich dann angefangen, etwas hier bei Orion hochzuladen. Dabei habe ich alte Texte, die ursprünglich keine so eindeutigen sexuellen Passagen enthielten, ergänzt. Andere "nicht-erotische" Texte landen auch mal bei der Leselupe.de.
    Mein eigentliches "Metier" ist allerdings ein ganz anderes, nämlich Kindertheaterstücke, und hier bevorzugt Märchenbearbeitungen. Bisher habe ich die nur im Rahmen meiner theaterpädagogischen Arbeit selbst inszeniert. Jetzt versuche ich sie auch bei einem Verlag unterzubringen - allerdings sind es ja gerade schlechte Zeiten für Theater...
    Bleib gesund und schreib mal wieder.
    Grüße, Odis

  • Blackraven7813.05.2020 18:41

    Profilbild von Blackraven78

    Hallo Odis,

    das ist ja spannend. Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass Du Theaterstücke für Kinder schreibst. So Schreibbattle kenne ich auch, da kommen gute Sachen bei raus. Hast Du schon was von Bukowski gelesen? Er schreibt zwar krasser, dennoch ebenfalls so "abgegessen und nüchtern".

    Unter welchem Namen finde ich Dich bei Leselupe?

    Liebe Grüße

    Blackraven78

  • Odis14.05.2020 08:14

    Liebe Blackraven,
    Dein Interesse freut und ehrt mich sehr. Allerdings würde ich unsere Unterhaltung gerne in einem nicht-öffentlichen Rahmen fortsetzen. Deshalb kontaktiere mich bitte unter Bitte keine Emailadressen veröffentlichen.
    Grüße, Odis

  • Odis14.05.2020 08:22

    Ok, so geht's nicht, schade. Dann geh doch mal auf die Leselupe.de und kontaktiere "perosito". Allerdings musst Du Dich dafür auch registrieren. Oder hast Du eine bessere Idee?
    Grüße, Odis

  • Odis14.05.2020 08:48

    Du kannst diesen Namen allerdings auch mit einem "Klammeraffen" versehen, dann noch ein yahoo, einen Punkt und ein com anhängen - und mir damit eine Mail schicken...?

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