Erotische Geschichten

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Treibgut

5 von 5 Sternen
Der Blick über den Nord-Ostsee-Kanal lässt mich immer wieder träumen. Ein freier Tag an frischer Luft, bei Sonnenschein, das ist doch das schönste was es gibt. Viele Menschen gehen Arbeiten, selbst die Menschen auf den Schiffen die an mir vorbei ziehen müssen Arbeiten. Wie oft denke ich "Die haben es gut" aber im wirklichen Leben ist es ein sehr harter Job. Es ist Menschenleer am Kanal, ein wirklich schöner Moment. Auf den kleinen Wellen glitzert die Sonne, sie scheint mir ins Gesicht und bräunt meine Haut. Geschichten wandern durch meinen Kopf, ich bin ein Träumer mit offenen Augen.

Zwei Schwäne ziehen vorbei, sie leben ein Leben lang zusammen sagt man, ich erkenne nicht einmal das Weibchen. Vielleicht sind es zwei Schwule Schwäne, oder zwei Lesben, oder ein Paar auf der Suche nach Futter. Wenn ich allwissend wäre, hätte ich keine Fragen mehr, ich frage doch so gerne. Das Wasser leckt an dem großen Steinen am Ufer, wie lange muss das Wasser *****n bis sie verschwunden sind? Menschen bestehen zum größten Teil aus Wasser, vielleicht ***** ich deshalb so gerne. Etwas treibt auf dem Wasser, ich schenke dem Treiben keine Beachtung.

Die Schwäne ziehen weiter, ich bewundere ihre Schönheit und frage mich "wieso ist ihr weiß bloß so weiß"? Möwen ziehen an mir vorbei, in der Ferne höre ich Krähen in ihren Nestern. Krähen geben auf einem Friedhof bedeutungsvolle Bilder ab, ein Schwan auf einem Grabstein wirkt eher Romantisch. Wo ist der Unterschied zwischen Krähen und Raben? Ich beschließe nachher mal zu Googeln. Das Treibgut kommt immer näher, sieht merkwürdig aus, irgendwie Menschlich. Ich beschließe dem Treiben Bedeutung zu schenken, mir stockt der Atem.

Es sieht aus wie eine große Plastiktüte, doch als das Treibgut näher kommt erkenne ich einen Rücken. Es ist ein Mensch, eine tote Seele im Glanz der Sonne. Automatisch greife ich in meine Jackentasche und will die Polizei rufen. Der leblose Körper wird immer wieder gegen die Steine gedrückt, es sieht aus als ob es noch lebt. Die Arme bewegen sich, die langen Haare im Wasser sehen aus wie Fangarme des Todes. Vor ein paar Tagen ist eine Frau verschwunden, ich schlucke, Atme ich noch? Ein großes Schiff fährt vorbei, erzeugt Wellen die die Leiche umdreht und auf die Steine schiebt.

Sie ist nackt und aufgedunsen. Ein merkwürdiger Geruch schlägt mir entgegen, ich scheine noch zu Atmen. Wild hängen ihr die Haare im Gesicht, kleine Wellen lassen sie lebhaft werden. Mir wird übel, ich bewundere Gerichtsmediziner in diesem Moment. Wer möchte schon gerne nackt auf dem Seziertisch liegen und vollgekotzt werden? Der Tod ist in ihr Gesicht geschrieben, ich rufe ein leises "Hallo ......." doch niemand reagiert "Warum muss ausgerechnet mir das passieren"!?!? denke ich laut und habe gleich darauf Mitleid mit der Toten.

In der Zeitung stand das sie 28 Jahre alt gewesen ist, diese Frau sieht wie ....ich kann es nicht sagen wie alt sie ist. Ich stehe von der Bank auf, ist dies alles Wirklichkeit? Langsam gehe ich ans Ufer ohne vorher zu gucken ob einer dieser Fahrradfahrer vorbei kommt. Wenn man spazieren geht, kommen sie oft von hinten und fahren einen fast über den Haufen. Meine Füße berühren das Gras, ich schaue von oben auf die Leiche und stecke mein Handy wieder ein. Wäre ein Bild von ihr in der Zeitung gewesen, ich würde sie nicht wiedererkennen.

Wasserleichen kommen wieder hoch wenn sie anfangen zu verwesen, ich sehe ihren aufgequollenen Bauch. Ich drehe mich um und suche einen Stock, sogleich verwerfe ich den Gedanken wieder sie zu pieken. Was ist wenn sie aufplatzt oder wieder in den Kanal rutscht und ein Schiff sie in die Schraube zieht. Ich wundere mich über meine Gedanken, der Tod ist vor mir und ich will ihn berühren. Sie muss im Leben eine schöne junge Frau gewesen sein, ich sehe ihren starren Blick. Ich bin gefangen in diesem Augenblick, langsam gewöhne ich mich an den Geruch des Todes.

Verletzungen sehe ich keine, was mag wohl passiert sein? Oft rutschen Menschen auf den nassen Steinen aus, schlagen mit dem Kopf auf oder werden vom Sog der vorbeiziehenden Schiffe .........ich schlucke. Die zwei Schwäne kommen wieder, in gebührenden Abstand schwimmen sie vorbei. Würden sie hier tot liegen, würden Menschen naserümpfend an ihnen vorbei gehen. Ich bleibe bei der Toten, etwas in mir sagt "Bleib" ich knie mich hin und verspüre Mitleid. Das Wasser glänzt auf ihrer gespannten Haut, sie bewegt sich so anmutig, wie eine Tänzerin.

Der Tot bittet zum Tanz, er hat sich eine Partnerin ausgesucht und führt sie durch die glitzernden Wellen. Das kalte Wasser macht ihr nichts mehr aus, ihr warmer Pol des Lebens ist erkaltet. Ob ihre Seele noch hier ist? Ich drehe mich vorsichtig um. Weiß man selbst wann man gestorben ist? Spätestens wenn keine SMS mehr auf dem Handy erscheint, oder keine E-Mail. "Spiel mir das Lied vom Tod" ich erinnere mich an die Melodie, ich sehe Charles Bronson mit der Mundharmonika im staubigen Mantel. Im Fernsehen ist der Tod allgegenwärtig, im richtigen Leben so selten wie ein Edelweiß.

Die Welt ist ein Stück ärmer geworden, ich kenne sie zwar nicht aber ich glaube, sie war ein guter Mensch. Ich glaube sowieso immer an das Gute im Menschen, ist wohl ein Defekt in meinem Gehirn. So wie die Welt sie gerade anzieht, musst sie ein Engel gewesen sein. Ihre ganze Haut ist mit glitzernden Tropfen bedeckt, sanft gleitet das Wasser durch ihre Haare. Ich möchte ihr Lachen hören in diesem Moment, meine Augen fallen zu, nur sie und ich. Ich versuche zu hören, versuche ein Lachen aus dem Jenseits zu erhaschen. Ich sehe hinter meinen geschlossenen Lidern eine lächelnde Frau, ihr Haar weht im Wind, in einem glitzernden Kleid.

Es ist nicht richtig wenn Kinder zuerst gehen, das Gleichgewicht wurde hier zerstört und zurück bleibt ein "Warum"? Ich öffne meine Augen und blinzle, die Sonne scheint grell auf das Wasser. Ob sie noch einen Sonnendrand bekommen kann? Was mache ich hier eigentlich? Ich hätte schon längst die Polizei rufen sollen ...ich möchte ihre Eltern anrufen, kenne aber deren Nummer nicht. Sie wären die richtigen hier, sie wüssten was zu tun ist. Ob ich sie aus dem Wasser ziehen soll? Der Gedanke sie anzustoßen, damit sie in die Mitte des Kanals zurück treibt verwerfe ich wieder.

Bestimmt gibt es jemanden der sich große Sorgen macht, ich weiß was es heißt jemanden zu verlieren. Ob die Verwandten noch Hoffnung haben? Vieleicht sitzen sie gerade zu Hause vor dem Telefon und warten auf ein Lebenszeichen. Sie werden nie wieder ihre Stimme hören, nie wieder ihr Lachen, nur Erinnerungen bleiben. Ein Fahrradfahrer nähert sich, wie aus weiter Ferne höre ich ihn näher kommen. Jemand steigt ab, ich spüre Hände auf meinen Schultern und ein "Oh mein Gott" ich drehe mich nicht um, ich bin kein Gott. Während der Fremde die Polizei ruft, lege ich meinen Blick schützend über ihren nackten Körper.

Ist man im Tod anders nackt als im Leben? Ich möchte nicht das Schaulustige sie angaffen, deshalb ziehe ich meine Jacke aus, krabble die kleine Böschung nach unten und bedecke die nackte Frau. Der Fahrradfahrer nervt mich, ein älterer Herr der pausenlos redet "Halten sie die Fresse" sage ich ohne ihn anzusehen. Er stört mein Empfinden, die Ruhe der Toten Frau, das Kreischen der Möwen. Neben der Toten landet eine Krähe, die schwarzen Federn glänzen in der Sonne. Mich würde es nicht wundern wenn der Vogel seine Flügel ausbreitet, seine Krallen in das Tote Fleisch schlägt und sie davon trägt. Er müsste mit ihr direkt in die Sonne fliegen, auf den Schwingen des Todes Richtung Sonne.

Es klingt komisch, aber ich werde diesen Moment nie vergessen. Hinter mir Erbricht sich der Fahrradfahrer, der Geruch der toten Frau wird durch die Sonne verstärkt und vom Wind ans Ufer getragen. Kann dieser Mensch nicht einfach weiter fahren? Er hat doch seine Bürgerpflicht getan. Bürgerpflicht, Pfff drauf geschissen. Hier liegt ein Mensch, keine Pflicht. Alles an diesem Ort ist fehl am Platz, so als würde jeden Moment die Steuerfahndung kommen, oder Zollbeamte. Der Aufgequollene Körper der jungen Frau, er passt nicht zu ihrem Gesicht. Ich werde nie mehr ihr Gesicht vergessen, ihre Haare, einfach alles. Eine kleine Welle schwappt über ihr Gesicht, ein Wasserfilm legt sich über ihre Augenhöhlen, kein Blinzeln.

Hinter mir wird es lauter, Türen werden geöffnet, Schritte. Fragen werden gestellt, der alte Mann erzählt und erzählt als wäre er dabei gewesen. Jemand berührt meine Schulter, es ist eine zarte Berührung "Hallo, habe sie die Leiche entdeckt"? es ist eine Frauenstimme. Mir ist, als würde die Tote zu mir sprechen, ich bin gefangen in meinen Gedanken. Meine Ellenbogen werden berührt, ich werde hochgehoben und von der Toten weggezogen. Sie setzen mich auf eine Bank, eine Frau in Uniform kniet sich vor mich "Geht es ihnen gut"? Ich weiß es nicht, zucke mit den Schultern und verliere eine Träne. Ist es die Trauer um die fremde Frau? über ihr Schicksal? oder einfach nur, weil der Moment unserer Zweisamkeit zu Ende ist.

Mir ist, als würde ich sie schon Jahre lang kennen, die nackte Frau im Kanal. Die Polizistin berührt sanft meine Hand, sie hat ein hübsches Gesicht unter ihrer Polizeimütze. Ich schaue an ihr vorbei, immer mehr Männer in weißen Papieranzügen kommen hinzu. Sie sehen aus wie Möwen auf zwei Beinen, meine Jacke wird entfernt, Fotos werden gemacht von ihrem nackten Körper "Haben sie die Frau zugedeckt"? sie streichelt tatsächlich meine Hand. Ich hole tief Luft, mir ist als hätte ich Stundenlang nicht geatmet "Ja ......." sage ich "Wissen sie was passiert ist"? ich schaue sie verwundert an "Sie kam als Treibgut und wurde hier angespült" ich habe irgendwie keine Lust zu reden, die Polizistin merkt es. Ich nehme die lebendige Polizistin in meine Arme, drücke sie ganz fest an mich. Ihr Duft vermischt sich mit dem Duft der verwesenden Frau, eine nicht gerade angenehme Kombination.

Ein schwarzer Van fährt den Wirtschaftsweg entlang, die Müllmänner für Menschen kommen. Sie tragen schwarze Anzüge, tragen gespielten Ernst in ihren Gesichtern. Die "Man in Black" bringen einen Engel an seinen Bestimmungsort "Wir wissen was passiert ist" sagt die Polizistin. Ich gucke sie erstaunt an "Sie wurde beobachtet wie sie angetrunken im Kanal baden wollte und ausrutschte" ich senke meinen Blick, die Polizistin hat kleine Füße die in schweren Schuhen gefangen sind. Am liebsten möchte ich sie nackt vor mir haben, eine nackte lebendige Frau "Würden sie sich ausziehen für mich? Ich möchte mit ihnen Schlafen, ich brauche etwas lebendiges" sie lächelt mich an, steht auf und geht zu ihrem Kollegen.

Alleine sitze ich auf der Bank, um mich herum ist reges Treiben. Der "Fundort" wird gereinigt, von Spuren beseitigt, stinkendes Menschfleisch entfernt. Die zwei Schwäne kommen wieder, sie tauchen ihre Schnäbel ins Wasser, suchen was zum Essen. Autos entfernen sich, Papieranzüge werden ausgezogen und in Säcke gestopft, leises Knistern und Rascheln. Als letztes fährt der Polizeiwagen weg, in ihm sitzt ein Polizist ohne Beifahrerin. Seine Kollegin setzt sich neben mich, sie nimmt ihre Mütze ab. Ich drehe mich zu ihr um, sie ist wirklich sehr hübsch. Unsere Gesichter kommen näher, ich bin irgendwie leer. Ein inniger Kuss trifft sich, es riecht nach Sommer. Ich rieche die Sonne auf der Haut der Polizistin, fühle ihre warmen Lippen, ihr Leben.

Noch nie habe ich eine Frau so geküsst, die leere in mir lässt mich auf ihre Lippen fallen. Haltlos streichle ich mich unter ihre Uniform, die Staatsdienerin wird von mir unordentlich gemacht. Wir beschließen ein stilles abkommen, stehen gemeinsam auf und gehen den Wirtschaftsweg eng umschlungen entlang. Immer wieder bleiben wir stehen, ich berühre ihr Gesicht, küsse ihre weichen Lippen, streichle über ihre Brüste, ihren Körper. Unter ihrer Uniform fühle ich wärme, menschliche Wärme, ihre Wärme. Hundebesitzer kommen uns entgegen, Fahrradfahrer und Rentner mit Zeit zum Spazieren gehen.

Wir erreichen meine Wohnung, ohne ein Wort zu verlieren gehen wir in mein Schlafzimmer. Ich befreie die Polizistin von ihrem Dienst, ziehe sie Stück für Stück aus bis sie nackt vor mir steht. Ihre Uniform liegt verstreut um uns herum, so als wäre sie von ihrem Körper abgeplatzt. Ich vergrabe mein Gesicht auf ihrem Bauch, küsse ihren Nabel, ***** ihre warme Haut. Sie steht nur da, lässt mich von ihrer Haut kosten, ihren Duft in mich aufnehmen. Ich stelle mich hin, werde von ihr ausgezogen und stehen uns schließlich nackt gegenüber. Ich brauche jetzt ihr Leben, ihren Puls, ihr warmes Blut in den Adern was anfängt zu brodeln. Sie legt sich aufs Bett, nackt, mit heller Haut und offenen Augen.

Ich komme über sie, bedecke ihren Körper mit sanften Küssen. Ich will sie ganz in meinem Mund nehmen, sie ablutschen, ihren Geschmack eintauschen gegen den Geschmack des Todes der noch so nah ist in uns. Keine Stelle ihres Körpers lasse ich aus, wir Treiben dahin wie Treibgut. Eng umschlungen wälzen wir über mein Bett, ihre Hände sind überall, ihre Lippen, ihr Leben. Immer wieder hören wir schwer Atmend auf, schauen uns an wie Wölfe in einem Käfig um wieder übereinander her zu fallen. Wir feiern unser Leben, brauchen jetzt die Berührungen des anderen. Ihren offenen, stöhnenden Mund bedecke ich mit meinen Mund. Meine Zunge sucht ihren Speichel, ich will mich an ihrem Lebenswasser berauschen.

Wir Beißen und kratzen uns, wollen spüren wie lebendig wir sind. Schweiß rinnt aus unseren Poren und wird von Händen mitgenommen. Ich ***** ihre Achseln, ihre Beine, ihren Schoß. Sie nimmt mich in ihren Mund, es gibt kein oben oder unten, wir sind Schwerelos. Wir sind nicht auf der Suche nach einem Höhepunkt, wir wollen leben sehen. Braune Augen hat sie und schaut in meine in Meer getränkten Augen. Sterne scheinen sich in ihren Augen zu spiegeln, sie glänzen und funkeln ....ich sehe das Universum. Mein Gesicht vergräbt sich in ihren Hals, ein feuchter Ort an dem ich bleibe. Wie die Wellen am Kanal bewegen sich unsere Körper, wir sind das Treibgut des Schicksals was uns zusammen geführt hat.

Wild hängen ihr die verschwitzten Haare im Gesicht, wie ein verrückter auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Sie leckt meinen Schweiß vom Kinn, schleckt Tropfen für Tropfen meines Lebens und beißt hinein. Der kleine Tod überkommt uns, wir wollen gemeinsam sterben in inniger Umarmung. Die Sonne geht unter, glutrot scheint sie in mein Schlafzimmer. Die Polizistin liegt in meinem Arm, ihren Körper dicht an den meinen gepresst. Ich lege liebevoll einen Kuss in ihr verschwitztes Haar, ihre Finger streichen durch meine Behaarte feuchte Brust. Wir tauchen ein in rote Farbe, Schatten werden an die Decke geworfen. Erneut geht ein Tag zu Ende, ich drücke das Leben in meinen Arm fest an mich. Sie schaut mich an, legt ihre Lippen auf die meinen. Wir gleiten durch ein scheinbar rotes Meer, in inniger Umarmung und glänzenden Augen. Wir lächeln uns an und treiben durch das Leben.
  • Geschrieben von Herjemine
  • Veröffentlicht am 10.04.2015
  • Gelesen: 9042 mal
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