Erotische Geschichten

Bitte melden Sie sich an

Nr.262 1944 Cognac-6 Frauenparty mit 2 Männern

5 von 5 Sternen
25. August 1944 Seite 130

Irgendein Hauptmann aus Annis Bekanntenkreis ist auf Urlaub gekommen; Juristenkollegen vom Kriegsverwaltungsrat (Annis Mann) oder so. Sie will ein großes Fest arrangieren, mit allen Freundinnen. Gestern rief sie in Grünwald an, um Marli einzuladen.

"Weißt du, daß sie im Krankenhaus liegt ?", fragt sie mich abends. Schweigend schüttle ich den Kopf, weil ich Angst habe, mich zu verraten.

"Als ob uns der Krieg nicht reichte" schimpft sie. "Wenn jetzt auch noch Pest und Cholera dazukommen .... Aber das Fest steigt auf alle Fälle. Du kommst doch?"

"Ich weiß nicht"...

"Was soll das heißen?" Fragt sie aufgebracht. "Du mußt kommen."
Nach einem ungemütlichen Schweigen drückt sie ihre Zigarette aus und schlägt eine andere Taktik ein. Sie bedeckt meinen Nacken mit kleinen, aufregenden Küssen, saugt an meiner Ohrmuschel, stößt kurz, aber mehr zart ihre Zunge ins Innere und flüstert: "Was soll ich denn ohne dich?"

27.August 1944

Frauen, nichts als Frauen. Der junge Hauptmann brachte eine vampirhafte Rothaarige mit dem unpassend biblischenNamen "Esther" aufs Fest. Sie trug ein grünes Abendkleid aus schillernder Seide mit einem gewagten tiefen Ausschnitt, bewegte sich wie eine Schlange und war vom Kaberett. Den Namen des Hauptmanns habe ich nicht richtig verstanden, Breschnitz, Braschwitz oder so ähnlich. Er hatte einen Wagen zur Verfügung, und im Fond eine Batterie von Flaschen. Die schieben (CS??)ja manchmal unheimlich.

"Damit der Nachschub klappt", sagt er tatendurstig und tätschelte dabei das prächtige Hinterteil seiner grünen Schlange.

Die anderen kannte ich fast alle, außer Barbara, Annis Schwägerin, ein blasses Geschöpf mit weißem Krägelchen am himmelblauen Tanzstundenkleid und einer rosa Stoffblume am Busen.

Anni war eine bezaubernde, elegante Gastgeberin. Lächelnd hakte sie sich bei mir ein, drückte meinen Arm unauffällig an sich und führte mich zu meinem zweiten Stammplatz im Hause, an den Flügel. Sie begrüßte die ausgelassene Susi mit der gleichen Freundlichkeit wie die schweigsame Evi, Und während sie die heiter, gelassene Dame des Hauses spielte, eilte Lilo brav von einer Gruppe zur anderen, um Gläser zu füllen und Aschenbecher zurechtzustellen.

Alle, ob ich sie schon kannte oder dort eben erst kennenlernte, waren fest entschlossen, sich zu amüsieren, und zwar sofort. Sie lachten. Laut und grundlos, Trällerten alberne Melodien, die ich am Flügel anschlug und gaben sich burschikos vergnügt. So vergnügt, daß ich traurig wurde.

Ihre Bewegungen, am Anfang noch etwas eckig, wurden schon bei der ersten Flasche Cognac gelöster. Bei der zweiten Flasche begannen sie zu tanzen. Bei der dritten Flasche lag Esther im Arm des Hauptmanns. Über seine silbernen Schulterstücke blickte sie mich aus verhangenen Augen begehrlich an. Der Hauptmann machte eine brüske Drehung.

Ich sehe ihre Rückenpartie: der grüne Stoff spannt sich hauteng über langen Schenkeln. Die roten Haare fallen tief über die Schultern herab. Das sich langsam nach rechts und links wiegende Hinterteil ist eine einzige Herausfoderung an mich. Als sie an mir vorüberstreicht, streift mich ihr hart gespannter Schenkel. Sie läß die Augenlider sinken und lächelt mit offenem Mund, in dem die. Zungenspitze zu sehen ist.

Es wird schwül. Der Hauptmann hat ein rotes Gesicht, wischt sich die Stirn, wirft sich in einen Sessel und öffnet den Waffenrock. "Wo ist der Cognac?" Schreit er. "Stimmung, meine Damen, Stimmung!" Und gießt sich den Cognac in den Hals.

Esther stellt den Plattenspieler an. Sie kommt mit wiegenden Schritten auf mich zu . "Tanzen wir?" Sie hat grüne Augen. Ich lege meine Hand wortlos um ihre Taille. ihr Körper wirkt elektrisierend. Lasziv drückt sie sich an mich. Durch das dünne Oberhemd hindurch fühle ich ihre Brustwarzen auf meiner Haut. Der Unterleib reibt gegen mein Geschlecht und der Kopf liegt schwer auf meiner Schulter.

"Merci, mon ami, es war wunderschön", summt sie leise in mein Ohr, und "Liebling, wir müssen uns wiedersehen..." Sie tanzt im Stehen, die Beine bewegen sich kaum, nur ihr Leib wiegt sich im Takt.

"Esther!" Brüllt der Hauptmann mit sturem Blick aus der Ecke. "Esther, gib mir was zu trinken!" Nur widerwillig löst sie sich von mir, um ihren Hauptmann zu laben.

Tanzen - alle wollen tanzen. Fox, Swing, langsamer Walzer, Slow, vor allem Slow. Evi hält die schüchterne Barbara an sich gepreßt. Lilo tanzt mit Susi. Anni gelingt es, den Hauptmann zu einem Tango zu überreden, den er mit glasigen Augen vorbildlich hölzern übersteht. Zwei Frauen, die ich nur dem Namen nach kenne, halten sich eng umschlungen. Lilo sucht mich zu provozieren: Sie sitzt auf Esthers Schoß, deren Dekolleté so weit verrutscht ist, daß die linke Brustknospe hervorlugt. Und alle landen irgendwann bei mir, drücken sich an mich, umschlingen meinen Hals, kleben mit lüsternen Augen an mir oder schließen aufseufzend die Augen wie beim Orgasmus. Sie erleben wahrscheinlich sogar einen Orgasmus, der die ausgetrockneten Schenkel befeuchtet.

Das Fest wird zum Bachanal. Nur Anni bleibt selbstsicher, auch wenn ihre begehrlichen Blicke an meiner Hose aufwärts gleiten. letztlich wird sie´s raffiniert so einzurichten wissen, daß ich wie gewöhnlich doch in ihrem Schoß ende; sie scheint nur noch zu überlegen, ob sie Lilo an der Beute teilhaben lassen muß.

Inmitten dieser schwülen Atmosphäre habe ich dauernd das Gefühl, von einem aufmerksamen Augenpaar beobachtet zu werden, doch wenn ich mich umsehe, steht höchstens die schüchterne Barbara mit ihrem Tanzstundenkleidchen in der Nähe. Sie ist die einzige von allen Frauen, die beim Tanzen auf körperlichen Abstand hält. Steif legt sie sich zurück und vermeidet sogar, mich mit ihren Brüsten zu berühren.

"Bin ich Dir unsympathisch?" frage ich sie.
"Nein, nein, wirklich nicht" stammelt sie und wird rot. Sie will und sie will nicht.... Als wir alle nach einer weiteren Stunde Brüderschaft trinken und die Küsse der Frauen absolut nicht schwesterlich ausfallen, küßt sie mich rechts und links auf die Wangen, was mich überrascht, daß ich sie lange verwundert betrachte, bis mich Lilo zum Tanzen holt.

Der Hauptmann sitzt mit ausgestreckten Beinen im Sessel und behält die Cognacflasche der Einfachheit halber gleich in der Hand. ... Mimi Thoma schmachtet ihren Erfolgsschlager "Peterle, kleines Peterle" - da verlöscht das Licht. Lustschreie flirren durch den dunklen Raum, eine Hand greift nach meinem Glied. ...doch ebenso schnell geht das Licht wieder an, und die Hand ist verschwunden.

Durch das Intermezzo angeregt, schlägt Susi ein blödsinniges Spiel vor, dem alle begeistert zustimmen. Im dunklen Raum sollen sich die beiden Männer eine der Frauen greifen und mit drei Fragen erraten, wer sie ist. Bei richtiger Lösung darf die Frau den Gewinner küssen.

Der Hauptmann rät gleich beim ersten Mal falsch und zieht sich mit seinem Cognac beleidigt zurück. "Ein Scheißspiel", brummt er. Ich bekomme Barbara zu fassen, die ich an ihrer Stoffrose erkenne. Ihr Kuß fällt so unsinnlich aus, daß ich sie festhalte und mit meiner Zunge schnell in ihren Mund eindringe, wogegen sie sich über dem Gelächter aller verzweifelt wehrt. Beim zweiten Mal erwische ich Esther, schiebe sie auf den Korridor und greife ihr hinter der Tür unter den Rock: Ihre Schamlippen sind feucht, und sie stöhnt leise auf. Aber irgend jemand dreht unbarmherzig das Licht wieder an. Im allerletzten Moment ziehe ich meine Hand wieder zurück.

Es muß doch bemerkt worden sein. Die Frauen kreischen und bilden einen Kreis um mich. Sie wollen das Spiel steigern, sie wollen Pfänder, Kleidungsstücke der Verlierer. Sie wollen mehr und ihre Schreie werden schriller. Ich fürchte, daß sie zum Höhepunkt des Festes die zwei Männer verlosen wollen, und ich überlege, wie ich mich aus der Affäre ziehen könnte, als es stürmisch an der Haustür klingelt.

Anni stutzt einen Moment, verläßt dann bleich das Zimmer und stößt draußen einen Schrei aus, dem affektiert-übersprudelnde Sätze folgen, unterbrochen von krampfhaftem Lachen. Eine herrische Baßstimme antwortet. Sekunden später präsentiert sie ... ganz treue Penelope .... als (un) willkommene Überraschung des Abend ihren Kriegsverwaltungsrat. Ich sehe ringsum nichts als abwarten-verstörte Gesichter; doch als der heimkehrende Odysseus durch seine Brillengläser die Gesellschaft amüsiert betrachtet und das Koppel mit dem Offiziersdolch abschnallt, umringen ihn die Frauen und ziehen ihn ins Zimmer.

"Soso" grient er, "die Heimatfront feiert Feste, während wir uns absetzen müssen." Aber er ist sichtlich zufrieden, daß es ihm gelungen ist, dem Debakel in Rumänien rechtzeitig entkommen zu sein.

Freundlich begrüßt er Annis Freundinnen, dann Barbara, scherzt , lacht und haut dem Hauptmann kameradschaftlich auf die Schulter. Nur mich stellt Anni mit wenigen Worten zur Person vor. Er nickt wohlgefällig und hat in diesem Augenblick mit seinem Obersten Kriegsherrn eines gemeinsan: das absolute Verkennen der Kräfteverhältnisse und der Situation. Offensichtlich wirke ich auf ihn harmlos-sympathisch.

"Musik", schwärmt er albern, "hat Ihnen meine Frau erzählt, daß ich auch Klavier spiele? Kommen Sie, darauf müssen wir einen trinken."

Während das jäh gestörte Fest nun etwas gedämpfter weitergeht, zieht er den Hauptmann und mich in ein mannhaftes Gespräch und gibt sich als Kunstkenner. Ich betrachte seine rosig-fetten Händchen, erkenne zwischen ihnen und der Kunst keinerlei Zusammenhang. Dazu bin ich insgeheim eifersüchtig bei den Gedanken, daß er Besitzansprüche auf Anni hat, und kann unbefangen erst wieder lächeln, als ich an unsere Liebesnächte in seinem Bett denke. Nun, heute nicht! Ich werde irgendwo anders Trost finden.

"So", wiederholt er, jetzt wollen wir endlich einen schmettern", und entkorkt gastfrei einige Flachen Slibowitz, die er aus Rumänien herausgerettet hat. Nach dem ersten Glas lehnt er sich zufrieden zurück, streckt die Stiefel weit von sich und mustert ungeniert die Damen.


"Muß schon sagen", näselt er im Kasinoton, "geht doch nichts über unsere deutschen Frauen, was Kamerad?" Er tätschelt dem Hauptmannn freundschaftlich das Knie. "In Rumänien, kann ich Ihnen sagen ....."

Der Hauptmann macht eine verächtliche Handbewegung, grient und schüttet einen Slibowitz hinunter. Annis Mann legt mir zutunlich die Hand aufs Knie.

"In Rumänien.... das war das tollste, was ich je erlebt habe ... da stehen doch die Frauen an der Straße ....."

.... er beugt sich vertraulich zu meinem Ohr .... "und heben einfach den Rock hoch...."
Seine Nasenflügel blähen sich, und er leckt sich schnell die Lippen. Der Hauptmann nickt mit Kennermiene.

"Alt, jung, schön oder häßlich .... stehen da und heben den Rock hoch!" Er schüttelt den Kopf und lacht wie ein alter Ziegenbock. "So wie die Dinge liegen", sagt er leiser, "kann man nur noch saufen". Und das tut er.

"Ex, meine Herren!" Zackig, Glas in Brusthöhe, am zweiten Knopf der Uniformjacke, Kopf in den Nacken geworfen, Schmatzen, runter mit dem Zeug, Glas in Brusthöhe, abstellen, und neueinschenken.

"Ex, meine Herren!" "Das Ganze noch mal, weil es so schön ist."

Ich trinke. Mir ist alles egal. Die Frauen sind nun ganz sich selbst überlassen. Der Herr des Hauses hat das Vorrecht und will anscheinend aus alter Gewohnheit Männer um sich sehen.

"Ich hab´mal in Paris ..." lallt der Hauptmann, doch der Kriegsverwaltungsrat unterbricht ihn: "Moment, Kamerad, vorher muß Ihnen auch etwas zum Thema erzählen. Ich war damals auf Kreta und bekam da eines Tages die ehrenvolle Aufgabe, das Offiziersbordell einzurichten.. "Mach´ ich", sag´ ich, "mach´ ich!" Flog also rüber nach Athen, um Weiber auszusuchen.

War nicht schwierig, gab ja jede Menge. Die hatten Hunger und da. .... na, Sie wissen schon. Ich organisierte das also, suchte die Hübschesten aus und hatte schließlich zweiundzwanzig Weiber zusammen. Schöne, stramme Weiber, kann ich Ihnen sagen, jung, schwarz, tolle Figuren! Mußte natürlich auch einige auf ihre Eignung prüfen".... er grient mit feuchten Lippen .... ,"nicht alle, versteht sich. .... Also, ich flog mit den Weibern zurück. Großer Bahnhof. So etwas hatte ich noch nie gesehen! Alle Kameraden vollzählig versammelt." Mit sichtlichem Vergnügen blinzelt er durch die stark vergrößernden Brillengläser und erzählt weiter:

"Das war nämlich so: wir hatten im Garten von unserem Offizierskasino, auf allgemeinen Wunsch und mit Genehmigung des Befehlshabers Griechenland, ein Schwimmbecken eingerichtet. Sehr schönes Becken. Die Nutten kamen also an, auf dem LKW, durften sogar im Kasino mit uns essen, damit die Herren schon bei Tisch Gelegenheit hatten, sich etwas Passendes auszusuchen.

Nach dem Essen.... raus in den Garten Das ging alles sehr ordentlich zu. Ich weiß nicht mehr, wer damit anfing. Jedenfalls kam einem der Herren die Idee, eine Nutte, während sie nichtsahnend mit ihm plauderte,Ins Wasser zu stoßen. Wie die reinfiel. ... nein ....." er hält sich den Bauch, "es sah zu komisch aus".

Na da haben die anderen Herren gedacht, so ein Bad kann ihnen ja nicht schaden, und da haben wir sie alle reingeschmissen. Nun war aber die vom Befehlshaber genehmigte Höhe des Schwimmbassins einsachtzig, und die griechischen Weiber sind doch alle so klein...." Er lacht, lacht, daß sein Bauch auf und niederhüpft., daß er fast einen Erstickungsanfall bekommt und ihm die dicken Tränen in die blauen Augen schießen. Noch immer hustend vor Lachen nimmt er die Brille ab und wischt sich die verschwiemelten Augen aus. Immer wieder wird er von neuen Ausbrüchen geschüttelt, erzählt er nur noch in Fragmenten weiter. Die Worte glucksen, kollern und gehen in vergnügtes Meckern über.

"Bitte, sage ich höflich, obwohl mir der Sinn der Geschichte längst klargeworden ist, "wie war das? Ich habe es nicht verstanden....."

Nach verschiedenen Anläufen gelingt ihm endlich die Poine. "Ist doch klar ... die waren alle unter Wasser... konnten nicht schwimmen .... stellen Sie sich das vor: die kämpften um ihr Leben... Geschrei von zweiundzwanzig Nutten! Gingen wieder unter ... ein Höllenspektakel, kann ich Ihnen sagen. Zum Schluß habe wir sie .. einzeln aus dem Bassin gefischt...."

".......... denn die wurden ja noch gebrauch", röhrt der Hauptmann und schlägt sich vergnügt auf die Schenkel.

Anni ist hinter ihren Mann getreten und hat mit angeekelter Mine zugehört. Sie beherrscht sich nur mühsam. Ihr ist das Fest verdorben. Sie weiß, mit wem sie nachher ins Bett gehen muß und ahnt nicht, mit wem ich schlafen werde.

Die ärgerliche Falte auf ihre Stirn wird von ihrem Mann falsch gedeutet. "Das ist nichts für Dich, mein Schatz, das sind Männersachen", sagt er. "Geh und kümmere dich um Deine Gäste". Gezwungen lächelnd geht sie sich kümmern. Er sieht ihr nach, leckt sich wieder die Lippen, kippt einen Slibowitz und wird von einem neuen Lachanfall geschüttelt.

"Aber das Beste kommt erst noch", japste er. "Nach einiger Zeit wurden die Nutten auf Kreta nicht mehr benötigt und sollten nach Nordafrika abgeschoben werden. Wir verfrachten sie in ein Junker-Transportflugzeug. Unterwegs... was soll ich Ihnen sagen.... wurde die Maschine von einer Spitfire angegriffen und abgeschossen. Und jetzt ..." er hält sich den Bauch vor Vergnügen, "jetzt liegen zweiundzwanzig Nutten auf dem Grund des Mittelmeers." Freudentränen kollern ihm nur so über die Backen. Der Lachkrampf übermannt ihn derart, daß sich sein Körper krümmt und er sich mit beiden Händen an den Armlehnen des Sessels festhalten muß.


"Sehr gut", fällt der Hauptmann sonor ein, "Wirklich sehr gut!"
Nur langsam beruhigt sich der Kiregsverwaltungsrat. Richtig erschöpft liegt er im Sessel.
"Und die Besatzung?" Erkundige ich mich höflich.
Er macht eine wegwerfende Handbewegung. "Ach die ... die sind natürlich rechtzeitig mit Fallschirmen ausgestiegen, ehe sich die Nuttenfracht in den Grund bohrte. Ich werde das nicht vergessen", sagt er abschließend, als belustige ihn ein Streich aus unbeschwerten Kindertagen. Nach kurzem Schweigen hebt er das Glas.
"Lieber Freund Macek .... auf Ihr Spezielles....."

Ich sehe ihn forschend in die Augen. Nichts. Gar nichts. Ein guter Mensch. Ein Freund klassischer Musik. Ein ordentlicher Bürger des Großdeutschen Reiches. Meine Augen suchen seine Frau. Sie plaudert mit den beschwipsten Freundinnen.

Die Konturen der Damen verschwimmen. Zuviel Slibowitz. Sie stehen am Rande eines Bassins. Lauter brave Offiziere und vorbildliche Familienväter geben ihnen einen kleinen Stoß. Sie schreien, Anni und ihre Freundinnen. Sie schreien um ihr Leben aus Angst! Ich möchte sie alle retten. Alle! Was können sie dafür? Was haben sie mit der grausamen Politik ihrer Männer zu schaffen?
Mein Kopf fühlt sich an wie mit Eisen oder Schrott gefüllt. Wahrscheinlich war ich schon
restlos besoffen.

Aus weiter Ferne dröhnt die Baßstimme. Die durch die Brillengläser grotesk vergrößerten Augen rücken immer näher. "Hallo, Freund Macek, jaja, auf die Dauer hat´ s der Slibowitz in sich... also keine Ausrede. Sie müssen für mich spielen.

Mühsam komme ich hoch, wanke. Er lacht dicht hinter meinem Ohr, lacht dröhnend. Ich bau mich stramm vor ihm auf. "Was darf´s denn sein? Mozart? Beethoven? Oder ein bißchen Hindemith?"

"Quatsch, Lilli Marleen!" Und singt: "An der Kaserne ... vor dem großen Tor..."
Er liegt halb über den Flügel und blinzelt mir mit großer Anstrengung auf die Tasten. Immer wieder rutscht ihm der stützende Ellenbogen unter dem Oberkörper weg, doch wennn er droht, völlig zusammenzubrechen, rappelt er sich diszipliniert wieder auf und lallt: "Stand eine Laterne ... und steht sie noch davor..."


"Steht sie noch davor..." echot der Hauptmann mit dem Glas in der Hand. Ich improvisiere über ihre geliebte Lilli Marleen, schmuggle einige Takte der "Internationale" ins Zwischenspiel und kehre dann reumütig zu Lilli Marleen zurück.

"Mit dir Lilli Marleen", schreit der Kriegsverwaltungsrat.
"Mit dir, Lilli Marleen", schreien alle, ehe ich den Klavierdeckel zuschlage und torkelnd aufstehe.
"Bravo, Macek, Sie sind ein großer Künstler!" Er schwankt und schlägt mir anerkennend auf die Schulter.

Alles schwankt. Drei Frauen schwanken. Die Decke scheint über uns zu tanzen. Die Lampe schaukelt wie auf hoher See.

"Wo sind die Nutten?" Brüllt der Hauptmann und dreht sich suchend um die eigene Achse.
Er hat längst vergessen, daß er sich auf teurem Heimatboden befindet.

Vor meinen Augen geht ein Gazevorhang herunter. Hinter dem Vorhang liegen Evi und Susi auf dem Diwan und halten sich engumschlungen. Susi beißt Evi ins Ohrläppchen, hat eine Hand auf dem Busen der Freundin, den sie zärtlich streichelt. Evis hand. arbeitet systematisch zwischen den Beinen der Partnerin, die das Knie hochzieht und sich mit verdrehten Augen zwischen den Schamlippen spielen läßt. Niemand beachtet sie. Mitleidig hat Anni alle Lichter bis auf ein kleines rotes Lämpchen in der Ecke ausgeschaltet.

Zwei Frauen liegen mit ausgestreckten Beinen auf Sesseln herum und scheinen zu schlafen. Esther tanzt unermüdlich mit Barbara herum, die sich mit träumerisch geschlossenen Augen eng an sie drückt und leidenschaftlich Küsse mit ihr tauscht. Der Kriegsverwaltungsrat versucht die Lage zu überblicken, was ihm mißlingt.

"Sind ja alle besoffen", bemerkt er scharfsinnig. "Dann werde ich mich mal mit meiner Alten zurückziehen. Bin ja nur auf Durchmarsch. Zwei Nächte. Und dann ab. .. nach Frankreich!" Er packt Anni, deren Mundwinkel sich böse nach unten biegen, roh am Arm.

"Wird denn hier nur gevögelt?" Brüllt der Hauptmann, der sich immer noch um die eigene Achse dreht. "Esther ... los..... komm her, du Klasseweib .... jetzt gehst du mit deinem Putzi ins Bett ... dann wollen wir mal sehen, was dein Putzi noch alles kann!"

Der Gazevorhang vor meinen Augen wurde immer undurchdringlicher. Ich weiß, daß Esther mitkam und Barbara. Daß fünf Frauen aufeinandergepreßt im Fond des Wagens saßen. Daß der betrunkenen Hauptmann im Zickzack durch München fuhr. Barbara brachten wir nach Hause. Ich sehe sie noch vor dem Tor ihre Schlüssel suchen. Ich half ihr beim Aufschließen. Sie küßte mich mit feuchten Lippen und ließ mich verdutzt stehen.

Ich erinnere mich, daß ich in der Nähe meiner Bude mit lallenden Engelszungen auf den immer weiter dahinrasenden Hauptmann eingeredet hatte. Er muß dann wohl angehalten haben, denn plötzlich stand ich mit drei Frauen am Straßenrand. Esther hing an meinem Hals. Untergehakt schwankten wir durch die Straßen. Wahrscheinlich habe ich sie alle zu mir eingeladen. Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht mehr.

Als ich mit benommenen Kopf aufwache (wann war das bloß?). Lag ich mit Esther in meinem Zimmer auf dem Teppich. Sie roch betörend.. Dankbar streichelte sie mein Glied mit ihren langen, zarten Fingern. Ich drehte sie auf den Bauch, drang so in sie ein und sah dieses aufreizende Hinterteil nackt vor mir, das mich vom ersten Augenblick an verrückt gemacht hatte. Sie bewegte sich genauso wie beim Tanzen. Die Rundungen ihres Körpers schlugen erregend von einer Seite auf die andere, und ich weiß, daß sie unersättlich war wie ich. Befriedigt schliefen wir später, Arm in Arm, wieder ein...

Ich weiß auch, daß mein Bett entsetzlich quietschte, obwohl ich mit Esther auf dem Teppich lag, und daß es mich nicht weiter störte. Ich nahm nicht in mich auf, daß sich in der Morgendämmerung zwei nackte Frauen auf meinem Bett mit behenden Zungen und flinken Fingern liebten, bis sie ermattet in tiefen Schlaf sanken.

28. August 1944
Das hat mir die Noichl gesagt: "Was Sie sich heute Nacht in meinem Hause geleistet haben, spottet jeder Beschreibung!" So bleich sah ich sie noch niemals. Selbst als die Brandbomben aufs Dach fielen, war sie gefaßter.
"Und das will ich Ihnen sagen: Orgien werden bei Noichl nicht gefeiert"

"Orgien?"
"ja, Orgien... miit drei ausgeschwämten Frauenspersonen, und alle nackend! Nackend in meinem Haus! Ich habe sie schon in aller frühe ´rausgeschmissen! Und das, während unsere braven Soldaten an der Front ihre Pflicht tun! Eigentlich solle ich Sie dem Blockwart melden, damit Sie´s wissen. Und jetzt verschwinden Sie! Packen Sie Ihre Sachen. Bei mir nicht!"

"Aber Frau Noichl...."
Sie streckte empört die Hand aus und wies auf die Tür. "Raus, habe ich gesagt! Wir sind hier nicht Sodom und Gemorrha! Mir tut ihre Verlobte leid, so ein anständiges, junges Mädchen! So ... und jetzt geh´ ich aufs Wohnungsamt und melde, daß ihr Zimmer ab sofort frei ist."

Ohne mich eines Blickes zu würdigen, rauschte sie wie eine Rachegöttin an mir vorbei. Annis Fest! Wenn ich nicht hingegangen wäre...... Es ist sinnlos. Resigniert packte ich meinen Koffer und stopfte die Hindemithpartitur in meine Aktentasche.
Seite 142






  • Geschrieben von CSV
  • Veröffentlicht am 11.11.2016
  • Gelesen: 11343 mal

Kommentare

Noch keine Kommentare vorhanden

Schreiben Sie einen Kommentar

0.082