Erotische Geschichten

Bitte melden Sie sich an

Stromausfall

4 von 5 Sternen
Leon lehnte sich im Stuhl zurück und schlug das rechte Bein übers linke Knie, so dass die Spitze seines Schuhs auf den Personalchef zeigte.
Sein rechter Arm lag leicht angewinkelt, mit der Handfläche nach unten auf dem Konferenztisch. Die linke Hand ruhte auf dem rechten Knie und hielt ein Blatt Papier. Im Bewerbungs-Seminar, welches das Arbeitsamt durchführte, hatte er diese Körperhaltung geübt. Sie sollte seinem Gegenüber einen entspannten, aber dennoch offenen und interessierten Bewerber präsentieren.
Der Personalchef, Herr Salvisberg, blätterte mit ausdruckslosem Gesicht in Leons Bewerbungsunterlagen. Unangenehme Stille schien den Raum in ein Zeitloses Vakuum zu hüllen. Das Blatt Papier in Leons linker Hand, er hatte sich ein paar Fragen zu der Stelle aufgeschrieben, wurde langsam feucht und knitterig. Leon hatte normalerweise ein gesundes Selbstvertrauen und stand mit beiden Beinen auf dem Boden. Aber die Atmosphäre in diesem Raum, begann ihn zu verunsichern.
Ihm und dem Personalchef gegenüber sass eine ältere Frau, sie hatte sich als Frau Mangold vorgestellt und erklärt, dass sie als Beobachterin am Bewerbungsgespräch teilnahm. Jedes mal wenn Leon zu ihr blickte, zuckte ein Lächeln um ihre Mundwinkel und sie rutschte, den Blick abwendend in eine neue Sitzposition.
Ihr Gesicht erinnerte Leon an die Französische Schauspielerin Catherine Deuneuve auf die sein Vater so stand.
"Und, warum wollen sie in unserer Firma arbeiten?" Salvisbergs Stimme erinnerte an ein blökendes Schaf und durchbrach die Stille so abrupt, dass Leon leicht zusammenzuckte. Aus den Augenwinkeln sah er Frau Mangold erste Notizen machen.
Leon legte sein Blatt Papier auf den Tisch und suchte die gleiche Sitzposition wie sein Gegenüber. "Wie sie ja aus meiner Bewerbung entnehmen, habe ich erst kürzlich meine Ausbildung abgeschlossen. Deshalb ist ihre Firma für mich die erste Wahl. Sie sind International tätig mit Produktions und Dienstleistungs-Unternehmen in den verschiedensten Sparten. Als interessierter und engagierter Betriebs-Disponent würde mir diese Anstellung genau jene Berufserfahrung vermitteln, die ich für meine weitere Laufbahn brauche!"
Der Personalchef nickte. "Und warum sollen wir gerade sie anstellen und nicht jemanden mit Berufserfahrung?"
Leon entspannte sich. "Weil ich das Fachwissen habe, mich mit ihrer Firma identifizieren kann, immer volle Leistung bringe und, das scheint mir bei einer international tätigen Firma wichtig, ich spreche und schreibe fließend: Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch!" Leon lehnte sich zurück und blickte herausfordernd in die Runde.
Frau Mangold machte Notizen und Herr Salvisberg blätterte wieder in den Bewerbungsunterlagen. Ohne aufzuschauen sagte er: "Ich habe mit ihrem früheren Arbeitgeber telefoniert," Leon spürte wie Schweiß in seinen Nacken lief, "und er war, was den Arbeitseinsatz betraf, sehr zufrieden mit ihnen. Da gibt es jedoch eine Formulierung in ihrem Arbeitszeugnis," der Schweiß perlte nun auch auf Leons Stirn, "die müssen sie mir näher erläutern. Ich zitiere: Herr Pansa wurde von allen Mitarbeiterinnen sehr geschätzt und trug durch seine umgängliche Art wesentlich zum guten Betriebsklima bei." Forschend betrachtete Herr Salvisberg Leons verschwitztes Gesicht und fragte mit einem süffisanten Unterton: "Wurden sie nur von den Mitarbeiterinnen geschätzt?"
Leon fühlte ein pochen in den Ohren und drückte die Hände an die Oberschenkel. Auf so eine Frage war er nicht vorbereitet. Er ahnte worauf Herr Salvisberg hinaus wollte, wusste aber nicht, was sein früherer Arbeitgeber alles über ihn erzählt hatte. Die Formulierung in seinem Arbeitszeugnis entsprach der Wahrheit, aber nur aus dem Grund, weil an seinem letzten Arbeitsplatz abgesehen vom Firmeninhaber, tatsächlich nur Frauen angestellt waren. Mit einigen hatte Leon auch die Freizeit verbracht, aber während der Arbeit war nie etwas gelaufen. Und das ihn die Frau des Chefs ständig mit zweideutigen Sprüchen und gelegentlichen Berührungen zu mehr verleiten wollte, war ja nicht seine Schuld gewesen. Die Frauen flogen auf ihn. Er war zwar kein Muskelbepackter Athlet und entsprach auch sonst nicht unbedingt einem gängigen Schönheitsideal. Es waren seine hellblauen, ausdrucksstarken Augen, die im Kontrast zu seinem südländischen Typ standen und die Blicke auf sich zogen.
Leon räusperte sich und erklärte: "Die Formulierung ist schon richtig, ich war der einzige männliche Angestellte, aber ich versichere ihnen, dass ich nie eine Grenze überschritten habe." Leon schlug wieder sein linkes Bein über das rechte Knie, lehnte sich entspannt zurück und ergänzte: "Ich nehme an, sie sprechen das leidige Thema der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz an?"
Salvisberg lachte blökend und konstatierte: "Das gefällt mir, sie reden nicht um den heißen Brei und kommen auf den Punkt. Ja, der Gedanke ist mir beim lesen ihres Arbeitszeugnisses gekommen!"
Er wandte sich zu Frau Mangold: "Wir hatten in der Vergangenheit ein paar Probleme in diese Richtung!"
Sie zeigte ein zerknirschtes Gesicht und nickte Zustimmung.
Leon betrachtete sie kurz und dachte amüsiert: vor mir brauchst du keine Angst zu haben, ich stehe nicht auf Omas. Schon als Leon sie in den Raum kommen sah, hatte er den Eindruck einer alten Jungfer zu begegnen. Ihre Kleidung, ein schwarzer Keilrock und eine weiße, bis zum Hals zugeknöpften Bluse, verstärkte dieses Bild.
Salvisberg erklärte: "Solche Vorfälle stören das gesamte Betriebsklima und lenken die Angestellten von der Arbeit ab. Wir sind hier um Umsatz und Gewinn zu machen und nicht um Juristen und Abfindungen zu finanzieren!"
Er bellte die letzten Worte mit einer bedrohenden Schärfe und Leon drückte sich unwillkürlich tiefer in seinen Stuhl.
"Möchte jemand einen Kaffee oder Mineralwasser?" Salvisberg blickte fragend in die Runde. Leon verneinte, seine Blase drückte seit einigen Minuten und Kaffee machte ihn nervös.
"Monika, würdest du mir einen Becher holen? " Frau Mangold stand auf und als sie neben Leon vorbei rauschte, wehte unaufdringlicher Parfümduft an seine Nase. Unbewusst folgte ihr sein Blick und irgendwo in seinem Hinterkopf registrierten ein paar Hirnzellen, dass sie einen reizvollen Hintern besaß.
Salvisberg blätterte wieder in Leons Bewerbungsunterlagen und fragte schließlich: "Sie haben die Spanische Staatsbürgerschaft, müssen sie dort auch Militärdienst leisten?" Leon verneinte und erklärte: "Ich bekomme bald den Schweizer Pass und da ich schon fast zweiundzwanzig Jahre alt bin, muss ich auch hier nicht in die Rekrutenschule!"
Salvisberg schien zufrieden und murmelte: "Das würde Kosten sparen."
Frau Mangold kam mit verärgertem Gesichtsausdruck zurück in jeder Hand einen Becher Kaffee tragend. Braune, feuchte F*****n zierten die weiße Bluse und sie knurrte wütend: "Den Kaffee Automaten direkt neben dem Lift aufzustellen war wirklich keine gute Idee!" Sie setzte sich an ihren Platz und zupfte an der Bluse herum.
Salvisberg fragte fürsorglich ob sie Ersatz Kleider bei sich habe, aber sie wiegelte ab und brummte: "Das trocknet ja wieder."

Als Leon eine halbe Stunde später aus dem Gebäude trat, war er zuversichtlich den Job zu bekommen. Er hatte sich gut verkauft, die richtigen Fragen gestellt und Herr Salvisberg ließ durchblicken, dass er geeignet war. Es gab zwar einen kurzen Moment, da glaubte Leon die Sache vermasselt zu haben. Aber wenn er sich jetzt die Situation noch einmal vor Augen führte, erschien es kaum der Rede wert. Frau Mangold hatte sich auf ihrem Stuhl eine neue Sitzposition gesucht und zufällig blickte er gerade in dem Moment zu ihr, als sie den Brustkorb durchdrückte. Die fleckige Bluse spannte sich und ganz kurz sah er, dass sie flache Brüste hatte und keinen BH trug. Einer der Kaffee F*****n lag genau auf einer Brustwarze die durch den nassen Stoff schimmerte. Das ganze dauerte nur einen Wimpern schlag, irritierte Leon aber dermaßen, dass er noch zwei, drei mal einem Reflex folgend auf ihren Brustkorb schielte, obwohl sie schon wieder nach vorne gebeugt auf dem Stuhl sass und Notizen machte. Auch Herr Salvisberg schien seine Irritation nicht bemerkt zu haben.

Eine Woche später teilte ihm Frau Mangold telefonisch mit, dass er in einem Monat mit der Arbeit beginnen konnte und bat ihn noch einmal in die Firma zu kommen um den Arbeitsvertrag zu unterschreiben.
Da Leon noch in seiner alten Firma tätig war und viel zu tun hatte, war Frau Mangold einverstanden, dass er erst am Freitag nach Feierabend vorbeikam. Sie erklärte ihm, sie ginge kurz nach Hause um sich umzuziehen, da sie am Abend eine Kunstausstellung besuchen wolle und falls sie noch nicht zurück in der Firma sei, solle er doch beim Eingang warten.

Als Leon am Freitag um 18:00 Uhr beim eintraf, war erstes Donnergrollen aus der Ferne zu hören und ein leichter Wind machte die flirrende Hitze etwas erträglicher. Es war zwar erst Mitte Mai, aber im Verlauf des Tages war die Temperatur stetig gestiegen und erreichte Hochsommerliche Temperaturen.
Leon hoffte, dass die Vertragsunterzeichnung nicht zu lange dauern würde. Er war bis auf die Unterwäsche durchgeschwitzt, das T-Shirt klebte auf der Haut und der leichte Druck in seinem Kopf hatte sich in den letzten Stunden zu einer ausgewachsenen Migräne entwickelt. Das war immer so, wenn sich ein Gewitter zusammenbraute. Am liebsten wäre er nach Hause gefahren um kalt zu duschen und eine Schmerztablette einzunehmen.
Der Donner kam näher und der stärker werdende Wind blies eine leere Red Bull Dose vorbei. Das Tageslicht trübte merklich und die zuvor träge vorbei laufenden Passanten begannen ihre Schritte zu beschleunigen. Ein Taxi hielt vor dem Firmen Eingang und Frau Mangold stieg aus.
Fast hätte Leon sie nicht erkannt. Die graue Maus die ihm vor einer Woche gegenüber sass, war zu einer attraktiven Dame mutiert. Sie war geschminkt und das blonde Haar fiel in leichten Wellen über ihre Schultern. Hastig wischte er den Schweiß seiner rechten Hand am Hosenboden ab und begrüsste sie mit einem kräftigen Händedruck. "Mussten sie lange warten?" Sie zog eine Karte durch den Schlitz des Zugangssystems und die Glastür schob sich automatisch zur Seite.
"Nein, ich bin auch erst eben gekommen."
Ein Schwall klimatisierter kühler Luft umhüllte ihn, als sie eintraten. Kaum hatte sich die Tür wieder geschlossen, erzitterte das Glas unter einem gewaltigen Donnerschlag. Frau Mangold zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. Draußen schien es Nacht geworden zu sein und erste Regentropfen klatschten Staub aufwirbelnd zu Boden.
Ein Blitz zuckte grell und in tausend Verästelungen auslaufend direkt vor dem Eingang in die Strasse und der kaum eine Sekunde darauf folgende Donner war so Ohrenbetäubend, dass Leon und Frau Mangold reflexartig ihre Arme in einer Abwehrbewegung hoch rissen. Leon entfuhr ein: "Scheiße!" Und Frau Mangold quietschte hysterisch: "Mutter Maria!" Als Leon die am ganzen Leib zitternde Frau ansah, wurde ihm bewusst, dass sein Körper ebenfalls vibrierte. Er begann zu kichern, warum wusste er nicht. Vielleicht war es die Anspannung, der Schreck oder einfach nur der Umstand, dass ihn das Kichern von der Tatsache ablenkte, dass er eben eine ganz und gar nicht männliche Reaktion gezeigt hatte, dazu noch vor einer Frau.
Frau Mangold begann ebenfalls zu kichern, steigerte sich in glucksende Heiterkeit und schließlich hielten sich beide die Bäuche vor Lachen. Sie beruhigten sich wieder und Frau Mangold holte, als sie auf den Lift warteten ein Taschentuch hervor.
Während sie hoch fuhren, tupfte sie vorsichtig, ohne ihr Make-Up zu verschmieren, Tränen aus den Augenwinkeln. Leon betrachtete sie verstohlen von der Seite und sagte: "So gelacht habe ich schon lange nicht mehr!" Sie nickte kichernd, stopfte das Taschentuch zurück in die flache Handtasche unter ihrem Arm und zupfte die Haare zurecht. "Geht mir ebenso."
Der Lift hielt an und Frau Mangold fragte, beim Kaffeeautomaten verharrend: "Wollen sie auch einen Kaffee?" Sie kramte in der Handtasche und drückte Leon, ohne eine Antwort abzuwarten zwei Jetons in die Hand. "Meiner ohne Zucker. Ich gehe schon mal ins Büro und suche den Vertrag."
Sie stöckelte davon und rief ohne sich umzudrehen. "Zuhinterst rechts, kommen sie einfach rein!"
Leon betrachtete angetan ihren Hüftschwung und die Kontur des Slips, welcher sich unter der engen weißen Segeltuch Hose abzeichnete, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Kaffeeautomaten widmete.
Als er ihr Büro betrat, stand sie mit ausgestrecktem Arm auf einem rollbaren Bürostuhl und versuchte einen Archiv Karton zu greifen, der zuoberst auf einem Regal thronte.
Sie hatte mit ihren Stöckelschuhen kaum halt auf dem gepolsterten Stuhl und wankte bedrohlich zur Seite. Geistesgegenwärtig stellte Leon die Kaffeebecher hastig auf den Schreibtisch und stellte sich zu ihr. Keine Sekunde zu spät. Sie verlor das Gleichgewicht, versuchte Halt am Regal zu finden, der Stuhl rollte seitlich weg und sie kippte, einen spitzen Schrei ausstoßend, direkt in Leons Arme.
Sie war zwar nicht schwer, aber die Wucht des Aufpralls liess ihn rückwärts taumeln. Zum Glück stand der Schreibtisch nicht im Weg, als er stolpernd einknickte und halb kniend, halb hockend zum Stillstand kam. Sie lag mit halb aufgerichtetem Oberkörper, den Hinterkopf an sein Kinn gedrückt zwischen seinen Schenkeln und japste nach Luft.
Im ersten Augenblick war Leon zu keiner Bewegung fähig. Ein erneuter gewaltiger Donnerschlag lies Frau Mangold zusammenzucken und riss ihn aus seiner Starre.
Aus weiter Ferne drang die Erkenntnis in sein Bewusstsein, dass seine linke Hand eine ihrer Brüste umfasst hielt. Sein Anstands Gefühl schlug Alarm und gleichzeitig wollte etwas in ihm die Berührung auskosten. Frau Mangold nahm ihm die Entscheidung ab und begann sich umständlich von ihm zu lösen. Leon erhob sich und half ihr auf die Beine. Fürsorglich fragte er: "Sind sie in Ordnung?"
Sie blickte an sich hinunter und stammelte: "Ich glaub schon." Sie zupfte ihre Kleidung zurecht und ihr Gesicht bekam wieder Farbe. "Wenn sie nicht gewesen wären ... "
Leon winkte ab und sagte: "Es war ja nicht so hoch und der Teppich hätte ihren Aufprall gemindert."
"Trotzdem, danke!" Sie umrundete den Schreibtisch und holte aus einem Schrank dahinter eine Flasche Cognac und zwei Gläser. "Auf diesen Schreck brauch ich jetzt einen Schluck."
Während sie die bauchigen Gläser zu einem viertel füllte, erklärte sie: "Normalerweise habe ich eine Trittleiter im Büro, aber unsere Putzfrauen sind der Meinung die Leiter gehöre in den Putzraum und der ist im Keller. Also habe ich gedacht, der Stuhl tut es auch."
Sie trat wieder zu Leon, drückte ihm ein Glas in die Hand und sagte lächelnd: "Auf gute, möglichst unfallfreie Zusammenarbeit!"
Leon nippte vom Cognac und fragte, in Richtung Regal nickend: "Was wollten sie eigentlich herunterholen?"
Sie schüttelte den Kopf. "Nicht so wichtig, ich wollte ihnen einige Produkt und Dienstleistungs-Kataloge mitgeben, damit sie sich etwas vorbereiten können. Aber sie werden sowieso die ersten drei Wochen eingearbeitet und mit allem vertraut gemacht." Das Donnern wurde zeitweise so laut, dass sie ihr Gespräch fast schreiend führen mussten. Windböen ließen den Regen heftig an die Fenster klatschen und die Blitze folgten einer auf den anderen.
Als sie zehn Minuten später auf den Lift warteten, begann das Licht im Flur zu flackern und erlosch. Die Notbeleuchtung schaltete ein und tauchte den Flur in mattes Licht. Frau Mangold drückte ein paar mal genervt auf den Liftknopf und Leon sagte, auf das Fenster am Ende des Flurs deutend: "Ich glaube der Strom ist in der ganzen Stadt ausgefallen."
"Nehmen wir halt die Treppe!" Sie zog ihre Zugangskarte durch den Schlitz neben der Tür zum Treppenhaus, aber nichts passierte. Sie fluchte leise und holte ein Handy aus der Handtasche. "Ich versuche den Hauswart zu erreichen."
Leon ging zum Fenster und schaute hinaus. Blitze hellten die im Dunkeln da liegende Stadt auf und gelegentlich huschten Autoscheinwerfer über Hauswände und Dächer.
Zu den Donnerschlägen und dem Regen prasseln gesellte sich nun auch das unheilverkündende Martinshorn eines Rettungsfahrzeuges.
Frau Mangold trat neben ihn und brummte: "Ich habe keinen Empfang."
Leon kramte sein Handy hervor und sah auf dem Display nur das Krähenfuß Symbol aber keine Balken. Er versuchte einen Freund anzurufen, aber die Leitung blieb stumm. "Vielleicht erreichen wir über das Festnetz Telefon in ihrem Büro den Hauswart!"
Doch auch das brachte nichts. Anscheinend hatte der Stromausfall auch die Kommunikations Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen. Mit belegter Stimme fragte Frau Mangold: "Und, was machen wir jetzt?"
Leon war es nicht gewohnt, dass ein Vorgesetzter Schwäche zeigte. Als er noch Zuhause wohnte, in der Schule und auch während der Ausbildung waren die Grenzen immer klar gezogen. Auch wenn Frau Mangold erst in vier Wochen seine Chefin sein würde, empfand er gleichwohl schon jetzt den Respekt eines Untergebenen. Für einen Moment verunsicherte ihn dieser Gedankengang. Aber instinktiv realisierte er, dass sich Frau Mangold fürchtete, und dass es ihm als Mann oblag, Stärke zu zeigen.
Er straffte sich und erklärte mit etwas übertriebenem Enthusiasmus: "Am besten suchen wir uns eine Sitzgelegenheit und warten bis das Licht wieder angeht!"
Frau Mangold nickte. "Wir könnten in das Büro von Herrn Salvisberg gehen, er hat eine Sitzecke mit Sofa und Sessel."
"Eine Kerze wäre jetzt nicht schlecht!" Meinte Leon als sie den Raum gegenüber betraten. Das Notlicht auf dem Flur hatte zwar Frau Mangolds Büro ein wenig aufgehellt, doch Herr Salvisbergs Büro war fast drei mal so groß und die Sitzecke lag im dunkel. Frau Mangold murmelte: "Kerze, Kerze, ich hab doch noch welche von letzter Weihnacht," und verschwand in ihrem Büro.
Sie kam mit einer Schachtel Christbaumkerzen und dem Cognac zurück. Leon hatte in einer Ecke einen kleinen Kühlschrank entdeckt und fand darin drei Salami Sandwiches.
Zuversichtlich meinte Frau Mangold: "Also, machen wir es uns gemütlich!"
Leon nahm den Sessel in Beschlag und schaute zu, wie sie vorgebeugt die Kerzen anzündete. Er realisierte, dass sie auch heute keinen BH unter ihrem seidig glänzenden Top anhatte. Er glaubte im aufflackernden Licht der entflammten Kerzen auch zwei köstliche Knospen zu erkennen, doch vermutlich waren es nur tanzende Schatten die ihn betörten.

"Ich wollte den heutigen Abend zwar stilvoller verbringen und vor allem nicht in der Firma, aber ich denke, wir werden uns gut vertragen." Sie blickte fragend zu Leon: "Oder was meinen sie Herr Pansa?"
Leon trank hastig vom Cognac und erwiderte dann: "Das ist auch nicht gerade meine bevorzugte Art, den Freitag Abend zu verbringen."
Sie setzte sich aufs Sofa und prostete ihm zu. "Und was macht ein junger Mann wie sie am Wochenende?"
Leon fingerte ein Sandwich vom Beistelltisch und antwortete: "Heute Abend wäre ich mit ein paar Kumpels zusammen und würde Spielen."
"Oh, sie gehen ins Kasino! Was spielen sie, Blackjack, Poker oder ... "
Leon unterbrach sie grinsend: "Nein, wir zocken nicht. Wir spielen irgend etwas auf der X-Box oder Playstation."
Sie lachte gekünstelt und fragte: "Sie hocken also irgendwo mit anderen Männern ihres alters in einer Wohnung und spielen diese," sie zögerte, "Kinderspiele?"
Ihr abschätziger Tonfall verunsicherte ihn. Er versuchte sich zu rechtfertigen und erklärte: "Nicht unbedingt, wir spielen Strategie und Kampfspiele ... eigentlich fast das gleiche, was ich als Disponent beruflich mache!"
Sie lachte gekünstelt. "Ja, da mögen sie recht haben. Manchmal geht es bei uns in der Firma wirklich zu wie im Krieg!"
Draußen erlosch die Notbeleuchtung und ihre Sitzecke wurde zu einer kleinen, schummrig beleuchteten Insel. Durch die Lamellen Ritzen der herunter gezogenen Rollladen flackerten die Blitze und warfen zuckende Schemen an die Wände.
Leon vermutete: "Die Batterien sind wohl leer."
Frau Mangold knirschte missmutig: "Als die Dinger installiert wurden hieß es, sie würden zwei Stunde brennen," sie blickte auf ihr Handy, "aber wir haben erst eine halbe Stunde Stromausfall!"
Leon nickte und erklärte: "Ist dasselbe mit den Handys. In der Werbung sagen sie, der Akku halte so und so lange, aber ich muss meines schon nach der Hälfte dieser Zeit wieder aufladen!"
Frau Mangold zog ihre Schuhe aus und legte die Beine hoch. "Also Herr Pansa, was machen sie sonst noch in ihrer Freizeit, wenn sie nicht gerade einen Krieg führen?" Leon zuckte mit den Schultern, nahm das Glas zur Hand und begann es langsam zu schwenken, so wie er es bei einem Schauspieler in irgend einem Film gesehen hatte. Er wusste zwar nicht warum man den Cognac schwenkte, aber er stellte sich vor, dass er dadurch reifer wirkte. Seit Frau Mangold mit ausgestreckten Beinen entspannt auf dem Sofa lag, hatte er das undefinierbare Gefühl sich älter und erfahrener darzustellen, als er in Wirklichkeit war.
"Ich mache viele verschiedene Sachen in meiner Freizeit ... Tanzen, Fußball, Konzerte ... " Er starrte in sein Glas und dachte: außerdem besaufe ich mich gern und ich mag Frauen.
Sie seufzte: "Ich liebe Konzerte!" Sie richtete sich auf und schenkte Cognac nach. "Heute Abend wollte ich eine Kunstausstellung besuchen, entartete Kunst, ein Streichquartett hätte dazu die Musik von Schostakowitsch gespielt ... himmlisch!"
Leon verstand nur Bahnhof, aber er nickte mit einem Gesichtsausdruck, der seiner Meinung nach Verständnis für diese Art Kunst ausdrückte.
Frau Mangold verschluckte sich fast vor Lachen und wieherte: "Sie haben keine Ahnung wovon ich spreche?!"
Leon blickte beschämt in sein Glas und murmelte: "Strich Männchen, Geigen und kahlköpfige Intellektuelle."
Frau Mangold explodierte in einem fast hysterischen Lachanfall und bebte am ganzen Körper. Seine Verwirrung über ihre Reaktion mutierte zu angenehmer Erregung, als er sah, dass ein Träger ihres Tops über die Schulter rutschte und die weiße Haut einer halb bedeckten Brust freigab.
Schließlich richtete sie sich auf, zog den Träger hoch und kicherte: "Strichmännchen, Geigen und kahlköpfige Intellektuelle! Denn muss ich meiner Freundin erzählen." Übergangslos, mit ernster, vorwurfsvoller Stimme, die so gar nicht zu ihrer Heiterkeit passte, bellte sie: "Sie starren auf meine Brüste!" Leon verschüttete fast sein Glas vor Schreck und wäre am liebsten aus dem Zimmer geflüchtet. Sie lachte wieder und sagte in fast mütterlichem Tonfall: "Nur keine Panik Herr Pansa. Sie starren nicht, sie genießen! Und ich verrate ihnen ein Geheimnis: wenn ein junger Mann wie sie, eine reife Frau wie mich so anschaut, ist das ein Kompliment der seltenen Art. Jedenfalls empfinde ich persönlich es so."
Sie machte eine Pause und betrachtete den verlegen in sein Weinglas starrenden Leon. Aufgewühlt, hin und her gerissen zwischen Scham, Wut über sich selbst und einem Gefühl der Hilflosigkeit, drangen ihre Worte in seinen Verstand. Er zwang sich Blickkontakt aufzunehmen, straffte den Oberkörper und sagte entschuldigend: "Ist mir wirklich peinlich! Ich hoffe, sie haben jetzt nicht einen falschen Eindruck von mir bekommen ... ich meine, sie sind ja quasi meine ... "
Sie klopfte mit der rechten Hand aufs Sofa und forderte: "Kommen sie, setzen sie sich zu mir! Ja, ich werde bald ihre Vorgesetzte sein und ich habe gesehen wie eingeschüchtert sie beim Vorstellungsgespräch waren, als Herr Salvisberg das Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ansprach."
Leon drückte sich mit seinem Glas in der Hand in die andere Sofa Ecke. "Ich habe genug Menschenkenntnis, um zu erkennen, ob ein männlicher Mitarbeiter seine Libido im Griff hat oder nicht! Und sie Herr Pansa, gehören mit Sicherheit zu den Anständigen. Ein anderer an ihrer Stelle und in der jetzigen Situation, hätte schon lange versucht mich anzumachen."
Leon musste sich eingestehen, dass sie recht hatte. Alle Frauen mit denen er intim war, hatten den ersten Schritt von sich aus getan. Er besaß im täglichen Umgang mit den Mitmenschen ein gesundes Selbstvertrauen, jedoch fehlte ihm die Kühnheit oder auch Frechheit, eine Frau direkt anzumachen.
Sie erklärte weiter: "Vorhin, als mein Träger verrutschte, haben sie nichts anderes getan, als ihrer genetischen Programierung zu folgen. Hätten sie nicht auf meine Brust gestarrt, wären sie entweder homosexuell, kastriert oder blind. Würden die Männer, so wie es viele Frauen fordern, nicht auf Brüste, Pos und Schenkel starren, wäre die Menschheit schon lange ausgestorben!"
Leon hatte sich noch nie Gedanken zu diesem Thema gemacht, aber er verstand was sie meinte.
Von draußen drang eine Megaphon verstärkte Stimme herein und sie gingen zu einem Fenster. Frau Mangold kurbelte das Rollo hoch und sie sahen unten auf der Strasse ein Polizeiauto langsam vorbeifahren.
Die Bevölkerung wurde angehalten, sämtliche elektrische Geräte, die vor dem Stromausfall in Betrieb waren, auszuschalten. Die Stromlieferanten würden mit Hochdruck daran arbeiten, den Schaden zu beheben und es sei in den nächsten ein bis zwei Stunden mit einer Normalisierung der Lage zu rechnen. Man solle sich ruhig verhalten und nur in Notfällen das Haus verlassen.
"Kein Problem, wir gehen nirgendwo hin!", murmelte Frau Mangold.
Sie setzten sich wieder auf ihre Plätze und tranken den restlichen Cognac.
"Was sie vorhin gesagt haben leuchtet mir ein," bestätigte Leon.
Bedächtig versuchte er einen Gedanken zu formulieren: "Und deshalb machen sich die Frauen hübsch, ich meine diese genetische Programierung wird ja wohl nicht nur auf uns Männer beschränkt sein. Ihr wollt die Aufmerksamkeit der Männer auf euch ziehen ... ist eigentlich genau so wie in den Tier Dokumentationen im Fernsehen!"
Frau Mangold lachte. "Genau so! Aber mit einem wesentlichen Unterschied: Tiere folgen ihrem Instinkt und können ihr Triebverhalten nicht bewusst steuern ... Zugegeben, auch einige Menschen haben da so ihre Probleme! Aber im großen und ganzen können wir unsere Triebe bewusst kontrollieren oder sogar sublimieren!"
Leon suchte nach der Definition von sublimieren, fand aber keine Antwort.
Süffisant lächelnd erklärte sie: "Vorhin brachten sie den Spruch von den intellektuellen Kahlköpfen. Wäre der Stromausfall nicht gewesen, würde ich jetzt den Abend mit einigen Leuten verbringen, die ihre Lust zu sublimieren wissen. Ganz einfach gesagt: Wenn der Kunstmaler geil ist, malt er ein Bild anstatt zu kopulieren!"
Sie kicherte über ihre Worte und erklärte weiter: "Er versucht seine Trieb Energie auf ein anderes, auch erfüllendes Ziel umzulenken. Im Falle unseres Malers, verwandelt sich seine Lust in ein Bild dessen Ausdruck jene Hingabe wiederspiegelt die er vielleicht einer Frau geschenkt hätte." Ironisch ergänzte sie: "Wenn mein verstorbener Mann, er war Dirigent, nicht so viel sublimiert hätte ... ", sie machte eine wegwerfende Handbewegung, "Ach lassen wir das! Aber sie verstehen was ich meine?"
Leon hatte ihr fasziniert zugehört, war jedoch nicht sonderlich angetan, von diesem sublimieren. Es klang irgendwie zu abgehoben und machte für ihn, wenn er seinen Lebensstil betrachtete, keinen Sinn. "Wirklich beeindruckend! Aber ich für meinen Teil, lasse lieber der Natur ihren Lauf!"
"Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Aber es gibt halt Frauen und Männer, die sich näher am Intellekt bewegen, sich mit ihrem Körper und seiner Triebhaftigkeit distanzierter, als vielleicht ein ungebildeter Hilfsarbeiter, verbunden fühlen. Ich meine das absolut nicht abschätzend, es ist einfach eine Tatsache."
"Das stimmt, ich habe Arbeitslose Kumpels, zum Teil unterste Schublade, bei denen dreht sich alles nur um Sex und Suff!"
Frau Mangold hob eine Augenbraue und fragte streng: "Sie verbringen ihre Freizeit mit Säufern?"
Leon hatte das Gefühl als habe ihn ein Lastwagen gerammt und irritiert stotterte er: "Das sind alte Kumpels ... noch von der Schulzeit ... ich meine ... "
Frau Mangold klopfte laut herauslachend mit der flachen, rechten Hand auf seinen Oberschenkel, lies sie dort liegen und gackerte: "Ihr Respekt vor Autorität in Ehren, aber jetzt, genau in diesem Moment, hier in diesem Zimmer", sie machte eine ausladende Handbewegung, "abgeschnitten vom Rest der Welt, sind sie und ich einfach nur zwei Menschen, die Zeit miteinander verbringen müssen ... nein, dürfen. Denn ehrlich gesagt, ich habe mich schon lange nicht mehr so gut amüsiert, wie hier mit ihnen. Und was sie in ihrer Freizeit machen und mit wem sie sie verbringen, dass geht weder mich, noch die Firma etwas an!" Sie drückte sanft seinen Oberschenkel.
"Sie müssen mich für naiv halten Frau Mangold! Aber der Job ist mir wirklich wichtig! Und hier in diesem Büro, zusammen mit ihnen, bin ich irgendwie eingeschüchtert. Wären wir an einem anderen, neutralen Ort, würde ich mich lockerer fühlen."
Sie streichelte seinen Oberschenkel und flötete mütterlich: "Ich beiße nicht, nah ja, nicht mehr so oft und wenn, dann empfindet der Gebissene es als angenehm."
Der Gehalt ihrer Worte drang in Leons Bewusstsein und löste warme Erregung aus. Wenn er das Gehörte richtig interpretierte, war das eine eindeutig, Sex-bezogene Äußerung. Was sollte er darauf erwidern? Komm und friss mich! Oder erwartete sie jetzt, dass er die Initiative ergreifen würde und ...

"Spielen wir ein Spiel Herr Pansa." Sie rutschte zurück auf ihre Sofa hälfte, setzte sich aufrecht hin, die Hände zwischen zusammengepressten Schenkeln vergraben und fragte: "Wahr oder Falsch, kennen sie das Spielprinzip?"
Leon nickte.
"Also, ich fange an." Sie lehnte sich Stirnrunzelnd zurück und betrachtete Leon aus zusammengekniffenen Augen. "Als ich in ihrem Alter war, hatte ich eine Affäre mit meinem damaligen Chef! Wahr oder Falsch?"
Das Frau Mangold eine kluge, nicht zu unterschätzende Frau war, hatte Leon längst mitbekommen und diese Frage lies ihn ihm die Vermutung keimen, dass sie das Spiel in eine ganz bestimmte Richtung lenkte. Er antwortete: "Wahr!"
Sie nickte und erklärte: "Wir haben dann geheiratet. Ich war damals Sekretärin am Konservatorium. Jetzt sind sie dran."
Leon lächelte in sich hinein, bei diesem Thema konnte er mithalten und mit ernstem Gesichtsausdruck behauptete er: "Als ich 15 war, habe ich mit einer Lehrerin geschlafen! Wahr oder Falsch?"
Sie betrachtete forschend sein ausdrucksloses Gesicht. "Schwierig einzuschätzen. Ich würde sagen: Falsch!"
Leon grinste triumphierend. "Wahr!"
Überrascht zog sie eine Augenbraue hoch. "Wirklich? Das hätte ich jetzt nicht erwartet."
Leon verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. "Ja, in der neunten Klasse im Schullager. Ich hatte mir ein Bein verstaucht und konnte nicht mit auf eine Wanderung. Die Lehrerin, eigentlich war es eine Praktikantin vom Lehrer Seminar, blieb mit mir im Lager und da ist es passiert."
"Und, wie wars?"
Leon senkte verlegen den Kopf und druckste: "Na ja, für mich wars das erste Mal und es ging sehr schnell."
Frau Mangold lachte. "Soll vorkommen!" Sie räusperte sich. "Also, nächste Behauptung: Ich war mit einer Frau intim!"
Leon war hin und her gerissen. Einerseits wirkte sie auf ihn eher konservativ, bürgerlich korrekt. Andererseits offenbarte dieses Spiel, dass sie es auch pikant liebte. Er musste raten: "Falsch!"
Sie schmunzelte schelmisch und gurrte: "Nein, richtig!" Und erklärte: "Ist noch gar nicht so lange her. Ich machte letztes Jahr eine Kreuzfahrt in die Karibik, da ist es passiert. Das Schiff hatte einen Wellness Bereich und die Masseurin ... " Seufzend blickte sie an die Decke und strich mit der rechten Hand entlang ihres Halses. Elektrisiert betrachtete Leon diese Geste. Vor seinem inneren Auge sah er Frau Mangold nackt mit ölig feucht glänzender Haut auf dem Bauch liegen. Eine junge Frau stand, im knappen Bikini daneben und strich ihr sanft über den Rücken und Po.
Frau Mangold betrachtete amüsiert sein abwesendes Gesicht. "Was denken sie gerade, Herr Pansa?"
Leon löste sich von dem Bild und rutschte in eine neue Sitzposition. Geradeheraus sagte er: "Ich habe sie mir eben nackt vorgestellt."
Ihre Hand rutschte vom Halsansatz, über den Brustkorb und blieb auf dem Bauchnabel liegen. "Interessant! Und, finden sie mich reizvoll?"
Im flackernden Kerzenlicht betrachtete Leon ihr Gesicht. Es gab hübschere Frauen. Junge Frauen in seinem Alter mit makelloser Haut, üppigen Lippen und perfekten Körpern. Aber irgendwie erschienen sie ihm jetzt, in dieser erotisch aufgeladenen Atmosphäre, blass und konturlos. Er hatte eine ausgewachsene Erektion in der Hose und das würde er ihr jetzt sagen, dann wusste sie, wie sehr sie ihn anmachte. "Ich ... "

Die Neon Beleuchtung im Flur erwachte summend und flackernd zum Leben.
Im ersten Augenblick sassen beide Orientierungslos, mit ungläubigen Gesichtern einfach nur da.
Frau Mangold löste den Bann und seufzte, während sie sich erhob: "Endlich," und fügte bei: "Und schade!" Sie blickte zu Leon. "Ich hätte gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbracht, so einen gemütlichen Abend habe ich schon lange nicht mehr gehabt.
Leon fühlte sich wie aus einem schönen Traum gerissen. Wiederwillig stand er ebenfalls auf und half ihr beim Aufräumen. Als sie zum Lift schlenderten, begann ihn eine Frage zu quälen und als sie auf den Lift warteten, musste er eine Antwort haben. "Wenn der Stromausfall länger gedauert hätte, hätten sie mit mir geschlafen?"
Die Lifttür schob auf und als sie beide in der Kabine standen, drängte sie sich an ihn heran und suchte seine Lippen, um im Erdgeschoss wieder von ihm abzulassen.

Sie standen draußen unter einem klaren Abendhimmel der in keiner Weise darauf hinwies, dass vor einer Stunde fast der Weltuntergang getobt hatte.
Frau Mangold schaute Leon ernst in die Augen und sagte tonlos, fast frustriert: "Wenn wir beide miteinander geschlafen hätten, würde ihr Arbeitsvertrag jetzt zerrissen im Abfallkorb liegen und ich würde Herrn Salvisberg am Montag informieren, dass sie die Stelle kurzfristig abgesagt haben!"
Sie blickte zu Boden und murmelte: "Ich werde bald in Rente gehen und will wegen einer Affäre am Arbeitsplatz nicht meine Kündigung riskieren."
Leon küsste sie sanft auf die Wange und sagte: "Danke!"
Er wandte sich ab, drehte noch einmal den Kopf nach ihr und wünschte ein schönes Wochenende. Frau Mangold schaute ihm nach bis sich sein Umriss in der Dunkelheit auflöste.
Eine Träne rollte über ihre Wange und tropfte lautlos in die Nacht ihres vermutlich letzten Frühlings.
  • Geschrieben von Karmisch
  • Veröffentlicht am 26.07.2023
  • Gelesen: 12704 mal
Das Profilbild von Karmisch

Kommentare

Noch keine Kommentare vorhanden

Schreiben Sie einen Kommentar

0.1